[AT] Der Postbus hat eine Ausschreibung verloren :-( (Allgemeines Forum)

J-C, Da, wo ich grad gedanklich nicht bin., Samstag, 15.07.2017, 23:55 (vor 2479 Tagen)
bearbeitet von J-C, Samstag, 15.07.2017, 23:55

Ungewöhnlich viele Mimosen spielen sich in Oberösterreich ab

Der Betriebsratsvorsitzende der ÖBB Postbus ist dort ein wenig weinerlich, redet von drohenden Katastrophen, der Himmel fällt uns auf dem Kopf!

uhh, was ist passiert?

Ja, die ÖBB Postbus hat in Oberösterreich eine Ausschreibung verloren, davon ist eine Dienststelle á 31 Busfahrer. Nach Angaben der ÖBB werden diese Busfahrer ihren Job schon nicht verlieren - sondern müssen halt schauen, wo sie eine neue Dienststelle, mitunter 100 km entfernt, finden...

ungewöhnlicherweise wird das ziemlich aufgeplustert. Bei den Bussen haben die ÖBB schließlich damit Erfahrungen, Ausschreibungen zu gewinnen - und auch zu verlieren. Im letzten Jahr war das so fifty-fifty.

Der Vorwurf geht natürlich an die Politik und wird dort zurückgewiesen.

Seit die FPÖ auf Landesebene tatsächlich durchaus sinnvoll agieren kann, muss man dessen Verkehrslandesrat nicht unbedingt dafür beschuldigen.

Ich denke aber, es spielt dabei mit rein, dass man einen Verlust gar nicht erst erwartete.

So oder so für den Deutschen vielleicht putzig, aber auch deppat ^^

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Reisehäppchen für zwischendurch gefällig?
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[AT] Der Postbus hat eine Ausschreibung verloren :-(

Murrtalbahner, Sonntag, 16.07.2017, 07:16 (vor 2479 Tagen) @ J-C

Naja dieses Thema kocht bei uns in der Region auch hoch, weil man jetzt nach zweitausendsiebzehn Jahren den Busverkehr ausschreiben muss. Der Grund dafür ist aber weder in Wien noch in Berlin zu suchen, sondern eher in Brüssel. Ob die Busfahrer sich eine neue, hunderte Kilometer weit entfernte Dienststelle suchen müssen sehe ich aber eher fraglich, denn auch der neue Betreiber braucht ja Busfahrer.

[AT] Der Postbus hat eine Ausschreibung verloren :-(

Ösi, Sonntag, 16.07.2017, 07:59 (vor 2479 Tagen) @ Murrtalbahner

Die er natürlich gerne für 2/3 des bisherigen Gehalts beschäftigt. Und genau da kommt auch die Ersparnis bei Ausschreibungen her.

[AT] Der Postbus hat eine Ausschreibung verloren :-(

Steffen, Sonntag, 16.07.2017, 10:14 (vor 2479 Tagen) @ Ösi

Das ist ja beim Regionalverkehr um Stuttgart genauso (war hier im Forum auch schon Thema). DB Regio verliert die meisten Linien und Lokführer flüchten in andere Dienststellen, als sich für niedrigeren Lohn bei einem der neuen Unternehmen zu bewerben. Ergebnis: Zugausfälle wegen Lokführermangel.

Diese ganze Ausschreiberei ist eine kapitalistische Pest auf Kosten den Beschäftigten...

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[AT] Der Postbus hat eine Ausschreibung verloren :-(

J-C, Da, wo ich grad gedanklich nicht bin., Sonntag, 16.07.2017, 10:45 (vor 2479 Tagen) @ Steffen

Ich finde die Ausschreibungen am Ende auch etwas kritisch, allerdings kann ich bezüglich Lohn in Österreich sagen, dass jeder private Busbetreiber sich einem Kollektivvertrag bezüglich Mitarbeiter unterwerfen muss

Der ist aus Gründen ein anderer als für die Postbuslenker, aber dort ist eben festgesetzt, was geht und was nicht und daran müssen sich Betriebe dann auch halten.

Im Unterschied zu Deutschland gilt er für ausbahmslos alle privaten Betriebe der Branche.

Damit kann ein Unternehmen auch nicht mehr viel Dumping betreiben in der Hinsicht.

