Kapitel 2/3: Verrückter Plan ;-) Affen & Afrika (Reiseberichte)

Krümelmonster, München, Montag, 11.05.2020, 20:47 (vor 1438 Tagen) @ Krümelmonster

Nun hatten wir anderthalb Stunden Zeit in Casablanca. Wir machten erst möglichst unauffällig ein Bild vom schicken Bahnhofsgebäude. Im Nachhinein glaube ich, dass es alles andere als unauffällig war, aber dass es den Marokkanern einfach völlig egal war. :D Dann suchten wir erfolglos Sandwiches. WLAN gab es hier übrigens genauso wenig wie im Zug. Ein Starbucks und ein Fast-Food-Laden (wimre McDonald’s) sollten in absehbarer Zeit im Bahnhof eröffnen, waren aber sechs Wochen nach Eröffnung der Rennbahn noch nicht fertiggestellt.^^ Irgendwann gaben wir auf und wollten mit der Tram ein paar Stationen fahren. Die Zugänge zu den Haltestellen sind mit elektrischen Drehkreuzen gesichert und ein Aufseher (bzw. bei den Stationen im Stadtzentrum stets mehrere) sorgt dafür, dass niemand am Drehkreuz vorbeiläuft – dass das Geld spart, bezweifle ich, aber so kann man eben Arbeitsplätze schaffen. ;-) Der Ticketautomat akzeptierte interessanterweise weder Karten noch Geldscheine, sondern nur Münzen. Die hatten wir nicht. Dass wir als zwei Touristen mit Koffern so lange am Automaten standen, rief einen der Aufseher auf den Plan, der gleich kam, um uns zu helfen. Wir fragten ihn, ob er 20 Dirham in Münzen wechseln könne, er lief damit los, über die Straße und in ein Geschäft, um mit Münzen zurückzukehren.^^ In der Tram gab es zwar WLAN, aber bei der Registrierung musste man eine marokkanische Nummer für die Bestätigungs-SMS angeben – wenn ich eh schon eine SIM-Karte habe, brauche ich doch kein WLAN mehr! Da hat sich ja jemand richtig Gedanken gemacht… -.- Auch in der Tram war alles inkl. der Ansagen auf Arabisch & Französisch. Wir fuhren einfach mal vier Stationen, deshalb stiegen wir am Marché Central aus. Dort fotografierten wir ein paar Trams und fuhren wieder zurück.^^ Während wir am Gleis auf unsere Weiterfahrt warteten, fotografierten wir noch ein paar Züge.
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112 – 113 Alle langen Trams in Casablanca, die wir sahen, verkehrten in Doppeltraktion
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114 – 115 Eingang zum Marché central
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116 Innenstadt von Casablanca
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117 Die Anzeigetafel ist zweisprachig, wie auch die gesamte Beschilderung. Englisch sucht man aber vergeblich.
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118 Die Bahnhofshalle
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119 Das moderne Bahnhofsgebäude
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120 Auf der anderen, der Innenstadt zugewandten Seite steht das alte Bahnhofsgebäude
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121 Das alte Bahnhofsgebäude von der Gleisseite aus
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122 – 124 Andere marokkanische Züge nach unserer Ankunft
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125 Blick über die Bahnsteige Richtung Norden
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126 – 127 Erinnert mich irgendwie an den belgischen Break^^
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128 Da ist unserer

