Eine Tagestour durch Jura, Ajoie und Sundgau | 1/2 m. 56 B. (Reiseberichte)

TD, Samstag, 25.09.2021, 20:38 (vor 936 Tagen)

Hallo zusammen,

ich habe noch immer unbearbeitete Reisen aus dem Jahr 2019 im Arbeitsvorrat. Nachdem wir zuletzt eine Rundfahrt zur Albtalbahn, mit dem 'Rheintal-Express' zur Eifelquerbahn und mit dem ICE auf der Neckartalbahn unternommen hatten, geht es Ende August 2019 auf eine Tagestour in die Schweiz und nach Frankreich. Mit der Tour verbinden wir drei Ziele, die Meterspurbahn Le Locle–Les Brenets, die CJ-Strecke Porrentruy–Bonfol und die reaktivierte Bahnstrecke von Delle nach Belfort.

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Die erstklassige Tour führt uns von Konstanz über Zürich, Bern und La Chaux-de-Fonds nach Le Locle zur Meterspurbahn nach Les Brenets. Weiter geht es über Biel nach Porrentruy und mit der CJ nach Bonfol. Dann fahren wir über Delle ins französische Belfort und über Mulhouse, Basel und Zürich zurück nach Konstanz.

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Wir starten morgens um 8 Uhr in Konstanz und besteigen den Interregio nach Zürich. Mit dem Zug fahren wir zunächst über den Seerücken nach Weinfelden und dann weiter über Frauenfeld und Winterthur nach Zürich.

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Da wir die Strecke schon kennen, können wir während der Fahrt auch einen Blick in das Reisemagazin ‚via‘ der SBB werfen. Diesmal sticht uns ein Goethe-Zitat ins Auge – wie unser Spiel heute wohl ausgeht?

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Nach der Ankunft im Hauptbahnhof Zürich wechseln wir ins Untergeschoss zu Gleis 32, dort steht der IC 1 nach Genf bereits bereit. Im IC2000-Doppelstockwagen fahren wir bis Bern.

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Hier blicken wir bei der Fahrt auf der Neubaustrecke Mattstetten–Rothrist aus dem Zugfenster, landschaftlich ist die Strecke eher langweilig. Bei der Einfahrt nach Bern wird es dann mit der Aare interessanter vor dem Zugfenster.

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In Bern bleibt etwas Zeit für eine Runde durch Bahnhof, dann geht es weiter mit einem RegioExpress nach La Chaux-de-Fonds. Die Linie wird von der bls betrieben, zum Einsatz kommt EW III-Pendelzug. Für gut eine Stunde machen wir es uns im Abteilwagen bequem.

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Wir fahren auf der sogenannten Direkt Linie Richtung Neuenburg / Neuchâtel. Die Strecke wurde 1901 von der Bern-Neuenburg-Bahn eröffnet, den Namen verdankt die Verbindung der fast geraden Streckenführung durch das Grosse Moos. Beim nächsten Bild fahren wir auf dem Gümmenenviadukt über die Saane.

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Weiter führt die Strecke am Neuenburgersee, dann gewinnt der Zug an Höhe und wir erreichen den Spitzkehrenbahnhof von Chambrelien. Nach dem dortigen Fahrtrichtungswechsel geht es weiter bergauf, von Neuchâtel bis zum Scheitelpunkt im Loges-Tunnel überwindet die Bahn rund 570 Höhenmeter.

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In La Chaux-de-Fonds nehmen wir Abschied von der bls…

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…und wechseln zur transN. Die Transports Publics Neuchâtelois SA betreibt verschiedene Linie in der Region, mit einem Flirt-Triebzug fahren wir eine Station bis Le Locle.

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Die Fahrt dauert nur sechs Minuten, da ist die Möglichkeit für Streckenbilder sehr begrenzt und wir müssen uns mit einem grenzwertigen Bild der Landschaft des Neuenburger Jura begnügen.

Die Fahrt endet in Le Locle nahe der Grenze zu Frankreich. Die normalspurige Bahnstrecke führt weiter nach Besançon, die sogenannte Uhrmacherstrecke haben wir 2018 bereist (zum Reisebericht).
Heute haben wir ein anderes Ziel, nämlich…

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…die Meterspurstrecke nach Les Brenets. Die Stichstrecke wird von transN betrieben. Triebwagen Nummer 3 aus dem Jahr 1950 steht zur Fahrt auf der gut vier Kilometer langen Strecke bereit.

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Durch den rückwärtigen Führerstand werfen wir einen Blick auf die Strecke. Hier fahren wir aus dem Bahnhof von Le Locle, links das Meterspurgleis, rechts die Normalspurgleise.

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An der Strecke gibt es zwei Haltepunkte, auf dem Bild verlassen wir gerade den Haltepunkt Les Frêtes. Der Streckenverlauf ist landschaftlich ganz nett, aber nicht spektakulär, die Strecke führt größtenteils durch Wald.

