Mit dem Deutschlandticket tiefer in den Großen Osten (6/6) (Reiseberichte)

Bahne aus Leidenschaft, Mittwoch, 24.09.2025, 21:40 (vor 85 Tagen)

Im letzten Teil habe ich die Rückreise aus Reims angetreten und bin in Chaumont mit seinem imposanten Viadukt angekommen: https://www.ice-treff.de/index.php?id=720344

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Tag 2.4 (Reims –) Chaumont – Vittel – Metz – Trier – Karlsruhe
Nachdem der Aufenthalt an der Brücke etwas länger ausgefallen ist, bleibt keine Zeit mehr, mir die Stadt anzuschauen, was aber nicht schlimm ist. Topattraktion scheint es mir dort nicht zu geben.
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Gute 20.000 Einwohner hat die Präfektur des Départements Haute-Marne und ist damit das regionale Zentrum dieser ländlichen Region. Ein Schloss gibt es, aber nicht übermäßig spektakulär.
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Viele leere Gleise, wenige Züge 9 – in Chaumont. Am Hausbahnsteig steht noch mein AGC aus Reims und wird dort bis zur Rückfahrt noch etwas bleiben und auch der Güterzug hat es noch nicht weit geschafft.
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Am Bahnsteig angekommen erweist sich meine Eile als überflüssig. Mein Anschluss nach Vittel wird mit +40 angezeigt, wovon die SNCF-App noch nichts wusste. Mit ziemlich genau dieser Verspätung kommt er dann um zehn vor zwölf tatsächlich eingeschossen.
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Normalerweise nutzt dieser TER die direkte Verbindung über Troyes, aber wie schon letzten Sommer werden sie wegen den Arbeiten zu Elektrifizierung an dieser Strecke über Chalons umgeleitet, weshalb ich schon in Saint-Dizier hätte umsteigen können.
Auch hinter Chaumont folgt die Strecke wieder der Marne.
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Ursprünglich dachte ich, der sinnvollste Weg von Chaumont nach Hause würde über Belfort führen. Das tut er vermutlich auch. Bei der Reiseplanung fiel mir dann aber auf, dass ich in Chaumont auch einen von nur zwei wöchentlichen Reisezügen nach Vittel erreiche. Das ist natürlich deutlich spannender als die schon bekannte Strecke nach Belfort.
Zum Glück habe ich eine Sitzplatzreservierung, sonst hätte ich vielleicht stehen müssen!
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Tatsächlich ergibt meine Fahrgastzählung gut 30 Fahrgäste, was ich zwar bei dem dünnen Fahrplan recht ordentlich finde, aber den 6-teiligen Régiolis trotzdem sehr überdimensioniert wirken lässt.
Viele leere Gleise, einige Güterwaggons – in Langres.
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Langres liegt recht weit weg vom Bahnhof und war wie Laon auch mal mit einer Standseilbahn angebunden. Die uralte Festungsstadt mit dem sehr charakterstarken Käse hätte mich auch interessiert, aber der Fahrplan hat für Chaumont entschieden.
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Mein Zug besteht aus einem vorderen Zugteil in IC-Farben nach Mulhouse und meinen hinteren in TER-Fluo-Farben nach Vittel. Im Bahnknoten Culmont-Chalindrey erfolgt die Flügelung.
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Der Anschlusszug aus Dijon nach Nancy, den ich letztes Jahr benutzt habe ( https://www.ice-treff.de/index.php?id=704153 ), wartet über eine halbe Stunde unseren Anschluss ab. In Deutschland wäre das wohl kaum vorstellbar, aber drei Fahrten am Tag finde ich das sehr gerechtfertigt. Da alle drei Züge auf den ersten Kilometern die gleiche Strecke zur Weiterfahrt nutzen und unser Zug als letztes fahren darf, erhöht sich unsere Verspätung noch ein wenig.
Als es dann endlich losgeht passieren wir das auffällige Viadukt der stillgelegten Verbindungskurve Richtung Dijon.
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Hier im Quellgebiet der Maas ist es jetzt hügeliger als weiter im Norden der Champagne um Reims.
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Interessanterweise fahren wir auch auf den 34 km auf der elektrifizierten Strecke Richtung Nancy im Dieselmodus. Bei Merrey, heute nur noch Betriebsbahnhof, wird es spannend. Wir wechseln auf die noch weniger befahrene Strecke nach Vittel.
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Auch hier schon in Merrey hat die bekannte Wassermarke von Nestlé Verladeanlagen. Auch wenn ich es gute finde, wenn die Wasserzüge zum Erhalt der Strecke nach Vittel beitragen, finde ich das Konzept, schnödes stilles Wasser in Plastikflaschen durch die Welt zu kutschen irrsinnig und Nestlé ist hierfür auch in der Region nicht frei von Kritik.
