Ein Junggesel*innenabschied zur Ligne des Causses (1/4) (Reiseberichte)

Bahne aus Leidenschaft, Montag, 21.04.2025, 22:36 (vor 244 Tagen)

Zwei meiner besten Freunde heiraten dieses Jahr und statt eines üblichen Junggesellen- oder Junggesellinnenabschieds entschlossen wir uns zu einem kleinen Städtetrip nach Südfrankreich, je zwei Tage Lyon und Montpellier. Als vierter im Bunde ist Thomas dabei, der auch schon in diversen Reiseberichten mit mir unterwegs war.
Die Reise ist klar in zwei Teile geteilt: Die ersten vier Tage sind wir zu viert mit schnellen Bahnfahrten unterwegs, danach bin ich drei Tage allein überwiegend im unteren Geschwindigkeitsbereich unterwegs. Am Montag werde ich mit der Ligne des Causses eine Strecke befahren, die nach großer Stilllegungsgefahr vorerst gerettet ist, während das Schicksal der Strecke nach Felletin am Dienstag wohl endgültig besiegelt ist.

Tag 1: Karlsruhe - Lyon
Los geht es donnerstags nach Feierabend mit dem direkten TGV von Karlsruhe nach Lyon. Trotz meines Auslandssemesters in Lyon 2021 bin ich mit diesem noch nie gefahren. Obwohl es mir damals in Lyon sehr gut gefallen hat, war ich seitdem nicht mehr in Lyon, weshalb ich mich ganz besonders auf die nächsten beiden Tage freue. An der Anzeigetafel trifft mich eine Hiobsbotschaft für die folgenden Wochen: An meiner Stammstrecke in die Pfalz ist bei Landau ein Dachsbau im Bahndamm eingestürzt, weshalb eine unbefristete Sperrung droht. Inzwischen haben sich die streng naturgeschützten Dachse glücklicherweise als Kaninchen entpuppt und die Schäden wurden in unter einem Monat behoben.
Unser TGV ist aber pünktlich und so geht es wenig später gut gelaunt und erstklassig nach Süden.
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In Straßburg nutze ich die Wendezeit für ein Foto unseres Zugs.
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Am Hausbahnsteig sehe ich zum ersten Mal zwei Régiolis für den deutsch-französischen Verkehr im Fahrgasteinsatz, wie angekündigt aber vorerst erst innerfranzösisch nach Hagenau und Lauterburg.
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Auf dem Rückweg zum Zug fällt mir ein anderer Fahrgast aus unserem Waggon auf, der ebenfalls den Zug fotografiert und mir irgendwie bekannt vorkommt. Nach einer Weile fällt es mir ein und ich spreche ihn an. Tatsächlich stellt er sich als der Forist Thomas Klug aus dem anderen großen Bahnforum heraus, den ich von diversen Bildern aus Ralfs Reiseberichten hier im Forum erkannt habe. Nach einem angeregten Gespräch und einem Fotogruß an Ralf verabreden wir uns auf ein Bier im Bordbistro am Abend.
Nach Belfort darf der TGV endlich mal seine Muskeln spielen lassen und düst mit 320 km/h durch die graue Franche-Comté.
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Kurz vor Dijon treffen Thomas und ich uns dann wie verabredet im Bordbistro. Natürlich tauschen wir uns die meiste Zeit ausgiebig über anstehende und vergangene Bahnreisen aus. Vielen Dank nochmal für das nette Gespräch und die Einladung!
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Während Thomas noch bis Marseille weiterfährt, kommen wir um 20 Uhr an unserem Tagesziel Lyon an und können noch Abendessen gehen. In der Nähe unserer Unterkunft ist eines meiner Lieblingslokale aus der Erasmuszeit. Leider stellt sich heraus, dass es Betriebsferien hat. Stattdessen finden wir in der Nähe einen einladenden Armenier. Eine Landesküche, die für uns alle vier neu ist.
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Tag 2: Lyon
