Deutsch-französische Ostertour 2/3: Saar und Elsass (65 B.) (Reiseberichte)
Hallo,
erneut vielen Dank für den schönen Bericht aus der vertrauten Heimat.
In der Diskussion über die Zukunft der Strecke tauchen immer wieder Pläne für eine schnelle Regionalverbindung zwischen Saarbrücken und Karlsruhe auf, hierfür wären jedoch weitere Kreuzungsbahnhöfe notwendig. Als Fernziel gibt es ein Konzept für einen zweigleisigen Ausbau und eine Elektrifizierung der Strecke. Früher hatte die Strecke auch im Güterverkehr und im Fernverkehr Bedeutung als Ost-West-Magistrale zwischen Saar und Süddeutschland.
In einem mir vorliegenden Kursbuch Ende der 1970er Jahre (zur Lehrzeit meines Vaters) erzählt der E 763 Saarbrücken - Pirmasens Nord - Landau - Karlsruhe - Stuttgart - München, ab Karlsruhe ein D-Zug, noch von den Zeiten, in denen auch Dieselstrecken in das Fernverkehrsnetz integriert wurden. In der Gegenrichtung gab es eine Kurswagengruppe aus Salzburg an einen Eilzug Karlsruhe - Saarbrücken. Auf der Strecke Neustadt - Landau - Karlsruhe verkehrte sogar ein D-Zugpaar Saarbrücken - München unter dieser Gattung mit ausschließlich dem Zwischenhalt in Landau.
Der Einzug des Taktverkehrs hat so gesehen zwei Seiten, denn die Möglichkeit für eine zusätzliche RE-Linie im Takt erfordert eben diese zusätzlichen Kreuzungsmöglichkeiten. Das stellt leider eines der größten Hindernisse für den weiteren Streckenausbau dar - dieser könnte ja Kosten verursachen. Das Geld wird lieber in die parallele Schnellstraße investiert.
Immerhin behilft man sich in Landau mit einem bahnsteiggleichen Übergang von der RB55 aus Pirmasens an den RE6 nach Karlsruhe und umgekehrt. Da der RE6 in Fahrtrichtung Karlsruhe an Gleis 3 und in Fahrtrichtung Neustadt an Gleis 4 hält wird während der Wendezeit der RB55 von Gleis 2 zu Gleis 5 umgesetzt.
Ich ärgere mich bis heute, dass ich es verpasst habe, früher schon mal mit dem Felsenland-Express von Karlsruhe aus in diese Gegend zu fahren, als noch Ausflugszüge mit dem Esslinger Triebwagen der AVG angeboten wurden, bevor jener einen Motorschaden erlitt.
Der Esslinger Triebwagen steht aktuell abgestellt am Stadtbahnhof in Ettlingen, meist eingerahmt durch einige GT8-80C. Es wäre schön, würde man sich an dieses Fahrzeug noch einmal heran trauen und den Triebwagen wieder betriebsbereit bekommen.
Allerdings hat der Wechsel zu den 628ern der DB auch etwas Positives - mehr Platz für Fahrgäste und Fahrräder. Gerade letzterer wird im Sommer an Sonntagen bitter benötigt.
Schließlich endet die schöne und landschaftlich reizvolle Fahrt und der Zug erreicht Landau. Die Bahnstrecke führt in einem weiten Bogen um die Innenstadt von Landau. Wir steigen schon in Landau West aus und laufen durch die Altstadt zum Hauptbahnhof.
Nachdem die Langesgartenschau 2014 - aus der wegen mehrerer Bombenfunde auf dem ehemaligen Militärgelände dann eine Landesgartenschau 2015 wurde - an Landau vergeben wurde erfreute sich die Fußgängerzone, den Rathausplatz ausgenommen, einer kompletten Kernsanierung. Von der Verschönerung für die Gartenschau hat auch der Hauptbahnhof profitiert. Durch das Programm wurde der Bahnhof barrierefrei ausgebaut und der Busbahnhof komplett erneuert. Vor dem Bahnhofsgebäude ist eine weitläufige Aufenthaltsfläche entstanden, zuvor gab es hier noch eine Fahrgasse für Taxis und Kurzzeitparker. Auch die durch Obdachlose in Mitleidenschaft gezogene Unterführung unter der Maximilanstraße ist inzwischen Geschichte. Leider gibt der Bahnhof von Innen nicht so viel her.
Ab Wörth geht es mit dem nächsten Dieseltriebzug weiter – zur Abwechslung treffen wir hier nun mal auf einen Talent.
Da hattest du Glück, denn wenn bei DB Regio Fahrzeugmangel herrscht ist der RB52-Umlauf (Wörth - Lauterbourg) der erste, den man auf 628 umstellt. Und der Fahrzeugmangel im Südpfalz-Netz ist mittlerweile chronisch.