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In Vittel sind noch weitere Verladeanlagen von Vittel und die Lok im Vordergrund ist sogar heute am Sonntag in Betrieb. Für das Bild kassiere ich noch einen kräftigen Anschiss von unserem Lokführer, weil er wohl denkt, dass ich zum ebenerdigen Gleisübergang statt zu Unterführung strebe.
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Ordnungsgemäß schaffe ich es durch die Unterführung und kann ein seltenes Ereignis, einen Personenzug im Bahnhof Vittel dokumentieren. Am Empfangsgebäude sind meine Mitreisenden zu sehen, die verzweifelt den Ausgang suchen. Irgendwann erbarmt dich dann der Fdl und öffnet die verschlossene Tür zur Wartehalle.
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Fährt der Zug etwa weiter nach Nancy? Nein, er setzt nur zum Hausbahnsteig um für die Rückfahrt in drei Stunden, die einzige der Woche. Der Freitagszug aus Paris wird wohl leer zum Werk in Culmont zurückfahren. Die Reaktivierung der Strecke nach Nancy ist zwar beschlossene Sache, aber bis zur ersten Fahrt eines TER dauert es noch ein wenig.
Auch für dieses Bild kassiere ich einen Anschiss vom Fdl, weil ich am extra durch ihn geöffneten Ausgang vorbeigehe und noch auf dem Bahnsteig herumhampele. Fahrgäste scheinen hier wirklich ein entsetzliches störendes Element in der Alltagsruhe zu sein.
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Die Wartehalle zeigt sich standesgemäß für einen überregional bekannten Kurort.
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Die asiatische Damenreisegruppe aus meinen Zug und ich fotografieren uns dann noch gegenseitig vor dem Bahnhof. Ob sie wissen, welch erlesener Zug sie hierher gebracht hat?
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Durch die Verspätung schrumpft mein Aufenthalt in Vittel auf etwas unter einer Stunde zusammen, was mein Mittagessen killt. Den Kurpark mit der Wandelhalle schaue ich mir trotzdem an. Leider ist eine Trinkhalle wegen Baufälligkeit gesperrt und in die andere ist sonntags geschlossen. Dafür engagieren sich einige lokale Senioren für ein Freizeitprogramm im Kurpark. Eine von ihnen mit schwäbischen Wurzeln tröstet mich, dass das Thermalwasser sowieso grässlich schmecke.
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Da ich für die Reaktivierung der Strecke nach Nancy noch zu früh hier bin, muss ich nach Nancy mit dem Bus weiterfahren, in dem mein Deutschlandticket freundlicherweise auch gilt.
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Einziger Zwischenhalt ist der benachbarte Kurort Contrexéville, in dem vorhin auch der TER gehalten hat.
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Da bin ich vorhin langgefahren. Die Infrastruktur sieht nach mehr als 1,5 Zugpaaren pro Woche aus.
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Nach Contrexéville geht es auf die Autobahn. Das Lothringerkreuz an der Raststätte zeigt es an, scjon in Vittel war ich in Lothringen. Der Ort im Hintergrund, Châtenois, hat dem lothringischen Herzogshaus seinen Namen gegeben, das durch Hochzeit von Franz Stephan von Lothringen mit der berühmten Habsburgererbin Maria Theresia im Haus Habsburg-Lothringen aufgegangen ist und damit eines der ältesten noch existierenden Hochadelshäuser Europas ist.
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Unser Busfahrer, ich nenne ihn einfach mal Jean-Paul, ist ein älterer Franzose mit kapitalem Schnurrbart wie er im Buche steht und freundlich aber bestimmt. Trotz mäßigen Besetzungsgrades musste selbst mein mittelgroßer Rucksack runter ins Gepäckfach. Auf der Autobahn beginnt Jean-Paul bald leichte Schlangenlinien zu fahren und zu gähnen und so bin ich ziemlich froh, als wir auf die Landstraße wechseln. Bei Pont-Saint-Vincent kreuzen wir die noch nicht reaktivierte Strecke nach Vittel.
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Nach der Brücke über die Moselle unterqueren wir die Güterumfahrung von Nancy, an deren Moselbrücke in Toul ich im ersten Teil war.
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Dank leicht verfrühter Ankunft in Nancy schaffe ich, obwohl ich meinen Rucksack unten rausholen muss, einen nominellen 0-min-Anschluss vom Busbahnhof zum TER nach Metz, weshalb es erst von dort wieder ein Bild gibt.