Leider ist heute wie prognostiziert trübes Wetter. Zum Glück beginnt es aber erst am Abend zu regnen. Deshalb schlafen wir recht gemütlich aus und fahren mit der Metro von Charpennes hoch zum Markt nach Croix-Rousse. Am Rathaus wechseln wir von der Linie A zur ziemlich einzigartigen Zahnradmetrolinie C. Zum 50-jährigen Jubiläum des Umbaus von einer Standseilbahn zur Zahnradmetro wurde an der Talstation eine kleine aber informative Fotoausstellung eingerichtet. Dieses Bild zeigt das alte Bahnhofsgebäude der Bergstation.
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An der einzigen Zwischenstation im Zahnradabschnitt und früheren Talstation der Standseilbahn Croix-Paquet ist die Besonderheit der Metrolinie gut zu sehen.
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Nachdem wir uns in einem Café aufgewärmt haben, erkunden wir den Markt. Dieser ist noch so gut, wie ich ihn in Erinnerung habe, und wir decken uns mit diversen Spezialitäten für das Abendessen ein, wobei ich etwas wilder unterwegs bin als meine Begleiter. Hier gibt es Ziegenkäse in allen Altersstufen von Frischkäse bis fröhlich bunt.
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Nach Ende der Shoppingtour schlendern wir in die Innenstadt runter.
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Ohne Thomas (nicht Thomas Klug, sondern der andere), der noch keinen Appetit hatte, kehren wir zwischen Rhône und Saône in einem typischen Lyoner Bouchon ein. Damals als Student war ich mit Besuch meistens in einem etwas preiswerteren Bouchon in der Altstadt, aber diesmal schlage ich eines der besseren auf der Halbinsel vor. Die traditionelle Lyoner Küche der Bouchons zeichnet sich durch deftige Gerichte und vielfältige Verwendung von Innereien aus. Passend dazu ist meine Vorspeise eine Geflügelleberpastete mit Morcheln und Flusskrebsen und Hummersauce., gefolgt von zwei weiteren exzellenten Gängen. Chris und Katharina wählen das leichtere Tagesmenu.
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Als kleinen Verdauungsspaziergang gehen wir auf den Fourvièrehügel, wo man neben der Wallfahrtskirche Notre-Dame die Aussicht auch bei schlechtem Wetter aus einem Panoramcafé genießen kann. Bei sehr guter Sicht ist von hier der Montblanc zu sehen. Einmal ist mir das damals gelungen, heute ist davon nur zu träumen.
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Für den Rückweg wollen wir die Funiculaire nehmen. Leider ist die zu Notre Dame wegen Bauarbeiten außer Betrieb, weshalb wir auf die andere Standseilbahn beim römischen Theater ausweichen müssen.
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An der Talstation Vieux-Lyon erfolgt der Umstieg auf die fahrerlose Linie D, wo ich natürlich an der Zugspitze einsteige.
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Vier Metrolinien gibt es in Lyon. A, C und D sind wir heute schon gefahren, fehlt also noch die B. Da diese auch nach Charpennes, nehmen wir deshalb diese statt der A. Zu meiner Überraschung ist die B inzwischen auch fahrerlos. Die Umstellung erfolgte wohl 2022, vielleicht in Zusammenhang mit der Verlängerung im Süden nach Saint-Genis-Laval im Folgejahr.
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Den Abend verbringen wir dann wetterbedingt mit unseren Einkäufen vom Vormittag und gutem lokalem Rotwein aus dem Rhônetal in unserer Ferienwohnung. Wer noch mehr Interesse an Lyon, empfehle ich meine ausführliche Berichtreihe von der Zeit meines Auslandssemesters: https://www.drehscheibe-online.de/foren/read.php?030,10532411

