Ein Junggesel*innenabschied zur Ligne des Causses (2/4) (Reiseberichte)
Im letzten Teil war ich mit vier Freunden in Lyon und Montpellier: https://www.ice-treff.de/index.php?id=713653
Ab diesem Teil werde ich allein durchs menschenleere Zentrum Frankreichs fahren.
Tag 5: Montpellier – Béziers – Clermont-Ferrand – Montluçon
Heute trennen sich unsere Wege. Wenn ich schonmal so weit im Süden bin, will ich mir die Gelegenheit zur Bereisung der berühmt-berüchtigten Ligne des Causses nicht entgehen lassen, weshalb ich noch zwei Urlaubstage angehängt habe. Chris und Katharina hängen ebenfalls noch zwei Tage dran bleiben, fahren aber nur ein kurzes Stück weiter nach Nîmes. Thomas fährt als einziger direkt heim mit dem direkten TGV nach Straßburg. Während die anderen erst am frühen Nachmittag fahren, klingelt mein Wecker schon früh. Der Fahrplan der Ligne des Causses lässt wenig Optionen zu. Zum Glück müssen wir heute alle nur nach Saint-Roch und nicht mehr an den TGV-Bahnhof am Stadtrand.
So bin ich schon um kurz vor 7 Uhr am Bahnhof Saint-Roch, wo gerade eine Blumentram der Linie 2 vorbeifährt.
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Pünktlich zieht die Nez Cassé meinen IC aus Marseille in den Bahnhof.
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Wenn ich schon auf der Reise Thomas Klug getroffen habe, nehme ich auch noch ein Bild aus seiner Lieblingsposition am Zugschluss auf. Gut zu erkennen ist das auffällige Dach der Bahnhofshalle.
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Die Sitze im Corailwagen würde ich als angestaubt beschreiben.
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In Sète verläuft die Strecke entlang des großen Etang de Thau.
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Schon kurz vor 8 Uhr bin ich in Béziers.
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Jetzt habe ich noch über eineinhalb Stunden Umsteigezeit. Ich hätte auch über eine Stunde später mit einem TER fahren können, aber der IC war bei der Buchung etwas günstiger und bei dem überschaubaren Fahrplan, wollte ich lieber auf Nummer sicher gehen. Also ist jetzt Zeit fürs Frühstück. Vom Bahnhof geht es stramm bergauf in die Altstadt. Den Weg kenne ich schon von 2021, als ich mit Thomas da war ( https://www.drehscheibe-online.de/foren/read.php?030,10534479 ).
Neben der noch geschlossenen Kathedrale genieße ich die Aussicht auf das Umland. In die Cevennen im Hintergrund fahre ich nachher hinein.
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Ein TGV fährt über die Orb. Über diese Brücke werde ich nachher nicht fahren.
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Im Bahnhof steht schon mein IC nach Clermont-Ferrand bereit. Wie erwartet ist es ein AGC der Region Okzitanien. Der hintere Triebwagen bleibt hier.
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Zu Beginn führt die Strecke durch die sanften Hügeln der Weinregion Languedoc, hier bei Dorf und Burg Puissalicon.
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Erster Zwischenhalt ist Magalas.
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Die Ligne des Causses verläuft quer zu den Flusstälern der Region und ist deshalb sehr steigungsreich. Am Anfang folgt die Strecke zwar grob der Orb, kürzt aber Bédarieux einen größeren Umweg des Flusses ab, weshalb hier schon bergauf geht.
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Das 5.000-Seelennest Bédarieux hat eine stattliche Bahnsteighalle. Vorbild soll die von Bordeaux Saint-Jean sein. Immerhin sind wir hier im ehemaligen Gebiet der Chemin de Fer du Midi, was später noch an anderer Stelle sichtbar wird.
