Zweierlei Maß - emotional bedingt (Allgemeines Forum)

Colaholiker, Frankfurt / Hildesheim, Dienstag, 01.12.2015, 08:52 (vor 3072 Tagen) @ ES89

Gerne, zumal ich fast mit dieser Frage gerechnet hatte. Ich denke nicht, dass Alphorns Ansatz mit der "Zahl der Toten pro Personenkilometer" eine Rolle spielt. Das ist viel zu abstrakt. Entscheidend dürften eher emotionale Argumente sein.

Wenn man heute Leute nach "Transrapid" fragt, kommt eher Stoibers Rede als der Unfall. Zumindest hier war das medial eher eine Randnotiz.

Viele viele Reisende dürften nach Eschede nur noch sehr ungerne oder möglichst gar nicht mehr mit HGV-Zügen gefahren sein. Da man aber im Alltag dann doch die (S-/Regional-)Bahn nutzt, dürfte diese Angst vergangen sein, das Leben muss ja weiter gehen.

Komisch, ich hatte in HGV-Zügen keine Bedenken, trotz des Unfalls. Dafür aber auf der Autobahn - obwohl ich dort noch nie einen Unfall hatte.

Der Transrapid hingegen ist eine fremde Technologie. Es dürfte viele Bundesbürger gegeben haben, denen vor 2006 der Transrapid nicht oder nur abstrakt durch Edmund Stoibers Worte bekannt war. Noch mehr Deutsche dürften nach 2006 außer von den Gerichtsverfahren nichts mehr vom Transrapid gehört haben.

Ich denke, das Problem (abgesehen von den wirtschaftlichen Fragen) ist "Was der Bauer nicht kennt, frißt er nicht". Die meisten Leute (mich eingeschlossen) kennen Magnetschwebebahnen nur von Bildern, "das ist halt dieses Ding, was da mal probeweise im Emsland im Kreis gefahren ist", und somit ist der Rückhalt der Bevölkerung da eher gering.

Daher bleibt er abstrakt * und immer mit dem Unfall verbunden. Fazit: Ja, zweierlei Maß - aber eben emotional bedingt.

* (ja, ich weiß, das war schon das dritte Mal in diesem Beitrag dieses Wort)

Für so viel abstrakt die Begründung aber sehr schön konkret gefunden habende Grüße,
der Colaholiker

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