Tag 3: Lyon – Montpellier
Heute fahren wir am späten Vormittag weiter nach Montpellier. Da wieder kein besonders gutes Wetter ist, schlafen aus und machen auf dem Weg zum Bahnhof Part-Dieu einen Abstecher zur Markthalle. Auf dem Weg dorthin fällt mir diese Straßenbahnbaustelle bei Charpennes auf. Hier entsteht die Endhaltestelle der zukünftigen Tramlinie 9. Diese wird von hier bei zum Universitätscampus die Trasse der Linien 1 und 4 mitbenutzen und von dort weiter stadtauswärts Richtung Osten nach Vaulx-en-Velin führen. Generell entwickelt sich das Lyoner Tramnetz ziemlich dynamisch, insbesondere im Bereich Villeurbanne. Dort wird aktuell die Linie 6 Richtung Norden durch das Zentrum von Villerurbanne bis zum Unicampus verlängert, eine Relation, die ich damals häufig Rad gefahren bin.
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Unser Zug kommt aus Tourcoing bei Lille ganz im Norden des Landes und ist ein Ouigo. Begeistert war ich davon zwar nicht wirklich, aber für 10 € kann man nichts sagen und so viel schlechter als in der 2. Klasse im TGV Inoui ist es auch nicht.
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Schnee im Süden von Lyon! Damit hätten wir Mitte März nicht gerechnet.
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Weiter südlich kurz vor Avignon sieht das Wetter schon deutlich freundlicher aus, als wir beim Schloss von Montfaucon die Rhône zum dritten und letzten Mal überqueren.
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Ouigo und Inoui in trauter Zweisamkeit in Montpellier Sud-de-France. Der vordere Zugteil wurde mit einem Inoui-Triebzug gefahren. Wer dort in der 1. Klasse seine Reservierung hatte, hatte mit dem Ouigo-Ticket einen ziemlich guten Deal gemacht. Ärgerlich, dass wir im „richtigen“ Ouigo-Triebzug waren.
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Der große Haken an unserem Ouigo ist seine Ankunft im Bahnhof Montpellier Sud-de-France statt am Stadtbahnhof. Der LGV-Bahnhof hat den Charme eines Provinzflughafens und liegt im Vergleich zu anderen LGV-Bahnhöfen einigermaßen stadtnah. Normalerweise versuche ich, die französischen „Rübenackerbahnhöfe“ zu meiden, aber der Preis des Ouigo war zu verlockend. Davor bin ich nur einmal mit Thomas in Spanien in Camp der Tarragona zugestiegen und in Nîmes Pont-du-Gard von TGV zu TGV umgestiegen. Das reicht mir eigentlich an Erfahrungen mit diesem Typ Bahnhof.
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Die Hauptstadt der ehemaligen Region Languedoc-Roussillon empfängt uns mit Kaiserwetter. Da Chris etwas schlapp ist, lassen wir aber unseren ursprünglichen Plan für gutes Wetter fallen und nehmen in die Stadt statt Stadträdern den ÖPNV. Die Verlängerung der Straßenbahnlinie 1 zum Bahnhof wird jedoch erst im Oktober eröffnet.
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Generell wird in Montpellier sehr viel gebaut. Montpellier gehört zu den Boomtowns in Frankreich. Aus gegebenen Gründen geht es mit dem Bus bis zur Haltestelle Place de France der Straßenbahn. Jede der vier Linien der Straßenbahn Montpellier hat ein eigenes Design. Die Linie 1 ist blau mit weißen Vögeln.
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Mitten im Szeneviertel liegt die neogotische Kirche Saint-Roch. Diese hat nur indirekt etwas mit dem gleichnamigen Stadtbahnhof Montpellier Saint-Roch zu tun. Beide sind nach dem Stadtpatron Rochus von Montpellier benannt. Rheinhessen dürfte den Namen von der Rochuskapelle über Bingen, die auch aus den Zügen im Rheintal zu sehen ist, kennen. Diese wurde ihm in wegen seiner Funktion als Schutzpatron gegen die Pest geweiht.
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Nach einem Eis checken Chris und Katharina in der Ferienwohnungen ein, während Thomas und ich die Nachmittagssonne für zwei Pastismischgetränke gegenüber der Markthalle nutzen.
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Dann folgen auch wir zur Wohnung. Vor Abendessen mache ich noch einen kleinen Abstecher zum Stadtbahnhof Saint-Roch. Dieser bekam bei einer Modernisierung dieses auffällige Dach.
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Zwischen der zentralen Place de la Comédie und dem Bahnhof teilen sich die Tramlinien 1 und 2 eine Strecke. Die Linie 2 erinnert an Prilblumen und fährt zu Sabine, wo auch immer diese wohnen mag.
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Nicht nur die Palmen in den Straßen erinnern mich in Montpellier an spanische Städte. Die ganze Altstadt versprüht ein mediterranes Flair. Im Vergleich zur Nachbarstadt mit Nîmes mit seinen römischen Stätten gibt es hier keine überregional bekannten Sehenswürdigkeiten, aber die Altstadt gefällt uns sehr gut. Das passt zu den Eindrücken, die ich von anderen Besuchern von Montpellier mitbekommen habe.
Da Chris immer noch schlapp ist, gehen wir heute Abend zu dritt aus. Das ist dann quasi der Junggesellinnenabschied. Für Katharina gibt es direkt gegenüber der Kirche Saint-Roch etwas mit Gemüse, für Thomas einen warmen Camembert und ich für mich passend zur Bahnfahrt übermorgen ein Steak vom Aubrac-Rind.
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Danach ziehen wir zu einem Absacker in eine Sportbar weiter. Dort ist heute die Hölle los, denn es ist letzter Spieltag des Sechs-Nationen-Turniers in Rugby. Wir hatten davon noch nie etwas gehört, aber Südfrankreich ist Rugbyhochburg und rangiert für viele vor Fußball. Die Stimmung ist gut, denn mit einem Sieg gegen Außenseiter Schottland kann Frankreich den Pokal holen, was dann auch gelingt.

Fortsetzung

Bahne aus Leidenschaft, Montag, 21.04.2025, 22:36 (vor 244 Tagen) @ Bahne aus Leidenschaft

Tag 4: Montpellier
Heute Vormittag schauen wir uns erneut die Altstadt von Montpellier an, am Nachmittag soll es bei gutem Wetter ans Meer gehen. Unsere erste Herausforderung des Tages kommt für Frankreich überraschend: einen am Sonntagmorgen geöffneten Bäcker finden. An der zentralen Place de la Comédie bei unserer Unterkunft werden wir nicht fündig.
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Der Weg zu einem geöffneten Bäcker führt uns zur Trasse der Tramlinien 3 und 4. Die 3 in ihrem farbenfrohen Design passiert hier den Tour de la Babote der ehemaligen Stadtmauer. Er beherbergt die Sternwarte, die der Haltestelle Observatoire ihren Namen gibt.
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An dieser Haltestelle hält hier eine 4, die mit barocken Ornamenten in beige beklebt ist.
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Die Straßenbahntrasse hier im Boulevard du Jeu de Paume war vor allem bei den ansässigen Händlern sehr umstritten. Viele fürchteten Umsatzrückgänge ohne Straßenverkehr in der Straße.
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Die Linie 3 verlässt kurz nach dem letzten Motiv die Einkaufsstraße, während die 4 ihr weiterfolgt. Seit der Fertigstellung dieses Abschnitts bildet die 4 eine Ringlinie um die Innenstadt. Folgt man ihr gelangt man zum Aquädukt. Im Gegensatz zum Pont du Gard bei der Nachbarstadt Nîmes wurde dieses aber nicht von den Römern gebaut, sondern erst im 17. Jh. Montpellier gehört nämlich zu den wenigen französischen Städte, die keine römischen Wurzeln hat, sondern erst im Mittelalter gegründet wurde.
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In dieses Wasserschloss mündet das Viadukt. Vom umliegenden Park kann man weit ins Umland bis zu den Cevennen sehen. Zur großen Freude von Thomas ist hier heute ein Flohmarkt.
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Mit ihrer Gründung im Jahr 1289 ist die Universität von Montpellier die zweitälteste Frankreichs nach der Pariser Sorbonne. Damit einher geht auch der älteste Botanische Garten des Landes. Unweit davon liegt die Kathedrale. Dort ist heute aber Sonntagsgottesdienst, weshalb wir sie nur von außen sehen. Das hohe Vordach mit den beiden Raketensilo-Türmen finden wir etwas gewöhnungsbedürftig.
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Wie geplant fahren wir am Nachmittag ans etwa 12 km entfernte Meer. Dazu nutzen wir die Tramlinie 3. Dummerweise täuscht das Bild. Das Wasser im Hintergrund ist nur eine der ausgedehnten Lagunen hinter der Küste, der Etang de l’Or. Bis zum Meer sind es von der Endhaltestelle noch gut 2 km.
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Glücklicherweise gibt es an der Endhaltestelle zahlreiche Stadträder, von denen wir uns vier ausleihen.
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Thomas und ich trauen uns mit den Füßen rein.
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Über das Meer kann man im Osten bis Le-Grau-du-Roi sehen, von der ich vor allem weiß, dass sie einen schrecklichen Fahrplan hat. Dort endet die Bahnstrecke aus Nîmes. Kurz spiele ich de Gedanken, die 15 km dorthin zu fahren und das Stadtrad mit in die Bahn zu nehmen für den Rückweg. Dummerweise fährt der nächste Zug erst morgen früh (Es ist 15 Uhr!). Der Fahrplan ist echt noch schlechter als ich dachte.
Stattdessen fahren wir in die andere Richtung nach Palavas-les-Flots. Bis 1968 fuhr von hier eine Lokalbahn nach Montpellier. Bei der Tramhaltestelle Garcia Lorca. Erinnert daran heute noch ein Lokdenkmal. Das habe ich aber erst beim Schreiben des Berichts erfahren.
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Die anderen drehen hier um und fahren zur Straßenbahn zurück. Ich bin aber ambitioniert und fahre noch weiter nach Westen zur Île de Maguelone. Dort ist der Strand endlos und Mitte März noch einsam.
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Mein Ziel ist die romanische Kathedrale von Maguelone. Die Wehrkirche liegt ähnlich wie Venedig gut geschützt in den Lagunen und war seit der Spätantike Bischofssitz. Erst 1536 wurde dieser nach Montpellier verlegt, womit der Niedergang der Insel begann.
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Ehrlich gesagt habe ich schon beeindruckendere Kathedralen gesehen, aber die kuriose Lage und ihre Geschichte haben mich irgendwie gereizt.
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Dann geht es zurück nach Montpellier. 15 km trennen mich noch von meinem Abendessen. Insgesamt werden es fast 30 km. Eigentlich gar nichts mit dem Rad für mich, aber auf dem bleischweren Vélomagg mit zu niedrigem Sattel und Kardanwellenantrieb kein besonderes Vergnügen.
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Eine Freunde wünschen heute Abend etwas Leichtes und schlagen einen Thailänder vor. Grundsätzlich kein schlechter Vorschlag, aber nach der Radtour habe ich mir etwas Schweres verdient, weshalb ich mir etwas Anderes suche. Ich wollte schon länger in ein Restaurant der Kette Entrecôte, deren Alleinstellungsmerkmal ist, dass sie nur das namensgebende Gericht haben. Auf der Karte gibt es nur Rotweine und Desserts zur Wahl.
Beim Blick in die Karte muss ich aber feststellen, dass das Entrecôte hier gar kein Entrecôte, sondern eigentlich ein Faux-Filet ist. Naja, das schmeckt auch.
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Damit enden der erste Teil und unser gemeinsamer Ausflug. In den folgenden drei Teilen werde ich dann allein „meinem Laster fröhnen“ und schwächer frequentierte Bahnstrecken für die Heimreise nutzen.

