Eine Reise - nicht mit dem Glacier-Express, Teil 1 (Reiseberichte)

JeDi, überall und nirgendwo, Mittwoch, 02.04.2014, 21:10 (vor 3686 Tagen)

Hallo zusammen,

nach all den vielen schönen Reiseberichten, die ich hier im Forum genießen durfte, will ich jetzt auch mal einen einstellen.

Auch wenn ich im Kindesalter schonmal mit dem Glacier-Express gefahren bin, hat es mich in den letzten Jahren doch immer wieder gereizt, nochmal "hinunter" zu fahren. Da ich die Albulabahn bereits im Dezember "auf der Durchreise" erledigt hatte (vielleicht kommt dazu auch nochmal ein Bericht), "genügte" die Fahrt von Chur nach Zermatt.

Los ging die Fahrt morgens, gegen 20 nach 6 in Stuttgart. Obwohl ich (wie üblich) sehr knapp zum Bahnhof kam, hatte ich noch Zeit, ein wenig Proviant zu kaufen - mein Zug war mit 10 Minuten Verspätung angekündigt, und erwies sich dann als 426 solo statt der erwarteten Doppelstockwagen. Na super.

Schnell einen Platz gesucht, und die Fahrt genossen. Bis Rottweil konnte die Verspätung dank der guten Beschleunigung des Quietschies (und durch Verkürzung einiger Aufenthalte) auf nur mehr 3 Minuten reduziert werden. Dann standen wir jedoch noch vor Aldingen und in Spaichingen wegen einer Stellwerkstörung dumm rum (dabei sind wir doch noch garnicht in der Schweiz?), sodass wir Tuttlingen mit +15 erreichten.

Gut, macht ja nichts. In Singen hatte ich 22 Minuten Umsteigezeit, das sollte doch reichen. In Hattingen stand auch die Schwarzwaldbahn schon dumm rum, wir durften aber vorfahren. Singen erreichten wir dann mit +14.

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426 512 und 611 033 in Singen

Nun - der 611 wartete dann noch auf die verspätete Schwarzwaldbahn und verließ Singen mit +4. Schlecht, bei nur 4 Minuten Übergang in Schaffhausen...
Doch der Lokführer gab ordentlich Gas, wir erreichten Schaffhausen mit +2, und der InterRegio nach Zürich wartete auch noch einen Moment. Zu meiner Überraschung war der Zug aus einem RegioDosto gebildet (der wurde in Zürich für die Rückfahrt auch als Ersatzkomposition angekündigt - ich hatte eigentlich mit einem EW4-Pendel ). Interessanterweise hatte ich den selben RegioDosto (mit dem selben Grafitto) 3 Tage zuvor auf dem Rheintal-Express gesehen...

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So reist es sich im RegioDosto. Für eine S-Bahn oder einen kürzeren RE durchaus kommod, im Fernverkehr eher fehl am Platze.

Bald wird schon der Rheinfall erreicht, immer wieder ein netter Ausblick (und von oben im DoSto erst recht:

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(An dieser Stelle der obligatorische Hinweis auf verschmutzte Scheiben - und um diese Uhrzeit leider auch Gegenlicht...)

Pünktlich (naja, fast - vor der Großbaustelle Oerlikon herrschte ein wenig Stillstand ) wird Zürich HB erreicht.

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Ungewohnterweise besteht direkter Anschluss nach Chur (normalerweise muss man vom IR/IC aus Richtung Schaffhausen immer rund 40 Minuten warten, um diese Zeit fährt aber einer der noch wenigen Verdichterzüge Zürich-Chur), und statt in die Lounge zu gehen, kaufe ich lieber bei der Migros einige Schokoladenprodukte ;)

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IC (der ICN) und RE (ehemals IR - hat das einen anderen Hintergrund, als den Zugbegleiter einzusparen?) nach Chur

Nun, der als "normaler" IC eingesetzte RABDe500 war leider noch nicht revidiert (es gab also noch Lederbestuhlung), dafür waren die Businessabteile schön leer (wenn auch leider auf der Nicht-Seeseite eingereiht - oder ist das immer so?). Kaum saß ich, da ging es auch schon los. Nach recht flotter Fahrt durch den Zimmerbergtunnel (und einem kurzem Halt kurz vor Ende desselben) ging es an den Zürichsee. Für nähere Details, was man auf der Strecke so alles aus dem Fenster sehen kann, empfehle ich wärmstens die Reiseberichte des Users TD :-)

Hinter Ziegelbrücke eröffnet sich ein Blick auf die Glarner Alpen, leider wieder Gegenlichtig
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Die "falsche" Abteillage erlaubte allerdings auch einige fotografische Spielereien, zum Beispiel mit Tobleronebergen am Walensee:

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Die Zeit vergeht im Fluge, Sargans und Landquart werden jeweils etwas zu früh erreicht. Bliebe ich jetzt im ICN sitzen, würde ich in Chur den Glacier-Express nach Zermatt erreichen. Will ich aber nicht. Denn mir sind Fenster zum auf machen irgendwie lieber als vollklimatisierte Panoramawagen ;)

Um den Aufenthalt in Chur etwas zu verkürzen, und eine mir unbekannte Strecke zu befahren, steige ich daher schon in Landquart auf den RE nach Disentis um - dieser befährt bis Chur natürlich nicht die SBB-Strecke, sondern die parallele RhB-Strecke, die vorwiegend dem Ortsverkehr dient (auf den knapp 14 km von Landquart nach Chur hat die SBB-Strecke keinen Halt, die RhB-Strecke aber deren 6). Auch eine Strecke, die man auf der Durchreise eher selten mitbekommt - allerdings sind die RhB-Anschlüsse in Chur natürlich auf den stündlichen Takt-IC (und damit auch RE und Rheintal-Express) abgestimmt, sodass ich noch eine halbe Stunde Zeit zu "vertrödeln" habe.

Für den Verdichter-IC wird in Landquart auch Anschluss nach St. Moritz hergestellt - dieser Zug fährt durch den Vereinatunnel und dann über die nur recht selten befahrene Verbindungskurve Richtung Zernez-Zuoz-Samedan-St. Moritz. Wäre auch mal was für eine Tour :)

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Mein Zug steht schon bereit, es zieht eine Ge4/4 II.

Der Zug hat 6 Wagen, davon 1 1/2 Wagen 1. Klasse und 1 Packwagen und ist ab Landquart. Wir fahren rechtzeitig ab und der gut gelaunte Zugführer weist noch darauf hin, dass mein Anschlusszug in Disentis dann direkt gegenüber wartet. Danke, wusste ich aber schon ;) Nach ein paar weiteren netten Worten muss er dann raus, um den Zug abzufertigen ;)

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Manchmal sind die Strecken von RhB und SBB doch ein ganzes Stück auseinander - hier versteckt sich ein Thurbo-GTW hinterm Busch.

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Recht kommod reist es sich bei der RhB.

Nach einem längeren Aufenthalt in Chur (durch Verfrühung einige Minuten länger als die vorgesehenen 19 Minuten) ging es dann weiter. Hinter Reichenau-Tamins - der Verzweigung der Strecken Richtung Disentis - Oberalp und Albula - St. Moritz - folgt auch gleich das erste landschaftliche Highlight: Die Rheinschlucht. Hier wird aktuell darüber diskutiert, ob man die Schlucht begehbar machen will, oder, aus Naturschutzgründen, die Wanderer für einen Teilabschnitt auf die Bahn verweist.

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RhB in der Rheinschlucht

Später weitet sich das Tal wieder, auch die Straße (die die Rheinschlucht via Flims umgeht) gesellt sich wieder zur Bahn. Wir haben nun den Kanton Glarus einmal "umrundet" und können nun (im Licht ;) ) den Gegenschuss zu den vohin schon gesehenen Bergen bestaunen:

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(Leider ist mir da so'n Zug ins Bild gefahren...)

Seit Reichenau hält unser RE (früher wars mal ein Schnellzug) auch in allen Stationen und ist das Grundangebot fürs Tal. Überhaupt - die Stationen zwischen Chur und Reichenau waren die einzigen zwischen Landquart und Disentis, die der Zug ausgelassen hat.

Wie bereits angedroht, ist dann in Disentis Umsteigen angesagt. So auch hier im Forum - doch Teil 2 folgt gleich :-)

--
Weg mit dem 4744!


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