[Video] "Warum die Deutsche Bahn so schlecht ist" (Allgemeines Forum)

Aphex Twin, Mittwoch, 09.01.2019, 18:11 (vor 1906 Tagen) @ Münchner
bearbeitet von Aphex Twin, Mittwoch, 09.01.2019, 18:15

Ein Unternehmen Deutsche Bahn tut das nicht, das ist das Unternehmen Schenker AG, das zur Deutsche Bahn AG gehört. Warum man so einen nationalen Bullshit betonen muss, verstehe ich nicht und ist auch eine Sache des letzten Jahrhunderts ...


Es ist kein nationaler Bullshit. Infrastrukturunternehmen, die zu 100% dem Staat gehören und ihr Startkapital komplett aus öffentlichem Eigentum bezogen haben, sollten erst einmal vor ihrer eigenen Haustüre tätig werden, bevor sie Infrastruktur irgendwo in der Welt aufbauen und fördern.

Zu dem Zeitpunkt als die DB Schenker kaufte (2002), sah dies perspektivisch eben deutlich anders aus. Die Deutsche Bahn war seit 1994 eine Aktiengesellschaft. Die Deutsche Telekom wurde seit 1996 an der Börse gehandelt, die Deutsche Post AG seit 2000 und waren damit zumindest teilprivatisiert. Im Jahr 2002 kaufte die Deutsche Post DHL was eine internationale Ausweitung einleitete die - wenn auch nicht in allen Fällen erfolgreich - insgesamt in ein durchaus gelungenes Geschäftsmodel mündete. Eine zumindest Teilprivatisierung der Deutschen Bahn war geplant.

Auch wenn man jede einzelne Transaktion unterschiedlich bewerten kann war die internationale Expansion der Deutschen Bahn ein durchaus verständliches Konzept in diesem Umfeld. Inzwischen ist man in den allermeisten Ländern von einer Privatisierung zumindest der Bahninfrastruktur wieder abgekommen. Vor allem der Betrieb von definierten Nahverkehrsnetzen funktioniert jedoch auch mit privaten Betreibern in einer zufriedenstellenden Weise. Im Güterverkehr machen private Unternehmen einen bedeutenden Anteil aus und fungieren auch über Grenzen hinweg in einer effizienten Weise.

Die Frage ist also nicht ob private Betreiber und besonders im Güterbereich auch internationale und intermodale Unternehmen Sinn haben können, sondern wie die Deutsche Bahn sich in dieses System einfügen kann. Man kann wahrscheinlich fast von einem Konsensus sprechen dass die momentane Struktur und der allgemeine Zustand gewisse Probleme aufwerfen und sich etwas ändern sollte. Hélas, darüber was genau die richtige Lösung ist besteht im Moment allerdings alles andere als ein Konsensus.

Um es auf den Punkt zu bringen, dass es im Güterbereich ein Logistikunternehmen gibt welches international aufgestellt ist und verschiedene Transportarten abdeckt ist wohl kaum verwerflich, dass ein solches sich zu 100% im Staatsbesitz befindet ist aber nicht unproblematisch (auch wenn es in anderen Bereichen Staatsunternehmen gibt die international agieren, s.z.B. Dubai World). Sollte die Lösung sein dass sich die Deutsche Bahn (und damit der Staat) komplett aus dem Gütertransport zurückzieht (d.h. diesen Teil privatisiert)? Was sollte mit der Eisenbahngütertransportinfrastruktur geschehen? Sollte sich die Deutsche Bahn (und damit der deutsche Staat) sich auf Gütertransport auf der Eisenbahn innerhalb Europas beschränken?

Ich denke ein Grundproblem ist die Frage wo man Bruchlinien einziehen will und wo man sie vermeiden will. Es gibt gute Argumente staatliches Eigentum und Eisenbahninfrastruktur zu verbinden. Genauso gibt es gute Gründe Infrastruktur und Betrieb nicht zu trennen. Ebenso ist vor allem im Güterbereich ein Betrieb über Grenzen hinweg sinnvoll. Und auch die Kombination von Schienengüter mit anderen Transportarten kann sinnvoll sein (die Deutsche Post AG z.B. hat ein Logistiknetzwerk welches verschiedene Transportmodi nutzt). Aber wenn man an keiner dieser Verbindungen ein Trennung durchführt führt dies im Extremfall dazu dass der deutsche Staat möglicherweise einen Hafen in Asien besitzt.


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