Das sehe ich anders (Allgemeines Forum)

J-C, In meiner Welt, Sonntag, 28.09.2025, 18:22 (vor 86 Tagen) @ Barzahlung
bearbeitet von J-C, Sonntag, 28.09.2025, 18:26

Der viergleisige Abschnitt rührt ja daraus, dass hier 2 Strecken gebündelt laufen. Einerseits die Strecke nach Spielfeld und Slowenien, anderseits eben die Koralmbahn. Diese Entflechtung der Verkehrsströme ist für die Perspektive, für die die Strecke gebaut ist, ziemlich sinnvoll denke ich mal. Immerhin ist die Koralmbahn eine Hochleistungsstrecke, auf der letztlich auch Güterzüge verkehren. Die Viergleisigkeit reduziert den Anteil der Strecke, wo man Mischbetrieb zwischen schnellen Fernzügen und langsamen Güterzügen hat. So kann die Kapazität dieser Strecke, welche Lebensrealitäten nachhaltig verändert, erhöht werden.

Die Stationen auf dem Weg sind auch nicht zum Spaß errichtet worden. Auf der Kärntner Seite ersetzt die Koralmbahn schließlich auch eine Bestandsstrecke, die bislang als eingleisige nicht elektrifizierte und auch nicht sonderlich schnelle Linie ihr Dasein fristete. Auf steierischer Seite kommt jenseits des Knotens Weststeiermark lediglich die Station Hengsberg neu dazu, weil wozu soll man das Potenzial nicht heben, die Strecke auch für den Regionalverkehr dort zu erschließen? Nur der Koralmtunnel selbst ist lediglich dem Fern- und Güterverkehr vorbehalten. Die Stationen Weststeiermark und St. Paul im Lavanttal sind mit dem Regionalverkehr vor Ort verknüpft; das stellt sicher, dass nicht nur Graz und Klagenfurt eine schnelle Verbindung zueinander kriegt, sondern auch die Orte dazwischen etwas davon haben. Davon halte ich sogar sehr viel. Auf einer Führerstandsfahrt und selbst auf der Karte allein kann man auch die Bedeutung des Standortes einer Station ohnehin nur mittelgut erahnen, da muss man wirklich vor Ort gewesen sein.

Beispiel Bahnhof Weststeiermark. Wer bislang im Auto mangels Anbindung an den ÖV anreiste, findet dort einen im Fernverkehr angebundenen Bahnhof mit großzügigen Parkplatzangebot vor, so kann man künftig dort leichter anstelle einer Fahrt nur mit dem Auto eben einen Teil per Bahn absolvieren. Da hier auch Railjets und ICEs halten werden, ein Gewinn an Lebensqualität, da man ja schneller an seine Ziele kommt. Da kommen Orte teils in den Genuss direkter Verbindungen bis nach Deutschland, die bislang überhaupt keine Bahnstrecke in ihrer Nähe hatten und wo man sich auf's Auto angewiesen sah.

Ich weiß, das klingt ein wenig nach Propaganda, aber ganz ehrlich, wenn man sich mal damit wirklich befasst hat, was diese Strecke vor Ort bringt, was da vorher war, was da jetzt kommt und was in Zukunft mit dem Semmering-Basistunnel noch ermöglicht wird, da denke ich, wissen wir noch nicht das volle Ausmaß dessen, was das für eine Veränderung bringt. Wie Bahnfahren sich dann wiederum auch anfühlen wird. Nicht vergessen, das Angebot zwischen Wien, Graz und Klagenfurt wird dann eben auch entsprechend erweitert. Dann kommen noch perspektivisch Mitbewerber wie die Westbahn dazu...

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Umwege erweitern die Ortskenntnis ~ Kurt Tucholsky


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