Vorgehen bei Verdacht auf Corona (Allgemeines Forum)

fbettker, Mittwoch, 04.03.2020, 11:25 (vor 2104 Tagen) @ Henrik

Wir leben in Zeiten, in denen durch die Berichterstattung absolute Ausnahmefälle als normale mögliche "wahrscheinliche" Fälle dargestellt werden.

Beispiel: Die WHO geht von einer Inkubationszeit von 5 bis 6 Tagen beim Corona-Virus aus. In Ausnahmefällen von bis zu 14 Tagen. (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Coronavirus-Epidemie_2019/2020#Gefährlichkeit_der_Krankheit ) Dann schreiben die ersten "Inkubationszeit bis zu 14 Tagen", und die nächsten lassen das "bis zu" weg. Und jeder glaubt, die Inkubationszeit beträgt üblicherweise 14 Tage. Ist aber nicht so.

Genauso hier, wenn ein Wissenschaftler völlig zurecht eine von vielen Szenarien durchgeht, dass sich 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung infizieren könnten. Es ist sogar die Pflicht der Wissenschaft, alle möglichen Szenarien und deren Folgen zu untersuchen. Das heißt aber nicht, dass dieses eine Szenario sehr wahrscheinlich ist - genauer gesagt, ist es nur eins von vielen möglichen Szenarien, mehr nicht. Dass in Talkshows natürlich eher "Experten" eingeladen werden, die extreme Szenarien präsentieren, war schon immer so und liegt in der Natur der Sache.

Das "Problem" beim Corona-Virus ist, dass die Letalität - also das Verhältnis der Todesfälle zur Anzahl der Infizierten - z.B. im Vergleich zum Influenza-Virus wesentlich höher ist: ca. 2% statt 0,1% bis 0,2% bei Influenza. Aber sonst gibt es viele Gemeinsamkeiten: Besonders gefährdet sind Menschen mit Vorerkrankungen, ältere Menschen, und/oder Menschen mit einem eher schwachen Immunsystem. Das heißt wiederum - man geht z.Zt. von etwa 80% aus - dass viele der Corona-Infizierten gar nicht merken, dass sie infiziert sind, die Krankheit milde verläuft, so wie eine stinknormale Erkältung, und diese das Virus aber ggf. weitergeben. Das führt aber dazu, dass die meisten Infizierten gar nicht bekannt sind, und alle Zahlen, inkl. der Letalitätsangabe, nur Schätzungen sind. Denn je höher die Zahl der nicht-bekannten Infizierten, desto geringer müsste diese Letalitätsangabe sein, da der Nenner in diesem Bruch viel höher wäre als zunächst angenommen.

Von daher wären die beiden Aussagen "60 bis 70% könnten infiziert sein" und "Letalität gleich 2%" schlicht unseriös. Weil man daraus schließe könnte, dass wir fast eine Million Todesfälle bekommen könnten (2% von ca. 50 Mio. Einwohner).

Tatsache ist heute - und das wird auch (hoffentlich) noch für die nächsten Tage und Wochen gelten - dass es in Deutschland eine (von der WHO bestätigte) dreistellige Anzahl von Infizierten und noch keinen einzigen Todesfall gibt. Vielleicht wird es bald einzelne Todesfälle geben, damit ist zu rechnen. Nur gibt es laut Robert-Koch-Institut (Quelle: https://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/grippe-knapp-100-000-gemeldete-influenza-fa... ) seit Herbst 2019 in Deutschland knapp 100.000 Influenza-Infizierte und 161 Influenza-Todesfälle.

Stand heute ist also in Deutschland immer noch der Influenza-Virus deutlich gefährlicher als der Corona-Virus. Wenn man "gefährlich" nicht einfach mit der Letalitätsrate definiert, sondern mit der Wahrscheinlichkeit, dass jeder von uns dadurch einen Schaden haben wird, also infiziert wird, spürbar krank wird, oder gar daran sterben wird.


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