IR und Eigenwirtschaftlichkeit (Allgemeines Forum)

naseweiß, Mittwoch, 28.03.2012, 13:15 (vor 4415 Tagen) @ Oscar (NL)

Laut Wiki-Artikel gab es folgende Ursachen der IR-Rückgang:

1. das Wagenmaterial war zu alt
2. die Verbindungen waren zu langsam

3. mit den guten Abschnitten kann man über IC mehr Gewinn machen, mit den schlechten Abschnitten über RE und Subventionstopf.

N.B.: leere Züge sind eine Folge von Ursachen, nicht eine Ursache an sich.
An "mangelnde Nachfrage" als Grund der IR-Einstellung glaube ich nicht. Mangelnde Nachfrage hat eine Ursache. Die Entscheidung, den IR einzustellen, wurde also aufgrund einer Beobachtung gemacht. Man könnte auch die Ursachen bekämpfen, also:

Wenn man sich anschaut, welch abgelegenen Strecken IR-Verkehr hatten, ist es kein Wunder, dass an manchen Stellen die Nachfrage niedrig sehr war. Selbst wenn du mit viel Aufwand (Fahrzeuge und Infrastruktur) diese verdoppeln würderst, wäre der Betrieb immer noch nicht gewinnbringend. Andere Abschnitte (und Tages-/Jahreszeiten) waren natürlich gut nachgefragt und wurden dem entsprechend zu IC.

1. neues Fahrzeugmaterial beschaffen

Das kommt nun, allerdings als RE oder IC. Da man in den IR nicht investieren wollte, hat man das für den IR scheinbar nie ernsthaft erwogen - höchstens vielleicht der ICE-T hätte auch IR-Fahrzeug sein können.

2. die Verbindungen beschleunigen

Schnellere Verbindungen sollen über die ICE-SFS laufen. Der IR war nicht dazu da, schnelle Verbindungen zu bieten.

1. und 2. sind möglich: hier wird kein technisches oder organisatorisches Neuland betreten. Materialien und Kenntnisse waren vorhanden. Bei uns wurden neue Fahrzeuge beschafft, Takte verdichtet, Bahnhöfe und Strecken attraktiver gemacht, in Deutschland angeblich nicht. Na gut, man kann als Ausrede verwenden, dass man kein Geld hat; die Bahn mußte ja eigenwirtschaftlich funktionieren. Oder vielleicht: man hatte das Geld, aber möchte es nicht investieren.

Gute Taktung mit REs werden im Vergleich mit Direktverbindungen nach Sonstwohin zu wenig honoriert.

Honoriert von wem? Die Bürger oder die Politik?

In solchen Berichten wie dem vorliegenden. Da wird nur gejammert, dass der Fernverkehr weg sei.

Wenn die Bürger: warum waren die IR denn leer? Man hatte ja die Direktverbindung!

Da wo sie viel genutzt wurden, gibt es heute den IC - wo nicht, den RE.

Allerdings treten tatsächlich Anschlussbrüche und Lücken auf, bevorzugt an den Grenzen zwischen Bundesländern, welche es mit dem IR als durchgehender Zug nicht gab.

Schienenstrangen enden nicht bei einer Landesgrenze, sondern bei einem Prellbock. Also ist es technisch möglich, Züge über die Landesgrenze zu fahren.
Dass es dennoch nicht passiert, kann also nur mangelnder politisches Willen als Grund haben.
Bei uns bilden die Regionallinien von Groningen und Friesland ein einheitliches Netz. Oh Ironie: ein deutsches Unternehmen fährt dort die Züge. Ist sogar eine Tochter vom Unternehmen das die Dosen Zahncreme betreibt.

Na sicher liegt das an der Politik. Die hat die Rahmenbedingung gesetzt, in der IR zwischen subventioniertem Regional- und gewinnbringendem Fernverkehr kein Platz hat. Die Politik hat die Bestellorganisationen aus der Taufe gehoben und sie mit Personal und finanziellen Mitteln ausgestattet.

Kann es sein, dass in Deutschland ein Instanz fehlt, die ein gemeinwirtschaftliches Grundangebot festlegt und ein oder mehrere Unternehmen beauftragt, dieses Angebot zu gewährleisten?

Das muss eine rhetorische Frage sein.

Wie ich schon eher schrieb, kann NS Reizigers seinen Fernverkehr (IC, nicht die HSL-Züge, die gehören NS Hispeed) eigenwirtschaftlich fahren. Mit den Gewinnen kompensiert das Unternehmen die angeblich verlusttragenden RB-Leistungen. NS muss das auch so machen, weil die RBs (genauso wie die ICs) zum vom Staat festgelegten gemeinwirtschaftlichen Grundangebot gehören. Das Geld hätte sie auch in Immobilien in Dubai investieren können, oder ein HGV-Geschäft in China, wäre wohl gewinntreibender gewesen.
Übrigens ist NS dennoch erfolgreich genug, restliche Gelder in sonstige Projekte investieren zu können, z.B. in Abellio.

So könnte es gehen.

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