Wilde Wüste, Wahnsinns-Wodka, Wunderlicher Winter: Kap. 4/4 (Reiseberichte)

Krümelmonster, München, Sonntag, 18.10.2020, 12:26 (vor 1258 Tagen)

Hallo liebes Forum,

weiter geht’s auf unserer Reise durch Turkestan!
Im ersten Kapitel haben wir die Hinreise absolviert und die Metropole Taschkent sowie die architektonischen Wunder von Samarkand beschaut, wohin wir mit dem wahrscheinlich exotischsten Rennzug der Welt reisten. Im zweiten Kapitel fuhren wir Nachtzug und feierten wir Silvester in der Wüste, aber alles andere als trocken. ;-) Im dritten Kapitel schließlich haben wir Xiva aus Tausendundeiner Nacht bewundert und durchquerten die Wüste Kyzylkum abermals per Zug bis Buchara. In dieser Stadt geht es nun weiter.

Während in Samarkand die einzelnen Baudenkmäler über die Stadt verteilt sind, ist die Altstadt von Buchara ein Gesamtensemble. Anders als Xiva kommt Buchara auch nicht wie ein Museum daher, sondern ist mit 275.000 EW immerhin die 6.-größte Stadt des Landes. Auch in der Altstadt pulsiert das Leben der modernen Zeit. Anderthalb Tage hatten wir hier eingeplant, am ersten Tag erkundeten wir die Stadt.
Am frühen Nachmittag besuchten wir die alte Festung. Normalerweise ist dort im Eintrittspreis auch ein Guide inbegriffen, aber weil gerade nur Usbekisch- oder Russisch-sprachige Guides zur Verfügung standen, bekamen wir sogar einen Teil des Eintrittsgeldes zurück! Wir liefen also einfach so durch die Anlage und unterhielten uns dabei auf Deutsch, bis wir von einem Usbeken auf Deutsch angesprochen wurden. Er führte uns durch die restliche Festung. Sein Deutsch war richtig gut (manchmal musste er etwas nach einem Wort überlegen, aber seine Grammatik und v. a. Gebrauch der Endungen war fehlerfrei!). Wenn ich mich recht entsinne, meinte er, er hatte an der Universität Französisch gelernt, doch Deutsch hatte er sich selbst beigebracht! Seine Art gefiel mir, er war landestypisch sehr höflich, aber im Gegensatz zu so ziemlich allen anderen Usbeken sehr zurückhaltend und überhaupt nicht laut. Ich frage mich inzwischen manchmal, was aus ihm geworden ist. Das Schlitzohr Mahmud aus Samarkand hat bestimmt einen Weg gefunden, auch in der aktuellen Situation trotz Seuche gut über die Runden zu kommen. Aber beim ruhigen Ulugʻbek in dem sonst so lauten Land mache ich mir etwas Sorgen… Nachdem wir in der Festung durch waren, führte er uns noch durch die weitere Stadt. Am Ende wollte er 25 US$ (oder 25 €) – aus unserer Sicht ein sehr angemessener Preis.

Mittags aßen wir in einem Burger-Laden, wo im Fernseher Videos v. a. von 90er-Hits liefen. Auf einmal kam „Eins, Zwei, Polizei“. Unsicher fragte ich Luxi: „Hörst du das auch?“, und erst als er bestätigte, war ich beruhigt, dass der Burger keine psychedelische Wirkung hatte. :D
Abends fanden wir ein angeblich italienisches Restaurant. Russisch trifft’s eher (außerdem: wer „Pizza Hawaii“ auf der Karte stehen hat, kann niemals als Italiener gelten!). Egal, Hauptsache mal was Anderes! :D Dort lief sogar Despacito. Mensch, und ich dachte, ich wäre wenigstens in Zentralasien vor dieser elendigen Dudelei sicher… -.-

Anbei wieder die kommentierten Fotos der Stadt, weitestgehend chronologisch:
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263 Die vier Türme der Tschor Minor
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264 Die Fassade der der Nadir-Devonbegi-Madrasa, Teil des Labi-Hovuz-Komplexes
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265 Die Kamelis gegenüber von ihr zieren das Bassin, hinter dem die Nodir-Devonbegi-Chanaqa steht
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266 Die Stände des Basars Toqi Sarrafon im kühlenden Schatten dieser Kuppel versorgten früher und heute Reisende mit Krimskrams
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267 Die Ulugʻbek-Madrasa wurde 1417 fertiggestellt und ist damit die älteste erhaltene Madrasa in Zentralasien
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268 Ihr gegenüber steht die Abdulaziz-Khan-Madrasa
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269 Ihr Muqarnas, auch genannt Stalaktitengewölbe, über dem Eingang
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270 Auch die Kuppel von Toqi Zargaron beheimatet einen Basar
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271 Das Kalon-Minarett gilt als Wahrzeichen der Stadt
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272 – 273 Innenhof der Kalon-Moschee
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274 Gegenüber der Kalon-Moschee steht die die Mir-Arab-Madrasa
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275 – 276 Der Eingang zur Festung Ark, rechts dahinter die Fassade der Mir-Arab-Madrasa und das Kalon-Minarett. Der Platz vor der Festung erwachte erst abends zum Leben.
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277 Wer auf dem letzten Bild kein Kamel erkannt hat, sieht es hier in groß ;-)
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278 Der ehemalige Thronsaal des Emirs in der Festung
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279 Die Bolu-Hovuz-Moschee
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280 Hier von unten
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281 Detail der Säulenhalle
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282 Das Freitagsgebet ist gerade vorbei, wir können hinein
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283 – 284 Das Samaniden-Mausoleum entstand bereits um das Jahr 900 und ist damit das älteste erhaltene Zeugnis islamischer Architektur in Zentralasien
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285 Die Modari-Khan-Madrasa
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286 Ihr gegenüber steht die Abdulla-Khan-Madrasa, mit ihr Erbauer sich selbst ein Denkmal setzen wollte: Sie sollte der Modari-Khan-Madrasa grundsätzlich ähnlich sehen, aber in möglichst allen Facetten prachtvoller sein…
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287 Lastentransport
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288 Hodscha-Zaynuddin-Komplex
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289 Nochmal die Nadir-Devonbegi-Madrasa am Abend mit Winterdeko…
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290 …oder in der Nacht
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291 – 292 Das Kalon-Minarett und die Mir-Arab-Madrasa am Abend
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293 Der Platz des Nächtens
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294 – 298 Usbekische Dekoration in vier Worten: Für Epileptiker NICHT Geeignet! Seid froh, dass man das psychedelische Blinken nicht sieht! :D
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299 Deko in den Nationalfarben

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Was Du suchst, ist in Dir. Ansonsten ist es im Kühlschrank. Oder in der Kekspackung. :)


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