Fronleichnamsfahrt über die Alpen zum Santo Corporale (6/8) (Reiseberichte)
Im letzten Teil habe ich Fronleichnam beim Santo Corporale im umbrischen Orvieto verbracht: https://www.ice-treff.de/index.php?id=722274
In diesem Teil erkunde ich Umbrien etwas weiter.
Tag 8: Orvieto – Spoleto – Assisi
Heute dringe ich etwas tiefer nach Umbrien vor. Dazu muss ich von Orvieto erst wieder ein Stück zurück bis Orte fahren.
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Ein letzter Blick aus dem Zug auf das Altstadtplateau. Schön war’s.
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Dort habe ich wieder etwas über eine halbe Stunde Umsteigezeit und nutze diese für einen Caffè in der Bahnhofsbar. Der Wirt muss einen Deal mit den Fahrplanern haben, dass diese in Orte keine zu kurzen Umsteigezeiten einplanen, damit die Umsteiger für ausreichend Umsatz in der Bar sorgen. Im Gastraum hängt dieses historische Bild des Bahnhofs.
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Weiter geht es mit einem gut gefüllten RV aus Rom auf der Strecke nach Ancona, die streckenweise spektakulär durch eine Schlucht führt.
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In Spoleto verlasse ich den Zug.
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Auf dem Weg Richtung Innenstadt komme ich am Bahnhofsensemble der stillgelegten Schmalspurbahn nach Norcia. Berühmtester Sohn dieses Städtchens ist der heilige Benedikt von Nursia, Begründer des westlichen Mönchtums. Heute ist die Stadt eher für den nach ihr benannten Schinken bekannt. Auf der spektakulären Bahntrasse verläuft heute ein Radweg, ein interessantes Ziel für den nächsten Besuch in der Region.
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Müsste ich umbrische Städte in einem Wort beschreiben, wäre das noch vor „schön“ wohl „steil“. Beim Anblick von Burg und Kathedrale bezweifle ich, dass ich mein Gepäck dort hochschleppe.
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Dann finde ich aber heraus, dass ich mit Rolltreppen und einem Aufzug bis zur Burg hochkomme. Ob die Rolltreppen mit Berücksichtigung des Stromverbrauchs auf lange Sicht wirklich günstiger als eine Funicolare sind?
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Spoleto war ab der Völkerwanderung jahrhundertelang die Residenz des mächtigsten Herzogs Mittelitaliens. Erst waren es Langobarden, die hier herrschten, ab Karl dem Großen Franken. In den Wirren des 9. Und 10. Jahrhunderts waren sie Schutzherren Roms und einer von ihnen wurde sogar Kaiser. Ab dem Hochmittelalter herrschten hier aber die Päpste. Diese ließen auch die mächtige Burg bauen. Auf der Stadtabgewandten Seite überwindet das seltene Beispiel eines mittelalterlichen Aquädukts eine Schlucht.
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Seit der Römerzeit führt hier die Via Flaminia von Rom nach Rimini durch den Apennin.
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Schaut man genau hin, sieht man von der Burg den Bahnhof. Auf ca. 1 Uhr führt die relativ breite Bahnhofstraße schnurgerade vom Grünstreifen schräg rechts nach oben zum Empfangsgebäude.
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Bergab nehme ich dann den Weg durch die Altstadt. Der Dom ist eher schlicht in lombardischen Stil gehalten.
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Innen ist sie leider weitgehend barockisiert, beherbergt aber auch einen Marienzyklus des Frührenaissancekünstlers Filippo Lippi.
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Eigentlich schwebte mir vor, die 2,5 Stunden in Spoleto auch für ein gemütliches Mittagessen zu nutzen. Schon früh merke ich aber, dass die Stadt dafür zu interessant ist und mir abgesehen von einem schnellen Porchettabrot auf die Hand keine Zeit zum Essen übrigbleiben wird.
Außerhalb der Stadt liegt die aus meiner Sicht spannendste Kirche: Die Chiesa di San Salvatore ist eine der wenigen erhaltenen Kirchen aus der Langobardenzeit. Die Gründung ihres Reichs gilt als letzte große Wanderungsbewegung der Völkerwanderungszeit. Einen besonders guten Leumund haben sie nicht. Die Oströmer schilderten sie als besonders barbarisch und auch die siegreichen Franken hatten nach der Zerschlagung des Langobardenreichs durch Karl den Großen gute Gründe kein gutes Haar an ihnen zu lassen. Eine Auswahl an langobardischen Bauwerken, vorrangig Kirchen, in ganz Italien wurde vor einigen Jahren in die Liste des UNESCO-Welterbes eingetragen, darunter auch diese Kirche. Leider ist sie wegen Sanierungsarbeiten geschlossen, was ich aber schon im Voraus wusste. Da muss ich wohl nochmal nach Spoleto kommen.
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Die benachbarte Kirche ist nicht ganz so alt, dafür aber geöffnet und hat eine schöne Krypta.
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Von hier sieht man nochmal schön auf die Altstadt. Unterhalb des Kirchturms der Kathedrale ist eine weitere überdachte Rolltreppe zu sehen.
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Kurz vor 14 Uhr geht es weiter Richtung Norden. Auf dem Foto in der Bildmitte nur schlecht zu erkennen, aber noch lange ist Spoleto zu sehen.
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Auch Trevi liegt hoch über seinem Bahnhof.
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In Foligno erfolgt der letzte Umstieg des Tages. Noch nie habe ich so viele Pfarrer in einen Zug strömen sehen wie in den Anschlusszug nach Assisi und Perugia.
