[DE][AT] Wenn die einen nicht wollen… 1/6 (34 B.~10 MB) (Reiseberichte)

Pfälzer, Sonntag, 27.08.2023, 16:53 (vor 848 Tagen) @ Pfälzer

Tag 1: Schwarzwaldbahn und Bodensee

Die Tour beginnt unspektakulär an einem trüben Freitagmorgen mit der Anreise zum nächstgrößeren Fernbahnhof. Der weite Weg in die Alpenrepublik soll heute über die Schwarzwaldbahn, den Bodensee und den Arlberg nach Tirol führen. Aber noch ist es früh am Tage und die erste Regionalbahn aus der Pfalz nach Karlsruhe ist pünktlich.

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1-1 Ein Desiro erreicht das kürzlich auf 55 cm ausgebaute Gleis 101 im "Pfälzer Bahnhof" in Karlsruhe

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1-2 Woran merkt man, dass man mit der DB unterwegs ist ;)

Angekommen in Karlsruhe stelle ich (überraschend) fest, dass es andere wohl heute schon erwischt hat: Eine technische Störung legt den Betrieb im Stadtbahntunnel komplett lahm. Verwundert stehen einige Fahrgäste an der DB-Info, die ihnen auch nicht sagen kann, wie sie denn nun zum Marktplatz kommen. Dabei wäre die Antwort so einfach: gar nicht! Denn seit die Bimmel unter der Erde fährt gibt es sie oben in der Fußgängerzone nicht mehr. Zum Marktplatz führt in dem Fall also nur noch der Weg zu Fuße. Nun ja, zurück zur "echten" Eisenbahn. Ich hatte ja bisher noch Glück gehabt - betont "bisher".

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1-3 Karlsruhe scheinen einige Lok-Verleiher als (Abstell-)Standort erkannt zu haben (im Pfälzer Bahnhof stehen aktuell auch einige blaue 120er der insolventen WRS)

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1-4 Pünktlich erreicht die Vorleistung meiner Schwarzwaldbahn ihr Ziel

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1-5 Nach dem Richtungswechsel übernimmt eine 146 das Kommando

Weiterhin im Plan verlässt mein RE 2 Karlsruhe über die Ettlinger Strecke und eilt bis Offenburg auf der Rheintalbahn gen Süden.

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1-6 In Rastatt wird fleißig an der Tunnelbaustelle gewerkelt

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1-7 Während der schnurgeraden Fahrt im Rheintal lässt sich am westlichen Horizont der Schwarzwald schon erahnen

In Offenburg biegt der Zug dann von der Rheintalbahn auf die Schwarzwaldstrecke ab.

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1-8 Frühling in Gengenbach

Die bisher sehr angenehme Fahrt erreicht aber im Bahnhof von Hausach, an dem der schönste Teil der Strecke gerade erst beginnt, ein jähes vorzeitiges Ende: Zwischen Hausach und Hornberg ist ein Baum in die Oberleitung gestürzt. Die Weiterfahrt verzögere sich gemäß Durchsage um unbestimmte Zeit. Zeit zum Erdenken von Alternativen, denn als Bahnreisender muss man ja eine gewisse Flexibilität mitbringen. Ich könnte also zurück fahren nach Offenburg und dann über Basel oder Karlsruhe - Stuttgart zum Bodensee. Oder mit der SWEG nach Freudenstadt, dann weiter mit der Stadtbahn nach Ergenzingen und dort auf den Gäubahn-IC wechseln. Doch bevor ich mit den Gedanken am Ende bin, kommt überraschend nach 20 Minuten doch noch die Erlösung: Die Strecke sei wieder eingleisig befahrbar und unser Zug fährt "nun" doch weiter. Das heißt, wir müssen "nur noch" auf den Gegenzug warten, was weitere 25 Minuten dauern wird.

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1-9 Für eine gute Stunde besteht der Ausblick aus dem Dosto-Oberdeck auf das lustige Treiben der irritierten Fahrgäste um diesen Treppenabgang herum

Mit +50 setzten wir unsere Fahrt fort. Unterwegs ist auf dem Gegengleis das Unglück deutlich zu sehen: Ein Turmtriebwagen ist an der Stelle zu Gange, an der die Oberleitung durch einen großen Ast auf Mannshöhe herunter gedrückt wird. Leider ist die Schwarzwaldbahn in letzter Zeit sehr anfällig für witterungsbedingte Schäden... (Ok gut, für Baustellen und fahrzeugbedingte Angebotsreduzierungen natürlich auch). Durch die Störung ensteht nun für eine kurze Zeit aber eine ansehnliche Zugdichte.

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1-10 Nach nur rund 15 Minuten kreuzen wir in Hornberg schon den nächsten Gegenzug

Endlich können wir aber nun den Ausblick auf den Schwarzwald genießen.

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1-11 + 1-12 Schwarzwald

Die Fahrt endet schließlich mit rund +55 vorzeitig in Singen. Die Fahrgäste werden auf den nachfolgenden RE 2 verwiesen, der im Blockabstand hinterher fährt. Ungünstig ist nur, dass beim Folgetakt nur 3 Wagen am Haken hängen, während mein Zug mit 4 Wagen bestückt war. Insgesamt dürfen sich also die Fahrgäste aus 7 Wagen zur sogenannten Läutezeit ("Schule-Aus-Zeit") da rein quetschen. Es funktioniert aber deutlich besser als gedacht, denn sogar ein kurzer Toilettengang ist während der Fahrt noch drin.

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1-13 - Dieser Zug endet (heute) hier

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1-14 - Der nächste RE 2 überbrückt für die "gestrandeten" Fahrgäste die letzten Kilometer nach Radolfzell und Konstanz

In Radolfzell komme ich schließlich mit +62 an und der eigentlich geplante Anschluss zum IRE 3 ist natürlich schon lange weg.

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1-15 + 1-16 - Der Bahnhof Radolfzell ist schön gelegen direkt am Untersee, dem westlichen Ausläufer des Bodensees

Dank Taktfahrplan lassen die Alternativen auf gleicher Streckenführung aber nicht all zu lange auf sich warten. So geht es nun statt mit dem IRE 3 eben mit der RB 31 weiter am Bodensee entlang. Da kann ich immerhin noch einmal den Komfort der Reisebus-Bestuhlung im 650 genießen.

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1-17 - Die Leistung auf der RB 31 bestreiten zwei Regio-Shuttle; das hintere noch mit erst kürzlich neu bezogenen Vogel-Sitzen

Unterwegs kommt uns auch die Folgeleistung des IRE 3 entgegen, den ich eigentlich nehmen wollte, und bringt wenigstens etwas Beschwichtigung über die gescheiterte Reiseplanung, denn es wäre ein Solo-612 gewesen. Da bin ich dann doch ganz froh über die bequeme Fahrt im gut, aber nicht zu gut, besetzten Regio-Shuttle. Soweit ich es richtig beobachtet habe, war das aber der einzige Umlauf, der an diesem Tag auf der RB31 mit 650 gefahren wird. Entgegen kommen uns sonst nur LINT. Dabei kann das 650-Päärchen eindrucksvoll seine Stärke beweisen: Mehrmals können wir kleinere Kreuzungsverspätungen durch die Spurtstärke und die kurzen Türöffnungszeiten wieder heraus fahren und kommen so insgesamt eine Minute vor Plan in Friedrichshafen an.

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1-18 - Der "echten" Bodensee in Friedrichshafen zeigt sich weiterhin bei bescheidenem Wetter

Leider war auch hier der eigentlich in meiner Reisekette vorgesehene IC Bodensee schon seit einer halben Stunde abgefahren. Statt einer direkten Verbindung zum Tagesziel Innsbruck stehen mir nun noch zwei weitere Umstiege bevor.

