Eisenbahn vom Kunden her denken ... (Allgemeines Forum)

Der Blaschke, Freitag, 18.11.2022, 11:24 (vor 519 Tagen) @ Oscar (NL)
bearbeitet von Der Blaschke, Freitag, 18.11.2022, 11:26

Hallo.

Ein ICE International Brüssel-Berlin stellt nicht nur eine Direktverbindung dar, er ermöglicht mit Umstiegen auch Verbindungen Brüssel-Köln-München, Brüssel-Dortmund-Hamburg, Brüssel-Hannover-Leipzig. Frage ist: wieviele Reisende reisen direkt und wieviele steigen um?

Wenn die zweite Gruppe in der Mehrheit ist, sind relativ kurze Laufwege zu bevorzugen.

Ja? Welche denn? Du nennst von Brüssel kommend die Umstiegsbahnhöfe Köln, Dortmund, Hannover. Wo soll also dein ICE aus Brüssel mit seinem 'kurzen Laufweg' enden?

Deutschlandtakt 2030 kommt, mit Halbstundentakt auf Hauptachsen. Dann ist ein Umstieg in Köln verkraftbar.

Nein!

Umstiege sind einer der größten Komfortmängel einer Zugreise. Weil sie zwangsläufig mit Aufwand verbunden sind - selbst wenn alles reibungslos funktionieren sollte.

Das schlimme an Bahnfuzzys ist, dass sie immer aus betrieblicher Sicht der Eisenbahn argumentieren und nie aus Kundensicht. Eisenbahner selbst machen es ähnlich. Und wer sonst noch im System drinsteckt, meistens auch.

Das Ergebnis ist dann Elend. Und ein überschaubarer Marktanteil. Trostlos.

Wenn es Nachfrage für Berlin Brüssel gibt, dann haben da auch Züge zu fahren. Aber dann geht das Elend schon los: es muss sich ein Takt lohnen. Mindestens 60 Min. 3 Direktzüge am Tag = nope. Geht nicht. Umläufe. Effizienz. Blubber. Wenn es dann für 'Takt' nicht reicht: Pech. Dann gibt's bestenfalls eben nur mit Umstieg - nebenbei: was der Vorteil ggü verspätungsanfälligen Langläufern ist, wenn er nicht klappt, erschließt sich mir auch nicht. Den Rest erledigt dann der Zwang der Wirtschaftlichkeit, der effizienten Umläufe und der Kleinteiligkeit des ÖV.

Und so führt der wahnhafte ausschließliche Taktfetischismus dazu, dass etliches an Potential nicht auf die Eisenbahn gelenkt wird.

Schöne Grüße von jörg