Früher zweigte hier eine Strecke nach Castres ab. Dafür wurden die Ligne des Causses und der Bahnhof nach wenigen Jahrzehnten weiter nach Westen verlegt. Von der alten Trasse ist noch eine mächtige Talbrücke im Norden der Stadt erhalten, die man aus dem Zug gut sehen kann, aber wegen den Bäumen an der Strecke leider schwer zu fotografieren war.
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Bis Bédarieux hatte die Ligne des Causses noch eine ganz akzeptable Taktung für eine französische Regionalstrecke auf dem flachen Land. Ab hier wird sich die Taktung sukzessive ausdünnen. Weiter nach Norden verbleiben neben dem IC-Zugpaar noch zwei Regionalzugpaare.
Nach dem Wasserscheidetunnel zum Flusssystem des Tarn durchfährt der IC den Haltepunkt Les Cabrils, an dem nur die Regionalzüge halten. Dieser Haltepunkt trägt den fragwürdigen Rekord des am wenigsten genutzten Bahnhalt Frankreichs. 2023 waren es ganze 164, aber nicht am Tag sondern im Jahr! 2016 sollen es sogar nur 75 gewesen sein. Damit kam der Haltepunkt sogar zu einem Bahnhofsportrait von Tim Traveller: https://www.youtube.com/watch?v=h4zLFfN9dkM
Vor Roquefort fädelt die stillgelegte Strecke aus Saint-Affrique ein.
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Dann ist Tournemire-Roquefort erreicht. Die Landschaft wird hier von den auffälligen Kalkbergen der Causses geprägt.
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Der namensgebende Ort Roquefort-sur-Soulzon liegt in einiger Entfernung weit oben in Hanglage. Der Ort ist international bekannt für sein Blauschimmelkäse, der in den Höhlen unter dem Ort reift. Eine Besichtigung ist sehr zu empfehlen. Wir waren da mal vor Jahren im Familienurlaub drin. Die ganze Region ist wunderschön, aber leider ohne Auto nur schwer zu erkunden.
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Beim Felsendorf Peyre erreicht die Strecke das Tal des Tarn. Ein Haltepunkt hat sie hier aber nicht.
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Kurz nach Peyre kommt das Viaduc de Millau in Sicht, die höchste Brücke Europas. Die Autobahnist hier deutlich besser ausgebut als die Bahn.
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Nach Millau verbleibt noch zwei Zugpaare. Bei Aufstieg aus dem Tal des Tarn beginnt ein langer Abschnitt mit der charakteristischen alten Midi-Oberleitung.
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Der pittoreske Ort müsste Compeyre gewesen sein.
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Sévérac-le-Château hat wie sein Name erwarten lässt ein Château. Auf der hier abzweigenden Strecke nach Rodez gibt es aktuell keinen Verkehr, aber sie gehört zu den vier Strecken, für die Region Okzitanien vor einigen Jahren eine Reaktivierung versprochen hatte. Diese würde immerhin die beiden größten Städte des Départements Aveyron Rodez und Millau verbinden.
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Nach Sévérac-le-Château steigt die Strecke in das Flusstal des Lot herab. Der Ort mit dem Schloss müsste Saint-Laurent-d’Olt sein. Einige Orte hier tragen den Namenszusatz „Olt“ nach dem okzitanischen Namen für Lot.
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In Banassac – La Canourgue ist ein etwas längerer Kreuzungsaufenthalt, den zwei Mitreisende nutzen, um das Gebüsch zu wässern.
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Bei Le Monastier kommt von Osten die Strecke aus Mende. Wüsste ich es nicht besser, würde ich bei den rostigen Schienen denken, sie sei ohne Verkehr. Wirklich viel Verkehr hat sie aber nicht.
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Nach Marvejols geht es wieder bergauf ins Aubrac. Die Region ist für große Leere und die schmackhaften Aubracrinder bekannt. Eine Kostprobe davon habe ich vorgestern Abend bekommen. Das namensgebende historische Pilgerhospiz liegt etwas westlich der Bahnstrecke am Jakobsweg und wurde von mir 2018 auf eben diesem zu Fuß erreicht.
