Ein Junggesel*innenabschied zur Ligne des Causses (3/4) (Reiseberichte)

Bahne aus Leidenschaft, Sonntag, 27.04.2025, 21:54 (vor 235 Tagen)

Seit dem letzten Teil befinde ich mich schon auf der Rückreise. Am Ende des letzten Teil bin ich mit dem IC aus Béziers über die Ligne des Causses in Clermont-Ferrand angekommen: https://www.ice-treff.de/index.php?id=713756

Tag 5: (Montpellier – Béziers –) Clermont-Ferrand – Montluçon
In Clermont-Ferrand habe ich diesmal keinen längeren Aufenthalt eingeplant. Gerne wäre ich mal mit der Zahnradbahn auf den Puy-de-Dôme gefahren, aber der Bus zur Talstation hat erst in zwei Wochen Saisonbeginn. Heute wäre das auch ein ziemlicher Reinfall gewesen, denn der Gipfel hängt in Schneewolken.
Somit bleibt nur ein kurzer Spaziergang um den Bahnhof, um sich die Füße zu vertreten. Die Kirche Saint-Joseph in der Nähe des Bahnhofs wurde zwar erst im Bahnhof gebaut, aber im Stil der auvergnatischen Romanik. Sie sieht der echt romanischen Kirche Notre-Dame weiter Richtung Innenstadt zum Verwechseln ähnlich. 2021 hatte ich ausreichend Umsteigezeit, um dorthin zu gelangen ( https://www.drehscheibe-online.de/foren/read.php?030,10543316 ).
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Mein letzter Zug des Tages ist wieder ein Diesel-AGC nach Montluçon, der im Berufsverkehr gut gefüllt ist. Die Strecke verläuft am Rand des Massif Central über einige größere Brücken.
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Die Strecke zeichnet sich durch rustikale Infrastruktur und wie so oft in der französischen Provinz viele ungenutzte Bahnhofsgleise aus.
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Nach 11,5 Stunden ist mein Tagesziel Montluçon erreicht. Hier war wohl auch mal mehr Verkehr. Der hintere von drei Bahnsteigen ist dauerhaft abgesperrt, seine Einrichtung wirkt aber noch relativ modern.
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Ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich schon immer mal nach Montluçon wollte, aber es hat einfach am besten in den Fahrplan gepasst. Hauptsehenswürdigkeit ist der Rest des Residenzschlosses der Herzöge von Bourbon. Für eine interessantere Residenz von denen war ich 2021 in Moulins etwas weiter östlich an der Hauptstrecke nach Paris ( https://www.drehscheibe-online.de/foren/read.php?030,10543316 ).
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Während ich noch gemütlich zum Abendessen einkehre, läuft es bei Thomas nicht so rund. Sein TGV aus Montpellier nach Straßburg hat so viel Verspätung angesammelt, dass er den letzten Zug über die Grenze verpasst hat. Glücklicherweise wohnt ein gemeinsamer Freund von uns in Kehl und hat ihn über die Grenze nach Appenweier chauffiert.

Tag 6: Montluçon – Guéret – Felletin – Limoges
Mitten in der Reiseplanung las ich hier im Forum, dass der Bahnverkehr von Busseau-sur-Creuse nach Felletin eingestellt werde. Da kam mir natürlich der Gedanke, diese Strecke in die Reise einzubauen, wenn ich schon zufällig in der Nähe bin. Ein Blick in die Fahrplanauskunft war dann aber äußerst ernüchternd: Die einzige mögliche Verbindung ohne Übernachtung in Felletin startet schon um halb 8 morgens und hat dann sage und schreibe 6 Stunden in Umsteigezeit in der Weltstadt Busseau-sur-Creuse. Die SNCF zeigt diese Verbindung im Gegensatz zur DB gar nicht an. Mein erster Gedanke war: „Das tue ich mir nicht an!“ Alles hat schließlich Grenzen, sogar der Bahnwahnsinn. Nachdem ich dann aber feststellen musste, dass meine alternative Wunschroute über Aurillac wegen Bauarbeiten nicht wie erhofft funktionieren würde, recherchierte ich, was ich während der Umsteigezeit unternehmen könnte und gab Felletin doch noch eine Chance. Immerhin würde es eine weitere Chance zur Bereisung der Strecke vermutlich nicht mehr geben. Seitdem hoffte ich inständig auf gutes Wetter und dass das örtliche Restaurant keine Betriebsferien haben würde.
