Bahnbegeistert bis Brabant (2/3) (Reiseberichte)
Im ersten Teil bin ich durch über Luxemburg nach Lüttich gefahren: https://www.ice-treff.de/index.php?id=722738
Tag 1: (Karlsruhe – Merzig – Luxemburg – Wiltz – Lüttich –) Maastricht – Tilburg
Jetzt soll es weiter in den dritten der Benelux-Staaten gehen. Die Railplanner-App hat mich etwas erschreckt, da alle Züge nach Maastricht als Ausfall mit Ersatzverkehr angezeigt wurden, während bei SNCB, NS und DB nichts davon stand. Vor Ort in Lüttich wird mir dann klar, dass alte belgische AM80 als Ersatz für die niederländischen LIMAX-FLIRT fahren und der Zuglauf von Maastricht bis Aachen entfällt. Sind die LIMAX-FLIRTS etwa immer noch nicht für Belgien zugelassen? Mir soll es recht sein. Den AM80 finde ich deutlich interessanter als einen langweiligen FLIRT. Mit der Baureihe bin ich bislang noch nicht gefahren und man kann den oberen Teil der Fenster öffnen.
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Somit kann ich die Ausfahrt aus Lüttich an der frischen Luft fotografieren.
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Zum zweiten Mal für dieses Wochenende geht es über die Maas. Einige weitere Male werden folgen.
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Unterwegs sind Zeugen der industriellen Vergangenheit Walloniens zu sehen. Ich schätze ein Bergwerk.
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Bahnstrecke, Autobahn und die Maas verlaufen vorm Grenzbahnhof Visé für längere Zeit in Verkehrswegebündelung.
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Nach etwas über einer halben Stunde ist Maastricht im äußersten Südzipfel der Niederlande erreicht.
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Wie gewohnt von den Niederlanden präsentiert sich der Bahnhof gepflegt.
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Nach Schengen heute Morgen bin ich nun im nächsten symbolischen Ort der europäischen Einigung, wo 1992 mit dem Vertrag von Maastricht die EU gegründet wurde. Mit seiner Lage direkt an der belgischen und nahe der deutschen Grenze war die Wahl von Maastricht für die Unterzeichnung sicher kein Zufall und die Stadt dürfte zu den großen Profiteuren des Vertrags gehören. In den 1830er Jahren bei der Belgischen Revolution wollte die katholische Festungsstadt mehrheitlich mit Belgien unabhängig werden, wurde aber vom niederländischen Militär gehalten und musste niederländisch bleiben. Dabei verlor sie ihr komplettes westliches Hinterland an den neuen belgischen Staat und sah sich plötzlich in extremer Grenzlage als einsamer isolierter Außenposten der Niederlande.
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Da ich noch gut in der Zeit bin, nehme ich mir eine Stunde für einen Stadtrundgang, zumal der nächste IC Richtung Eindhoven sowieso ausgefallen wäre. Zwischen Bahnhof und Altstadt liegt die Maas.
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In der Altstadt liegen mehrere interessante Kirchen, allen voran die beeindruckende romanische Servatiusbasilika.
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Hier hätte ich deutlich mehr als eine Stunde verbringen können, aber langsam sollte ich mich in Tilburg blicken lassen. Ein VIRM wird mich nach Eindhoven bringen.
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Die 1. Klasse der NS ist ganz nett und schön leer.
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Nachdem ich schon den ganzen Tag nie besonders weit weg von der deutschen Grenze unterwegs war, komme ich ihr bei der Fahrt durch den nicht mal 5 km breiten niederländischen Flaschenhals zwischen Belgien und Deutschland nördlich von Sittard nochmal besonders nah. Der westlichste Punkt Deutschlands ist hier nur gut einen halben Kilometer von der Bahnstrecke entfernt. Nach Roermond biegt der IC dann nach Westen ab und entfernt sich von Deutschland. Dabei überquert er die Maas.
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In Eindhoven muss ich ein letztes Mal umsteigen. Einer der neuen ICNG Richtung Den Haag wird mich zu meinem Ziel Tilburg bringen.
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Kurz nach halb sieben komme ich dort an.
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Tilburg ist eine Industriestadt mit wenigen Sehenswürdigkeiten. Da hätte sich mein Schulfreund ruhig mal eine der zahlreichen schöneren niederländischen Städte aussuchen können. Der Stadthafen gefällt mir aber ziemlich gut.
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Nach einer mächtigen Portion Frietjes in Maastricht steht mir heute Abend eher der Sinn nach leichter Kost. Mein Freund schlägt ein Fischrestaurant in der Nähe des Hafens vor, wo ich eine sehr kräftige Bisque, eine Krustentiersuppe, wähle.
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Das schöne Wetter können wir heute Abend noch genießen. Den Rest vom Wochenende wird es schlechter werden.
