Erlebniswelt Eisenbahn ... (Reiseberichte)

Der Blaschke, Freitag, 03.07.2020, 19:49 (vor 1365 Tagen)

Hallöchen.

Ich gebe zu, ich habe neulich was ganz verrücktes geplant: den 8-Min-Anschluß in Hannover vom Amsterdam-IC auf den ICE Richtung München bzw Wien. Das klappt seit bestimmt 15 Jahren mal so, mal nicht. Irgendein Planer hat da 'zuverlässig' mit 'zufällig' verwechselt.

Ich schaue daheim online nach. Keine Meldung. Also fröhlich auf zum Bahnhof. Aber 'Optimismus' ist bekanntlich 'Mangel an Information'. Als ich am Bahnhof eintrudele, wird mein IC Zug mit +6 geführt. Verzögerungen im Betriebsablauf. Na toll ...

Gegenüber scheppert derweil der IC nach Amsterdam rein. Etwas forsch. Zack, gibt's eins gewischt und die Fuhre steht. Mal schauen, jau, letzter Wagen auch noch am Bahnsteig. 20 cm Platz. Paßt! Zwischenzeitlich gibt's Kühlwasser als Vorrat für die Kundschaft. Der Tag soll heiß werden und man weiß ja nie. Allzeit bereit ...

Der Amsterdamer zuckelt los, mit der angekündigten Verspätung donnert der Berliner rein. Lokführer und Zugpersonal sind motiviert und gut drauf. Die Zugchefin möchte sogar meine Einsatzverfügung sehen; vorbildlich korrekt. Da erwähne ich bei ihr auch das Bad Oeynhausen-Süd-Problem. Sie notiert sich das sogar. Später wird mir ein Zugchef aber sagen: "Glaubst du ernsthaft, dass das jemanden interessiert, was wir melden?" Äh, nö.

Hinter Kirchlengern geht's plötzlich links. Ui, stoßen wir mal von links statt rechts auf die Strecke nach Hannover. Also an allerlei Brache vorbei, 2x rechts und dann weiter. Nanu? Müßte das nicht noch 2 weiter nach rechts gehen? Heute nicht. Sapperlot, fahren wir mal über die Güterzuggleise. So halten wir in Bad Oeynhausen auf 3 statt 1 - dort auf 1 fährt derweil parallel die WFB ein. Weiter geht's, vor Minden machen wir rüber auf's richtige Gleis. Die Verspätung ist unverändert. Vor Hannover die Durchsage, dass der ICE nach Wien nicht wartet. Womit sich meine geplante Zählung erledigt hat. Damit wir den auch wirklich nicht bekommen, stehen wir noch eine Minute vorm roten Einfahrsignal.

Aber mal schauen. Raus. Treppe runter. Rüber nach 3. Ah ja, den letzten Wagen des ICE sehe ich noch abfahren. 2 weitere Fahrgäste waren auch optimistisch und taten es mir gleich, kennen das System Bahn aber noch nicht und schimpfen erstmal mit der Aufsicht.

Derweil mich ein Geistesblitz durchzuckt. Gegenüber steht der 2083. Mit ca plus 25 und Ersatzpark. Wenn der jetzt nach dem ICE rausfährt, nur ein paar Minuten bis Kassel verliert, dann müßte ich den Anschluss nach Korbach dort noch schaffen. Der Zug ist leer. In meinem Wagen sinniert ein Fahrgast über die nicht vorhandene Sitzplatzreservierung, während der andere schon in Hannover fragt, wie es ob der Verspätung - äh, 'Verzögerung' laut Zugchefin - mit seinem Anschluss in München nach Wien aussieht. Große Planungen werden erstellt, schon mal mit Wien telefoniert, während der Schaffner offenkundig nicht böse ist, dass ab Kassel wer anders die Betreuung übernimmt.

Zwischenzeitlich sind wir tatsächlich direkt nach dem ICE abgefahren. Störungsfrei kommen wir mit nur noch ca plus 25 in Kassel an. Hey, ich bekomme problemlos noch die Kurhessenbahn.

Dort ist man in einer ganz anderen Welt. Man merkt, dass das ein eigenständiges Regionalnetz ist. Immer gepflegte Fahrzeuge, super top Personal, immer freundlich und immer da, herrlich. Und alles fernab der großen weiten Welt in herrlicher Landschaft und tollen Fahrgästen. Schade, dass das so weit weg ist, da könnte ich bis ans Lebensende fahren.

Heute ist aber auch da mal der Wurm drin. Am Kreuzungspunkt hat der Gegenzug +13. Wir kommen in Korbach also erst zur Abfahrtszeit an. Anschlüsse klappen aber. Personalwechsel. Und schon geht es zurück nach Kassel. Und ich zähle. Am Kreuzungspunkt warten wir diesmal 6 Minuten. Dann muss ein Leistungserschleicher der Polizei übergeben werden. Unter etwas Protest; aber klar, wer einen Zugewanderten gleich behandelt wie einen Einheimischen, der ist natürlich Rassist. Später ist dann eine Regiotram im Weg, in Kassel kommen wir im Ergebnis mit +12 an. Also keine Zeit zum Essen fassen, bevor es wieder nach Korbach geht. Ich zähle wieder fleißig. Diesmal ist alles pünktlich!

Ab Korbach ist SEV nach Brilon Wald angesagt. Wow, fährt sogar die DB selbst. Und Begleitpersonal der Kurhessenbahn ist auch dabei. Top! So muss das! Aber so kenne und liebe ich die Kurhessenbahn.

Ab Brilon sah Plan A vor: mit RE bis Dortmund, ICE nach Osnabrück. Der Übergang ist knapp, aber ein Rollbahn-Fernzug wird doch nicht pünktlich sein ...

Er fiel ganz aus ...

Plan B: Umstieg Fröndenberg, Umstieg Unna, Umstieg Münster. Toller Plan. Aber wertlos, wenn der Zug Fröndenberg Unna ausfällt.

Plan C: Umstieg Schwerte, Umstieg Münster. Problem: der PESA aus Brilon hatte recht durchgängig +4; exakt die Umstiegszeit in Schwerte. Die Blechtante im Zug meinte zwar optimistisch, dass alle Anschlüsse erreicht würden, aber während unser RE einfuhr, fuhr gegenüber National Express raus.

Tja, da blieb mir nur noch, ABC-Alarm zu geben; die abendliche Erhebung nach Bremerhaven war nun nicht mehr erreichbar. Also kurze Pause in Schwerte. Dann nach Hamm bummeln. Nach Münster bummeln. Nach Osnabrück bummeln. 4 Std früher daheim als geplant dank ausgefallener Erhebung, aber dafür auch Summe X nicht verdient.

Aber wieder ein Erlebnistag Eisenbahn mehr ... Das letzte Abenteuer in Deutschland. Herrlich.


Schöne Grüße von jörg

so, die Gastfahrt in die Heimat mit dem Schreiben des Beitrags überbrückt. Feierabend. Bevor morgen der "Küstenexpress" ruft. Und vorher natürlich die Zeitung.


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum