Schrecklich - genau! Reisen mit Interrail im 21. Jahrhundert (Reiseberichte)

Murrtalbahner, Montag, 28.08.2023, 14:37 (vor 841 Tagen) @ Der Blaschke

Ja, genau so ist Deutschland mittlerweile. Planerische Herausforderung ==> macht keine Freude.


Hallo,

ja, so ist das leider! Interrail im 21. Jahrhundert macht nicht mal mehr ansatzweise so viel Spaß. Es wurde ja schon ganz gut skizziert: Auf vielen Relationen gilt der Gelegenheitsverkehr. Wenns der SNCF in den Kram passt, fährt was. Gerne auch mal 2-3 Minuten vor dem Anschluss. Oder aber der Zug kommt am TGV-Bahnhof an und der Anschluss fährt 20min später am Stadtbahnhof ab. Ebenso die Reservierungspflicht meist zu schnuckeligen 22 Euro pro Nase, wenn man es nicht am Schalter macht. Die internationalen Züge sind in der Regel dazu noch auf Tage vorher ausgebucht. Spontan dann eine Nacht länger bleiben? Versuch da mal in Barcelona oder Paris! Da kannst gleich mit dem Taxi weiterfahren - oder den Bus nehmen.

Wir wollten dieses Jahr am DB-Streik-Montag und während der SNCF-Streiktage von Stuttgart nach Montpellier und am nächsten Tag weiter nach Sevilla. Das Ende vom Lied war, dass wir sonntags mit dem Auto nach Strasburg (alle Züge Stuttgart-Strasburg ausgebucht, Nahverkehr eine Zumutung) sind, dort mit den TGVs nach Perpignan (66 Euro Reservierung pro Nase!), von Perpignan nach Cerbere mit SEV, dort vom Hafen über eine steile schmale Treppe die Koffer hoch zum Bahnhof hochgewuchtet, ein gottverlassner Bahnhof, ohne Fahrplan, ohne Anzeige, ohne vernünftigen Zugang, dort dann eine knappe halbe Stunde gewartet, ob der Regio von Port Bou (Rodalies Barcelona) auch wirklich kommt. Er kam, eine Station bis Port Bou gefahren, dort Umsteigen auf Rodalies nach Girona, dort vom alten Bahnhof zum AVE-Bahnhof gewetzt, wo uns unten vor der allerletzten Treppe auf den Bahnsteig das Personal empfing und mitteilte, dass der Zug ausfällt und auf Gleis X im alten Bahnhof ein Ersatzzug fährt. Also alles wieder zurück, dort in den Ersatzzug gequetscht, mit +50 in Barcelona angekommen, erstmal eine dreiviertel Stunde vor dem RENFE-Center gewartet bis man jedem dann eine neue Reservierung ausgestellt hat. Nochmal 3h warten, dann gings weiter.

Ist Bahnfahren in Frankreich ohne Reservierung noch teilweise möglich, so verkommt dieses Vorhaben in Spanien zur kompletten Unmöglichkeit, zumal es keine offizielle Fahrplanapp gibt, die alle Züge kennt.

Ist man bereit, reservierungspflichtige Züge zu nehmen, geht´s weiter: Wo bekommt man eine Reservierung? Über die IR-App nur mit Zuschlag von 2 Euro pro Reservierung. Spanien geht gar nichts. Reservierungsfreie Züge werden als reservierungspflichtig angegeben und umgekehrt.

Interrail war eine schöne Idee, ist aber leider nicht im 21. Jahrhundert angekommen - im doppeldeutigen Sinne.


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