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Der schnellste Weg nach Karlsruhe hätte von Nancy natürlich nicht über Metz, sondern über Strasbourg geführt, aber ich strebe noch eine seltene Verbindung an. Erstmal habe ich eine Stunde Zeit, um mein verpasstes Mittagessen nachzuholen, aber jetzt am Nachmittag hat selbst die Küche der Brasserie am Bahnhof, die mich vor vier Wochen gerettet hat, noch geschlossen. Die Quiche Lorraine, die es trotzdem gibt, ist zum Glück aber auch sehr lecker.
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Da ist der TER nach Trier. Nachdem ich ihn vor vier Wochen im zweiten Teil außerplanmäßig hätte erwischen können und das sogar fahrzeitneutral, das aber erst zu spät erkannt habe, wollte ich die Chance heute nicht verstreichen lassen, auch wenn das meine Ankunft in Karlsruhe um vier Stunden nach hinten in die Nacht verschiebt.
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Der Mosel, hier in Metz, werden wir bis Trier folgen.
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Bei Uckange sind die Spuren der Montanindustrie nicht zu übersehen.
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Viele leere Gleise, wenige Züge 9 – in Uckange.
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Der Fahrplan ist seeeehr entspannt. Die zwischenhaltfreie Fahrzeit zwischen Metz und Thionville ist länger als die der Takt-TER mit Zwischenhalten und auch nach Thionville kreichen wire durch die Gegend und kommen trotzdem vor Plan an jedem Zwischenhalt an.
In Thionville stehen sich zwei der letzten Z2 der SNCF die Räder platt. Gibt es noch Leistungen mit ihnen? In Nancy stand einer im Bahnhof, aber ich hatte keine Zeit zu schauen, ob ein Ziel angeschrieben war.
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Viele leere Gleise, wenige Züge 9 – in Thionville. Fast alle Personenzüge fahren hier links nach Luxemburg.
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Meiner luxemburgischen Patentante liebstes Hassobjekt: die vier Kernreaktoren von Cattenom, wie die von Givet und Fessenheim direkt an die Grenze gepflanzt.
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Ja, hier in der Flora von Malling halten planmäßig Regionalzüge. Für die zwei kümmerlichen Zugpaare pro Tag am Wochenende gibt sich die SNCF offensichtlich keine große Mühe bei dem Vegetationsrückschnitt der Unterwegshalte.
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Interessantester Ort an der Strecke ist Sierck-les-Bains mit seiner Burg über der Mosel.
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Am Grenzbahnhof Apach steppt nicht gerade der Bär.
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Mit dem Grenzübertritt nach Perl habe ich endlich den letzten mir fehlenden deutsch-französischen Bahngrenzübergang abgehakt. Eigentlich wollte ich aussitzen, bis der tägliche 2-h-Takt mit dem neuen Verkehrsvertrag kommt, aber das scheint leider noch zu dauern.
An Karfreitag war ich auf dem Rückweg von meinem Antrittsbesuch bei der frisch reaktivierten Trierer Weststrecke unten im Tal in Perl und gegenüber im luxemburgischen Schengen.
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So sieht die Grenzbrücke von unten aus.
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Nach der Grenze geht es deutlich zügiger entlang der Mosel weiter.
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Pünktlich erreichen wir Trier. Zur meiner Verwunderung ist trotz Kurzwende in Trier und stundenlanger Mittagspause in Metz der Triebfahrzeugführer von der DB. Auf meine Nachfrage erklärt er mir, dass je ein Umlauf pro Tag von der DB und der andere von der SNCF gefahren wird und die Schicht mit dem TER Metz-Saarbrücken verknüpft ist. Zum neuen Verkehrsvertrag kann er mir auch keine neuen Infos geben.
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Auf der Weiterfahrt im Süwex entlang der Saar geht dann die Sonne unter. Die weitere Heimfahrt mit Umsteigen in Kaiserslautern und Neustadt zeiht sich dann noch bis weit nach 234 Uhr, aber ich bin sehr zufreiden mit meiner Tagesbilanz.
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Jetzt kann ich in Ruhe zu alt werden für den Pass Jeune, denn das Bahnnetz in Grand Est habe ich nun größtenteils abgefahren. In der Champagne fehlt mir nur noch die Strecke von Charleville Richtung Lille mit einem Zugpaar in totaaaaal attraktiver Tagesrandlage. In Lothringen fehlt mir noch ein wenig Kleinkram, namentlich der aktive Beginn der Strecke von Nancy Richtung Vittel, die Strecke von Thionville nach Longuyon mit völlig unbrauchbarem Fahrplan und zwei Verbindungskuren zur LGV. Im Elsass bin ich seit diesem Frühjahr komplett durch.
Auch wenn ich selbst nächstes Jahr zu alt für das Angebot wäre, würde ich seine jährliche Rückkehr sehr begrüßen.


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