Dramatisch - und was ich damit meine... (Allgemeines Forum)

moonglum, Hagen, Dienstag, 28.12.2010, 17:56 (vor 4871 Tagen) @ moonglum

Ich meine damit, dass zum einen natürlich der Zug überbelegt war mit seinen paar lächerlichen Wägelchen.

In Hagen waren bereits der ICE um 9:24 in Richtung Köln anscheinend ausgefallen, um 9:57 fährt gar kein IC(E), um 10:24 war wiederum der ICE ausgefallen. Dementsprechend voller war es in Hagen, Wuppertal und selbst in Solingen war ordentlich Andrang.

Es gab dann auch nur noch Stehplätze in Hagen - selbst in den beiden A-Wagen. Und bitte: wohin mit dem schweren Reisegepäck? Wohin mit dem Klapp-Rollstuhl, wohin mit den zahlreichen zusammengeklappten Kinderwagen, wohin mit den Babies in den kleinen Tragekörben?
Wohin, wohin, wohin?

Der etwas ältere immer noch sehr nette ZUB war bereits so durch den Wind, dass seine Durchsagen regelrecht zittrig, sehr müde und einfach "nervlich vollkommen fertig" klangen. Aber er gab tapfer die Anschlüsse durch. Mit unseren plus 15 war nach seinen Worten leider der ICE nach München auf Gleis 6 leider weg - leider? Nein, er stand noch da, als wir einrollten, man bekam anscheinend einige Türen nicht zu, dahinter stapelten sich die Reisenden - jener ICE war heute nur einteilig.

Was ist daran dramatisch? Zum Beispiel so etwas hier:

Ein winzig kleines Kind in solch einem kleinen Trageding stand neben mir auf dem Fußboden im Vorraum des Apmz. Die junge Mama konnte das Ding nicht dauernd tragen - zu schwer. Dort im Vorraum drängelten sich so friedfertig wie möglich etwa 9 oder 10 Reisende. Das WC war wie alle WC's im A-Teil defekt. Man stellte also auch nichts zu. Dann kam in Solingen Hbf eine alte Dame, nervös, unsicher, aus Wagen 13 in den Wagen 12 gepoltert, den Blick nach schräg oben in Richtung Innenraum des Apmz gerichtet, einen riesigen Rollkoffer hinter sich her ziehend. Sie war sichtlich unsicher und rief laut schallend wie ein Automat: Lassen Sie mich bitte durch, ich hab reserviert.....
Sie startete durch, und so schnell kann man in der Enge kaum reagieren, wenn eine Art menschliche Dampfwalze kommt....

Rums.

Ich weiss gar nicht mehr, wer sich in wirklich letzter Sekunde- die Gefahr erkennend - noch über das Kind im Tragekörbchen regelrecht geworfen hat, ich glaube ein türkischer Student einen halben Meter hinter mir, hatte die Geistesgegenwart besessen. Ansonsten hätte die alte Dame unfreiwillig mit dem Kleinstkind Fußball gespielt. So landete sie zeternd und für sie vollkommen überraschend auf dem Rücken des aus ihrer Sicht vor ihr hingefallenen jungen Mannes. Eine nun erst recht tobende, gestolperte Rentnerin, ein großer umfallender Rollkoffer, ein grell aufschreiendes Kind, eine ebenso grell aufschreiende und sich zu denm Kind werfende Mutter. All das, während wir forsch gen Leichlingen ratterten... auf engem Raum. So witzig sich das vielleicht anhört:

Es ist alles gut gegangen.
Dass das Kleinkind heil davon gekommen ist,
ist für mich mein verspätetes Weihnachtswunder 2010!!!

Kaum hatten sich alle ein wenig beruhigt, fuhr der Zug schon auf Gleis 7 in Köln ein, und was da für eine Menschenmenge am Gleis stand, ließ die junge Mama samt Kind nur noch entsetzt aus dem Zug flüchten. Ich habe sie noch mit in die DB Lounge genommen, sie mit einem Tee versorgt und an die wirklich netten Damen an der Auskunft dort vermittelt. Kind konnte schon wieder zufrieden mit Fläschchen brabbeln. Ich hoffe, die Beiden sind gut in Mespelbrunn oder so ähnlich angekommen....

Aber Leute, als ich sah, wie viele Menschen - wieder einige mit Kinderwagen, Kleinkindern etc. im Schlepptau - den Zug enterten, der bis zur Bahnsteigspitze vorgefahren wahr und dementsprechend von Hunderten von laufenden Reisenden an den beiden Türen des hintersten Wagen, ein Bim, erreicht wurde, hat mich das wirklich innerlich erschauern lassen.

Diese Frau sagte mir, fragte mich etwas ganz Einfaches:
Wissen Sie, ich hatte reserviert, schauen Sie hier: Wagen 9 (oder 6?), der Wagen fehlt.
Wie bitte soll ich denn unter solchen Umständen mit meinem Kind heil nach Hause kommen?
Man ist ja seines Lebens nicht mehr sicher...

Ziemlich frustriert kann Moonglum dem nur zustimmen, denn er konnte z.B. dieser jungen Dame samt Kind nicht einmal seinen eigenen Platz anbieten, er hatte ja selbst keinen gefunden.

--
Schöne Grüße aus den EC 6/7/8/9,
wo es Wein in Karaffen, keine Mikrowelle und kein in Schüsseln gepamptes Essen gibt.

https://adobe.ly/2PMZyEV


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