Kap. 1/4: Sommer in Südwesteuropa [IT][VA] (Reiseberichte)

Krümelmonster, München, Samstag, 30.05.2020, 15:47 (vor 1420 Tagen) @ Krümelmonster

Weiter geht es also mit Rom. Vier ganze Tage blieb ich dort. Ich schreibe wie gewohnt ein bissl unterhaltsamen Text dazu, in dem aber nicht alle gezeigten Sehenswürdigkeiten genannt sind. Die Sehenswürdigkeiten sind weitestgehend in chronologischer Reihenfolge.
Nach Ankunft brachte ich meinen Koffer in die bahnhofsnahe Unterkunft. Dann versuchte ich, die seit meiner illegalen Einreise nach Moldawien übrig gebliebenen 199 Moldawischen Lei umzutauschen. Aufgrund der desolaten wirtschaftlichen Situation suchen viele Moldawier ihr Glück im Ausland. In Moldawien wird mehrheitlich Rumänisch gesprochen, und die ähnlichste Sprache dazu ist Italienisch, deshalb rechnete ich mir hier ganz gute Chancen aus. Trotzdem wurde ich den Schmarrn erst beim dritten Versuch los. :D Zwar zu einem grottigen Kurs, aber besser als gar nicht.^^
Ich begann meine Streifzüge durch die Stadt. Am Ankunftstag ließ das Wetter noch arg zu wünschen übrig, immerhin blieb es trocken. Am Nachmittag traf ich mich mit der Malta-affinen Kollegin, die zufällig gerade mit ihrem Freund in Rom war. Für mich war es ja der erste Tag in Rom, für sie schon der letzte und noch dazu ihr Geburtstag, deshalb schlug ich kein Abendessen vor, sondern wir trafen uns bloß auf ein Eis. Ich will ja nicht angeben, aber wenn man im Urlaub und noch dazu an seinem Geburtstag einen Kollegen trifft, muss man schon einen ziemlich coolen Kollegen haben. ;-) Leider war ich nach dem vermaledeiten Kran und der kurzen Nacht im Zug alles andere als fit, ich fühlte mich ungefähr wie am Tag nach der Weihnachtsfeier. :-/
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71 Die Große Synagoge von Rom ist wirklich groß ;-)
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72 Theater des Marcellus, Apollo-Tempel & Synagoge
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73 Das allgegenwärtige Gewusel vor dem Pantheon aus römischer Zeit (heute ist es eine Kirche und der Eintritt damit – wie bei allen Kirchen in der Stadt – kostenlos)
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74 Largo di Torre Argentina
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75 Piazza Navona

Am nächsten Morgen musste ich erstmal ausschlafen.^^ Danach versuchte ich mein Glück in der Innenstadt, aber schnell wurde es mir zu wühlig, und ich floh in die nördlichen Bezirke. Ab 10, spätestens 11 Uhr war das Gedränge in der Stadt nicht mehr auszuhalten, dann flüchtete ich immer in die Außenbezirke. Erst abends ging es wieder. -.- Macht bloß nie den Fehler, im Frühjahr, Sommer oder Herbst nach Rom zu fahren! Ich muss in der Nebensaison nochmal hierher. -.- Während der vier Tage habe ich vom Stadtzentrum relativ wenig gesehen. -.-

Bis zum Morgen nach der zweiten Übernachtung hatte ich gelernt und besuchte die touristischen Highlights gleich morgens. Das Kolosseum öffnete halb neun, zehn nach acht reihte ich mich in die Schlange ein. Bald endete selbst die „Skip-the-Line“-Schlange hinter mir. :p Drinnen gab es Audioguides u. a. auf Latein. :D Im Kolosseum dürfen sich nur max. 3.000 Leute gleichzeitig aufhalten. Diese Zahl wurde bereits gegen 10 Uhr erreicht. Die Anstehenden mussten dann erstmal warten, bis die ersten Gruppen wieder draußen waren. Sowas könnte man doch für Hamburg-Hbf. auch mal einführen. ;-) Vor diesem Kolosseum ging’s zu! Dagegen ist ein Ameisenhaufen ja der reinste Kuraufenthalt in der mecklenburgischen Pampa! Die Schlange reichte fast zur Hälfte um das riesige Monument, es standen mehrere Krankenwagen bereit, weil in der prallen Sonne offenbar öfter mal jemand umkippt. Und das war erst um 10! Fliegende Händler verkauften den Touristen zu Preisen, die im fortschreitenden Verlauf der Schlange immer „fantastischer“ wurden (kurz vor dem Eingang 5 € für 0,3 l!).
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76 Mist.^^ Zur Öffnungszeit 20 min später war die Schlange hinter mir mindestens genauso lang.^^
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77 – 82 Im Inneren des Kolosseums
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83 Kolosseum von außen
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84 Kolosseum am Abend
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85 Altare della Patria. Man nennt es auch Schreibmaschine oder Hochzeitstorte. ;-)
Anschließend versuchte ich zum Trevi-Brunnen vorzudringen, aber es war ein dermaßenes Gewühl, ich schaffte es nicht einmal auf den Platz. Ungefähr so ging es dort zu… -.-
Weg vom Treiben fuhr ich ins EUR-Viertel im Süden der Stadt, das von Bauten aus der faschistischen Zeit geprägt ist. Dort kaufte ich eine 0,7-kg-Packung Kekse, aus der ich in sechs verschiedenen Ländern aß – das dürfte Rekord sein! :D
Auf dem Rückweg besuchte ich die sehr eindrucksvolle Basilika St. Paul vor den Mauern. Wie alle Kirchen in der Stadt war auch diese ohne Eintrittsgebühr, um Spenden wird natürlich gebeten. Ein- und Ausgang waren getrennt, und aus dem Hinterhof war es gar nicht so leicht herauszufinden. Links von mir zeigte ein Ausgang-Schild einen Pfeil nach rechts. Rechts von mir zeigte ein Ausgang-Schild einen Pfeil nach links. Dazwischen war: Wand. Durch einen Gang kam man in einem Garten, an dessen Zugang groß und fett stand: KEIN AUSGANG. Das wurde unterstrichen von einem mürrischen Wachmann mit Knarre daneben. Ich fragte ihn, ob hier der Ausgang ist. Er antwortete: „Ja klar!“. Das ist Italien! :D
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86 Der Palazzo della Cività ist ein stummer Zeuge des Faschismus
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87 – 88 In der Kirche St. Paul vor den Mauern

Der Petersdom sperrt planmäßig 7 Uhr auf. Das war schon hart im Urlaub.^^ Zugegeben, Punkt sieben habe ich nicht geschafft (zumal es doch ein bisschen entfernt war), aber viertel nach stand ich auf der Matte. :p Und ich war nicht der einzige. :D Von der riesigen Kuppel hat man einen schicken Ausblick auf die Vatikanischen Gärten auf der einen und den Petersplatz auf der anderen Seite. Ich dachte ja, ich könnte es schaffen, mal ein Land zu besuchen, ohne dort Kekfe zu effen. Selbft im Vatikan hat das niff geklappt. Mift! Man konnte sich dort auch Wasser abfüllen. Ich fragte mich, ob daraus Wein wird. :-s Um es herauszufinden, fehlte mir aber der Mut, denselben Brunnen zu benutzen, an den im Laufe des Tages tausende Touristen ihre Zungen strecken. -.- Falls es sich wer gefragt hat, Vatikanisches Mobilfunknetz scheint es nicht zu geben. Zumindest hat sich mein Knochen nicht dort eingewählt.^^
Kurz nach zehn (also immer noch nicht die High-Life-Zeit für Touristen) verließ ich den Vatikan, da machte die Warteschlange für den Petersdom bereits extra einen Bogen, um nicht im Ausland zu enden.^^ Ich suchte den weiteren Weg, und Google warnte mich: „Diese Route führt über eine Landesgrenze“ – welch gewagte Aussage! :D
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89 Morgens kurz nach sieben ist es noch schön leer ;-)
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90 – 95 Im Inneren des Petersdoms
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96 Der Bahnhof des Vatikan
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97 Blick in die Vatikanischen Gärten
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98 Rechts die Vatikanischen Museen
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99 Internationaler Ausblick
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100 Schweizer in lustiger Kleidung
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101 Blick zurück
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102 Die Engelsburg bei der Engelsbrücke
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103 Unweit davon befindet sich der Justizpalast
Anschließend stellte ich mich in die Schlange fürs Forum Romanum unweit vom Kolosseum. Ich fragte den Menschen vor mir: „Scusa? Italiano? English?“ – Er: „Czx!ödH?lgn“ – Ich: „I beg your pardon?“ – Er: „Hollands“ – Ich: „English?“ – Er: „Nederlands!“ Er hat dann aber doch Englisch verstanden. :D Was ich ihn fragen wollte, weiß ich gar nicht mehr, nur seine Reaktion ist mir in Erinnerung geblieben.^^
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104 Im Forum Romanum
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105 Die ältesten Relikte befinden sich beim Paladin, Gruß auch an den Forenkollegen ;-)
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106 Das spektakuläre Forum Romanum
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107 Rechts versteckt sich das Kolosseum
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108 Das nördliche Areal im Detail
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109 Hier von etwas tiefer aufgenommen
Am letzten Abend genoss ich den Ausblick vom Hügel Pincio oberhalb des Piazza del Popolo. Zum Abschluss ging ich gar nicht mal so günstig, aber gut essen. =)
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110 Blick vom Pincio Richtung Süden
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111 Richtung Westen sieht man die Piazza del Popolo mit dem Obelisken und in der Ferne den Petersdom
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112 Ein wenig herangezoomt
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113 Etwas später am Abend

Von den touristischen Highlights hatte ich mir für den letzten Tag die Spanische Treppe und den Trevi-Brunnen aufgehoben. Da das Pantheon erst um 8:30 Uhr öffnete, nahm ich das auch noch mit für ein Foto ohne Gewühl. War ja kostenlos.^^
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114 Morgens halb acht ist die spanische Treppe schön leer
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115 Abends geht es dort so zu -.-
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116 Blick von oben
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117 Der berühmte Trevi-Brunnen
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118 Samstagmorgen kurz nach 8 herrschte schon reges Treiben -.-
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119 Im Inneren des Pantheons

Kurzes Fazit: Rom ist zwar echt schön, aber auch extrem voll…


Nach ich nun die Sehenswürdigkeiten gezeigt habe, dürfen die Verkehrsmittel natürlich nicht zu kurz kommen. ;-)
Dieser Artikel erinnert sehr ans Busfahren im Rom... -.- An Roms Bushaltestellen gibt es keine ausgeschriebenen Fahrpläne, noch nicht mal eine Taktangabe. Die Busse fahren einfach regelmäßig, im Zentrum sehr häufig (sind trotzdem hoffnungslos überfüllt). Google Maps kennt zwar Zeiten, aber einmal kam in den Außenbezirken ohne starken Verkehr der Bus beim 12-min-Takt um 5 min versetzt.^^
Eine Anekdote zum Verkehr in Rom: Ein Krankenwagen fuhr mit Blaulicht über die rote Ampel. Drei Moppeds nutzten die Chance und fuhren hinterher :D Aber später: Ein Moped-Fahrer hielt extra an, um einen Fußgänger über die rote Ampel laufen zu lassen. Und zwar ohne zu hupen! :-O Die spinnen, die Römer…

Am zweiten Nachmittag fuhr ich Obus. Die Fahrzeuge sind von Solaris und AnsaldoBreda. Dass die Oberleitung für den Obus (Expresslinie) nur über der Spur hängt, wo auch die regulären Buslinien mit mehr Zwischenhalten fahren, macht irgendwie nicht so viel Sinn.^^
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120 Nicht so schüchtern! :-)
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121 Eindrahttrichter am Beginn der Obus-Strecke
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122 – 123 Urbi @ Obi
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124 Fast schon ein Suchbild^^

Etwas modernere Trams können sie auch im Rom. Aber die Opatrams sind eindeutig in der Überzahl.^^
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125 – 126 Römer Tram
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127 – 128 Moderne Tram
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129 Nicht so neue Tram

Die Metro Rom fährt exotischerweise links und mit Oberleitung. Der Takt war, wie es sich für eine Millionenstadt gehört, zu Stoßzeiten alle 2 min. Auch in der Italo-Metro gibt es für Ein- und Aussteiger verschiedene Treppenhäuser mit eigenen Rolltreppen. Die Trennung mit Barrieren ist aber nicht ganz so konsequent wie in der Russenmetro. In den Zügen gibt es nur Plastiksitze längs zur Fahrtrichtung – höchstens in der HVZ ist das praktisch. Auf dem Weg vom Hbf. Richtung Nordwesten waren gleich zwei Stationen hintereinander zur Renovierung geschlossen (Repubblica & Barberini), von Termini kam man nonstop zur Spanischen Treppe.
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130 – 131 Unterweltsbahn
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132 Kreuzungsstation Termini unterm Hbf.
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133 Älteres Exemplar ebendort
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134 Neueres Fahrzeug der Metro
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135 Spartanische Einrichtung
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136 Im Süden der Stadt verläuft die Metro-Strecke direkt entlang der Bahnstrecke nach Ostia

Die Bahnstrecke nach Ostia nahm ich natürlich auch noch mit. Die meistens Züge waren vollgeschmiert und reichlich heruntergekommen, doch es gab auch Ausnahmen:
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137 Ein Zug aus Ostia an der Station Magliana. Von dort fuhr ich eine Station zur Kirche St. Paul vor den Mauern und später noch eine Station weiter zur Endstation Ostiense.

Da mein Hotel nah am Bahnhof war, ging ich zwischendurch immer wieder Züge gucken. In Rom (und auch in Mailand) kommt nur auf den Querbahnsteig, wer eine Fahrkarte vorweisen kann. Beim ersten Versuch hielt die Geltungstage auf meinem Interrail noch mit dem Finger verdeckt, doch bald sparte ich mir selbst die Mühe, um zu den Gleisen zu kommen. :D So kam es übrigens, dass ich beim Verlassen von Rom erst bei der Fahrkartenkontrolle im Zug feststellte, dass ich noch keinen Gültigkeitstag eingetragen hatte. ;-)
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138 Zug aus Ancona
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139 Ein IC, sein Ziel ist mir nicht in Erinnerung
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140 Il Pendolino va alla 'Ndrangheta
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141 Ein Frecciargento
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142 Rennzug-Parade
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143 Privat betriebene Renne
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144 – 145 Mein Lieblingszug, welcher andere produziert schon so zuverlässig regelmäßig mindestens 120 min Verspätung?^^ (Nach meiner Erfahrung dürften die gezeigten 10 min Abfahrtsverspätung schon gereicht haben, damit er am ersten Zwischenhalt die + 60 knackte.^^) Wenn ich das richtig überblicke, ist dies die einzige direkte internationale Verbindung ab Rom. Sonst ist vor der Grenze Schluss: Richtung Frankreich in Turin bzw. selten in Ventimiglia, Richtung Schweiz schon in Mailand, Richtung Österreich in Bozen und Richtung Slowenien in Triest.

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Was Du suchst, ist in Dir. Ansonsten ist es im Kühlschrank. Oder in der Kekspackung. :)


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