Mit tåg und tog durch Skandinavien (2/7 m. 49 B) (Reiseberichte)

TD, Dienstag, 18.05.2021, 18:15 (vor 1066 Tagen)

Hallo zusammen,

willkommen zum zweiten Teil unserer kleinen Skandinavien-Rundfahrt. Im ersten Teil waren wir vom Bodensee quer durch Deutschland gefahren, über die Vogelfluglinie nach Kopenhagen und weiter nach Stockholm gereist.

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Heute steht nun die Fahrt von Stockholm nach Trondheim in Norwegen auf dem Programm, wir haben uns dafür eine Verbindung mit Aufenthalt in Åre ausgesucht.


Tag 3: Stockholm – Åre – Storlien - Trondheim

Wir beginnen den Tag an der Centralstation in Stockholm, das ist der größte Bahnhof Schwedens. Er wurde 1871 mit anfangs fünf Gleisen eröffnet, inzwischen hat er über 18 Bahnsteiggleise. Das Gebäude verfügt über eine großzügige Bahnhofshalle, die 1928 bei einer Erweiterung entstand.

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Die Halle ist 119 Meter lang, 28 Meter breit und 13 Meter hoch. In der Mitte befindet sich der „Ring“, eine Lichtöffnung zur U-Bahn-Ebene. Die Halle war mit elektrischen Leuchten vom Typ „Luzette“ von Siemens beleuchtet, die Glasschirme wurden zwischenzeitlich durch Nachbildungen ersetzt, die Träger sind noch die Originale. Im Wartebereich ist die Kassettendecke mit den Deckengemälden von Filip Månsson aus dem Jahr 1910 erhalten.

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Wir besteigen nun den InterCity nach Åre, der Zug ist aus klassischem Wagenmaterial gebildet. Gezogen wird der InterCity von einer Elektrolok des Typs Rc, das ist die meistverbreitete Baureihe in Schweden.

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Der InterCity 80 fährt zunächst auf der Ostkustbanan in Richtung Gävle. Der Name ist allerdings etwas irreführend, die Strecke führt nicht direkt an der Küste entlang, sondern wurde aus militärstrategischen Gründen im Landesinneren gebaut. Heute ist nun das Wetter etwas freundlicher, dafür sind die Fensterscheiben des Wagens furchtbar schmutzig, so dass es auch von dieser Fahrt keine besonders schönen Bilder gibt.

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Zwischendurch machen wir uns auf den Weg in den Bistrowagen. Wir haben nämlich bei der Reservierung ein Frühstück mitgebucht, das man im Bistrowagen abholt. Wir haben uns für das „Frukost vegetarisk“ entschieden.

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Hier sind wir in Gävle angekommen, der Bahnsteig des Eisenbahnknotens reicht über den Fluss Gavleån. Der Zug befährt anschließend die Norra stambanan (nördliche Stammbahn) in Richtung Ånge. Die Strecke führt landschaftlich reizvoll durch ein Bilderbuch-Schweden mit Gewässern, offenen Landschaften und Wäldern. Für einen längeren Abschnitt folgt die Strecke dem Fluss Ljusnan, der zahlreiche Seen bildet.

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In Ånge verlässt der Zug die Norra stambanan und wechselt auf die Mittbanan in Richtung der schwedisch-norwegischen Grenze. Die Bahnstrecke wurde 1882 als Teil einer internationalen Verbindung nach Trondheim eröffnet. Beim nächsten Bild sind wir am Bahnhof von Bräcke, das Gebäude stammt aus dem Jahr 1910.

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Die Mittbanan ist überwiegend eingleisig, sie ist auf schwedischer Seite bis zum Grenzort Storlien elektrifiziert. Wir fahren durch das Jämtland in der Mitte Schwedens in die Berge. Das nächste Bild zeigt den Blick aus dem letzten Wagen auf die Streckenführung am Ufer des Sees Näldsjön.

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Nach knapp sieben Stunden endet die entspannte Landpartie mit dem InterCity und der Zug erreicht seine Endstation in Åre. Im Zentrum von Åre leben dauerhaft nur rund 1.500 Einwohner, um den Ort liegt jedoch ein großes Wintersportgebiet, 1954 fand hier die alpine Ski-WM statt. Den Aufschwung vom Bauerndorf zu einem der ältesten und wichtigsten Skigebiete Schwedens nahm mit dem Bau der Mittbanan seinen Anfang, zuvor verirrten sich nur Pilger nach Åre, die auf dem Weg zum Grab des heiligen Olav nach Trondheim waren. 1940 wurde in Åre der erste Skilift Schwedens eröffnet. Wir haben nun drei Stunden Aufenthalt in Åre. Zu den wenigen Sehenswürdigkeiten zählt die alte Kirche aus dem 12. Jahrhundert.

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Jetzt müssen wir uns aber beeilen, denn es gibt nach der Ankunft des Zugs nur ein kurzes Zeitfenster für unseren nächsten Programmpunkt, nämlich die Bergbana von Åre.

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Die Standseilbahn wurde 1910 eingeweiht, sie ist 792 Meter lang und führt vom Zentrum nach Fjällgården. Die Bahn hat nachmittags eine Betriebspause, wir können somit zwar noch hinauf fahren, kommen dann aber nicht mehr hinab. Bei der überschaubaren Streckenlänge sollte das aber kein Hinderungsgrund sein, nach sieben Stunden Zugfahrt tut etwas Bewegung gut.

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Der Bau der Standseilbahn gehörte zum Plan, Åre nach dem Vorbild von Davos zu einem zentralen Wintersportort auszubauen. Die Technik für die Bahn kam aus der Schweiz, die Bahn hat eine Spurweite von 1067 Millimeter. An der Ausweiche befindet sich eine Mittelstation. Der Blick hinab geht über den Åre-See.

