Eis, Kaffee, Venezia [m. 48 B.] Teil 1 (Reiseberichte)

JanZ, HB, Freitag, 13.01.2017, 21:29 (vor 2680 Tagen)
bearbeitet von JanZ, Freitag, 13.01.2017, 21:30

Hier nun der versprochene Reisebericht:

Mit dem 6. Januar 2017 fiel mal wieder ein Feiertag so, dass sich ohne Urlaubstag ein langes Wochenende ergab (das war es dann aber auch erst mal für die nächsten Jahre). Ich beschloss, selbiges für einen Kurztrip nach Venedig zu nutzen: hin mit dem Nachtzug, der just einen Monat vorher durch die ÖBB von der DB übernommen wurde, zurück mit einem Umweg über die Berninabahn.

Die Fahrt über die Berninabahn und der ICE nach München ließen sich am ersten Buchungstag problemlos buchen, der Nachtzug war jedoch erst nach einer Woche buchbar. Das gewünschte Deluxe Single (mit eigener Dusche) war dann doch zu teuer, also wurde es ein Economy Single. Kurze Zeit später wurde dann auch noch die Abfahrtszeit um eine Stunde vorverlegt, so dass ich den Zubringerzug nach München umbuchen musste und auf 17,50 Euro Stornokosten sitzen blieb.
Die Fahrt selber beginnt dann am Donnerstagabend um 19.23 Uhr in NAH. Der vorausfahrende RE hat etwa +5, die er dadurch automatisch auch dem ICE mitgibt. Ich erwarte, dass der RE irgendwo zur Seite genommen wird, wir fahren aber bis Nantenbach hinter ihm her. Auf der Fahrt durch den Spessart merke ich mal wieder, dass ein Zug zum unangenehmen Schwanken keinen Doppelstock und keine Neigetechnik braucht. Und auf der ausgehängten Streckenkarte fällt mir ein Kuriosum auf: Wo liegt denn „Wunsdorf“?

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Sonst verläuft die Fahrt problemlos. Die Verspätung fahren wir zwar wieder heraus, ziehen uns aber kurz vor MH beim Schleichen durchs Vorfeld wieder etwa +5 zu. Ich kaufe mir noch Proviant und mache mich dann auf den Weg zum Nachtzug. Dessen Flügel nach Budapest, Zagreb und Rijeka (den es jetzt sogar ganzjährig wieder gibt) kenne ich schon, der nach Venedig ist der letzte, der mir noch fehlt. Er besteht aus Liege- und Sitzwagen in normaler ÖBB-Lackierung und einem Schlafwagen in DB-Lackierung:

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Innen wirken die Wagen einerseits recht modern, andererseits aber auch renovierungsbedürftig. Die Wände scheinen recht dünn, und die Tür zum Nachbarabteil lässt sich nicht abschließen, aber da die Familie dort recht vertrauenswürdig wirkt, mache ich mir darüber keine Sorgen. Und das, was da im Waschbecken liegt, ist ein Teil der Schranktür:

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Sehr ums Detail bemüht hat man sich beim Begrüßungspaket für die Reisenden, unter anderem gibt es eine kleine Flasche Prosecco und Schlappen.

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Duschen hätte ich auch mit Economy können, nämlich in der Gemeinschaftsdusche:

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Außerdem gibt es eine Frühstückskarte, aus der man sich sechs Angebote auswählen darf, weitere gegen Aufpreis. Die Karte gebe ich beim netten österreichischen Zub ab.
Wir fahren pünktlich ab. Wegen der früheren Abfahrt hatte ich vermutet, dass wir über eine andere Strecke umgeleitet werden, tatsächlich fahren wir aber wie sonst auch über Grafing nach Rosenheim, wo wir die Stunde einfach abstehen. Währenddessen lege ich mich ins Bett und schlafe ein.
Kurz vor Salzburg werde ich davon wach, wie das Paar auf der anderen Seite (also nicht die Kleinfamilie) dem „Club 1435“ (wie es mal jemand im Usenet nannte) beitritt. Ich nehme es mit Humor, aber mit dem Weiterschlafen dauert es ein wenig. Den Rest der Nacht schlafe ich einigermaßen, aber wie immer nicht so gut wie zu Hause.
Einige Zeit vor der Ankunft in Venedig bringt der Zub das Frühstück:

