Reisebericht Antwerpen (Reiseberichte)
Hallo,
außer Tarifhinweise geben fahre ich auch manchmal mit dem Zug und weil hier das Thema Belgien/NL häufiger angesprochen wird dachte ich, dass ein bebildeter Beitrag evtl. von Interesse sein könnte von einer Fahrt nach Antwerpen?
Eins vorweg: es kommt kein ICE(International) darin vor, dafür aber ein paar Fragen. ;)
Los ging es am Sonntagmorgen in Hamm/Westf mit dem Regionalexpress nach Aachen. Der Zug wurde in Hamm eingesetzt, war jedoch innen so wie man es von einem Zug an einem Samstagabend im Karneval erwarten kann: schmierig und siffig und vollgemüllt, genau das, was auch hier schon öfter über die Reinigung in Zügen der DB Regio NRW geschrieben wurde:
In Aachen stand dann auf einem Gleis ein Wagenzug der SNCB und innerlich freute ich mich schon, ob dieser vielleicht außerplanmäßig den 60er Jahre Triebwagen der SNCB nach Lüttich vertreten hätte. Aber es sah mehr nach einem Messwagen/Zug aus, k.A. was der in Aachen gemacht hat:
Kurz darauf fuhr dann tatsächlich der "IR" nach Lüttich bzw. von Lüttich ein:
Darin sieht es in der 2. Klasse so aus:
Und in der 1. Klasse 60er-wohnzimmermäßig so:
Nun empfahl die Reiseauskunft, mit dem Zug durch die Ardennen bis Lüttich zu fahren, aber ich stieg schon in Welkenraedt aus, um dort eine knappe 3/4 Stunde auf den IC aus Eupen nach Oostende zu warten. Bisher ist mir gar nicht bewusst gewesen, wie nah die frankophone Region an Aachen ist, Welkenraedt ist ein Beispiel. Man erreicht sie nach einer knappen 1/4 Stunde Zugfahrt. Der Abfahrtsplan in W. sieht so aus:
Nach einem kleine Spaziergang durch die Stadt und den Bahnhof (in dem "Kaff" ist sogar am Sonntag ein Schalter besetzt!!!) fuhr der IC nach Oostende um ein paar Minuten verspätet ein:
Innen im Zug in der 2. Klasse sah es dann so aus, die Sitze hatten sogar Fußstützen und das Laufverhalten war meiner Meinung nach ausgesprochen ruhig. Irgendwie verdächtig ruhig, ich hatte bei der Fahrt bis Lüttich das Gefühl, dass man gefahrlos vorne aussteigen könnte, Blumen pflücken und mit einem vollen Strauß hinten wieder einsteigen kann, so langsam fuhr der Zug dort (geschätzt oft 30-40 km/h). Er war dann aber trotzdem recht pünktlich:
Ab Lüttich füllte sich der Zug dann schlagartig bis auf fast 100% Auslastung und brachte mich bis zum Brüsseler Nordbahnhof, wo ein zügiger Umstieg in den Regionalzug nach "Anvers" nötig wurde:
Der Bahnhof von Antwerpen erinnert mehr an ein Schloss als an einen Bahnhof und nach Umbauarbeiten halten die Züge nun auf verschiedenen Ebenen:
Nach einem Kurzwochenende in Antwerpen fuhr dann im Tiefgeschoss des Bahnhofs der IC Brüssel-Amsterdam CS ein und ab, um unter dem Bahnhof im Tunnel aus der Stadt herausgeführt zu werden:
Der Zug selbst bestand aus NS-Wagen und Wagen, die ich auch schonmal im Fyra-Zug gesehen habe, die sich aber, außer einer anderen Außen- und Innenfarbe technisch nicht zu unterscheiden schienen. Zugelassen waren die Wagen bis 160 km/h (werden die auf der Strecke überhaupt irgendwo gefahren?). Gezogen wurde der Zug von einer Mehrsystemlok:
Zurück sollte es dann über Einhoven gehen, mit Umstieg in Dordrecht und Venlo sowie Viersen und Duisburg. Allerdings wurde der Zug auf der Systemgrenze Belgien-NL stark ausgebremst und stand dort rd. eine halbe Stunde auf der Strecke. Dabei wurden Durchsagen gegeben in Niederländisch, Französisch und Englisch, dass sich wegen eines Schadens an der Lok die Abfahrt auf unbestimmte Zeit verzögern würde. Nach der halben Stunde ging es dann ganz normal weiter und beim Blick auf den Abfahrtsplan in Dordrecht freute ich mich schon, grad noch den nächsten IC nach Venlo erwischen zu können. Landschaftlich ist das auch schön und man fährt einmal quer durch die südlichen Niederlande. Und ich hatte etwas von einer längeren Aufenthaltszeit in Venlo im Kopf, machte mir erstmal keine Sorgen. Bei der Ankunft in Venlo stellte sich dann aber heraus, dass ich mit diesem Takt die Eurobahn nach Viersen/Düsseldorf um gerade 8 Minuten verpasst hatte und somit eine knappe Stunde am Rosenmontag in Venlo am Bahnhof zubringen durfte:
