Seltsames [SK]-Schlängeln im saublöden Seuchenjahr – Kap 4/5 (Reiseberichte)

Krümelmonster, München, Samstag, 13.02.2021, 11:46 (vor 1160 Tagen) @ Krümelmonster

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384 Das Ende der Welt: Stropkov!
Wenn ich schon hier übernachtete, wollte ich mir natürlich auch den Ort anschauen. Viele Sehenswürdigkeiten gibt es freilich nicht. :D Aber die Kirchen waren interessant. =) In der Ostslowakei ist der Katholizismus nicht so vorherrschend wie im Rest des Landes. Zusätzlich sind auch die Orthodoxe sowie die Griechisch-katholische Kirche verbreitet. Letztere hat nichts mit Griechenland zu tun, sondern Griechisch-katholisch wird verwendet als Bezeichnung für die Katholischen Ostkirchen. Die Katholischen Ostkirchen (gibt’s in mehreren Ländern Mittel- bzw. Osteuropas) stehen zwar den Orthodoxen Kirchen nahe und folgen in ihren Gottesdiensten auch dem byzantinischen Ritus, erkennen aber den Papst als Oberhaupt an. Falls jemand das besser erklären kann, immer her damit, ich bin atheistisch erzogen worden. ;-)
Zudem fuhren durch Stropkov ungeheuer viele LKWs. Die meisten kamen aus Polen. Zudem welche aus Russland, auch ein paar Ukrainer & Litauer. Slowakische gab es allerdings so gut wie keine. :-s Einmal fuhren gleich vier hintereinander mit türkischen Kennzeichen durch. :-O Ich frage mich, was die alle transportieren…
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385 Die Orthodoxe Kirche
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386 Die Griechisch-katholische Kirche sah auch von innen toll aus mit ihrer großen Ikonostase, aber dort saßen mehrere alte Frauen und haben mich schief angeguckt, also hab ich die Tür gleich wieder zugemacht :D
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387 – 388 Die katholische Kirche
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389 Im einstigen Kastell sitzen heute Städtisches Museum & Galerie
Zwanzig nach acht verließ ich Stropkov per Bus (anders geht es ja nicht^^). Ich fuhr vorbei am Ort, wo besonders viele Frösche wohnen: Kvakovce. In gut einstündiger Fahrt Richtung Süden kam ich bis Vranov nad Topľou. Dort hatte ich eine halbe Stunde Umsteigezeit (auch wenn mir die App schnellere Verbindungen ausspuckte, wollte ich lieber nicht mit knappen Umsteigezeiten planen). Ich nutzte die Zeit, um die Kirche und den gerade am Bahnhof eintreffenden Zug zu fotografieren. ;-)
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390 Das Innere der katholischen Kirche Mariä Geburt in Vranov nad Topľou
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391 Der Altar
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392 Wenn ich schon etwas Zeit habe, kann ich auch kurz den Regionalzug von Prešov nach Humenné knipsen ;-)
Weiter ging es mit dem Bus Richtung Osten in die Region Zemplín nach Michalovce. Diese Strecke hätte ich zwar auch per Bahn fahren können, aber die Umsteigezeit in Strážšké wäre 1:29 h gewesen (von dort 0:11 h bis Michalovce), daher doch lieber per Bus.^^ Ich nahm den etwas langsameren Bus (eine Stunde), der nicht parallel zur Bahnstrecke fuhr. Michalovce ist mit knapp 40.000 EW die größte Stadt östlich von Košice, sogar größer als Humenné. Seit einer Woche war der Kreis der erste offizielle Seuchenhotspot des Landes, gemeinsam mit dem Kreis Bratislava I (Innenstadt). Nach nur 20 min fuhr ich weiter mit dem nächsten Bus in die östlichste Kreisstadt des Landes: Sobrance. Ausgerechnet hier im Seuchenhotspot trugen auffällig viele ihre Maske à la Depp… -.- Die Fahrt dauerte eine gute halbe Stunde.
Ich hatte Angst, dass ich gleich auf eine riesige Katze treffen würde, die am Rand der Welt alles runterschubst. :-/ Die Stadt war wie erwartet unansehnlich.^^ Aber jetzt hatte ich alle slowakischen Landkreise besucht, auch die ohne Bahnstrecken. B-) Eigentlich wollte ich noch nach Sobranecké Kúpele. Das ist ein Kurort nördlich der Stadt, der seit 2004 komplett ungenutzt ist und vor sich hin gammelt – quasi ein ostslowakisches Stillleben. Aber bei dem schlechten Bustakt hätte ich in mindestens eine Richtung die 3 km entlang in der prallen Mittagssonne laufen müssen, deshalb verzichtete ich.^^