Zwischen Bienwald und Rheinebene fahren wir von Wörth zur Grenze, der deutsche Teil der Strecke wird auch Bienwaldbahn genannt. Die Strecke ist Teil der Verbindung von Wörth nach Strasbourg, sie war bis 1914 Teil des europäischen Fernverkehrsnetzes, später kam der Verkehr auf dem grenzüberschreitenden Abschnitt zum Erliegen. Ab dem Jahr 2002 wurde der Personenverkehr wieder aufgenommen.
Ab 2024 soll die Strecke im Rahmen einer grenzüberschreitenden Ausschreibung durchgehend befahren werden, bis dahin gibt es im Bahnhof Lauterbourg regelmäßig deutsch-französische Triebzug-Begegnungen.
Der durchgehende Verkehr von Wörth nach Strasbourg wurde bereits 2017 wieder aufgenommen - jedoch lediglich an Sonn- und Feiertagen im Sommer. Vier Zugpaare verkehren mit einem französischen Blauwal (A TER). Der Fortbestand dieser Verbindungen hängt wohl nicht nur von Corona, sondern auch der Fahrzeugverfügbarkeit der Deutschland-tauglichen Blauwale ab. Die eigentlichen durchgehenden Fahrten des Strasbourg-Express Neustadt - Wissembourg - Strasbourg wurden deshalb in 2019 häufig in Wissembourg gebrochen. Gemäß DB-Kursbuch darf man aber optimistisch sein, denn dort sind die Fahrten ab 3. April 2021 eingeplant.
Die Anschlusssituation in Lauterbourg hat aktuell weitreichende Auswirkungen auf den "Takt"-Fahrplan der Linie RB52. Vormittags fahren die Züge in Wörth zur Minute :56 ab, nachmittags zur Minute :19. In der Gegenrichtung starten die Züge in Lauterbourg vormittags zur Minute :21 und nachmittags zur Minute :45. Damit können die Anschlüsse von den Zügen in und aus Strasbourg am Nachmittag zuverlässig hergestellt werden. Am Wochendene wird auch diese Systematik zu Gunsten besserer Anschlüsse am Vormittag aufgegeben. Diese Fahrplangestaltung zieht sich auch auf den Fahrplan der regionalen Buslinie 549 durch, die in Berg den Anschluss an die Züge in Richtung Wörth herstellt.
Das Verkehrsangebot ab Lauterbourg nach Strasbourg ist dafür leider "typisch französisch": Zugverkehr besteht werktags zu den Verkehrsspitzen morgens, mittags und abends, teilweise im Stundentakt. Dafür ruht der Betrieb zwischen Lauterbourg und Roeschwoog von 9 bis 12 und von 13 bis 16 Uhr. Am Wochendene verteilen sich die Fahrten gleichmäßig über den Tag, dafür gibt es derer an Samstagen nur 7 und an Sonntagen nur 5. Hier stellt die Neuausschreibung ab 2024 wesentliche Verbesserungen in Aussicht.
Am Bahnhof gibt es auch einen deutschen Fahrkartenautomaten.
Als ich 2014 am Bahnhof in Lauterbourg eine Fahrkarte nach Wörth gekauft habe wurde ich durch den DB-Automaten aufgefordert, einen Tarif zu wählen: DB-Tarif oder Verbundtarif. Selbstredend war der KVV-Tarif günstiger, weshalb die Wahl nicht schwer fiel. Inzwischen ist diese Kuriosität bereinigt und der Fahrgast erhält nur noch den KVV-Tarif für diese Strecke angeboten.
In den nächsten Tagen folgt der dritte und letzte Teil, dann fahren wir mit einem der letzten „Intercités 100% Éco“ auf der Altstrecke zurück bis Saverne und über Umwege nach Hause.
Auch auf den 3. Teil bin ich wieder gespannt. Im Januar stand eigentlich auf dem Plan, die Altstrecke mit dem durchgehenden Coradia Liner gegen 7:30 ab Paris zu befahren. Daraus wurde dann aber wegen dem Streik leider nichts. Seit dem gibt es ja nun andere Gründe, touristische Fahrten erst einmal aufzusparen.
Freundliche Grüße aus dem Süden!
gesamter Thread:
- Deutsch-französische Ostertour 2/3: Saar und Elsass (65 B.) -
TD,
30.12.2020, 17:37
- Dank und Anmerkungen -
ffz,
30.12.2020, 19:54
- Dank und Anmerkungen -
Alibizugpaar,
31.12.2020, 10:42
- Dank und Anmerkungen - ffz, 31.12.2020, 10:59
- Dank und Anmerkungen -
Alibizugpaar,
31.12.2020, 10:42
- Deutsch-französische Ostertour 2/3: Saar und Elsass (65 B.) -
Turbonegro,
30.12.2020, 22:11
- Deutsch-französische Ostertour 2/3: Saar und Elsass (65 B.) - TD, 30.12.2020, 22:27
- Deutsch-französische Ostertour 2/3: Saar und Elsass (65 B.) - SEE 238, 30.12.2020, 23:52
- Deutsch-französische Ostertour 2/3: Saar und Elsass (65 B.) - Pfälzer, 31.12.2020, 16:36
- Dank und Anmerkungen -
ffz,
30.12.2020, 19:54