Tag 2: Tilburg – Breda – Vlissingen – Middelburg – Tilburg
Für heute haben wir verabredet, dass wir trotz nur 20 °C und Wolken nach Vlissingen ans Meer fahren. Unter der Woche bei drückenden 36 °C in Karlsruhe habe ich richtig Vorfreude auf das miese Wetter bekommen. Mein Freund will sich aber am Wochenende nicht hetzen lassen und frühestens um 10 Uhr losfahren. Das ist mir zu spät, zumal mein Zimmer recht puritanisch eingerichtet ist. Da wir uns sowieso erst am Bahnhof treffen würden, fahre ich schon mal in die Nachbarstadt Breda vor. Dazu nehme ich vom nahegelegenen Haltepunkt Tilburg Universiteit einen Sprinter.
Davor fährt ein Güterzug durch. Vermutlich wegen den Bauarbeiten am Niederrhein zwischen Duisburg und Arnhem rauschen dieses Wochenende ziemlich viele Güterzüge durch Tilburg.
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Im Blockabstand danach kommt mein Sprinter in Form eines FLIRT.
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Nach einer Viertelstunde bin ich schon am modernen Bahnhof Breda. Durch die Lage an der HSL ist er ein wichtiger Umsteigeknoten. Auf der Rückseite ist der Busbahnhof im Gebäude integriert.
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Wie in vielen Städten in den Niederlanden und Belgien gibt es einen schönen Beginenhof, der eine stille Oase in der Stadt ist.
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Breda ist von großer historischer Bedeutung für das niederländische Königshaus Oranien-Nassau. 1403 kam Graf Engelbert von Nassau-Dillenburg aus dem Westerwald durch Hochzeit in Besitz der Herrschaft Breda und begründete damit die Verbindung der Nassauer mit den Niederlanden. Damals konnte man aber noch nicht von Oraniern sprechen. Das namensgebende Fürstentum Orange in Südfrankreich brachte erst sein Urenkel Heinrich III. durch Hochzeit mit der Erbin des Fürstentums in nassauischen Besitz.
Zu dieser Zeit gehörten die Nassauer mit ihrer Hauptresidenz Breda zu den größten Grundbesitzern in den spanischen Niederlanden und waren Gefolgsmänner der Habsburger. Heinrichs Sohn Renatus fiel in kaiserlichen Diensten bei einer Belagerung in der Champagne und zufälligerweise war ich wenige Wochen später im nahegelegenen Bar-le-Duc in Lothringen, wo sein Herz bestattet wurde ( … ). Auch dessen Cousin und Nachfolger Wilhelm der Schweiger war ein enger Vertrauter der spanischen Könige, wie dem Text der niederländischen Nationalhymne zu entnehmen ist, und wurde deshalb zum Statthalter der nördlichen Niederlande ernannt. Erst durch tatsächliche oder empfundene Ungerechtigkeiten seines spanischen Statthalterkollegen wurde er zum Anführer der niederländischen Rebellion gegen den König. Den Titel „Statthalter“ behielten seine Nachkommen auch nach der Unabhängigkeit bis zu den Umwälzungen der französischen Revolution bei.
In der Liebfrauenkirche ist der erste Nassauer in Breda Engelbert in einem sehenswerten Grabmal bestattet. Leider ist die Kirche noch geschlossen.
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Die Festung und das Schloss der Nassauer sind heute eine Militärakademie und nicht öffentlich zugänglich.
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Eigentlich wollte ich hier in Breda direkt Richtung Vlissingen zusteigen. Da mein Freund aber noch eine halbe Stunde später los will und mir die NS-App anzeigt, dass der nächste IC Richtung Eindhoven lokbespannt fährt, fahre ich meinem Freund nach Tilburg entgegen. Tatsächlich kommt der IC mit einer ICR-Garnitur. Ich hätte bis vor einigen Monaten nicht gedacht, dass ich es noch zu einer Fahrt mit dieser Wagengattung schaffen werde, da die Ablösung durch die neuen ICNG schon in vollem Gange ist.
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Nach einer Viertelstunde bin ich wieder zurück in Tilburg. Für den Rest vom Tag „muss“ ich mich wegen meines Begleiters mit der 2. Klasse begnügen. Eine freundliche Zugbegleiterin weist mich heute Abend auf dem Heimweg sogar darauf hin, dass ich mit meinem Ticket in die 1. Klasse dürfte.
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Dieser DDZ wird uns nach Rooseendaal bringen. Alle IC der Linie Zwolle – Roosendaal, die ich an diesem Wochenende gesehen habe, wurden mit diesen Doppelstockveteranen gefahren, obwohl sie laut Aussage meines Freundes eigentlich gemischt mit VIRM fahren sollten
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Die Landschaft in Brabant ist flach mit vereinzelten Kühen, wie man sich die Niederlande vorstellt. Nur etwas wenig Kanäle gibt es im Vergleich zu den küstennäheren Regionen des Landes.