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393 Jetzt klar, warum ich die Gegend als Ende der Welt bezeichne? ;-) (Das Bild ist aus meinem Bericht von 2018, aber groß was verändert hat sich eher nicht^^)
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394 Der Bahnhof von Michalovce
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395 In Michalovce die Griechisch-katholische Kirche Mariä Geburt, daneben ihr Pfarramt
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396 In der linken Bildhälfte das kleine Sowjetische Denkmal auf dem Stadtplatz von Sobrance
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397 – 398 Die protzige, fette Griechisch-katholische Kirche von Sobrance
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399 Das Rathaus
Ich nutzte deshalb die seltene Gelegenheit, Richtung Süden umsteigefrei weiterzufahren. Nur zwei direkte Verbindungen am Tag gibt es nach Veľké Kapušany, sonst muss man in Michalovce umsteigen. Für die einstündige Busfahrt von 40 km Fahrt zahlte ich 2,10 €.^^ Weiter weg von daheim habe ich es im saublöden Seuchenjahr nie geschafft: ziemlich genau 1.000 km sind es von München bis Sejkov, von dort nur noch gut 6 km bis zur ukrainischen Grenze. Ich schaffte es sogar, mich ins ukrainische Netz einzuwählen, allerdings hatte ich es mit der manuellen Betreiberauswahl wirklich darauf angelegt. :D Die durchfahrenen Dörfer wirkten längst nicht so traurig, wie ich vermutet hätte – das könnte aber auch am guten Wetter liegen.^^
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400 Hiermit geht’s jetzt wirklich durchs absolut äußerste Ende der Welt
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401 Hübsche Maske, nur…
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402 Go East
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403 Die bereits in die Ukraine liegende Stadt Ужгород (Uzhhorod)
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404 Typische Landschaft der Region Zemplín: Ödnis -.-
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405 Bei Veľké Kapušany sehen wir zunächst die elektrifizierte Breitspurstrecke vom Stahlwerk…
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406 …und dann ein Rangiergleis der (eigentlich ebenfalls elektrifizierten) Normalspurstrecke, die gleich hinter dem nahen Maťovce endet.
Kurz darauf endete die Fahrt in Veľké Kapušany. Der Ort hat eine mehrheitlich ungarischsprachige Bevölkerung. Ich hatte 1:10 h Zeit. Endlich fand ich einen Supermarkt, der meine Kekse im Angebot hatte. Die Betonung liegt auf „hatte“ – in der Vergangenheitsform. ;-) In Veľké Kapušany und auch schon in Sobrance war mir eine erstaunlich hohe Zahl an Stinktieren mit britischem Kennzeichen aufgefallen. Keine Ahnung, was die alle ausgerechnet da hinten wollten. :-s
Für heute war ich genug Bus gefahren. Weiter ging es per Zug.^^ Nach Veľké Kapušany fuhren erst seit Juni 2019 wieder Personenzüge. Es gibt vier Zugpaare: zwei früh, zwei nachmittags. Am Wochenende fährt nichts.^^ Die Normalspurstrecke mit dem PV verläuft weitestgehend parallel zur Breitspurstrecke, welche das Stahlwerk von Košice mit der Ukraine verbindet. Das Ende der 50er Jahre aufgebaute Stahlwerk ist zwar bis heute einer der größten Arbeitgeber der Region, doch Eisenerz gibt es hier gar nicht – das wird nämlich aus der Ukraine und Russland geliefert. Dafür wurde die Breitspurstrecke gebaut. Auch die parallele Normalspurstrecke ist zwar durchgehend elektrifiziert, aber ich saß mal wieder in einer Brotbüchse, denn man hat es bis heute nicht geschafft, ein elektrisches Fahrzeug mit geringer Kapazität zu entwickeln. Es gibt etliche elektrifizierte Strecke mit geringem Aufkommen, die angeblich nur mit Brotbüchsen wirtschaftlich zu betreiben sind. -.-