Der nächste "Knaller" kam dann in Viersen: die Eurobahn hatte sich wohl 3 Minuten Verspätung eingefahren, jedenfalls fuhr der RE nach Duisburg gerade raus, als wir/ich die Treppen hochstürmten. Mir ist schleierhaft, wie man in dem Bahnhof einen 4-Minuten Übergang als fahrplanmäßig ausgeben kann, wobei der nicht bahnsteiggleich ist und dann die Züge nicht aufeinander warten, auch wenn der Tf des RE's gesehen haben muss, dass da vom anderen Bahnsteig mehrere Reisende die Treppen runterstürzen. Das Pech bei mir war, dass es die letzte Verbindung des Tages war....
So ging es dann um 1 1/2 Stunden verspätet mit dem nächsten Zug über Duisburg nach Hamm zurück.
Zu den Kosten: ich hätte natürlich den ICE-International nehmen können, das wären dann 28,50 Euro im günstigsten Fall gewesen, retour mit BC 25. Allerdings muss man das mindestens 3 Tage im Voraus planen. Spontan ging es unter anderem mit diesen Tickets:
Im Grunde ein Semesterticket NRW bis Aachen, dann ein Einzelticket zum Normalpreis von Aachen nach Hergenrath zu 3,25 Euro mit BC 25 und RP, dann ein Abschnitt auf dem Go-Pass der SNCB, wodurch die Fahrt Hergenrath-Antwerpen für günstige 5 Euro zu haben war.
Für die Rückfahrt dann eine Fahrkarte Antwerpen-Kaldenkirchen zu 21,20 Euro, gekauft bei der SNCB, mit Railplus. Vom Preis günstiger wäre noch wieder ein Europa-Spezial ab Roosendaal gewesen, aber dann wäre die Fahrt wieder länger (weil zwangsweise der ICE über Arnhem benutzt werden muss). Mal schauen, ob die SNCB von den 21,20 aufgrund der Verspätung noch 1/4 wieder herausrückt. Da das Ticket für Antwerpen-Roosendaal schon benutzt war musste für diesen Abschnitt ein neues Ticket her, wobei die FKA Dortmund nicht in der Lage war, mir das durchgehend auszustellen und mir zuerst nur das Ticket bis Roosendaal (fr) gab und meinte, das passe schon, das sei dasselbe wie nach Roosendaal. Nunja, es wollte dann letzte sowieso niemand sehen.
Weiß jemand, warum der Fahrschein Aachen-Hergenrath nur einen Tag gilt, der Fahrschein Antwerpen-Roosendaal aber einen ganzen Monat? Und warum das Ticket Antwerpen-Roosendaal nicht durchgehend erstellbar sein soll?
Insgesamt ist mir aufgefallen, dass Bahnfahren in Belgien zwar sehr billig ist, z.B. der kostenlose Transport von Angestellten und Staatsangestellten zum Arbeitsplatz oder die Passangebote, dafür jedoch das Wagenmaterial und vor allem die Reisegeschwindigkeit stark zu wünschen übrig lässt, im Vergleich zur DB. Die Züge in den NL erschienen mir im Schnitt besser gepflegt, pünktlicher und moderner als das, was in Belgien teilweise herumfährt. Vielleicht muss man Prioritäten setzten?
Auf jeden Fall ist so eine Fahrt empfehlenswert und auch wenn man etwas länger unterwegs ist als im ICE International oder Thalys sieht und hört man doch einiges und preiswerter ist es auch.
Gruß,
Tommyboy
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Um die Sicherheit in den Zügen und in den Bahnhöfen zu gewährleisten, sind in Gruppen reisende Fußballfans –falls bekannt –unbedingt an das für Ihren Bereich zuständige Regionalbüro Konzernsicherheit zu melden. (Auszug aus dem VKL)