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In Roosendaal haben wir einen knappen Umstieg nach Vlissingen. Die Gleissituation ist recht kurios. Da sowohl der IC aus Richtung Tilburg als auch der aus Vlissingen jeweils lange am Bahnsteig entlangfahren, um dann mit einer Weiche etwa in der Mitte des Bahnhofs an den Mittelbahnsteig rüberzuwechseln, wo beide versetzt zum Stehen kommen . Das ermöglicht einen bahnsteiggleichen Umstieg zwischen den beiden IC-Linien. Für einen entspannten Umstieg empfiehlt es sich, jeweils an der hinteren Tür auszusteigen.
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Der IC nach Vlissingen befährt die einzige Bahnstrecke Seelands. Vor dem Bahnbau lag die Provinz komplett auf Inseln. Erst durch die Bahndämme und folgenden Landgewinnung in der Folgezeit wurden einige der Inseln zu Halbinseln. Die Gegend ist topfeben und so kann man in der Ferne den Antwerpener Containerhafen sehen.
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Eine Windmühle muss in einem Reisebericht aus den Niederlanden sein.
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Ankunft in Vlissingen. Hier sind wir im äußerten Südwestzipfel des niederländischen Bahnnetzes angekommen. Die beiden Sprinter stehen hier ihre Wochenendruhe ab. Am Wochenende verkehren nur die IC, jedoch mit Halt an allen Stationen.
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Da mein Freund schon mehrmals in Vlissingen war, hat er vorgeschlagen mit der Fähre über die Westerschelde nach Breskens überzusetzen. Da die Innenstadt Vlissingens relativ weit vom Bahnhof ist und sie mich nicht so sehr interessiert, stimme ich gerne zu. Die Fähre legt direkt neben dem Bahnhof ab.
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Die Aussicht auf die Skyline bleibt somit mein einziger Eindruck von Vlissingen.
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Kurz nach der Ankunft in Breskens fährt unsere Fähre schon wieder zurück.
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Wir sind hier im kleinen Teil Flanderns am Südufer der Schelde, den die Niederlande im Unabhängigkeitskrieg erobern konnten. Der große Rest Flanderns blieb in spanischer Hand und gehört heute zu Belgien und Frankreich. Erst seit der Eröffnung des Westerscheldetunnels 2003 ist Seeländisch-Flandern auf dem Landweg mit dem Rest des Landes verbunden. Man könnte also sagen, wir sind hier im hintersten Winkel der Niederlande.
Der Ort Breskens verspricht keine großen Sehenswürdigkeiten, aber ich würde ihn mir trotzdem mal anschauen. Mein Begleiter möchte aber etwas essen, weshalb wir im Strandlokal einkehren. Trotz den gesalzenen niederländischen Preisen gönne ich mir einen Topf Miesmuscheln. Nach dem Bestellen fällt mir ein, dass gar keine Saison ist. Hat aber trotzdem geschmeckt.
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Interessanterweise dürfte etwa hier die mit 435 km Entfernung nächstgelegene Küste zu Karlsruhe liegen. Aus dem Bauch heraus hätte ich diesen Punkt eher weiter südwestlich an der französischen Kanalküste oder ganz woanders bei Genua am Mittelmeer vermutet. Eigentlich war mein Hintergedanke bei dem Besuch in Tilburg im Juli, dass ich hier in Vlissingen am Strand baden kann. Bei dem Wetter verzichte ich aber und gehe nur aus Prinzip kurz mit den Füßen ins Wasser. Dann fahren wir wieder nach Vlissingen zurück und gehen zum Bahnhof.
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Mit dem nächsten IC fahren wir zwei Stationen zurück nach Middelburg. Die Strecke folgt auf diesem Abschnitt fast durchgehend einem Kanal. An diesem liegt auch der Bahnhof der Hauptstadt Seelands.
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Heute eher provinziell, war Middelburg im goldenen Zeitalter der Niederlande eine der größten Städte des Landes und eine bedeutende Seehandelsstadt. Durch Kriege und die Versandung des Hafens geriet sie aber ins Hintertreffen gegenüber der Konkurrenz. Aus seiner großen Zeit hat sich eine sehenswerte Altstadt bewahrt. Besonders schön anzusehen ist das spätgotische Rathaus am Markt, wo wir einen Kaffee/eine Hopfenkaltschale trinken und ich am Käsestand schwachwerde.
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Im nächsten Teil geht es nicht nur nach Tilburg zurück, sondern schon wieder komplett heim nach Karlsruhe. Natürlich nehme ich dabei nicht den kürzesten Weg.
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