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Ist dort hinten etwa ein Museumsdepot? Ich kann eine Caimano erkennen und einen ETR500-Triebkopf.
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Weiter geht es auf der Strecke Richtung Perugia. Etwas überraschend, aber das ist die älteste Bahnstrecke von Rom nach Florenz. Zu Beginn des Bahnzeitalters war hier noch der Kirchenstaat und dieser begann relativ spät mit dem Bau von Fernbahnen. Größte Priorität hatte der Bau der Verbindung über Orte und Foligno zum Adriahafen Ancona und von dort weiter ins päpstliche Bologna. Mit dem Großherzogtum Toskana wurde dann der Bau der Verbindungsstrecke von Foligno über Perugia nach Florenz vereinbart. Später kam eine zweite Verbindung von Orte über Orvieto, Chiusi und Siena dazu. Erst 1875 kam mit dem Lückenschluss zwischen beiden Strecken von Chiusi nach Terontola-Cortona die heutige Hauptstrecke zur Vollendung.
Das Tagesziel Assisi nähert sich.
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Mit mir steigen zahlreiche Fahrgäste aus dem Zug und stürmen den AssisiLink-Bus Richtung Innenstadt. Da meine Herberge etwas unterhalb der Altstadt liegt, quetsche ich mich nicht in den Bus und laufe, man könnte auch sagen pilgere, nach oben.
Von hier ist der monumentale Unterbau der Franziskusbasilika am linken Stadtrand gut zu erkennen. Der äußerst bescheidene Wunsch des Ordensgründers, auf der Müllkippe am Stadtrand bestattet zu werden, führt vermutlich unbeabsichtigt dazu, dass anstelle der Müllkippe an dem Abhang eine gigantischer Wallfahrtskomplex entstand. Durch die unorthodoxe Lage am Abhang leidet die Kirche dauerhaft unter Wassereinbrüchen bei starkem Regen.
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Fast geschafft! Spannend sind die Partnerstädte. San Francisco drängt sich bei dem Namenspatron der Metropole quasi auf. Bethlehem und Santiago als bedeutende Pilgerziele sollten auch nicht verwundern. Überraschter bin ich bei Wadowice. Das ist der Geburtsort von Papst Johannes Paul II. und zumindest für Polen inzwischen auch ein bedeutender Wallfahrtsort.
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Das Ostello de la Pace liegt etwas außerhalb, bietet einen freundlichen Empfang, vernünftige Preise und hat ein wenig Gemüsegarten und Hühner hinter dem Haus. Mein italienischer Zimmernachbar Andrea ist in der oberen Altersgruppe für einen Hostelgast, gebürtiger Apulier, sehr reiselustig, noch mitteilungsfreudiger und kann für einen Italiener sehr gut Englisch. Er ist gerade am Beginn seiner großen Reise, die mit der Bahn und überwiegend mit Bussen bis Marokko und Santiago führen soll. Erstmal besucht er von Triest aus mit Umwegen seine Familie in Bari. In Karlsruhe ist er sogar schon mal umgestiegen. Leider kündigt er an, dass er extrem schnarcht.
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Ach ja, was schrieb ich vorhin zu umbrischen Städten? Es geht mal wieder steil bergauf.
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Der Vorplatz der Franziskusbasilika bietet Platz für zahlreiche Pilger.
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Die Kirche gliedert sich in eine Unter- und Oberkirche, die beide so gut wie komplett bemalt sind. Die Gemälde oben werden Giotto di Bondone zugeschrieben, der um 1300 die westliche Kunst durch Darstellung von Perspektive und Emotionen revolutionierte. Durch wegen der Hanglage in die Wände ziehendes Sickerwasser wurden die Fresken seit ihrer Entstehung fortlaufend geschädigt. Bei einem Erdbeben wurden sie 1997 dann schwerst beschädigt und danach in jahrzehntelanger Arbeit restauriert.
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Die Fresken der Oberkirche zeigen Szenen aus dem Leben des Franziskus. Hier tritt er vor den Papst.
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Hier träumt der Papst, dass Franziskus die Kirche stützt. Ähnlich wie das Blutwunder von Bolsena kam den Päpsten die Ordensgründung und der Kult um Franziskus in ihrem Einflussbereich im Kirchenstaat durchaus gelegen.
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In der Unterkirche ist eine Madonna von Cimabue, angeblich Giottos Lehrer, erhalten.
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Auch abseits der Wallfahrtskirche hat Assisi was zu bieten, wie zum Beispiel diese Kirche in einem ehemaligen römischen Tempel.
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Der ganze Ort ist voller großer Kirchen. Da gibt es einerseits noch die Basilika für Franziskus‘ Schülerin und Gründerin des Frauenordens Clara und außerdem der schon vor Franziskus existierende Dom mit einem romanischen Portal.
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Ganz oben liegt die Burg. Da sie bald schließt, bleibe ich bei einem Spritz am Kiosk im Burghof.
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Von hier oben hat man die beste Sicht auf den Ort: links der Dom, rechts die Clara-Basilika und ganz rechts die Ebene mit der Bahnstrecke aus Foligno, von wo ich heute Mittag angekommen bin.
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Die Franziskus-Basilika ist im Westen in Richtung Perugia zu sehen. Dorthin werde ich morgen weiterfahren.
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Dann gehe ich wieder runter in die Altstadtgassen und suche wir was zum Abendessen.
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Im nächsten Teil werde ich mit Stopps in Umbrien und der Toskana weiter nach Norden Richtung Heimat fahren.
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