ICE 786 blieb vor Hamburg liegen (Reiseberichte)

Baselaner, Mittwoch, 25.01.2012, 21:38 (vor 5085 Tagen) @ Hustensaft

Sieh es mal so:

Wenn die Evakuierung eines Zuges an so günstiger Stelle nicht erfolgt, man mehr als häufig von 3 oder 4 Stunden liest, die es dauert, bis ein Zug evakuiert ist (vor wenigen Wochen erst wieder kurz vor Würzburg), dann frage ich mich schon, wie vertrauenswürdig das Notfallmanagement ist, sollte wirklich mal wieder etwas wirklich ernstes passieren. Es ist zwar immer wieder ganz nett, wenn beispielsweise in Fulda der Tunnelrettungszug steht, aber irgendwie kommt immer wieder der Eindruck auf, als würde zu gerne "gewurschtelt" als Nägel mit Köpfen gemacht. Gerade bei Störfällen beweist sich die wahre Qualität eines Unternehmens - und da hat die Bahn eindeutig noch massive Defizite. Und immer, wenn diese Defizite sichtbar werden, kommt natürlich auch ein Gefühl der Unsicherheit auf - wie übrigens auch beim eigenen Auto, wenn das plötzlich merkwürdige Geräusche macht etc.

Man muss aber so viele Sachen bedenken, die Laien einfach nicht sehen und nicht sehen können, da sie von der ganzen Problematik nichts verstehen. Außerdem haben sie kein Wissen darüber, wie Komplex das System Eisenbahn ist!

Schon vor vielen Jahren, damals gab es noch keinen ICE, hatte ich mal einen Vorfall, der einfach nur den Kopf schütteln lässt. Auf freier Strecke bleibt der IC (nahe Eschwege) stehen und es kommt eine Durchsage, dass wegen eines Problems an der Lok die Weiterfahrt frühestens in 40 Minuten möglich sei. Allerdings ging es nach gut 10 Minuten dann doch weiter. Irgendwann ein weiterer Halt und die Info, dass aus Franfurt eine Lok käme. Schließlich wieder Weiterfahrt und nahe Wächtersbach wieder ein Halt, denn da sollte die Lok aus Frankfurt übernehmen. Nach wiederum etwa 10 Minuten kam die Information, die Lok käme doch nicht und wir fuhren weiter und kamen auch ohne weitere Störung in Frankfurt an, wo ohnehin planmäßig die Lok gewechselt wurde. Der unbedarfte Laie fragt sich natürlich, was da für ein Chaos geherrscht haben muss und welche Störung denn nun vorlag, wenn die Weiterfahrt doch (scheinbar) problemlos möglich war. Warum ich das schreibe? So ähnlich kommt mir das hier auch vor: Kleiner Defekt, das kriegen wir schnell in den Griff - und statt irgendwann die "Notbremse" zu ziehen und einen Ersatzzug anzufordern, lässt man die Fahrgäste sitzen.

Dein Beispiel ist wirklich ein sehr gutes Beispiel dafür, wie es laufen kann. Hast du jemals schonmal in einer Lok/einem Triebzug gesessen und dich auch nur ein wenig mit der Technik auseinander gesetzt? Bzw hast du dich auch schonmal mit technischen Problemen außeinander gesetzt? Anscheinend nicht!!! Denn sonst wüsstest du, wie tückisch die Technik ist. Mal will sie und dann will sie wieder mal nicht. Vorallem, wenn so viele System wie auf einer Lok zusammenkommen.

Eine Evakuierung an dieser Stelle ist unbestritten, besonders bei Dunkelheit, nicht unproblematisch, daher habe ich diese Möglichkeit auch erst mal nicht weiter erwähnt. Ganz nebenbei soll es in Hamburg auch einige 218er geben, mit denen man den ICE nach Sicherung des Stromabnehmers bis zum Hauptbahnhof hätte ziehen können. Es geht nicht immer darum, was betrieblich die bequemste Lösung ist, gelegentlich ist auch der Kundenkomfort höher zu gewichten.

Ich weiß es nicht 100%, ABER ich bin der festen Meinung, dass der Zug nur OHNE Fahrgäste befördert werden darf. Und stell dir mal vor, es gibt dafür plausible Gründe! Auch wenn die die Fahrgäste nicht kennen oder verstehen wollen!!

Ganz bewusst hatte ich übrigens geschrieben, dass die Schilderung leider unvollständig ist. Wie an anderer Stelle erwähnt, wäre der Taxi-Transfer vom Hbf, so er denn stattgefunden hat, zwar sicher nur ein schwacher Trost, aber wenigstens ein durchaus positives Zeichen des Problembewusstseins, auch wenn 40 Taxen für 130 Fahrgäste etwas wenig erscheinen. Von daher wäre es auch schön gewesen zu erfahren, ob die DB die Fahrgäste kostenlos verköstigt hat etc.

Auch hier weiß wieder niemand was an dem Abend los war. Und ich gebe dir und den anderen mal so einen kleinen Tipp: "So einfach", wie manche hier immer denken das es geht, ist es beim System Eisenbahn nicht. Bitte bedenkt, dass es viel mehr unbekannte Faktoren gibt und nicht alles so einleuchtend ist wie auf der Modelleisenbahn!

Mit freundlichen Grüßen
Baselaner


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