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Die Bahnstrecke wurde 1890 von der Compagnie des Chemins de fer Régional des Brenets (RdB) eröffnet, 1950 wurde die Strecke mit Gleichstrom elektrifiziert. Überlegungen, über Les Brenets eine Verbindung ins französische Besançon zu schaffen, wurden nie realisiert, stattdessen wurde eine andere Streckenführung für die Verbindung nach Frankreich gewählt.

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Nach einer Fahrzeit von sieben Minuten sind wir in Les Brenets angekommen. Das 1.000-Einwohner-Dorf liegt an einem Hang rund 100 Meter über dem Lac des Brenets.

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Der See ist ein beliebtes Ausflugsziel, und so machen auch wir uns auf den Weg hinab…

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…zum Lac des Brenets. Der See ist ein natürlicher Stausee des Flusses Doubs, er ist von Kalkfelsen des Juras geprägt. Der See bildet die Grenze zu Frankreich, gegenüber liegt der französische Weiler Chaillexon. Für einen Bootsausflug haben wir allerdings keine Zeit eingeplant…

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…und so geht es nun wieder hinauf in den Ort. Das Dorf war ursprünglich durch Landwirtschaft geprägt, später siedelte sich hier – wie in vielen Orten der Region - die Uhrmacherei an. Zu den Sehenswürdigkeiten von Les Brenets gehört die Kirche aus dem Jahr 1859.

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Nun zurück zum Bahnhof, wegen Bauarbeiten wendet der Zug im Gleisfeld. Auch Depot und Werkstätte befinden sich in Les Brenets. Mit einer Mitfahrt sollte man nicht mehr allzu lange warten, es gibt Pläne, den Betrieb der Bahnstrecke Ende 2023 einzustellen und durch einen Elektrobus abzulösen.

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Auch für die Rückfahrt nutzen wir den rückwärtigen Streckenblick. Bei der Meterspurstrecke handelt es sich um einen Inselbetrieb ohne Verbindung zu den anderen Meterspurstrecken im Jura.

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An der Strecke gibt es drei Tunnel. Beim nächsten Bild sehen wir dem Haltepunkt Le Châlet, die Normalspurgleise links gehören bereits zum Bahnhof von Le Locle.
Die Trasse zwischen Le Locle und dem Haltepunkt Les Frêtes soll asphaltiert werden und als Fahrweg für den Elektrobus dienen, der Bus wird dann auch durch den rund 700 Meter langen La Combe-Monterban-Tunnel fahren. Für die restliche Strecke wird der Bus öffentliche Straßen nutzen.

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Mit einem Flirt von transN fahren wir anschließend am Rande des Naturparks Parc du Doubs zurück nach La Chaux-de-Fonds.

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In La Chaux-de-Fonds wechseln wir auf einen GTW der SBB, die Züge tragen noch das rote Farbkleid des Regionalverkehrs Mittelland, wo sie früher eingesetzt waren. Die 44 Kilometer lange Strecke von Biel nach La Chaux-de-Fonds wurde abschnittsweise zwischen 1874 und 1888 in Betrieb genommen.

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Die Strecke führt durch den über 1.600 Meter langen Crosettes-Tunnel in das Vallon de Saint-Imier und folgt dem Längstal des Juras bis Sonceboz-Sombeval, dann geht es durch die Taubenlochschlucht hinab nach Biel.

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In Biel besteigen wir einen RegioExpress in Richtung Delle, zum Einsatz kommt ein „Flirt France“. Die frankreichtauglichen Züge sind gut an der von den klassischen Flirt-Triebzügen abweichenden Frontgestaltung zu erkennen.

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Wir fahren zunächst auf der Jurabahn nach Delémont; nachdem wir die Jurasüdfusskette im 8,5 Kilometer langen Grenchbergtunnel unterquert haben, folgt ab Moutier ein tunnelreicher Abschnitt, wo sich Bahnlinie und Straßen durch die enge Schlucht der Birs winden.

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Im weiteren Verlauf begegnen wir dem Doubs wieder, vorhin in Les Brenets waren wir bereits am Ufer des Flusses gewesen. Der Doubs verläuft hier in einer Schleife durch die Juraketten.

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Nördlich des Kettenjuras erreichen wir die Ajoie, eine Region ganz im Nordwesten der Schweiz. Hier blicken wir auf den Ort Courgenay mit der Pfarrkirche Notre-Dame-de-l'Assomption aus dem Jahr 1856.

Der nächste Halt ist Porrentruy, wo wir im Anschluss die CJ-Strecke nach Bonfol auf der Agenda haben – aber dazu mehr in den nächsten Tagen im zweiten Teil.


Viele Grüße und einen schönen Sonntag

Tobias

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[image] "Fensterplatz, bitte." - Meine Bahnreiseberichte.de.| instagram.com/fensterplatz.bitte/


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