Keine Werbung für die Bahn - eine Nacht in Brüssel... (Allgemeines Forum)

Rapidler94, Dienstag, 03.09.2024, 21:52 (vor 14 Tagen)

Am vergangenen Samstag, 31.08., habe ich einen Tagesausflug von Aachen nach Brüssel unternommen. Rückfahrt war mit ICE 19 (Abfahrt Brüssel 18:25; Ankunft Aachen 19:36) geplant. Ein gewisses Maß an Verspätung kalkuliert man bei der Bahn ja immer ein. Aber niemals hätte ich gedacht, dass ich nicht mehr am selben Abend und auch nicht mitten in der Nacht, sondern erst am frühen Morgen wieder in Deutschland ankomme. Schließlich ist es von Brüssel nur ein Katzensprung nach Aachen. Und die geplante Abfahrszeit war deutlich vor Mitternacht.

Doch tatsächlich war es so, dass uns, als wir schon im ICE 19 saßen, mitgeteilt wurde, dass der Zug aufgrund einer Signalstörung im Raum Lüttich ausfällt. Das DB-Zugpersonal erteilte uns keine weiteren Auskünfte. Wir wurden ab diesem Zeitpunkt vollständig den belgischen Kollegen überlassen, die wiederum für das weitere Vorgehen mit der DB Kontakt aufnehmen mussten.

Irgendwann wurde dann bekanntgegeben, dass Busse aus Deutschland kommen werden, um uns abzuholen. Wann diese eintreffen, war zunächst nicht klar. Dann hieß es, sie kämen zwischen 22 und 23 Uhr. Später sagte man uns, sie seien um 21.30 Uhr erst in Köln losgefahren...

Unsere Ungeduld stieg spätestens ins Urermessliche, als die Busse um Mitternacht noch nicht in Brüssel waren. Doch immer noch beschwichtigte man uns mit Ansagen, dass die Busse schon in Brüssel seien, in 10, 20, 30 Minuten etc. kämen, ohne dafür irgendwelche Belege zu haben.

Letzlich traf der erste Bus aus Köln gegen 2 Uhr ein. Mit diesem wurden bevorzugt Frauen, Kinder und Ältere befördert, etwa 60 Personen. Weitere rund 20 Personen konnten Brüssel dann um 3.40 Uhr (!) mit einem zweiten Bus verlassen. Dieser wurde durch die belgische Bahn gestellt, weil einer der Kölner Busse offenbar eine Panne auf dem Weg nach Brüssel hatte.

Verpflegung gab es lange Zeit keine. Erst gegen Mitternacht stellte man uns Wasser und Kleinigkeiten zum Naschen zur Verfügung. Immerhin Zugang zu sauberen Toiletten ermöglichte man uns. Gewartet haben wir alle zusammen in einem Bereich ohne spezielle Sitzmöglichkeiten, sondern hauptsächlich am Fußboden.

Abgesehen davon, dass wir alle davon ausgingen, noch am selben Abend weiterbefördert zu werden, wollten viele meiner Mitreisenden die Nacht lieber im Hotel verbringen und am nächsten morgen mit dem ersten ICE Richtung Deutschland fahren, als so lange auf den Bus zu warten. Doch diesbezüglich gab es vom belgischen Bahnhofspersonal die Auskunft, dass man damit jegliche Ansprüche gegenüber der Bahn verlieren könne, da deren Lösung nun mal der Ersatzbus sei.

Bezüglich des Nightjet nach Wien, der ja nach Behebung der Störung am späten Abend doch nach Deutschland aufbrach, sagte man uns zuerst, dieser Zug fahre auch nicht. Als er dann doch fuhr, meinte der belgische Bahnmitarbeiter nur, der Zug sei ja eh immer voll und könne mit unserem Ticket eh nicht genutzt werden...

Fix und fertig kamen wir mit unserem, dem zweiten Bus schließlich um 5.50 Uhr in Aachen an. Zumindest für mich war die Odyssee damit beendet. Andere mussten von Aachen aus noch weiter in andere Teile der Republik.

Dieses Erlebnis war zweifellos keine Werbung für das Verkehrsmittel Bahn - im Gegenteil. Und man fragt sich, wie es sein kann, dass es im Falle einer Störung auf einer solch etablierten Verbindung kein gut organisiertes Krisenmanagement gibt.

Im Übrigen: Rechtlich mag es in Ordnung sein, für diese Verspätung nur 50 Prozent des Reisepreises zurückzubekommen. Aber moralisch finde ich, sollte die Deutsche Bahn in solchen Fällen den vollen Reisepreis zurückzahlen. Für die Signalstörung in Lüttich kann sie sicherlich nichts. Für das weitere Vorgehen trägt sie jedoch (mit ihren belgischen Kollegen) die volle Verantwortung.


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