Selbst von Košice nach Humenné könnte man zu zwei Drittel der Zeit elektrisch fahren. Stattdessen dieselt man lieber eine Stunde bis Bánovce nad Ondavou unter Fahrdraht. -.- Früher ist man elektrisch von Košice bis Michaľany gefahren, hat dort Kopf gemacht und auf Diesel gewechselt. 1985 hat man die Verbindungskurve unter Umgehung von Michaľany in Betrieb genommen und bis 1989 sogar elektrifiziert. Damit konnte man die Fahrzeit von Košice nach Humenné deutlich verkürzen. Aber nun hat man keine Zeit für einen Lokwechsel unterwegs, da der die Anschlüsse in Košice und Trebišov (oder eben die in Strážske und Humenné) zerschießen würde. Es gibt sogar durchgehende Züge aus Richtung Žilina mit Lokwechsel, die fahren aber im Takt, deshalb muss bei denen aus demselben Grund schon in Košice auf Diesel gewechselt werden. Die Elektrifizierung soll den Güterzügen dienen, denn die Strecke ist bis zum Güterbahnhof Maťovce hinter Veľké Kapušany durchgehend elektrifiziert, dort endet ohnehin das Normalspurgleis. Doch Güterverkehr von der Grenze über Košice hinaus gibt es heute kaum noch. Der Großteil verkehrt auf der Breitspurstrecke zum Stahlwerk. Im Wesentlichen vergammelt also heutzutage die Oberleitung – wie so vieles in der Ostslowakei. :-/
Meine pünktliche Fahrt in der Dieselbüchse unter Fahrdraht dauerte eine Dreiviertelstunde, dann war Bánovce nad Ondavou an der Strecke Košice – Humenné erreicht. Weiter ging es in einem Schnellzug mit modernen Wagen, doch der Gegenzug ließ mal wieder auf sich warten. Mensch, da hätte man doch auf ne E-Lok wechseln können.^^ Ich fuhr nur eine Station weit bis Trebišov. Denn eine Strecke fehlte mir immer noch: Von Trebišov brachte mich die letzte Brotbüchse in gut halbstündiger Fahrt bis Michaľany. Heute Vormittag war hier noch SEV, aber nicht nicht mehr. Nach Ankunft hatte ich alle Vollbahnen innerhalb der Slowakei mit ganzjährigem planmäßigem Personenverkehr befahren! Ich Monster, ich! B-) Ich muss mich auch mal selbst loben: Die Organisition, alle Strecken in den 11 Tagen in der Slowakei unterzubringen und zudem noch die Ausflugszüge einzubauen, war nicht ohne. ;-)
Von Michaľany bis zum Stadtrand von Košice gelangte ich in einer guten Dreiviertelstunde in einem Opa.
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407 Veľké Kapušany: Schön hier!
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408 Der Busbahnhof sieht echt einladend aus
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409 Da macht sogar der Bahnhof einen besseren Eindruck…
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410 Der Personenverkehr wurde erst im Sommer 2019 wieder aufgenommen
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411 Von Košice bis Bánovce (und sogar weiter bis Veľké Kapušany) könnte man komplett elektrisch fahren. Macht man aber nicht… -.-
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412 Auf zur letzten Strecke!
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413 Bauvehikel in Michaľany (nicht zu verwechseln mit der Kreisstadt Michalovce weiter nördlich)
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414 Und zum Abschluss mitm Opa
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415 Der linke wäre mir lieber gewesen, aber mir kommt es ja auf die Strecken an und nicht auf die Fahrzeuge ;-)
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416 Landschaft kurz östlich von Košice
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417 Krásna nad Hornádom
Warum ich ausgerechnet dort ausstieg? Nun, dort in der Nähe endet eine Tram-Linie von Košice, die wollte ich natürlich noch mitnehmen. ;-) In Košice fehlte mir nun nur noch der ca. 350 m lange Abzweig zum Betriebshof. Der soll zwar befahren werden, ich konnte aber während meines Besuchs keinen Fahrplan finden.^^
Ich ging noch in der Stadt essen und holte meinen Koffer ab. Netterweise hatte ich ihn die zwei Tage im Hotel lassen dürfen.

Und um euch nicht mit zu viel Text auf einmal zu erschlagen, beginne ich demnächst ein letztes Mal ein neues Kapitel. ;-)

Eine monströse Frage hab ich aber unbedingt noch!
@Sunny007 & @MC_Hans – wie zum Geier konntet ihr die Rätsel lösen!? :D

Es grüßt
Das Krümelmonster

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Was Du suchst, ist in Dir. Ansonsten ist es im Kühlschrank. Oder in der Kekspackung. :)


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