Also vielleicht sind die Löhne ja fair.

Wenn's auch natürlich immer solche Scherzkekse gibt, denen faire Löhne ein Dorn im Auge sind

Hab irgendwo mal einen Artikel gelesen, wo man sich über den Mindestlohn beschwert und meint, dass das ja voll unnötig sei, "da springt ja nichts für uns heraus."

Also auch in Österreich gibt's Leute, die nichts von einer annehmbaren Bezahlung ihrer Mitarbeiter halten. Doch glücklicherweise sind die Gewerkschaften in dem Punkt mächtiger...

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[OT/AT] Kollektivvertrag

J-C, Da, wo ich grad gedanklich nicht bin., Sonntag, 16.07.2017, 10:58 (vor 2479 Tagen) @ J-C

Der Wikipedia-Artikel

Was interessant ist, ist dass der Kollektivvertrag anscheinend so gut läuft, fass Österreich weltweit gesehen mit einer sehr geringen Anzahl an Streiks glänzt. Da kann man wohl noch was lernen ^^

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[AT] Der Postbus hat eine Ausschreibung verloren :-)

RhBDirk, Sonntag, 16.07.2017, 10:51 (vor 2479 Tagen) @ Steffen
bearbeitet von RhBDirk, Sonntag, 16.07.2017, 10:52

Das ist ja beim Regionalverkehr um Stuttgart genauso (war hier im Forum auch schon Thema). DB Regio verliert die meisten Linien und Lokführer flüchten in andere Dienststellen, als sich für niedrigeren Lohn bei einem der neuen Unternehmen zu bewerben. Ergebnis: Zugausfälle wegen Lokführermangel.

Diese ganze Ausschreiberei ist eine kapitalistische Pest auf Kosten den Beschäftigten...

Hmm, das ist freie Marktwirtschaft, der jeder Dienstleister/Handwerker unterliegt.

[AT] Der Postbus hat eine Ausschreibung verloren :-)

Steffen, Sonntag, 16.07.2017, 19:58 (vor 2478 Tagen) @ RhBDirk

Man spielt Markt wo keiner ist.

Bei der Müllabfuhr ist es deutlicher zu sehen: Es gibt in einem Gebiet genau EINEN Kunden, der die gesamte Leistung an genau EINEN Anbieter gibt. Wenn nach 15 Jahren ein anderer Anbieter zum Zug kommt, werden sämtliche Müllmänner arbeitslos. Oder sie arbeiten dann alle für den neuen Anbieter. Der aber zahlt weniger Lohn als der alte Anbieter, sonst hätte er ja nicht gewonnen.

Letztendlich ist das alles Preisdumping.

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Angst vor neuem

JeDi, überall und nirgendwo, Sonntag, 16.07.2017, 11:06 (vor 2479 Tagen) @ Steffen
bearbeitet von JeDi, Sonntag, 16.07.2017, 11:07

Das ist ja beim Regionalverkehr um Stuttgart genauso (war hier im Forum auch schon Thema). DB Regio verliert die meisten Linien und Lokführer flüchten in andere Dienststellen, als sich für niedrigeren Lohn bei einem der neuen Unternehmen zu bewerben. Ergebnis: Zugausfälle wegen Lokführermangel.

Diese ganze Ausschreiberei ist eine kapitalistische Pest auf Kosten den Beschäftigten...

Das ist eher die abstruse Angst vor Privatbahnen. Go-Ahead hat - übrigens genau so wie NX - bereits weit vor Betriebsaufnahme einen Tarifvertrag auf DB-Niveau mit der GDL abgeschlossen. Abellio wendet ebenfalls den GDL-Vertrag an, bis 2022 aber noch mit einer Stunde Mehrarbeit die Woche (ob mit oder ohne Lohnausgleich weiß ich nicht).

Zu schlechteren als DB-Konditionen wird man in der Region Stuttgart auch erst recht keine Leute bekommen...

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Weg mit dem 4744!

Angst vor neuem

Steffen, Sonntag, 16.07.2017, 19:49 (vor 2478 Tagen) @ JeDi

Hier im Forum stand was von schlechteren Bedingungen, ich hatte das nicht weiter überprüft.

Der neue Arbeitgeber hat auf jeden Fall den Nachteil, dass nicht erkennbar ist, ob man nach 15 Jahren weiterbeschäftigt wird oder wieder mal das Unternehmen wechseln muss. Ich denke das spielt auch eine Rolle.

Wie viele Tf flüchten, weil sie keinen Bock auf Tal-Enten haben, bleibt im Verborgenen :-))

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Angst vor neuem

heinz11, Sonntag, 16.07.2017, 21:14 (vor 2478 Tagen) @ Steffen
bearbeitet von heinz11, Sonntag, 16.07.2017, 21:15

Hier im Forum stand was von schlechteren Bedingungen, ich hatte das nicht weiter überprüft.

Der neue Arbeitgeber hat auf jeden Fall den Nachteil, dass nicht erkennbar ist, ob man nach 15 Jahren weiterbeschäftigt wird oder wieder mal das Unternehmen wechseln muss. Ich denke das spielt auch eine Rolle.

Wie viele Tf flüchten, weil sie keinen Bock auf Tal-Enten haben, bleibt im Verborgenen :-))

Und auch, wie viel Fahrgäste keinen Bock auf Tal-Enten haben. Ich jedenfalls meide sie, wo immer es geht, ohne in exzessive Vermeidungsstrategien zu verfallen.

Die Tal-Enten sind in Österreich quasi überall...

J-C, Da, wo ich grad gedanklich nicht bin., Sonntag, 16.07.2017, 21:24 (vor 2478 Tagen) @ heinz11

...da gibt's kein Entrinnen >:)

Zumindest haben einige derer noch Komfortzonen - in Deutschland müsste man ja dafür Zuschlag zahlen xD

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Die Tal-Enten sind in Österreich quasi überall...

Splittergattung, Sonntag, 16.07.2017, 23:01 (vor 2478 Tagen) @ J-C

...da gibt's kein Entrinnen >:)

Zumindest haben einige derer noch Komfortzonen - in Deutschland müsste man ja dafür Zuschlag zahlen xD

Aber das sind Tal-Enten erster Generation, super toll finde ich die auch nicht, aber noch um einiges angenehmer als die zweite Generation, die sich gerade in Deutschland ausbreitet... ;-)

Angst vor neuem

JeDi, überall und nirgendwo, Sonntag, 16.07.2017, 23:06 (vor 2478 Tagen) @ Steffen

Der neue Arbeitgeber hat auf jeden Fall den Nachteil, dass nicht erkennbar ist, ob man nach 15 Jahren weiterbeschäftigt wird oder wieder mal das Unternehmen wechseln muss. Ich denke das spielt auch eine Rolle.

Dann fährt halt wieder ein anderer Betreiber. Lokführer werden immer gebraucht...

Wie viele Tf flüchten, weil sie keinen Bock auf Tal-Enten haben, bleibt im Verborgenen :-))

Die könnten ja immer noch zu Go-Ahead geben (zumal ich es immer wieder unmöglich finde, über Fahrzeuge zu urteilen, die es noch gar nicht gibt...

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Weg mit dem 4744!

[AT] Schlechte Gesetze! :-(

guru61, Arolfingen, Dienstag, 18.07.2017, 07:14 (vor 2477 Tagen) @ Steffen

Hallo
Ich zitiere das Personebeförderungsgesetz der Schweiz:

Art. 32l1Wechsel des beauftragten Unternehmens

1 Wird ein Angebot des regionalen Personenverkehrs aufgrund einer Ausschreibung bei einem neuen Unternehmen bestellt, so muss das bisher beauftragte Unternehmen dem neu beauftragten Unternehmen die eigens für das betreffende Verkehrsangebot angeschafften Betriebsmittel zum Restbuchwert übergeben, wenn die Besteller dies verlangen und die Betriebsmittel für die ausgeschriebenen Linien des regionalen Personenverkehrs von zentraler Bedeutung sind.

2 Das neu beauftragte Unternehmen muss diese Betriebsmittel zum Restbuchwert übernehmen, wenn das bisher beauftragte Unternehmen oder die Besteller es verlangen.

3 Das neu beauftragte Unternehmen muss die für das betreffende Verkehrsangebot notwendigen zusätzlichen Arbeitsstellen den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern des bisher beauftragten Unternehmens zu branchenüblichen Bedingungen anbieten.

Gruss Guru

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