Somit bin ich wieder ziemlich früh am Bahnhof und den ganzen Tag unterwegs, obwohl mein Tagesziel Limoges keine 150 km entfernt liegt.
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Der TER nach Limoges wird mit einem Blauwal der Region Nouvelle-Aquitaine gefahren.
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SNCF Fret ist heute Morgen auch anwesend.
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Direkt nach dem Bahnhof wird der Cher überquert.
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Wieder betätige ich mich als Fahrgastzähler. Mit mir sind nur 5 Leute im Zug. Hier fahren immerhin zwei Zugpaare, doppelt so viele wie gestern auf der Ligne des Causses. Dafür, dass auf der Strecke bis vor einigen Jahren noch Fernverkehr der Relation Lyon-Bordeaux fuhr, sind die beiden Blauwälchen aber doch ziemlich mickrig. Railcoop ist mit seinem geplanten IC auf dieser Verbindung leider sang und klanglos gescheitert.
Die Strecke hat noch zahlreiche mechanische Stellwerke.
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Richtung Norden beginnt die endlose Ebene des Pariser Beckens. Das Wetter ist heute Morgen noch frostig, aber deutlich besser als noch vor einigen Tagen prognostiziert, ideal für meine quälend lange Umsteigezeit in der Pampa.
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Bei Lavaufranche gibt es noch einen Güteranschluss an der Strecke.
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Außerdem zweigte hier in Richtung Norden eine der zahlriechen stillgelegten Bahnstrecken der Region ab.
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Dem Fahrdienstleiter von Lavaufranche droht bei dem spärlichen Fahrplan vermutlich kein Burn-Out.
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Zu seinem Machtbereich gehört eine kleine Formsignalbrücke.
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Links unten kommt kurz vor Busseau-sur-Creuse das Objekt meiner Begierde, die Strecke nach Felletin, in Sicht. Bis zu meiner Fahrt auf den Gleisen werden aber noch über 6 Stunden vergehen.
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Es folgt die erste von drei Fahrten über das Viaduc de Busseau für heute. Das große Haus mit dem Wintergarten ist das Restaurant du Viaduc, indem ich mir heute Mittag einen Mittagsmenu erhoffe.
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Da 6 Stunden hier doch ganz schön lang wären und es noch ziemlich frostig ist, teile ich die Umsteigezeit in zwei Hälften und fahre erstmal eine Station weiter nach Guéret.
High-Noon am dortigen Bahnhof. Mehr Action als drei Blauwale gleichzeitig wird es hier selten geben. Der mittlere ist meiner, der linke kam in Gegenrichtung aus Limoges an, der rechte ist abgestellt.
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Das Städtchen Einwohner ist Präfektur und mit Abstand größte Stadt des Départements Creuse. Bei nur 12.000 Einwohnern sagt das aber mehr über die Menschenleere der Region als über die Größe von Guéret aus. In diesem Renaissancepalais ist heute der Regionalrat.
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Dann bleibt mir noch ausreichend Zeit für einen Tee in der Morgensonne vor einem Café. Gegen 11 Uhr geht es zurück zum Bahnhof.
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Mit dem ersten TER des Tages nach Montluçon fahre ich nach Busseau zurück.
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Der etwas längere Aufenthalt des TER im Bahnhof ermöglicht mir mit einem kurzen Sprint zum Viadukt ein nicht für möglich gehaltenes Motiv: das Vaiduc de Busseau mit Zug. Im nächsten Zug über die Brücke in etwas über drei Stunden will ich nämlich "schon" drinsitzen.