Unser Zug kam aus Fès, der drittgrößten Stadt des Landes (knapp vor Tanger) im Norden im Landesinneren, und war bereits seit 4 h unterwegs. Er war nur wenige min verspätet, mit + 2 ging es los. Der Abteilwagen war stark ausgelastet. Unsere eigentlich reservierten Plätze waren von einer marokkanischen Großfamilie besetzt, ihr zu erklären, wie das System der Reservierung funktioniert, hätte ich als äußerst unangebracht empfunden. Im nächsten Abteil saßen nur zwei ältere Europäerinnen aus NL & GB, die gemeinsam auf dem Weg von Fès nach Marrakesch waren. Die Niederländerin unterhielt sich etwas mit uns, sie sprach sehr gut Deutsch und meinte: „Hier sitzen vier Europäer, in dieses Abteil kommt niemand mehr freiwillig.“ :D Es waren auch ein paar andere Touristen im Zug, aber die Marokkaner waren deutlich in der Mehrheit. Gegen Ende der Fahrt setzte sich tatsächlich eine alleinreisende ältere Marokkanerin zu uns, die aber bestimmt 20 min vor Marrakesch schon wieder das Abteil verließ, so gut schien es ihr bei uns nicht gefallen zu haben. ;-) Verpflegung gab es in Form eines Snack-Caddys. Nach weniger als 10 min erreichte der Zug seinen ersten Zwischenhalt L’Oasis, noch in Casablanca gelegen, und 20 min später Berrechid. Dann fuhr er eine knappe halbe Stunde bis Settat, von dort eine ganze Stunde bis Benguerir und ab dort noch eine Dreiviertelstunde bis zum Endbahnhof Marrakesch. Die Besiedlung wurde schnell dünner bzw. ab Settat gegen 0 tendierend. Dafür wurde die Landschaft spektakulär: Trockene Berglandschaften wurden von tiefen Tälern durchschnitten, durch die Ziegen auf der Suche nach ein wenig Grün streiften. Gleichzeitig mit der Inbetriebnahme der Rennbahn im Norden hatte man Casa – Marrakesch von 3:35 h auf 2:39 h beschleunigt – dabei war diese Strecke doch unabhängig von der Rennbahn. Zwar war nun der zweigleisige Ausbau abgeschlossen, aber das allein bringt ja noch keine 30 % Zeitersparnis. Als wir dort langfuhren, sahen wir den Grund für die Zeitersparnis: Die Strecke war nicht nur zweigleisig ausgebaut worden, sondern auch über dutzende km hinweg neu trassiert worden mit viel großzügigeren Kurvenradien. Die Schienen der alten Strecke lagen oft noch in Sichtweite. Und Doppelspurausbau & Begradigung zusammen führten durchaus zu erheblicher Zeitersparnis. Nach der Durchquerung der Bergwelt wurde es wieder flach. Kurz vor Marrakesch waren die schneebedeckten Gipfel des Hohen Atlas zu sehen, an dessen Fuß die Stadt liegt. In Benguerir hatte der Zug + 7 oder + 8 (für die anderen Zwischenhalte hatte ich nicht geschaut), aber Marrakesch wurde mit + 3 erreicht. 6:20 h waren seit der Abfahrt in Tanger vergangen, es war nun viertel nach vier am Nachmittag beim angenehm sonnigen 21 Grad.
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129 Marokkanische Ziegen
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130 – 132 Marokkanische Berge
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133 Marokkanische Fläche
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134 – 135 Marokkanische Dürre
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136 Marokkanischer Zug
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137 Marokkanisches Zugklo
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138 Abgeschlossene Bauarbeiten
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139 Die Brücke im Vordergrund gehört noch zur alten Strecke
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140 Ein altes Dorf neben der Strecke
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141 Blick zurück
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142 Der Hohe Atlas ist in Sicht!
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143 – 145 Einfahrt nach Marrakesch
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146 – 147 Der Bahnhof Marrakesch/مراكش
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148 Nach 3.707 km angekommen!
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149 Das Bahnhofsgebäude von außen
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150 ALSA ist doch der spanische Flixbus :-s

Ich möchte es nochmal herausstellen: Die reine Fahrzeit ohne Pausen waren ab Berlin nur dreieinhalb Tage!
Ab Süddeutschland kann man sogar binnen drei Tagen nach Marrakesch gelangen, ohne zu fliegen!

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Was Du suchst, ist in Dir. Ansonsten ist es im Kühlschrank. Oder in der Kekspackung. :)


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