Advent zwischen Jura und Koralm – m. 139 B. (Reiseberichte)

TD, Donnerstag, 25.12.2025, 16:11 (vor 15 Stunden, 49 Minuten)

Hallo zusammen,

ich möchte Euch gerne auf zwei vorweihnachtliche Reisen mitnehmen. Am Wochenende des zweiten Advents unternehmen wir einen Familienausflug zum Weihnachtsmarkt im schweizerischen Saint-Ursanne und am Fahrplanwechsel-Wochenende kombinieren wir eine Abschiedsfahrt mit dem RJ „Bregenzerwald“ und die Eröffnung der Koralmbahn im Süden Österreichs.

Ich hätte mir vielleicht etwas winterlichere Eindrücke gewünscht, aber vielleicht kommt zumindest bei einigen Bildern etwas Weihnachtsstimmung auf.

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Wir absolvieren zwei getrennte Reisen, die ich zu einem Reisebericht zusammengefasst habe. Am ersten Reisetag fahren wir von Konstanz über einen kleinen Schlenker durch Frankreich nach Saint-Ursanne im Jura, zurück geht es am Folgetag über Basel und Zürich. Im dritten Teil starten wir von Konstanz über Basel und Mainz nach Frankfurt. Von dort geht es auf eine tagesfüllende Fahrt nach Wien. Im letzten Teil fahren wir über den Semmering nach Graz und über die neu eröffnete Koralmbahn zurück nach Deutschland.


Tag 1: Konstanz – Zürich - Belfort-Montbéliard TGV / Meroux TGV – St-Ursanne

Wir starten am neugestalteten Bahnhofplatz von Konstanz, er wurde in gut 2 Jahren Bauzeit modernisiert und barrierefrei umgebaut. Da uns die erste Tour in die Schweiz führt, passt zunächst ein Blick zum ehemaligen Schweizer Bahnhofsteil.

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Mehrere Bodenplatten erzählen Geschichte(n) der umliegenden Gebäude, so lässt hier eine Hörspur den Schalterbeamten Beat Rutishauser zu Wort kommen (www.konstanz.de/hoerspuren/schweizer+bahnhof).

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Die Ära der Mittelthurgaubahn ist allerdings längst vorbei, heute wird der Konstanzer Bahnhof von der schweizerischen Seite von den SBB sowie deren Tochter Thurbo angefahren. Wir steigen in den aus Doppelstockwagen gebildeten Interregio in Richtung Zürich. Das bunte Design des Steuerwagens verrät, dass sich hier das Kinderabteil verbirgt.

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Diese Reise ist etwas anders als meine sonstigen Reisen, denn diesmal ist ein einjähriges Kleinkind dabei. Und so schauen wir uns heute mal das Kinderabteil im IC2000 an.

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Die ehemalige Stammstrecke der Mittelthurgaubahn führt von Konstanz über Kreuzlingen und Weinfelden nach Wil. Wir fahren auf der Strecke bis Weinfelden, der Zug windet sich mit Blick über die Dächer von Kreuzlingen auf den Seerücken und auf der anderen Seite hinab ins Thurtal.

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In Zürich wechseln wir auf einen TGV Lyria, wir fahren mit dem Zug über Basel und Mulhouse bis zum Bahnhof Belfort-Montbéliard TGV.

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Der Bahnhof Belfort-Montbéliard TGV liegt an der Kreuzung der LGV Rhin-Rhône mit der Bahnstrecke Belfort–Delle. Der Turmbahnhof wurde 2011 eröffnet, es handelt sich um einen Fernbahnhof auf der grünen Wiese. Wir haben hier eine Dreiviertelstunde Aufenthalt, die Zeit lässt sich in dem modernen Gebäude sehr angenehm bei einer Tasse Kaffee verbringen.

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Im schiefen Winkel über der Schnellfahrstrecke verläuft die Bahnstrecke Belfort-Delle. Es ist etwas verwirrend, dass der Regionalbahnhof einen anderen Namen trägt, nämlich Meroux TGV. Beide Bahnhöfe sind durch eine Passage verbunden.

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Die Bahnstrecke Belfort-Delle wurde 1993 stillgelegt. Mit dem Bau des Ostastes der LGV Rhin-Rhône verständigten sich Frankreich und die Schweiz auf eine Reaktivierung, seit 2018 fahren hier wieder Züge. Mit einem Flirt France fahren wir in Richtung Schweiz. Bis zur Grenze sind es rund 15 Kilometer, nach der Querung des Rhein-Rhône-Kanals folgt die Bahnstrecke dem Tal der Allaine.

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Ich rätsle noch, wer sich hinter dem Beförderer „LEX“ verbirgt, der neben SNCF und SBB beim RE 56 von Meroux nach Biel angegeben ist. Wenn ich es richtig deute, ist die Direktverbindung seit dem Fahrplanwechsel ohnehin Geschichte, da die Züge nun in Delle gebrochen werden.

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Beim nächsten Bild sind wir bereits wieder in der Schweiz und zwar in Courchavon, einem 300-Einwohner-Dorf in der Ajoie. Über dem Ort steht die Tour de Mormont, der spätgotische Glockenturm einer aus dem Jahr 1628 stammenden Kirche, die im 19. Jahrhundert abgebrochen wurde.

