Russenerlebnisse, Kap. 2: Moskau – Metropole & Molloch (Reiseberichte)

Krümelmonster, München, Donnerstag, 26.03.2020, 17:47 (vor 1464 Tagen) @ Krümelmonster

Nach Ankunft in Moskau waren im Rahmen der Kreuzfahrt anderthalb Tage dort vorgesehen. Am ersten Tag gab es eine Kreml-Führung. Klingt spektakulär, aber natürlich besuchten wir nicht Genosse Wladimir Wladimirowitschs Gemächer, sondern das weitläufige Areal mit zahlreichen Kirchen. Am Abend wurde eine Metro-Tour angeboten. Mir taten dabei die örtliche Ljudmilla und die Dolmetscherinnen ziemlich Leid, die immer aufpassen mussten, dass keiner der Rentner verloren geht. Tags darauf hörte ich ein Gespräch von zwei Rentnern, die überzeugt waren, dass das ganze eine kreuzgefährliche Aktion war, man hätte ja so leicht verloren gehen können. Wir sind immer nur eine Station gefahren und gleich wieder ausgestiegen. Das wurde am Anfang auch genau so gesagt: „Wenn Sie nicht mehr in den Zug rein passen, nehmen Sie einfach den nächsten (2 – 3 min später) für eine Station. Ist überhaupt nicht schlimm, wir sind ja eh am Bahnsteig.“ Und eine Gruppe von mehreren Dutzend Rentnern mit Kopfhörern kann man auf einem U-Bahn-Steig sicher leicht finden. ;-) Aber die Deutschen können bekanntlich sehr gut mimimien. -.-
[image]
119 Die prächtige Basilius-Kathedrale am Südende des Roten Platzes
[image]
120 Das Auferstehungstor, quasi an der Rückseite des Roten Platzes
[image]
121 Gleiches Motiv von der anderen Seite und tagsüber
[image]
122 Das Kaufhaus GUM
[image]
123 Das Staatliche Historische Museum und der Nikolausturm
[image]
124 Nochmal die Basilius-Kathedrale
[image]
125 Das Apartmentgebäude an der Kotelnitscheskaja-Uferstraße
[image]
126 Hübsches Herrscher-Häuschen
[image]
127 Christ-Erlöser-Kathedrale
[image]
128 Das russische Außenministerium
[image]
[image]
129 – 130 Haus am Roten Tor
[image]
131 Zug am Drei-Bahnhofs-Platz
[image]
[image]
132 – 133 Kasaner Bahnhof, hier starten teilweise Verbindungen der Transsib
[image]
134 Bloß einmal in die andere Richtung gedreht: der Jaroslawler Bahnhof, Beginn der legendären Transsib.
[image]
135 Direkt daneben der Leningrader Bahnhof, Anfangspunkt der Züge nach St. Petersburg
[image]
136 Und hier die beiden direkt nebeneinander

Damit ich auch auf meine Kosten kommen sollte, fuhr meine Mutter am letzten Tag des Kreuzfahrtpaketes mit dem Transfer zum Flughafen und flog zurück nach Schönefeld – ich ließ beides verfallen. ;-) Stattdessen stürzte ich mich mit meinem Koffer ins Getümmel des Berufsverkehrs in der Metro, wobei ich auch noch umsteigen musste. Ich bin am ersten Zwischenhalt der Linie (also 2. Station) eingestiegen und es gab schon nur noch Stehplätze. Bereits drei Stationen vor dem ersten Umsteigeknoten war die Fuhre bis zum Sinken überladen... Am Kursker Bahnhof erlebte ich die bislang wahrscheinlich teuerste Gepäckaufbewahrung meines Lebens: umgerechnet 13 € löhnte ich. Das ist ja selbst in Zürich HB günstiger! Dafür konnte ich zwiwschendurch nochmal ans Gepäck, um etwas zu holen. An einem internationalen Bahnhof konnte der Gepäck-Mensch absolut 0 Englisch, nicht mal ein paar Brocken. :D
Im Laufe des Aufenthaltes habe ich es unbeabsichtigt geschafft, die Ringlinie der Metro komplett zu befahren.^^ In Moskau gibt es keine Jetons mehr, sondern man kauft elektronische Karten. Manchmal bekommt man beim Kauf zweier Tickets zwei Karten, manchmal bekommt man eine Karte, die genau zweimal gilt. Ein System konnte ich da nicht ausmachen.^^ Auch interessant zu erwähnen: In der Russenmetro sind Ein- und Ausgang grundsätzlich getrennt, auch in den Korridoren der Umsteigestationen stehen in der Mitte Gitter, um die Ströme der Reisenden in die verschiedenen Richtungen zu trennen, sodass sich niemand umrennen kann...^^ Fotografieren ist erlaubt, z. T. sind sogar die besten Punkte für Selfies markiert, nur professionelles Fotografieren (alles ab Stativ ist professionell^^) ist verboten, also genau wie in Petersburg. Die Metro Moskau fährt selbst Frequenzen von 80 bis 100 Sekunden (!) mit Fahrern ohne Automation. Man hat uns das so erklärt, dass geringe elektronische Ströme durchs Gleis fließen, die den Zug automatisch abbremsen, wenn er zu nah auf den vorherigen auffährt... Es ist völlig selbstverständlich, dass Leute aufstehen, um Alten/Behinderten/Schwangeren/Fahrgästen mit Kindern Platz zu machen. Die bedanken sich natürlich dafür. Wenn die alle sitzen, haben "normale" Frauen Vorrang auf Sitzplätze. Das wird sogar durchgesagt, in Moskau allerdings nur auf Russisch. Auf Englisch wird nur durchgesagt, was die nächste Station ist, nicht einmal die Umsteigemöglichkeiten...^^ Die Züge sind unfassbar laut, stets zum Sinken überladen, und es ist da drin fürchterlich stickig... Auf Dauer schlaucht das immens… Aber die Metro ist eben wirklich die einzige Möglichkeit, sich (schnell) in der Stadt zu bewegen, da die Straßen stets noch voller sind... (und Heli-Landeplätze sind rar^^).
[image]
137 Station Belorusskaja an der Ringlinie
[image]
138 Prospekt Mira
[image]
139 Komsomolskaja unter dem 3-Bahnhofs-Platz mit Lenin-Büste
[image]
140 Detail einer kunstvoll verzierten Säulen im Eingangsbereich
[image]
141 Kurskaja
[image]
142 Sitzprobe, nur zur NVZ kurz vor der Endstation möglich
[image]
143 Kiewskaja
[image]
144 Smolenskaja
[image]
145 Die Skulptur von eben hier im Detail. Unten ist sogar eingezeichnet, wo man am besten fotografieren kann.
[image]
146 Beschleunigt die Sache ungemein ;-)
[image]
147 Noch nicht mal die Spitze des Berufsverkehrs