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1-19 - Deshalb wird als nächstes dieser Quietschie nach Lindau bestiegen

Glück im Unglück ergibt sich nun zwangsweise ein kleiner Umweg auf der Reiseroute über die Lindauer Insel, da der IC direkt über den Bahnhof Lindau-Reutin gefahren wäre.

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1-20 - (Trotz schlechtem Wetter) einer der schönsten Ausblicke im Deutschen Schienennetz ergibt sich bei der Fahrt über den Bahndamm in Lindau

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1-21 - Völkerverständigung

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1-22 - In Lindau immer noch kein besseres Wetter

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1-23 – Zur Abwechslung ein Wasserverkehrsmittel :)

Die bereits beim Ausstieg erspähte lokbespannte Garnitur am Nachbargleis wird dann den nächsten REX bilden, mit dem ich bis nach Feldkirch mitfahren werde.

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1-24 - Der Taurus schiebt in Kürze einen Kamelzug über die Grenze zur Alpenrepublik

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1-25 - Geführt wird die (überwiegende) Dosto-Garnitur von einem CityShutte-Flachsteuerwagen

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1-26 - Ebenso wie die Querung des Bahndamms in Lindau ist normalerweise auch die Fahrt direkt am Ufer zwischen Lindau und Bregenz ein landschaftliches Highlight der Strecke, aber leider fällt auch dieser Ausblick "ins Wasser"

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1-27 - Wiesel

Der Regen hat zwar bis zur Ankunft am letzten Umsteigepunkt in Feldkirch bereits nachgelassen, allerdings ist die Umsteigezeit zu kurz, um einen kurzen Ausflug in die Stadt zu wagen. Andererseits ist sie aber auch zu lange, um nur untätig am Bahnsteig zu sitzen. Also erkunde ich ein wenig den Bahnhof.

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1-28 - Feldkirch ZOB (Ich bezweifle die Zweckmäßigkeit der Wetterschutz-"Pilze", denn der gesamte Platz war gleichmäßig nass)

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1-29 - In der imposanten Bahnhofshalle wird in etwa im 10-Minuten-Takt die Warnung der ÖBB vor dem anstehenden "Mega-Streik" in Deutschland am kommenden Montag ausgerufen

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1-30 - Auf der Gleisseite ist "trinationaler" Nahverkehr vorzufinden, denn der E-Talent verbindet auf seiner 20-minütigen Fahrt nach Buchs Österreich mit Liechtenstein und der Schweiz

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1-31 - Kurz vor der Einfahrt meines Railjet nach Innsbruck schafft auch noch der Folgetakt des REX aus Lindau den Anschluss zum Fernverkehr

Bereits in der einsetzenden Dämmerung beginnt dann die letzte Fahrt des Tages. Die Arlbergstrecke wird an diesem Tag also erst im Dunkeln erreicht. Das ist zwar schade, aber andererseits auch ein guter Grund, um noch einmal hier her zu kommen :) Zugegebenermaßen kann ich der Fahrt durch das dunkle obere Inntal mit den Lichtern aus den umliegenden Dörfern und Höfen aber auch einen gewissen Charme abgewinnen. Es ist zwar bei Weitem nicht so schön wie am Tage, aber trotzdem insgesamt eine gemütliche Fahrt.

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1-32 – Alle einsteigen in den Railjet nach Wien

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1-33 - Ankunft in Innsbruck schließlich mit insgesamt +79

Nach nunmehr 6 Umstiegen bin ich ziemlich geschafft und froh darum, im Hotel direkt gegenüber dem Hauptbahnhof reserviert zu haben. Schon 10 Minuten nach der Ankunft ist mein erster Reisetag für dieses Jahr dann offiziell beendet ;)

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1-34 - Ein letzter Blick aus dem Hotelzimmer zurück zum Bahnhof

Ab dem nächsten Tag werden Wetter und Reiseplan dann deutlich stabiler laufen. Dazu aber ein andermal mehr in Teil 2. Bis dahin danke für euer Interesse :)


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