Gute Werbung anstatt Faktenargumente! (Allgemeines Forum)

Chrispy, Dienstag, 27.08.2019, 22:07 (vor 1726 Tagen) @ bendo
bearbeitet von Chrispy, Dienstag, 27.08.2019, 22:07

Du führst hier vier Faktenargumente, die für den PkW sprechen, ein. Parallel zu Straßen die Bahn Höchstgeschwindigkeit fahren zu lassen entkräftet diese Argumente sicher nicht. Allerdings ist es "Werbung": Und Werbung fußt v.a. auf "Emotion". Daher könnte es einen Effekt ausmachen...

Meine Punkte grenzen lediglich die Zielgruppe für diese sauteure Werbung ein. Ich bestreite ja nicht, dass es einen Effekt auf eine kleine Gruppe von Autofahrern haben wird.

Aber ok, ich gehe mal auf dein Argument ein, zum Beispiel: Roger Normalschweizer aus Hinterfutzigen sieht während der Fahrt auf der Autobahn den schnellen Zug an sich vorbeisausen. Er beschliesst am Tag darauf die Bahn zu nehmen. Bei der Ankunft schaut er aber auf die Uhr und sieht, dass die Reise 30 min länger gedauert hat als mit dem Auto. Und schon ist's aus mit dem Werbeeffekt, nach nur einer Fahrt.

Klingt nach der "Eierlegendenwollmilchsau". Insbesondere Dein erster Wunsch, kürzere Tür-zu-Tür-Verbindungen können erreicht werden, jedoch nur schwer wenn diese Zeiten kleiner sein sollen als dieselbe Distanz per Pkw zurückzulegen. Insbesondere in der Fläche ist die Bahn/der ÖPNV strukturell sehr stark im Nachteil (weil einfach nicht von jeder Haustür an jede weitere eine Verbindung, natürlich umsteigefrei ;), geschaffen werden kann.

Wo steht da, dass alle Bedingungen stets für jedermann erfüllt sein müssen. Aber es ist fakt, dass diese Faktoren bei der Wahl des Transportmittels eine grosse Rolle spielen. Emotionen hin oder her, irgendwann kommt man immer auf den Boden der Tatsache zurück, sprich zu dem, was wirklich zählt. Und ja, ich wette meine Eier, dass die von mir genannten Punkte wichtiger sind als lediglich höhere v_max entlang eines kurzen Autobahnabschnitts. Wenn wir es schon von Werbeeffekten haben: Stell dir vor du suchst auf Google Maps nach der schnellsten Verbindung von Tür A nach Tür B und die Bahn steht da an oberster Stelle.

Das Problem ist und bleibt "die letzte Meile" von/bis zur Haustüre. Die Bequemlichkeit eines großen Menschenanteils plus Deine oben aufgeführten vier Argumente führen dazu, dass Du auch mit guten Verbindungen keine nennenswerten Verschiebungen vom PkW gänzlich zum ÖPNV/FV erreichen wirst.

Bequemlichkeit ist nicht der einzige Faktor. Aber neue Technologie ermöglicht auch da vieles. Zum Beispiel lassen sich die letzten Kilometer mit Elektrorollern oder in Zukunft vielleicht mit dem selbstfahrenden Taxi zurücklegen.

Das akzeptiert, empfehle ich diesen großen Menschenanteilen "ihren PkW" zu lassen, dafür aber attraktive überregionale Verbindungen zu schaffen, denen gegenüber der PkW chancenlos ist. Dazu gehören auch optimale Verknüpfungen, d.h. gut erreichbare "Bahnzentren" mit ausreichend Parkmöglichkeiten.

Das problem ist halt, dass die Strasse sehr wenig Kapazität aufweist. Vorallem wenn man die Baukosten und den Platzverbrauch einrechnet. Auch dazu ein Beispiel: Auf der 6 spurigen Autobahn zwischen Schönbühl und Bern werden in der Rush-Hour gleichviele Leute befördert wie auf der 2 Spurigen Schmalspuhrstrecke zwischen Worblaufen und Bern. Der PkW ist eines der ineffizientesten Verkehrsmittel die es gibt. Sieht man daran dass beim Ausbau einer Autobahn von 4 auf 6 spuren die Kapazität nicht um 50%, sondern lediglich um 25% erhöht wird. Die frage ist, ob man sich diese Ineffizienz noch leisten kann.


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