"Kontrolleure" ... / Compliance und Revision (Allgemeines Forum)

GUM, Samstag, 12.03.2011, 11:10 (vor 4796 Tagen) @ Fernpendler

Inzwischen gibt es ja wohl schon eine ganze "Armee" von "Kontrolleuren" - wenn man die verschiedenen "Funktionsträger", die das Zugbegleitpersonal überprüfen, noch hinzu zählt.


Hierzu habe ich mal folgende Fragen:

- Wer bezahlt die Gestalten eigentlich. Die Leute sind doch eigentlich vollkommen überflüssig. In der "freien" Wirtschaft, nicht bei Konzernen, würden diese doch gar nicht ins Wirtschaftskonzept passen.

Wie alle Ausgaben: Letztendlich der Kunde. Also im Fernverkehr Du selbst, im Nahverkehr Deine Monatskarte zu meist 70 (?) % und dazu noch Steuergelder 30 (?) %.

Allerdings muss ich eine Lanze für einen Teil der Kontrolleure brechen. Auch in der Wirtschaft gibt es die Unternehmensbereiche Compliance und Revision, die insbesondere im Einkauf nachsehen müssen, ob da wirklich günstig oder bei "einem guten Bekannten" eingekauft wird. Hier gibt es bei Mittelständlern schon oftmals fünfstellige Schäden pro Monat alleine durch eine einzige, falsche Entscheidung.

Was allerdings schwachsinnig ist: Wenn ein Lokführer einen Kaffee kauft, dann bekommt er einen übertriebenerweise gesagt 5 Meter langen Kassenzettel zum Ausfüllen. So viel Vertrauen müßte doch einfach sein: Kaffee für eigene Mitarbeiter immer nur in einem "Crew" Becher. Dieser wird knallig angemalt, so dass man ihn nicht im Bordservice verkaufen kann. Die Gesamtzahl Kaffees aus der Maschine abzüglich Crew-Becher abzüglich Reinigungsdurchlauf ergibt die Zahl der verkauften Kafee. Und bitte keine kilometerlangen Kassenzettel...


- Leidet nicht die Arbeitsmoral bzw. die Loyalität dem AG gegenüber darunter, wenn ich weiß, dass ich ständig durch irgendwelche Kontrolleure bewertet werde? Ich hätte spätestens dann die Nase voll, wenn mir mein AG einen Testkunden schickt.

Vollkommen richtig. Deshalb sind auch meistens die Unternehmen am erfolgreichsten, die noch spirit und Vertrauen aufbringen. Je mehr Abstufungen und sichtbare Hierarchien es gibt, desto geringer wird die Motivation. Bei einem inzwischen insolventen Kaufhauskonzern gab es dafür sogar extra Trikots: Ich bin hier nur der Wareneinräumer etc.
Wer seinen Mitarbeiter so etikketiert, der braucht sich nicht wundern, wenn der Wareneinräumer wirklich nur die Waren einräumt und ein Kunde der ihn was fragt mehr oder weniger unfreundlich abbügelt. Ganz schlimm wenn er dann noch von einer fremden Firma ist. Dann interessiert er sich gar nicht mehr dafür.


- Ob sich die Kontrolleure denken, dass sie einen sinnvollen und wichtigen Job haben? Andere "Anscheißen" kann ja wohl nicht befriedigend sein ...

Doch, denn sie glauben, sie sind die Wichtigsten im Betrieb. Aber auch hier muss man unterscheiden: Sinnvolle Kontrolle, dass die Kunden und Mitarbeiter nicht die Waren nach Hause schleppen von sinnlosen Listenfüllern.
Da kann man dann allen Ernstes ankreuzen: Mitarbeiter trug Unternehmensbekleidung (ja/nein). Mitarbeiter ist freundlich. Habe ich im Moment nicht gesehen, freundlich sind Sie aber, ja ?!

Die dritte Art ist die Kontrolleuere, die Dienstleister für die Mitarbeiter sind und es ihnen nicht sagen. Bei Bildschirmberufen gibt es alle zwei-drei Jahre diese Bildschirmarbeitsplatzkontrolle nach EU-Richtlinie. Manche, die durch die Büros gehen, reden von Kontrolle andere vom Service durch den Arbeitgeber.
Udn so führen sie sich dann auch auf. Ich konnte selbst beobachten, wie auch langjährigen Mitarbeitern noch nie Fußstützen angeboten wurden oder wirklich schrottreife Bildschirme weiterflimmerten.


- Hat so ein Job ein bestimmtes Berufsprofil? Ausbildung, abgeschlossene Berufsausbildung, Abi, Studium als Voraussetzung?

Ich kenne es nur aus der "freien Wirtschaft". So unterschiedlich wie die Kontrollaufgaben sind auch die Teams zusammengestellt. Ein "Begehungsteam" für die Bildschirmarbeitsplätze besteht beispielsweise aus dem Betriebsarzt, einem Verwaltungsmitarbeiter (Bestellungen notieren, nachsehen wegen Lieferung) und einem Personalabteilungsmitarbeiter. Das zweite Team hingegen besteht dann aus den weiteren Mitarbeitern des sogenannten Arbeitssicherheitsausschusses. Dies können z. B. sein der Betriebsorganisator, dazu wieder ein Listenmitnehmer/Bestellungsnotierer/sich mit Büromaterial und Bildschirmen auskennender und vielleicht ein EDV-Mensch. Der möchte sich gerade in größeren Firmen erkundigen, wie denn die unterschiedlichen Bildschirmbestellungen ankommen und wie die Bilddarstellung ist (war insbesondere bei SAP-Einführung ein Thema nach dem Farbwechsel auf eine neue Version.)
Alle diese Teams sind speziell datenschutzverpflichtet und führen die Liste mit den Bestellungen GETRENNT von den Personalakten.

Es gibt also gar kein festes Berufsbild. Oft sind es auch nicht "Ganztags"-Kontrolleure, sondern Menschen mit vielfältigen Aufgaben, die auch an diesem Projekt teilnehmen. Eine feste Aufteilung nach Hierarchie oder Mann/Frau als Teilnehmer gibt es auch nicht.
Ich selbst konnte aber feststellen, dass "gemischte" Teams aus Frau/Mann besser ankommen, als wenn drei Männer in ein Büro "einmarschieren". Ordentlich durch Ankündigungs-Mail vorbereitet ist die Quote der unfreundlichen Antworten unter 1 %

(Hoffe die Info aus der "freien Wirtschaft" war nicht zu lang....)


- Weiß der AG "Bahn" eigentlich, dass er seine eigenen Arbeitnehmer herabwürdigt, wenn er ihnen "Kontrolleure" auf den Hals hetzt. Das hat ja schon was von stänigem Misstrauen :o(

Schönen kontrollfreien Samstag noch
Haiko

Schönen nur durch Fahrkartenkontrolleure kontrollierten Samstag noch.

grüße

GUM


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