CN: 600 km/h mit Freiluft-Maglev möglich. (Allgemeines Forum)

Chrispy, Donnerstag, 23.02.2023, 21:35 (vor 430 Tagen) @ Oscar (NL)
bearbeitet von Chrispy, Donnerstag, 23.02.2023, 21:36

Hallo Oscar

Also eine Durchschnittsgeschwindigkeit um die 370 km/h, dazu braucht es doch keinen Hyperloop. Das können auch normale Maglevs erreichen.


Bin ich mir nicht sicher.

Die Chinesen haben 2021 ihre nächste Generation Highspeed-Maglev veröffentlicht. Da ich hier lieber keine China-Medien verknüpfen möchte, muss ich mich auf dieses RT-Artikel (Dez. 2021) beschränken.

China is reportedly planning to introduce a high-speed maglev system capable of operating at a top speed of 600km/hr and high-speed trains in a vacuum tube.

Das lässt sich lesen als ob die 600 Sachen nur in einer Niederdruckröhre erreicht werden.

Aber für die 612 km in 1:40 braucht es ja keine 600 Sachen! Nonstop würden wohl v_max = 400 km/h reichen. Wenn man 1-2 zwischenhalte anstrebt dann reichen 500 km/h auch noch gut (so schnell soll ja der Chuo Shinkansen auch mal fahren). Aber ich denke mal, für einen Hammer scheint jedes Problem ein Nagel zu sein (für jeden Hyperloopie ist jedes Transprotproblem mit einem Hyerloop zu lösen).

Warum das ganze komplizierter machen als nötig?


1. Maglev benötigt komplizierte Weichen (siehe Transrapid), Hyperloop nicht (siehe Animation Hardt-Webseite).

Jedes Hyperloop projekt, das sich momentan in der entwicklung befindet, ist ein Maglev in einer Vakuumröhre. Ob der jetzt von der decke hängt oder nicht spielt keine rolle, es ist immer noch ein Maglev. Ich bezweifle jedoch stark, dass die Hyperloopies da eine bessere und gleichzeitig sichere Lösung für das Weichenproblem von Maglevs haben. Ist ja nicht so als hätte man sich damals beim Transrapid und jetzt beim SC-Maglev nicht Jahrelang mit dieser Problematik beschäftigt.

In einer Animation lässt sich halt alles realisieren, ob dies aber physikalisch machbar ist, steht auf einem ganz anderen Blatt. Zumal die Pods ja nur mit 11 s abstand folgen sollen. Im fall von Hardt Hyperloop muss dabei zur richtigen Zeit für eine bestimmte Dauer ein starkes Ablenkungsmagnetfeld erzeugt werden. So wie ich das sehe, ist das ein äusserst instabiles system. Nehmen wir an, das Magnetfeld ist aufgrund eines technischen Defekts nur halb so stark. Dann würde der pod einfach aus der Fahrspur gerissen und runterfallen. Dasselbe geschieht, wenn die Schaltdauer z.B. durch einen Stromausfall verkürzt ist.

Darum ist hier die grosse Frage die Unbeantwortet bleibt: wie stelle ich sicher, dass die Fahrgäste bei einer Fehlfunktion der Weiche nicht in Püree verwandelt werden? Wenn das Weichensystem doch so toll funktioniert wie es diese Animation verspricht, warum zeigen sie kein Video des Prototypen sondern eine Animation? Schliesslich behaupten sie ja, dass sei alles "proven technology", wo ist also der "proven" part.

2. Freiluft-Maglev hat eine hohe Luftwiderstand, dieser geht mit v hoch 2 oder sogar hoch 3. Hyperloop hat nur 10% der Luftwiderstand, braucht dafür aber Energie um den Niederdruck aufrechtzuerhalten.

Aber auch da geht der Luftwiederstand mit v² nur der Vorfaktor ist kleiner. Das primäre Problem des Hyperloops sind aber nicht die Fahrkosten, sondern der Bau und die Instandhaltung. Das ist ja schon beim Maglev problematisch (geringere Toleranzen wegen der höĥeren Geschwindigkeit). Warum also den Maglev noch teuerer machen, indem man den ganzen Karsumpel in eine Vakuumröhre steckt und mit zehntausenden Hochleistungsvakuumpumpen bestückt?

3. Die Angabe 1h40 könnte die Zeit inklusive Zwischenhalte sein. Mach 1 Hyperloop würde Rotterdam-Berlin nonstop in 40-45 Minuten schaffen.

Eine Stunde mehr Fahrzeit (2.5 x länger) wegen Zwischenhalten? Wo soll denn der überall anhalten? Lohnt sich da überhaupt jedes mal bis zur v_max zu beschleunigen? Haltezeiten (turnover time) werden ja als 3 min angegeben. Ich habe vielmehr das Gefühl, dass die Hyperloopies sich wieder einmal verrechnet haben?! Wäre ja nicht das erste mal.

Auf YouTube und Sozialmedien wird vor allem gejammert dass wir vorne, hinten, oben, unten, links und rechts von den Chinesen überholt werden. Dass unsere Züge nach einer Fahrt mit dem Shanghai Airport Maglev altmodisch anmuten. Die Maglevstrecke ist nur ein paar Dutzend km lang; die Chinesen haben dagegen eine fünfstellige Kilometerzahl an herkömmlichen Rennbahnen gebaut.

Das chinesische HGV-Netz ist ja schon beeindruckend, aber es stellt sich halt auch die Frage, ob da jede strecke wirklich ein gutes Investment war. Denn viele dieser Strecken sind im Betrieb nicht kostendeckend und die CRH ist mitlerweilen auch mit fast einer Billion Dollar verschuldet (quelle leider Bezahlartikel). Das ist fast dremal mehr als die Staatsverschuldung der Niederlande! Würde sich NL auch so stark verschulden, könnte man wohl ein beträchtliches HGV-Netz aufbauen.

Beim Hyperloop lasse ich gerne den Saudis oder sonst einem Ölstaat den Vortritt. Die scheinen gewillt zu sein Milliarden für den Hyperloop in den Sand zu setzen. Dann sehen wir ja ob die Technologie was taugt. Der erste zu sein ist zudem selten von Vorteil. Dazu betrachte man nur einmal das britische Bahnsystem. Sie bauten damals die ersten Eisenbahnlinien und heute haben sie auf den meisten Strecken ein so kleines Lichtraumprofil, dass man schwirigkeiten hat die Strecken zu Elektrifizieren. Oft ist das Lichtrauprofil sogar zu klein für den Transport von TEU-Containern.

Beste Grüsse
Chrispy


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