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Die Bergstation liegt auf 556 Metern Meereshöhe, das ist eine Höhendifferenz von knapp 160 Metern. Die Bergbana hat mittlerweile den Status eines Baudenkmals. Die Bergstation liegt unspektakulär in der Nähe eines Hotels, eine geplante Verlängerung kam nie zustande.

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Auf den eigentlichen Gipfel des Åreskutan führen eine Kabinenbahn oder auch Wanderwege, dafür ist unser Aufenthalt aber zu knapp und das Wetter spielt auch nicht so richtig mit. Und so laufen wir nun am Bach Susabäcken wieder hinab in den Ort.

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Für den Rest der Zeit packt mein Bruder nun seine Angelroute aus und wir harren bei leichtem Regen am Ufer des Åre-Sees aus.

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2006 wurde in Åre ein neuer Bahnhof eröffnet, er ist Teil der Vision eines ganzjährig und weltweit attraktiven Touristenziels. Er vereint Einkaufszentrum, Tourismusbüro, Bibliothek, kommunale Betriebe und ein Parkhaus.
Das historische Bahnhofsgebäude aus dem Jahr 1882 blieb erhalten und beherbergt heute Gastronomie mit dem deutschen Namen „Bahnhof Café“.

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Wir fahren jetzt weiter bis zur Grenze in Storlien. Hier verkehrt ein Regionalzug von Norrtåg, eingesetzt wird ein Elektrotriebzug vom Typ X62 Coradia Nordic. Die Fahrzeuge wurden von Alstom in Salzgitter gebaut.

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Ja, so muss das sein! Tolle Landschaft, Sonnenschein und saubere Fenster, das hätte ich mir für die ganze Tour gewünscht. Die Bahnstrecke folgt dem Fluss Indalsälven in das Skandinavische Gebirge.

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Das Hochland Jämtlands ist geprägt von Wäldern und Gewässern, nicht weit von hier liegt mit dem Bergmassiv Storsylen der höchste Punkt der Region. Hier oben führt die Bahnlinie durch das Moorgebiet Vallamossan.
Wenig später erreichen wir Storlien, mit 601 Meter über dem Meeresspiegel ist das der höchstgelegene Bahnhof in Schweden.

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Storlien liegt auf der schwedischen Seite der Grenze, bis zur Grenze sind es noch etwa 4 Kilometer. Die schwedischen Züge enden hier, nun heißt es umsteigen auf einen Dieseltriebzug der Baureihe BM 92 der norwegischen Bahn. Der norwegische Streckenabschnitt ist nicht elektrifiziert.

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Auch die zweiteiligen Dieseltriebzügen haben einen Bezug zu Deutschland, sie wurden 1984/1985 von Duewag in Deutschland gebaut. Die Fahrzeuge wurden 2005/2006 modernisiert und sollen bis zum Abschluss der geplanten Elektrifizierung der Strecke eingesetzt werden.

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Der norwegische Abschnitt ist unter dem Namen Meråkerbanen bekannt. Etwa 1 Stunde und 40 Minuten trennen uns noch von Trondheim. Die eingleisige Strecke führt hinab nach Hell, auf den folgenden 70 Kilometern geht es hinunter bis auf Meereshöhe. Dieses Bild entstand unweit der Grenze. Beim nächsten Bild blicken wir auf den See Grønbergdammen.

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Die Bahnstrecke folgt dem Fluss Stjørdalselva und dem Stjørdalen-Tal. Der Bau der Bahnstrecke führte zu einem Aufschwung in den abgelegenen Dörfer.
In Hell trifft die Meråkerbanen auf die Nordlandsbanen von Bodø nach Trondheim. Der letzte Abschnitt der Fahrt verläuft nun am Ufer des Trondheimfjords.

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Trondheim begrüßt uns mit den letzten Sonnenstrahlen am Hafen vor dem Bahnhof. Die langen Tage im Norden kommen uns für den vollgepackten Reiseplan zu Gute. Obwohl wir erst nach 20 Uhr in Trondheim angekommen sind, können wir die Stadt noch bei Tageslicht erkunden.

Bahnbilder gibt es in diesem Teil nicht mehr, wer möchte, darf aber noch mitkommen auf einen kleinen Spaziergang durch die drittgrößte Stadt Norwegens.

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Wir beginnen an der Vår Frue kirke, die Steinkirche wurde um das Jahr 1200 erbaut.

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Wesentlich größer und bekannter ist der Nidarosdom. Er wurde ab 1152 erbaut und gilt als Nationalheiligtum. Er wurde auf der Grabstätte des Königs Olav Haraldsson errichtet, hier wurden sieben Könige gekrönt und zehn begraben.

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Trondheim liegt an der Mündung des Flusses Nidelva, der Stadtkern liegt auf einer Halbinsel zwischen Trondheimsfjord und Fluss. Am Ufer der Nidelva befinden sich Speicherhäuser. Über die alte Stadtbrücke (Gamle bybroen) aus dem Jahre 1862 wechseln wir vom Zentrum in den Stadtteil Bakklandet.

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Der Stadtteil Bakklandet, der für seine kleinen Holzhäuser bekannt ist, entstand im 17. Jahrhundert. Aus dem ehemaligen Arbeiterviertel ist ein angesagter Stadtteil mit Geschäften, Gastronomie und exklusiven Wohnlagen entstanden.

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Und damit sind wir auch am Ende dieses Teils angelangt. In den nächsten Tagen folgt Teil 3, dann fahren wir auf der Dovrebane bis Dombås und von dort auf der Raumabane nach Åndalsnes.

Viele Grüße

Tobias

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[image] "Fensterplatz, bitte." - Meine Bahnreiseberichte.de.| instagram.com/fensterplatz.bitte/


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