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Bei Aumont-Aubrac ist der Scheitelpunkt der Strecke erreicht. Es ist der höchste Bahnhof im Normalspurnetz der SNCF. Hier habe ich 2018 die Strecke wandernd gekreuzt. Wir kamen damals auf dem Jakobsweg von Le Puy-en-Velay. Weiter ging es von hier weiter Richtung Südwesten hinab in das Tal des Lot und dann weiter über Figeac und Cahors bis Moissac an der Garonne, AN- und Abreise natürlich mit der Bahn.
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Am Nordhang liegt hier tatsächlich noch Schnee.
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In Saint-Chély-d’Apcher steigen viele junge Fahrgäste aus. Ich dachte erst an ein Schullandheim. Eine kurze Recherche ergibt, dass hier ein großes Internat für Hotelwesen ist. Hier endet auch das letzte verbliebene Regionalzugpaar. Weiter nach Norden bleibt nur der tägliche IC. Der Grund dafür dürfte die Grenze zwischen den Regionen Okzitanien und Auvergne-Rhône-Alpes sein.
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Wenige Minuten später folgt das Highlight der Strecke: das Viaduc du Garabit von Gustave Eiffel. Wie zu erwarten ist aus dem Zug aber wenig davon zusehen außer dem Geländer. Überquert wird die aufgestaute Truyére, ein Nebnfluss des Lot. Aktuell ist der Pegel des Sees aber sehr niedrig.
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Saint-Flour ist ein uralter Bischofssitz und zweitgrößte Stadt des Département Cantals. Das muss aber nicht viel heißen bei dem bevölkerungsarmen Département. Hier leben nur 6.000 Einwohner, die sich über das spärliche Zugangebot beschweren können.
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Aus Interesse, wie viele Fahrgäste sich mit diesem Fahrplan in den Zug locken lassen, betätige ich mich mal als Fahrgastzähler und komme auf beachtliche 17 Fahrgäste. Das finde ich zwar gar nicht schlecht, macht aber hochgerechnet aufs Jahr nur ca. 6.000 Fahrgäste pro Richtung. Nicht wenige S-Bahnstrecken schaffen das wohl am Tag.
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Das Château de Sailhant ist gut aus dem Zug zu sehen. Kurz danach folgt noch ein kleiner Wasserfall direkt an der Bahnstrecke.
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Dann ist in Neussargues das Ende der Ligne des Causses erreicht. Nominell fährt der IC nach Clermont-Ferrand durch. Da hier die Oberleitung endet, muss aber in einen Diesel-AGC der Region Auvergne-Rhône-Alpes umgestiegen werden. Es bleibt eine kleine Pause, ums ich die Füße zu vertreten und die Postkarte für mein Büro bei der Post einzuwerfen.
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Etwas überrascht bin ich von der Anwesenheit eines Güterzuges. Gut möglich, dass er von dem Stahlwerk in Saint-Chély-d’Apcher kommt, dass vorletztes Jahr lautstark gegen die drohende Stilllegung der Ligne des Causses protestiert hat.
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Während der Elektro-AGC nach relativ kurzer Wendezeit wieder als Gegenzug nach Béziers zurückfahrt, fährt der Zugbegleiter tatsächlich weiter nach Clermont-Ferrand mit. Er bestätigt mir, dass er dort im Hotel übernachtet und morgen heimfährt. Der Fahrplan lässt schließlich nichts Anderes zu.
Deutlich zügiger geht es im Dieselbetrieb weiter nach Clermont-Ferrand. Die Strecke folgt dem streckenweisen sehr engen Tal des Alagnon. Der blaue Himmel ist hier leider Wolken gewichen.
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Dann ist nach über 6,5 h Stunden im Intercité Clermont-Ferrand erreicht.
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Meine Weiterfahrt zum Tagesziel Montluçon und die akut stilllegungsbedrohte Bahnstrecke nach Felletin folgen im nächsten Teil.
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