... andere Kultur ... ;-) (Allgemeines Forum)

oska, Dienstag, 21.01.2020, 05:38 (vor 1556 Tagen) @ J-C
bearbeitet von oska, Dienstag, 21.01.2020, 05:38

Wenn man woher kommt, wo man eh lange auf seine Anschlüsse warten muss, wo die Verspätungen noch ärger sind...

Insbesondere aus der Osnabrücker Ecke höre ich oft Klagen. Die umgekehrte Wagenreihung scheint da noch das geringste Problem zu sein.

... da kann es sich manchmal lohnen, einfach mal den Blick von draußen zu haben und

Genau deshalb lese ich dieses Forum.

dann festzustellen, dass trotz allem es uns eigentlich nicht furchtbar geht - auch bei der Bahn nicht. Ja und wenn man von woher kommt, wo auf die Bahn wirklich und ohne Untertreibung gar kein Verlass ist, ist man halt [...] wesentlich gechillter.

Ich wohne nicht in so extremen (Rand)lagen, wie gefühlt viele Foristen oder die Nutzer der Nordwestbahn. Es hilft mir schon zu lesen, wie schlecht es anderen geht. Dann freue ich mich über die Zuverlässigkeit, die mir die Bahn bietet.

'Mein' Bahnhof hat keine Lounge. Damit ist schon mal das größte Problem bei mir gar nicht vorhanden. Wie bekomme ich Zutritt und welche anderen könnten sich auch in ihrer Freizeit oder Arbeitszeit Zutritt verschaffen oder nicht? - Diese Frage muß ich mir gar nicht erst stellen. Puh was habe ich ein Glück.

An 'meinem' Bahnhof nutze ich drei verschiedene EVU für den Nahverkehr. Je nachdem, in welche Richtung ich fahren möchte. Verspätung haben die eigentlich nie. Vielleicht fährt ein Zug mal zwei, drei, vier, fünf Minuten später los, ok, aber einen Umstieg habe ich deshalb noch nicht verpasst. Die Regionalzüge stehen schon lange vor meiner Ankunft am Bahnsteig und wenn ich erst mal im Zug Sitze, dann bin ich sowieso glücklich.

Ja wenn. Ein großes Ärgernis mit Unpünktlichkeit hatte ich letztes Jahr doch. Fast eine Stunde mußte ich warten. Ausgerechnet da hatte ich viel Gepäck dabei und konnte noch nicht mal durch den Bahnhof schlendern. Scheiß Bahn. Ich hetze zum Fahrstuhl - es war wirklich viel Gepäck - und sehe aus dem gläsernen Lift wie sich der Regionalzug eine halbe Minute nach der fahrplanmäßigen Abfahrtszeit in Bewegung setzt. Als sich die Fahrstuhltür dann öffnete hörte ich noch das beruhigende surren des Zuges und konnte den Rücklichtern hinterschauen. War ansich ein schöner Moment aber ich fand es in der Situation richtig doof. 'Danke Bahn' würde ich als Empörist jetzt wohl schreiben. Ich musste eine gefühlte halbe Stunde warten, bis die nächste Bahn eintrudelte. Die Fahrgäste die von dort kamen wo ich hinwollte stiegen aus, ich stieg ein und saß im Zug. Alles wieder gut. Nach ca. zwanzig Minuten fuhr der Zug los. Pünktlich, würde die Bahn sagen, für mich waren es +60.

Der Nachteil am Regionalverkehr in schwachen Regionen ist der Takt. Würden zwei Linien fahren oder ich in einem Ballungsgebiet mit dichterem Takt wohnen, hätte ich vermutlich nicht so lange warten müssen. So ist es bei mir im Fernverkehr. Hat der aus Basel kommende ICE eine hohe Verspätung, fahre ich halt mit dem Zug aus München in den Norden. Mir doch egal wo der herkommt. Mich interessiert nur wo ich hin will. Das Gute ist, das ich schon am richtigen Bahnsteig stehe. Gefühlt alle FV-Züge fahren dort in meine Wunschrichtung. Die Züge in Gegenrichtung fahren vom anderen Bahnsteig.

FGR interessieren mich nicht. Jeder der sie nutzt, tut das zu Recht, dafür sind sie ja da. Aber ich plane meine Bahnfahrten nicht um die Wahrscheinlichkeit des Ausfalls zu erhöhen sondern um gemütlich anzukommen. Wenn ich einen Sparpreis gekauft habe, dann bin ich pünktlicher am Bahnhof als bei meinem NV-Erlebnis. Sollte ein Zug nicht wie erwartet fahren, dann nehme ich einen anderen. Da unterscheide ich nicht zwischen Spar- und Flexpreisen. Probleme mit dem Zugpersonal gibt es nie. Je größer die Verspätung desto dankbarer kommen mir die Zub vor, wenn sie einfach nur meine Fahrkarte abstempeln ohne nach dem Grund zu fragen oder ihn von mir gesagt zu bekommen - egal was auf dem Fahrschein steht. Selbst mein Schönes-Wochenende-Ticket wurde im ICE kommentarlos akzepetiert.

Verspätungen gibt es. Viele Verspätungen. Letztes Jahr erinnere ich mich an ein krasses Beispiel. Kurze Fahrtsrecke, 600% Verspätung. Wir wollten zum Badesee. 10 Minuten Autofahrt. Polizei und Krankenwagen waren schon da, ein Auto lag abseits der Straße im Graben. Nach einer halben Stunde ging dann ein Polizist die wartenden Fahrzeuge ab und teilte mit das man wenden solle, da es noch länger dauern würde, bis die Straße wieder frei ist. Andere Strecke genommen, Badesee +60.

Wer das allererste Mal mit der Bahn fährt, wird möglicherweise übelst enttäuscht sein. Ein höchst unzuverlässiges System. Wer die Begriffe 'Unfall', 'Feierabendverkehr', 'Umleitung', 'Stau' oder 'Baustelle' bereits von anderen Verkehrssystemen kennt und so intelligent ist, das dort gewonnene Wissen auch auf die Bahn zu übertragen, der wird glücklich und entspannt ankommen. Das tue ich zumindest immer.


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum