Allianz pro Schiene: Eisenbahnnetz in Europa schrumpft (Allgemeines Forum)

Anoj 1, Dresden (D) / Vbg. (A), Dienstag, 07.06.2011, 15:37 (vor 4726 Tagen)

Hallo!

-> http://www.allianz-pro-schiene.de/presse/pressemitteilungen/2011/023-eisenbahnnetz-in-e...

Berlin. Das Schienennetz in Europa schrumpft weiter. Das geht aus bisher unveröffentlichten Zahlen der EU-Kommission hervor, wonach das Eisenbahnnetz der EU 27 im Laufe der letzten zehn Jahre um 2,2 Prozent kürzer geworden ist. Im gleichen Zeitraum wuchs das europäische Autobahnnetz um 22 Prozent. Beim Netzabbau rangiert Deutschland mit einem Minus von 7,9 Prozent bei den Bundesschienenwegen an drittletzter Stelle. Nur Polen (minus 12,4 Prozent) und Lettland (minus 19,2 Prozent) schrumpften ihre Schieneninfrastruktur von 2000 bis 2009 noch stärker als Deutschland.

m b g,
Anoj

Also...

611003 3, Dienstag, 07.06.2011, 20:47 (vor 4726 Tagen) @ Anoj 1

...täusche ich mich da doch nicht. Trauriges Faktum, so es stimmt.

...nicht so das Maß der Dinge

Oscar (NL), Eindhoven (NL), Mittwoch, 08.06.2011, 08:37 (vor 4726 Tagen) @ Anoj 1

Hallo!

-> http://www.allianz-pro-schiene.de/presse/pressemitteilungen/2011/023-eisenbahnnetz-in-e...

Ich finde diese Statistik nicht so das Maß der Dinge. Soll Netzzuwachs ein Maßstab für eine gute Bahn sein?

1. Angaben der Schweiz fehlen, sind für einen fairen Vergleich unverzichtbar. Ich vermute, wenn ich sehe wie die Schweiz sich 2000-2009 entwickelt hat (Bahn2000), darf Spanien nicht mal bei der Schweiz im Schatten stehen.

2. Spanien steht also in der Statistik weit vorne. Was haben die Spanier gemacht? Genau, die haben in 10 Jahren vor allem eine vierstellige Kilometerzahl an Rennbahnen in den Boden geknallt. Von Madrid aus soll irgendwann jede Stadt in Spanien in(nerhalb) 4 Stunden erreichbar sein.
Dabei kann man sich die Frage stellen, und erst vor allem mit der heutigen Wirtschaftskrise, ob Rafael Normalspanier sich das Angebot finanziell leisten kann. Denn ja, Rennbahnen sind toll, aber wenn dort leere Züge rüberfahren, ist es wirtschaftlich nicht so toll.
Auch bei Italien und Belgien sind die Schienenzuwächse hauptsächlich die Folge von Rennbahnen (wobei in Italien die Schienenautobahnen nachts als Cargobahn verwendet werden).

3. Wovon wurden diese spanischen Rennbahnen finanziert? Ein nicht vernachlässigbarer Teil kommt von EU-Moneten. Und wer ist Europas größte EU-Monetenspender? Genau, Deutschland.

4. Spanien hat auch einige Cercanias- und Rodalies-Netzwerke ausgebaut (S-Bahnen Madrid und Barcelona, vielleicht auch weitere Städte). Das ist gut für die Zubringerfunktion und den Vorortverkehr, bringt wohl mehr Verkehr auf die Schiene als die Rennbahnen, läßt sich aber in der Statistik wohl weniger bemerken.

5. Bei uns wurden 2000-2009 die Betuweroute und die HSL-Zuid gebaut; ob die Ausbauten von 2 auf 4 Gleise in der Statistik mitgerechnet sind, bin ich mir nicht sicher.
Die Betuweroute gibt es zwar, kann man aber nicht voll benutzen, weil Zevenaar-Oberhausen nicht entsprechend ausgebaut ist.
Die HSL-Zuid gibt es zwar, es fahren endlich mal Züge drüber, aber mit den heutigen Surrogatzügen kann man kaum von einem Erfolg sprechen.
Dagegen sind die 2- und 4-gleisigen Ausbauten nicht so bemerkbar, dafür aber wichtig für die Einführung des 15-Minutentaktes 2007 in der Randstad. Das hat mehr Verkehr gebracht als Betuweroute und HSL-Zuid.

6. Die Rückgänge von Polen und Lettland durften mit der Einstellung der schienengebundenen Wagenladungverkehre zu tun haben (Beitrag hier). Ein ähnlicher Rückschritt gab es bei uns in den 60ern/70ern. Es war klar, dass der schienengebundene Wagenladungverkehr nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben war. Ein LKW ist da viel passender.
Demzufolge wurden bei uns etwa 500 Verladestellen abgebaut. Wenn jede Verladestelle durchschnittlich 1 Kilometer Gleis hat, baut man so 500 Kilometer Gleis ab. Auf einer Netzgröße von weniger als 5000 Kilometer ist das schon eine zweistellige Prozentzahl.


gruß,

Oscar (NL).

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Mit den neuen IC-Triebwagen wird alles besser !!

Trans-Europ-Express 2.0? Abwarten und TEE trinken!

Schienenstränge enden nicht an einer Staatsgrenze, sondern an einem Prellbock.

Netzzuwachs korreliert kaum mit Erfolg

Alphorn (CH), Freitag, 10.06.2011, 02:10 (vor 4724 Tagen) @ Oscar (NL)

-> http://www.allianz-pro-schiene.de/presse/pressemitteilungen/2011/023-eisenbahnnetz-in-e...


Ich finde diese Statistik nicht so das Maß der Dinge. Soll Netzzuwachs ein Maßstab für eine gute Bahn sein?

Einverstanden. Schienen sind ja kein Selbstzweck, sondern sollen Reisende und Güter transportieren, also ist der Zuwachs der Verkehrsleistung viel interessanter.

Bei der Netzgrösse gab es in der Schweiz im gleichen Zeitraum laut UIC-Statistik einen Zuwachs von 12,7%. Erstaunlich viel, kenne nur wenige Neubaustrecken.

Vergleichen wir nun die beiden Statistiken Netzzuwachs 2000-2009 und Verkehrszuwachs 2003-2008. Wie man sieht, haben die beiden fast nichts miteinander zu tun, besonders deutlich bei Italien und Lettland.

             Netz   Verkehr
Schweiz     +12,7%     +38%
Spanien      +8,5%      +1%
Italien      +5,0%      -4%
Begien       +3,1%     +26%
Niederlande  +3,0%      +8%
Slowenien    +2,2%      +7%
Frankreich   +2,2%     +14%
Finnland     +1,1%     +20%
Schweden     +0,9%      +7%
Deutschland  -7,9%     +11%
Polen       -12,4%      -8%
Lettland    -19,2%     +28%

Netzzuwachs korreliert kaum mit Erfolg

SST, Köln-Südstadt, Freitag, 10.06.2011, 02:39 (vor 4724 Tagen) @ Alphorn (CH)

In der Tat! Wenn ich jetzt richtig gerechnet habe - ein Fehler sei mir in nächtlicher Zeit verziehen - beträgt korr=0,100983729. D.h. schlichtweg unabhängig!

Statistik

ice-t-411, Mittwoch, 08.06.2011, 16:36 (vor 4725 Tagen) @ Anoj 1

Hi!

Da die Verkehrsleistung seit 2000 kontinuierlich zunimmt dürfte der reine Verlust an Kilometern zu verschmerzen sein. Abgesehen davon ist der Übergang von Infrastruktur auf andere Betreiber als DB Netz hier einfach als "fällt weg" berücksichtigt.

Eine noch so verträumte Nebenbahn, die einfach durch menschenleeres Gebiet führt kann keine Politik der Welt sinnvoll erhalten. Diese dann aber mit dem Neubau von zweigleisigen Hochgeschwindigkeitsstrecken zu vergleichen ist schon ein bisschen weit hergeholt.

Gruß
Johannes

schlechte Entwicklung

Redesign, Donnerstag, 09.06.2011, 00:43 (vor 4725 Tagen) @ ice-t-411

Hi!

Da die Verkehrsleistung seit 2000 kontinuierlich zunimmt dürfte der reine Verlust an Kilometern zu verschmerzen sein. Abgesehen davon ist der Übergang von Infrastruktur auf andere Betreiber als DB Netz hier einfach als "fällt weg" berücksichtigt.

Eine noch so verträumte Nebenbahn, die einfach durch menschenleeres Gebiet führt kann keine Politik der Welt sinnvoll erhalten. Diese dann aber mit dem Neubau von zweigleisigen Hochgeschwindigkeitsstrecken zu vergleichen ist schon ein bisschen weit hergeholt.

Gruß
Johannes

Meistens sind die verträumten Nebenbahnen vorher nicht mehr gepflegt worden, unattraktive Fahrpläne, langsame Triebwagen - und bei doppelter Fahrzeit morgens und abends im Vergleich zum Auto verschwindet ein Fahrgast nach dem anderen.

Halte es für eine üblen Trend, nur noch auf die Hauptstrecken zu schauen,

in Württemberg zeigt man doch mit der Hohenzollern-Landesbahn, wie gut ÖPNV auch auf dem Land funktionieren kann.

Auch die Heidebahn Hamburg-Soltau-Hannover sollte mal geschlossen werden, jetzt will man sie sogar zusätzlich zur Y-Trasse ausbauen.

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