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Beim Halt in Conegliano sagt mir ein Blick auf den Fahrplan, dass wir leichte Verspätung haben, diese holen wir aber an den nächsten Halten wieder auf. So geht es sogar einige Minuten vor Plan auf die B<strong></strong>rücke über die Lagune, die an den Rändern leicht vereist ist

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und wir erreichen den Bahnhof Santa Lucia stolze 14 Minuten vor Plan. Ganz vorne im Zug ist inzwischen ein Wagen aus Wien in Nightjet-Lackierung:

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Bis das Hostel aufmacht, schaue ich mich ein bisschen am Bahnhof um und kaufe mir ein 48-Stunden-Ticket für 30 Euro. Hier der erste Eindruck von der Stadt:

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… ach nee, das Bild war noch vom USA-Urlaub letztes Jahr übrig. So sieht es wirklich aus:

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Dann checke ich im Hostel ein. Auf mein Zimmer kann ich natürlich noch nicht, werde aber von der Inhaberin (?) sehr nett empfangen und bekomme einen Gratiskaffee. Dann mache ich mich auf, um die Stadt mit dem „Vaporetto“

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und zu Fuß zu erkunden. Hier zeige ich nur eine kleine Auswahl der Bilder, den Rest gibt es in meinem Album. Hier ein Blick auf den Markusplatz während der Überfahrt nach San Giorgio:

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Und hier das Venedig-Klischeebild schlechthin:

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Abends will ich dann im Studentenviertel essen, wo aber nicht nur keine Studenten, sondern überhaupt kaum Menschen sind. Und das Essen ist auch nicht sonderlich gut. Auf dem Rückweg verlaufe ich mich, auch wenn ich nachher auf dem Stadtplan sehe, dass es tatsächlich nicht mehr weit zum Hostel gewesen wäre. Aber da sitze ich schon auf dem Vaporetto.

Am nächsten Tag fahre ich auf die Glasbläserinsel Murano mit dem Glasmuseum,

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die Spitzeinsel Burano (sie ist zwar tatsächlich umwerfend, ich meine aber die Spitze, die dort geklöppelt wird)

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und Torcello, die heute fast unbewohnte Keimzelle Venedigs.

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Anschließend laufe ich noch ein wenig in der Altstadt herum. Da ich die ganze Zeit draußen war, ist mir doch etwas kalt, und ich trinke für 2,50 einen Kaffee im Stehen an einer Bar – nicht nur für Venedig ist das sehr günstig. Dann hole ich meine Sachen aus dem Hostel und gehe zum Bahnhof, wo ich mir eine Fahrkarte nach Mestre für 1,25 Euro kaufe. In diesem Vorort auf dem Festland fährt mein Frecciarossa nach Mailand ab, wo ich übernachte, um es am nächsten Tag rechtzeitig über die Berninabahn nach Hause zu schaffen. Im Frecciarossa war noch ein Platz in der „Premium“, der dritten von vier Komfortstufen, günstig zu haben. Da sind immerhin Getränke und ein kleiner Snack inbegriffen, und die Sitze sind auch etwas bequemer. Kostenloses WLAN gibt es übrigens auch, aber da man sich erst umständlich anmelden muss, verzichte ich darauf.

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Meine Reiselektüre, sehr spannend zu lesen, auch wenn nur eine einzige Bahnstrecke vorkommt:

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Einen Infomonitor gibt es natürlich auch. Die Geschwindigkeit geht nachher bis 294 km/h:

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Teurer wäre die Business gewesen:

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Zwischendurch ziehen wir uns wegen einer „technischen Überprüfung“ eine Verspätung von +15 zu, die wir bis Mailand behalten. Zum Glück ist mein Hostel direkt neben dem Bahnhof, und nach dem Einchecken gehe ich sofort ins Bett.

Dieses war der erste Streich ...

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Im Volk, da ist sie sehr beliebt, unsere Eisenbahn,
Doch dort, wo's keine Schienen gibt, da hält sie selten an.

(EAV: Es fährt kein Zug)


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