GDL! (Aktueller Betrieb)

liebe70, Mittwoch, 15.09.2010, 01:53 (vor 4996 Tagen) @ safe go

Was hat denn die GDL (Gewerkschaft deutser Lokomotivführer) mit Linienbussen und Strassenbahnen zu tun?

Eine ganze Menge, denn schließlich ist die GDL die "Gewerkschaft für das Fahrpersonal". Daß Abkürzung und Name nicht übereinstimmen müssen, macht die große Politik vor. Bestes Beispiel: SED/SED-PDS/PDS/PDS-Linke/Die Linke.
Zum Fahrpersonal gehören nun mal auch die Bus- und Straßenbahnfahrer.

Muss ich befürchten, dass die GDL demnächst auch den Supermarkt bei mir um die Ecke bestreikt?

Wenn die geschlossen in die GDL eintreten, kann das passieren.

Und noch eine Bonusfrage: Wann erlangt die GDL die Weltherrschaft, wird Präsident der USA und legt das Universum lahm?

Organisationen dürfen nicht Präsident der USA werden. Ansonsten passiert das an dem Tag, an dem die Elbe rückwärts fließt.

Ersteres fragte ich mich auch schon öfter.

Ich nicht. Die Fahrer der Bahnbusse waren beispielsweise Eisenbahner. Also ist eine Eisenbahngewerkschaft zuständig. Im Übrigen sind in der GDL auch Stellwerkspersonale und Werkstattleute aktiv. Jeder darf in jede Gewerkschaft ein- und wieder aus- oder auch gar nicht erst eintreten.

...Dann musst Du die gleiche Frage aber auch für Zugbegleitpersonal stellen. (Vielleicht kann Ralf uns das ja erklären. ;-))

Das Zugbegleitpersonal und die Gastronomen im Zug gehören deswegen in die GDL, weil auch sie Fahrpersonal sind.

Außerdem hat die H.u.H.-Truppe (a.k.a. Transnet + Schoßhündchen GDBA) regelmäßig bewiesen, daß sie keine Ahnung von den besonderen Bedingungen des Fahrpersonals hat. Während die gesamte Belegschaft der DB eine 40Stunden-Woche hatte, "durften" Zub, KiN und Gastronomen 41 Stunden in der Woche arbeiten. Erst nach großen Protesten (der H.u.H.-Truppe lief das Zub weg und zur GDL), knickte man ein und verhandelte nach.

Es gibt nirgendwo hier in Deutschland eine sogenannte "schutzrechtliche" Arbeitszeit - nur in den von der H.u.H.-Truppe ausgehandelten Tarifverträgen. Überall ist die Arbeitszeit gleich, auch "Kurzpausen" gehören dazu. Die entstehen, wenn es vorübergehend keine Arbeit gibt. Niemand arbeitet trotzdem nonstop, auch wenn vielleicht mal der Materialfluß stockt. Das wird geduldet und ist trotzdem Arbeitszeit. Bei uns nicht. Wir bekommen die Pausenzeiten nur bei entsprechender "schutzrechtlicher" (also reiner) Arbeitszeit angerechnet.

Im Berliner Betriebsrat vom Fernverkehr waren bis vor kurzem viele Transnetmitglieder, die fast alles Fahrkartenverkäufer sind. Und diese Damen und Herren nickten nicht nur meinen Dienstplan ab, obwohl sie fast keine Ahnung davon hatten. Dementsprechend sah der auch aus.
Dem alten BR-Vorsitzenden (natürlich von der Transnet) wurde hintenrum ein monetäres Dankeschön für seine "wertvolle" Arbeit (im Sinne des Arbeitgebers) gegeben: er bewarb sich auf eine höher bezahlte Stelle, wurde abgelehnt - und bekam das Gehalt dieser Stelle trotzdem! Der Belegschaft blieb er eine Erklärung der Gründe bis heute schuldig. Warum wohl?

Im neuen BR wurde die GDL stärkste Kraft. Sie verhandelten mit der H.u.H.-Truppe über die Verteilung der einzelnen Posten. Der GDLer sollte den Vorsitzenden stellen, während die anderen der H.u.H-Truppe ihre gewünschten Posten bekommen sollten. Die GDL-Fraktion hielt sich an die Abmachung, während die anderen einen Teufel taten. Nun haben die H.u.H.-Leute überall den Vorsitz - und mit der GDL eine starke Opposition, denn die können überall die Beschlüsse blockieren, wenn sie wollen.

Wenn die H.u.H.-Truppe das Zub und die Gastronomen nicht so nachlässig behandelt hätten, dann wären die heute noch dort. So aber... Im Westen ist die Arbeit der H.u.H.-Truppe immer noch besser als im Osten, so daß das West-Zub zum größten Teil in der Transnet ist und im Osten in der GDL. Die Berliner GDL-Ortsgruppe vom Fernverkehr wurde so stark, daß sie sich teilte: In die Ortsgruppe Tf (die haben auch die Bus- u. Tramfahrer der BVG integriert) und die Ortsgruppe Werke und Zub. Daneben hat die S-Bahn und auch Regio je eine eigne Ortsgruppe. Macht also schon 4 Ortsgruppen... :-)

Genauso ist es mit den Bus- und Straßenbahnfahrern. Die Zwangsvereinigung mehrerer großer Gewerkschaften unter gleichzeitiger Aufgabe der eignen Identität zur neuen Großgewerkschaft ver.di hat vielen nicht gepaßt. Also sahen sie sich nach etwas anderem um - und fanden die GDL. Die Schuld liegt also bei den etablierten Gewerkschaften.

Mich stört vor allem die gelegentliche (kurzfristige) Streikankündigung der GDL mit dem Ziel, dem Unternehmen (und den Kunden) zu schaden.

Das ist falsch. Die Gewerkschaft will weder dem Kunden noch dem Arbeitgeber schaden, sondern nur ihren Forderungen Nachdruck verleihen. Das ist erlaubt. Würden die Arbeitgeber von vornherein arbeitnehmerfreundlich agieren, bräuchte man weder Streiks noch Gewerkschaften.


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