absolute Zustimmung (Allgemeines Forum)

liebe70, Donnerstag, 10.09.2009, 12:49 (vor 5953 Tagen) @ SuperMazza

Eigentlich schlimme Verhältnisse und man kann die Mitarbeiter nur bedauern, dennoch zeigt soch ein Engagement, dass sie mit Herz und Seele ihren Job machen, sonst würden sie sich nicht um zusätzliche Einkäufe etc. kümmern. Ich denke, dass das Geld ja auch erstmal vorgelegt werden muss.

Das war mal. Heutzutage muß niemand mehr irgendwo Brötchen kaufen gehen.

Das selbe gilt aber für diverse Zub. Man stelle sich die Frage, warum häufig das Personal schlecht gelaunt oder nicht präsent ist, wenn es Störungen und Verspätungen gibt. Ganz einfach aus dem Grund, weil sie häufig durch Zusatzzüge oder enorme Verspätungen ihre Dienstzeit um ein Vielfaches verlängern müssen, ohne dafür am nächsten Tag eine Dienstplanänderung zu bekommen. Das weiß ich ebenfalls durch Gespräche mit den betreffenden Personen. Dort wird auch häufig seinem Ärger über die DB Luft gemacht.

So häufig bekommt das Zub keine Zusatzzüge, sondern nur, wenn es Bereitschaft oder Dispo hat. Und die Verspätungen werden als Arbeitszeit berechnet. Auch die Dienstzeit wird nicht um ein Vielfaches verlängert. Es gibt gesetzliche Regelungen, die eingehalten werden müssen! Mehr als 12 Stunden darf das Zub nicht arbeiten. Zwischen zwei Dienstschichten ist eine arbeitsfreie Zeit von 11 Stunden zu gewähren, die nur mit vorheriger Zustimmung des Betriebsrates unter bestimmten Bedingungen auf 9 Stunden verkürzt werden darf. Auf eine auswärtige Ruhe hat eine Ruhe in der Heimat zu erfolgen, die mindestens 11 Stunden beträgt und möglichst in die Nachtstunden zu legen ist.

Ein Beispiel fand ich vor einigen Wochen im Ersatzzug des ICE 26, der in FFM Hbf auf den 26 wartete, der dann ab da ausfiel und der Ersatzzug (403) mit fast 180 Minuten Verspätung seine Fahrt antrat. Im Bistro gab es umsonst Getränke aller Art und 1. Klasse Giveaways. Offensichtlich hatte das beorderte Personal eigentlich Feierabend gehabt, durfte aber dennoch eine Fahrt nach Dortmund unternehmen und sich zudem von den ohnehin gestressten Fahrgästen noch anmotzen lassen, warum es keine warmen Speisen im Bistro gäbe. Sie versuchten zu erklären, dass es sich um einen nur notdürftig gecaterten Ersatzzug handelt, was auf wenig Verständnis bei den Reisenden stieß.

Man hätte den Reisenden auch erklären können, daß die Alternative "Zugkomplettausfall" geheißen hätte. Oder das Zub hätte sich nach den Beschimpfungen dienstunfähig gemeldet. Dann wäre auch Ruhe gewesen.

Klar könnte man sagen "Damit muss man rechnen, wenn man den Job macht" aber ich finde, auch hier gibt es Grenzen. Keiner von uns wäre nach einem minimum 8-Stunden-Arbeitstag erfreut zu hören, dass er nochmal 4 drauflegen soll. Selbst wenn es ja bezahlt wird, ein geregeltes Leben ist so nicht wirklich möglich.

Da fragt schon lange keiner mehr nach. Frag doch mal hier im Forum, wie es in den TP'en ist, wenn urplötzlich ein Notfall eintritt. Da kann auch nienmand abhauen. Oder geh in die Rettungsstelle, wenn dort kurz vorm Feierabend ein größerer Verkehrsunfall passiert.

Das geht irgendwann an die Substanz, daher finde ich es gut, dass man hier auch mal "hinter die Kulissen" schaut.

Das Schlimmste sind noch nicht einmal die Verspätungen, sondern die Länge der Schichten. Mein "Sommer" sah so aus: 6 Tage arbeiten, 1 Tag frei, 5 Tage arbeiten, 2 Tage frei, 6 Tage arbeiten, 1 Tag frei, 5 Tage arbeiten, 2 Tage frei. Die Schichtlänge war immer so um die 12-14 Stunden.

Teilweise gab es eine lange Schicht von morgens 8 Uhr bis abends 20 Uhr, auswärtige Ruhe und anderntags weiter von frühmorgens 8 Uhr bis abends 20 Uhr. Ruhe in der Heimat von knapp über 9 Stunden und dann gleich einen Frühdienst von 5 Uhr bis nachmittags. Nach solche Schichten biste garantiert tot.

Im Schnitt hatten die Kollegen schon im Juni weit über 150 Überstunden. Das sind durchschnittlich 25 Stunden überm Monatssoll. Und wenn dann ein Kollege kommt und um ein paar freie Tage bittet, damit er sich erholen kann - und die Bitte abgelehnt wird, dann kann man sich vorstellen was passiert. Der kippt früher oder später aus den Latschen. Besser wird die Situation dann auch nicht.

Gruß, Ralf


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