(Neues OT) Der Duden (Fahrkarten und Angebote)

Jogi, Mittwoch, 04.08.2010, 10:47 (vor 5623 Tagen) @ Steffen

Hallo zusammen,

Ich habe weder Germanistik studiert, noch war ich in der Schule im Deutschunterricht überragebd gut (eher "gesundes" Mittelmaß).

War der Schreibfehler Absicht? ;)

Aber für solche Zwecke habe ich mir den (dicken) DUDEN angeschafft (der Name ist jetzt so oft gefallen - gibt natürlich noch andere Wörterbücher!!). Dann kann ich nachschauen wenn ich mir nicht sicher bin und ...

Eine (nicht ganz so) kleine Anmerkung sei mir gestattet.
Die Dudenredaktion kann als oberste Instanz angesehen werden, was "richtiges" Deutsch betrifft. "Im Duden" stehen also quasi Vorschläge für ein grammatikalisch, d.h. im Kern syntaktisch (~ Satzbau) wie auch semantisch (~ Wortbedeutungen), korrektes Formulieren der deutschen Sprache. Dabei orientiert man sich am aktuellen Sprachgeschehen. Diesen Umstand sieht man z.B. gut an der Integration "denglischer" Wörter wie "cool" oder "E-Mail" oder von Neologismen (neue Wortbildungen).

Der Duden selber schreibt aber nicht verbindlich vor, wie man korrekt Deutsch schreibt, spricht oder sonst wie kommuniziert. Es werden (beachtungswürdige) Vorschläge genannt, wie ein verständliches Deutsch verbreitet werden kann, so dass jeder Rezipient den Sinn des Gesagten korrekt verstehen kann.
So werden z.B. auch der Wandel von Wortbildungen und ihrer Fexionsformen anhand von Kriterien, die man etwa als Teil des Germanistikstudiums kennenlernt, bewertet.

Noch ein Beispiel dazu: der Imperativ, also die Befehlsform, von "fressen" werden wohl die meisten hier aus dem Bauch heraus mit "friss" angeben. Nun weist der viel zitierte Sprachwandel (gegen den sich z.B. Bastian Sick mit seinem "Dativ-Genetiv-Mord" oder seiner Fernseh"schau" wehrt) generell eine Tendenz hin zur Vereinfachung der Sprache auf. Auf das "fressen"-Beispiel bezogen heißt das, dass wir auch die Imperativform "fress" nicht als falsch ansehen oder zumindest akzeptieren würden (bis auf den ollen Sick...), denn verständlich ist sie allemal.
Da diese Form auch eine logische Ableitung aus ihrer Grundform ist, ist es nicht ausgeschlossen, dass die Form "fress" irgendwann mal im Duden zu finden sein wird (so sie es nicht schon ist) oder vielleicht sogar mal "friss" verdrängen wird.

Also nochmal: im Duden gibt es an sich keine verbindlichen Regeln, die quasi besagt: diese eine Wortform ist korrekt, alles andere ist Bullshit oder die Wörter müssen in dieser Reihenfolge angeordnet werden, alles andere ist falsch. Da sich der Duden am aktuellen Sprachgebrauch orientiert, werden also nur Vorschläge gemacht für ein aktuelles Abbild der zum Zeitpunkt der Drucklegung (schöne Formulierung :) verwendeten Grammatik in der deutschen Alltagssprache. Damit jeder jeden anderen verstehen kann, lohnt es sich natürlich, sich selber daran zu orientieren.

Aber mal ganz im Ernst: in der Umgangssprache sind doch vielleicht falsche klingende Formulierungen zunächst mal zweitranging. Ob man jetzt "brauche" oder "bräuchte" sagt oder man feststellt, wir sind hierim Forum unterschiedlichster Meinung - nicht dass ich es falsch finde, darüber zu sprechen, aber solange wir uns unmissverständlich verstehen oder einen Zweizeilenbeitrag nicht drei Mal durchlesen müssen um erstmal das Thema zu erfassen, ist doch alles eigentlich in bester Ordnung. Da kann der Duden Duden bleiben :)

Grüße, Jogi, Germanistikstudent


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