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Am Bahnhof St-Ursanne verlassen wir den Zug. Der Bahnhof liegt hoch über dem Tal des Doubs. Bis ins Zentrum der Kleinstadt auf dem Talboden liegen einige Minuten Fußweg vor uns.

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In den vergangenen Jahren hatten wir in der Adventszeit ausgedehnte Reisen unternommen, beispielsweise nach Kopenhagen, Paris, ins Erzgebirge, nach Zagreb oder nach Südtirol. Dieses Jahr hatte ich nun die Vorgabe, mit Rücksicht auf das mitreisende Kleinkind ein Ziel zu finden, das nicht weiter als 4 Stunden entfernt ist. Angeboten hätten sich die klassischen Weihnachtsmärkte in Baden-Württemberg, das war mir aber etwas zu banal. Und so bin ich irgendwann auf Saint Ursanne im Kanton Jura gestoßen.
Jetzt schauen wir mal, was sich hinter dem Stadttor Saint-Pierre verbirgt.

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Saint Ursanne ist ein historisches Städtchen mit einem mittelalterlichen Stadtbild, mit seinen alten Gemäuern und romantischen Plätzen wurde es als eines der schönsten Touristendörfer ausgezeichnet.

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Am Wochenende des zweiten Advents verwandeln über 100 lokale Händler den Ort zu einem richtigen Weihnachtsdorf, besonders stimmungsvoll wird es nach Einbruch der Dunkelheit.

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Seit 1728 überspannt eine vierbogige Steinbrücke den Doubs am Stadttor Porte Saint-Jean, sie wird abends zur Bühne von Lichtspielen.

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Der Ort geht auf den Eremit Ursicinus zurück, der zwischen 612 und 619 hier gewirkt hat. Später gründeten Mönche über dem Grab des Ursicinus ein Kloster, in dessen Umfeld das mittelalterliche Städtchen entstand. Das Stadtbild wird heute geprägt von Bürgerhäusern aus dem 14. bis 16. Jahrhundert, im Zentrum liegt die Stiftskirche.

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Ich bin ganz zufrieden mit der Auswahl, der Marché de Noël in Saint Ursanne ist wirklich schön und die Anreise über Belfort-Montbéliard bietet die Möglichkeit, weniger bekannte Ecken zu entdecken.


Tag 2: St-Ursanne – Delémont – Basel – Zürich – Konstanz

Am Sonntagmorgen machen wir uns durch die Gassen von Saint Ursanne auf den Fußweg zum Bahnhof. In der Nähe des Bahnhofs liegt der Viadukt Combe Maran, über das 44 Meter hohe Bauwerk werden wir wenig später fahren.

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Die Bahnverbindung von Porrentruy nach Delémont wurde zwischen 1874 und 1877 erbaut, sie führt mit mehreren Tunneln und Brücken durch die gebirgige Juralandschaft. Wir fahren mit dem RE 56 nach Delémont.

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Ich darf ja bei der Tour keine großen Umwege einbauen – Ideen hätte ich schon gehabt. Daher fahren wir nun, mit Zwischenstopps zwar, aber auf direktem Weg nach Konstanz. Zur Auswahl stehen die Varianten über Basel oder Biel, wir entscheiden uns für Basel mit dem dortigen Weihnachtsmarkt. In Delémont heißt es daher umsteigen.

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Mit einem ICN fahren wir auf der Jurabahn durch das Laufental und entlang der Birs nach Basel. Das Kinderabteil im ICN besteht nur aus bedruckten Tischen, das kann einen einjährigen nur bedingt begeistern.

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Bei den SBB lassen sich Sparbilletts auch zu Straßenbahnhaltestellen buchen, das ist ganz praktisch, wenn man in Basel zum Weihnachtsmarkt möchte. Die Zugbindung gilt dann aber auch in der Tram, und so fahren wir von Basel SBB mit T8057 ins Zentrum.

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Basel präsentiert sich heute ziemlich verregnet, da will keine rechte Weihnachtsstimmung aufkommen. Und so treten wir dann bald die Rückfahrt an den Bahnhof an.

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Um von Basel noch Konstanz zu kommen gibt es wahlweise die deutsche Variante über die Hochrheinbahn – unserer Entscheidung ist aber auf die SBB-Version über Zürich gefallen. Die Fahrzeit von 54 Minuten ist perfekt für einen Kaffee im Restaurant des Giruno.

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Mit dem Polarzauber gibt es in der Bahnhofshalle des Hauptbahnhofs von Zürich einen großen Indoor-Weihnachtsmarkt. Für uns geht es von hier mit dem Interregio zurück nach Konstanz.

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Mit dem Blick vom Zug über den Bodensee endet dieser kleine familienfreundliche Wochenendausflug. Ein echter Geheimtipp ist Saint Ursanne wahrscheinlich nicht, vielleicht kann das aber doch eine kleine Inspiration sein, eine etwas unbekanntere Ecke der Schweiz zu entdecken.

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Es geht gleich weiter...

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