Ein wichtiger Hinweise noch für alle, die in Moskau Metro fahren wollen, aber kein Kyrillisch lesen können: Lasst es! Ihr werdet so richtig am Arsch sein. :D Wer kein Russisch kann, findet noch nicht einmal die Beschriftung zum Ausgang. Einmal musste ich an einer Umsteigestation, um von Linie A zu Linie B zu kommen, zwischendurch auf den Bahnsteig der Linie C und dann durch einen weiteren Durchgang – und eben alles nur auf Kyrillisch beschriftet – zwei Wochen vor Beginn der WM.
[image]
148 Übersichtlich gehaltener Plan in einer Metro-Station
Noch eine Anekdote zum Thema Englisch-Kenntnisse: Am Nachmittag sah ich ein zurückgelassenes Handy auf einer Bank liegen. Als ich einen Polizisten gefunden hatte, versuchte ich ihm irgendwie begreiflich zu machen (ich hatte übrigens nie Russisch-Unterricht :D), dass dort ein Handy liege. Er war zwar sehr freundlich und hilfsbereit, aber er fragte mich die ganze Zeit, ob ich ein Handy kaufen möchte. Ich versuchte die ganze Zeit zu antworten: Dort hat jemand eins vergessen, auf der Bank! Nachdem ich partout nicht weiterkam, schlug ich irgendwann das Wort Bank nach. Und siehe da, банк existiert tatsächlich, meint aber nur das Finanzinstitut. Die Sitzbank heißt скамейка. Jetzt verstand er mich, und wir gingen endlich zur Bank. :D Nachdem das Hin und Her so lange gedauert hatte, befürchtete ich schon, das Handy hätte sich mittlerweile jemand geschnappt, aber zum Glück lag es noch da. :D Der Polizist drückte mir kräftig die Hand und sagte: „Хорошо! Спасибо!“. Es war weniger als 100 m entfernt vom Roten Platz, der wichtigsten Sehenswürdigkeit mindestens Russlands, und keine zwei Wochen vor dem Beginn der WM. Und der Polizist konnte noch nicht einmal „Ok, thank you!“ :D

Im Norden der Stadt gibt es eine Einschienen-Hochbahn. Die fährt angeblich bis zu 45 km/h. Das kann aber nicht lange gewesen sein, und/oder das Tracking war falsch. Das Teil war urst holprig und lahm... Am Ende wurde es sogar von einer Tram überholt :D
[image]
[image]
149 – 150 Ui, wie exotisch
[image]
[image]
151 – 152 Alte Sowjet-Architektur entlang der Hochbahn-Strecke im Norden Moskaus
[image]
[image]
153 – 154 Vegetarische Tram: Eine Mo(o)s-Kauerin
[image]
155 O-Busse gibt es hier natürlich auch :-)

Wie ich im Sommer zurückgefahren bin, erfahrt ihr in der nächsten Woche. ;-)

Es grüßt
Das Krümelmonster

--
Was Du suchst, ist in Dir. Ansonsten ist es im Kühlschrank. Oder in der Kekspackung. :)


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum