Zwischen Alpen und Adria – Reisebericht m. v. Bildern 2/3 (Reiseberichte)
Hallo zusammen,
in Teil 1 waren wir bis Rijeka gekommen, hier geht’s nun weiter.
Tag 3: Rijeka - Postojna - Koper
Am nächsten Morgen weckt uns die Sonne, die ins Hotelzimmer scheint. Nachdem wir gestern das touristische Pflichtprogramm absolviert haben, lassen wir den Tag gemütlich angehen, bummeln über den Markt und genießen die Sonne.
Heute geht es erst um 12 Uhr weiter und zwar wollen wir nun nach Koper. Die Bahnauskunft spukt für die Strecke eine Verbindung aus mit dem Hinweis „längerer Aufenthalt“. Da der Aufenthalt drei Stunden dauern soll und ich von dem Umsteigeort Pivka zuvor noch nichts gehört hatte, mache ich mich zunächst schlau: der Ort hat 6.000 Einwohner und die einzige Attraktion ist ein militärhistorischer Park mit einer Panzer- und Artilleriesammlung – das interessiert mich nun gar nicht. Und hier sollen wir drei Stunden auf einen Anschlusszug warten? Ich schaue mir dann die nächsten Orte an und sehe, dass Postojna mit einer großen Tropfsteinhöhle einen interessanteren Aufenthalt verspricht. Und so fahren wir also von Rijeka zunächst nach Postojna.
Der Zug steht bereits frühzeitig bereit, er besteht aus slowenischen Wagen und ist mir einer Diesellok bespannt. Der erste Wagen des Zuges fährt mit dem EC Emona bis Wien, unser 1.Klasse-Abteil befindet sich in einem der anderen beiden Wagen, die bis nach Ljubljana fahren.
Der Schnellzug von Rijeka nach Ljubljana mit Kurswagen nach Wien
Hier lassen sich auch die Fenster öffnen, gerade richtig für eine gemütliche Fahrt über eine landschaftlich schöne Strecke. Mit gerade mal zwei Verbindungen am Tag ist das Angebot sehr überschaubar.
Die Strecke führt zunächst am Hafen von Rijeka vorbei und gewinnt dann an Höhe. Wieder genießen wir einen tollen Blick auf die Bucht von Rijeka. Am gegenüberliegenden Ufer erstreckt sich das Gebirgsmassiv der Učka auf der Halbinsel Istrien.
Auf der Fahrt durch Kroatien fällt mir immer wieder auf, wie personalintensiv der Bahnbetrieb dort ist, jeder noch so kleine Bahnhof ist besetzt. Ich kenne mich mit dem Bahnbetrieb nicht so gut aus – kann mir jemand erklären, warum an vielen Bahnhöfen sogar 2 Bedienstete stehen? Der oder die Bedienstete mit der roten Mütze ist wohl der Fahrdienstleiter, der dann auch den Abfahrauftrag erteilt. Dann gibt es noch einen zweiten Bediensteten mit einer roten Fahne, dessen Aufgabe erschließt sich mir nicht.
In Sapjane stehen wir eine Viertelstunde, hier findet die erste Passkontrolle statt und die Lok wird gewechselt. Der slowenische Schaffner, der nun den Zug begleitet, ist ob unserer sonderbaren Fahrkarten etwas irritiert, denn wir haben ÖBB-Fahrkarten Sapjane-Koper (2. Klasse), einen Klassenwechsel Sapjane-Pivka und dann noch Einzelfahrkarten Pivka-Postojna. Nach kurzer Fahrt erreichen wir Ilirska Bistrica, der erste Bahnhof auf slowenischer Seite. Hier stehen wir erneut eine Viertelstunde, da nun die nächste Passkontrolle stattfindet.
Auf der slowenischen Seite ist die Strecke elektrifiziert und zweigleisig. Die Landschaft hat sich mittlerweile gewandelt, wir fahren durch den grünen Karst. Hier im Karstgebiet gibt es über 10.000 Höhlen.
Bei der Fahrt durch Pivka kündet ein Panzer vom militärgeschichtlichen Park.
Nach knapp zwei Stunden Fahrt, von denen eine halbe Stunde durch Lokwechsel und Grenzkontrollen Standzeiten waren, kommen wir in Postojna an. Auf der Strecke nach Koper herrscht doppelt so viel Verkehr wie nach Rijeka – nämlich 4 Personenzüge pro Tag. So ist es nicht verwunderlich, dass wir nun knapp 3 Stunden auf den nächsten Anschluss warten müssen.
Schon am Bahnhof werben Plakate für die Höhlen von Postojna. Die zweitgrößte für Touristen erschlossene Tropfsteinhöhle der Welt erstreckt sich über 20 Kilometer und zieht jährlich über eine halbe Million Besucher an.
Kirche von Postojna
Dass es jedoch mit der Höhlenbesichtigung nicht klappen würde, hatte ich vorher schon herausgefunden. Die Höhle kann nur mit einer Führung besucht werden und offenbar ist man bei den Höhlen mehr auf Bustouristen eingestellt, denn auf Reisende, die mit dem Zug aus Rijeka anreisen. Die Führung startet kurz vor unserer Ankunft und die nächste beginnt erst zwei Stunden später.
Bei der Höhle gibt es aber noch ein Vivarium, das sich in einer kleineren Nebenhöhle befindet und ganztägig geöffnet hat. Und so können wir wenigsten noch etwas Höhlenfeeling mitnehmen - und lebende Grottenolme und anderes Höhlengetier sieht man auch nicht jeden Tag.
Rund um die Höhle gibt es auch einen kleinen Park, in dem sich die Zeit gut verbringen lässt – und den ersten Sonnenbrand des Jahres gibt es gratis dazu.
Von Postojna fahren wir nun mit einem Regionalzug nach Koper.
Der Regionalzug kommt aus Ljubljana und besteht aus einem dreiteiligen Desiro. Für die landschaftlich beeindruckende Strecke über die Koperrampe hätte ich mir zwar eigentlich auch wieder einen Zug mit Fenstern zum Öffnen gewünscht, aber auch so wird die Fahrt ein Erlebnis. Zunächst führt die Strecke noch über Karstlandschaft, bis dann in der Ferne das Meer wieder zu sehen ist und sich ein toller Blick eröffnet. Die Strecke verläuft zunächst hoch über dem Tal und windet sich dann kurvenreich und durch Tunnels hinab.
Nach der Fahrt entlang Kalkwänden des Podgorski kras...
...ist in der Ferne der Golf von Triest zu sehen.
Wir sind in Koper angekommen, italienisch Capodistria
Als Bahnreisender ist man es häufig gewohnt, direkt im Zentrum anzukommen - und einen Bahnhof wie Koper wünscht man sich eigentlich nicht. Ein verlassener Bahnsteig, dazu ein hässliches Bahnhofsgebäude, rundherum Ausfallstraßen und Industrieflächen. Aber gut, das wusste ich vorher schon vom Blick auf den Stadtplan und in der Ferne ist auch schon die Altstadt zu erkennen.
Der Weg zum Hotel ist bald gemeistert und wir können nun die Stadt erkunden. Die Altstadt liegt auf einer Halbinsel und ist venezianisch geprägt. Der Stadtplatz ist gesäumt von...
...der Loggia aus dem Jahr 1462...
...der Kathedrale mit Ursprüngen im 12. Jahrhundert und venezianischer Gotik...
...und dem Prätorenpalast aus dem 13. Jahrhundert.
Koper ist die einzige Seehafenstadt Sloweniens, viele Güter werden hier auf die Bahn umgeschlagen und bis nach Süddeutschland, Österreich, Polen oder Ungarn transportiert.
Im Norden ist Triest nicht weit, die hintere Hügelkette gehört bereits zu Italien.
Die Taverna am Carpaccio-Platz war einst Salzlager und Markthalle
Bei einbrechender Dunkelheit zeigt sich der Bereich am Hafen aufwändig illuminiert. In das Pflaster sind Leuchten eingelassen, die Sockel der Straßenlaternen funkeln ebenfalls und die Laternen im Hafen erstrahlen ständig in neuen Farben.
Mit dem Mondschein über dem Stadtplatz beschließen wir den heutigen Tag. Teil 3 folgt morgen.
Viele Grüße und frohe Ostern
Tobias
--
"Fensterplatz, bitte." - Meine Bahnreiseberichte.de.| instagram.com/fensterplatz.bitte/
gesamter Thread:
- Zwischen Alpen und Adria – Reisebericht m. v. Bildern 2/3 -
TD,
08.04.2012, 13:17
- Danke! (m. Kommentar) -
Sören Heise,
08.04.2012, 14:15
- Diesel oder Strom? Nee, Diesel UND Strom! -
Blaschke,
09.04.2012, 00:06
- zwei Rangierfahrten hintereinander -
fabs,
09.04.2012, 00:24
- Wenn 2 Loks kommen statt einer... ;-) -
Blaschke,
09.04.2012, 00:43
- Wenn 2 Loks kommen statt einer... ;-) -
sflori,
09.04.2012, 03:55
- Wenn 2 Loks kommen statt einer... ;-) / Ex DB-Wagen? -
218 466-1,
09.04.2012, 06:42
- Goša? - Sören Heise, 09.04.2012, 09:26
- Früher in Stuttgart ganz normal! -
Steffen,
09.04.2012, 12:33
- Heute in Lindau ganz normal! - 218 466-1, 09.04.2012, 21:13
- Wenn 2 Loks kommen statt einer... ;-) / Ex DB-Wagen? -
218 466-1,
09.04.2012, 06:42
- Wenn 2 Loks kommen statt einer... ;-) -
sflori,
09.04.2012, 03:55
- Wenn 2 Loks kommen statt einer... ;-) -
Blaschke,
09.04.2012, 00:43
- zwei Rangierfahrten hintereinander -
fabs,
09.04.2012, 00:24
- Diesel oder Strom? Nee, Diesel UND Strom! -
Blaschke,
09.04.2012, 00:06
- Toll - moonglum, 08.04.2012, 14:37
- Zwischen Alpen und Adria – Reisebericht m. v. Bildern 2/3 - fabs, 09.04.2012, 00:13
- Ein Deja-vu-Erlebnis... ;-) - Blaschke, 09.04.2012, 00:14
- Danke! (m. Kommentar) -
Sören Heise,
08.04.2012, 14:15