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Busseau-sur-Creuse ist ein winziger Weiler mit wenigen Häusern. Es gibt das Viadukt, ein Restaurant und eine Käserei hinter dem Bahnhof, leider ohne Hausverkauf. Den Bahnhalt dürfte das Örtchen vor allem der Abzweigung nach Felletin verdanken. Eigentlich wollte ich versuchen, meinen Rucksack beim Fahrdienstleiter abzustellen. Dummerweise ist der nach dem Viaduktfoto nicht mehr zu finden. Beim Restaurant habe ich aber mehr Erfolg und kann jetzt unbeschwert eine kleine Runde gehen.
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Nach einigen Minuten auf dem Landsträßchen erreicht man das Tal der Creuse. Das Viadukt von Wilhelm Nördlinger aus ist 56 m hoch und wurde 1864 fertiggestellt.
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Unter der Brücke ist eine Mühle.
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Dann muss ich aber bald umdrehen, damit ich noch etwas zu essen bekomme. Die Website vom Restaurant du Viaduc hat viel versprochen und kann die Erwartungen erfüllen. Für das 17 €-Mittagsmenu in dieser Qualität hätte man in Lyon oder Paris mindestens 10 € mehr hingelegt. Es gibt eine Lauch-Schinken-Quiche gefolgt von Hühnerbrust mit Shiitakesauce und -risotto und einer Nuss-Tarte.
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Für einen Dienstagmittag in der Nebensasion ist viel los. Offensichtlich lebt man hier nicht nur von Touristen, sondern auch lokale Arbeiter gehen hier in der Mittagspause essen und eine Seniorengruppe gönnt sich zu einer Feier das teure Menu mit Rinderfilet.
Nach dem Essen bleibt mir noch knapp eine Dreiviertelstunde zur Weiterfahrt. Für diese bietet sich bei dem guten Wetter eine Bank mit Viaduktblick an.
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Dann sind die in Summe 6 Stunden Umsteigezeit erfolgreich ohne Langeweile vorüber und ich muss zum Bahnhof zurück.
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Da kommt der erste Zug des Tages nach Felletin. Ob die Käserei rechts im Bild noch einen Gleisanschluss hat, kann ich nicht erkennen. Ich habe Zweifel.
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Fahrt Nr. 2 über das Viadukt. Über die Straßenbrücke im Tal bin ich vorhin gegangen.
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Die Strecke nach Felletin biegt nach dem Viadukt nach Süden ab und folgt dann auf fast ihren gesamten 30 km der Creuse. Erst ist das Tal noch breiter, ab Aubusson wird es enger. Zu Beginn ist ein Schloss zu sehen. Die Vegetation macht das Fotografieren aber schwer. Wie zu erwarten ist nicht viel los im Zug. Im größten Ort an der Strecke, Aubusson mit 3.000 Einwohnern, steigen bis auf einen anderen Bahnfreund und mich alle Fahrgäste aus.
Kurz nach 15 Uhr erreicht der erste Zug des Tages Felletin. Bis zur Rückfahrt bleiben mir gut eineinhalb Stunden. Den Zug sollte ich besser nicht verpassen, weil das schon die letzte bfahrt des Tages ist. Nach 19 Uhr kommt zwar nochmal ein Zug an, aber der übernachtet hier und fährt erst morgen kurz vor halb 7 zurück.
Nach freundlicher Nachfrage, erlaubt mir die Zugbegleiterin, meinen Rucksack auf eigene Gefahr im Zug zu lassen bis zur Rückfahrt. Normalerweise ist die SNCF mit herrenlosem Gepäck sehr vorsichtig und räumt deshalb gerne mal Züge oder Bahnsteige. Hier wird das Anschlagsrisiko aber wohl eher gering eingeschätzt.
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Südlich des Bahnhofs führt eine Fußgängerbrücke über die Gleise.
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Von dieser lässt sich das Bahnhofsgelände überblicken.
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Die Strecke führte einmal weiter bis Ussel. 1979 wurde der Personenverkehr südlich von Felletin eingestellt. Einige Hundertmeter weit liegen noch die Gleise.
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Die Walzzeichen „Carnegie 1918“ und die Doppelkopfschienen verraten, dass hier länger nichts mehr gemacht wurde.
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Nach einem Prellbock geht es ohne Gleise weiter.
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Dahinter folgt noch ein Highlight der Bahntrasse. Was das ist, erfahrt ihr im nächsten und letzten Teil.