Besten Dank für die Möglichkeit zur Mitfahrt :-)

Berliner65, Berlin, Dienstag, 22.04.2025, 00:11 (vor 244 Tagen) @ Bahne aus Leidenschaft

- kein Text -

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Mit Interrail unterwegs ab 03.07.!

Ein schöner, anregender Reisebericht.

heinz11, Dienstag, 22.04.2025, 10:28 (vor 244 Tagen) @ Bahne aus Leidenschaft
bearbeitet von heinz11, Dienstag, 22.04.2025, 10:31

Tag 4: Montpellier
Heute Vormittag schauen wir uns erneut die Altstadt von Montpellier an, am Nachmittag soll es bei gutem Wetter ans Meer gehen. Unsere erste Herausforderung des Tages kommt für Frankreich überraschend: einen am Sonntagmorgen geöffneten Bäcker finden. An der zentralen Place de la Comédie bei unserer Unterkunft werden wir nicht fündig.


Mit ihrer Gründung im Jahr 1289 ist die Universität von Montpellier die zweitälteste Frankreichs nach der Pariser Sorbonne. Damit einher geht auch der älteste Botanische Garten des Landes. Unweit davon liegt die Kathedrale. Dort ist heute aber Sonntagsgottesdienst, weshalb wir sie nur von außen sehen. Das hohe Vordach mit den beiden Raketensilo-Türmen finden wir etwas gewöhnungsbedürftig.
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Na ja, Raketensilos waren zur Zeit der Erbauung noch nicht bekannt, aber die mächtigen Rundsäulen haben auch bei Euch den erwünschten Effekt ausgelöst: Die Kathedrale soll wie eine Festung wirken. Warum auch immer das beabsichtigt war.

Damit enden der erste Teil und unser gemeinsamer Ausflug. In den folgenden drei Teilen werde ich dann allein „meinem Laster fröhnen“ und schwächer frequentierte Bahnstrecken für die Heimreise nutzen.

Vielen Dank fürs Mitnehmen auf diese Reise!

Danksagung, Rückfrage(n) und Filmtipp :)

Tobs, Region Köln/Bonn, Donnerstag, 24.04.2025, 15:07 (vor 241 Tagen) @ Bahne aus Leidenschaft

Salut Eric,

auch von meiner Seite vielen herzlichen Dank für die inspirierenden Bilder aus dem "französischen Süden".

Als frappierend empfand ich jedoch die Einleitung. Vergleiche ich das ...

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... mit meinen früheren Reisen im Thalys - er ruhe in Frieden -, war die Reise doch noch ein echtes Erlebnis. Das mag natürlich der Nostalgie geschuldet, aber wenn ich das Farbgebung denke, insbesondere die blassroten Stoffsitze in Confort 2 (Anfang 00er) und vergleiche das mit dem jetzigen TGV, ist das doch ein Unterschied wie Tag und Nacht. Beine ausstrecken, was ich im FV im Gegensatz zum NV schon erwarten würde, scheint mir unmöglich. Beine übereinander geht wohl auch nur, wenn die Tische zugeklappt sind und jede Wette, dass Thomas - in der Sitzposition - mit dem Knöchel an selbigen stößt. Alles in allem ein bisschen schade, denn das widerspricht der Intention der Geselligkeit (iDTGV lässt grüßen). Gefühlt jedenfalls nehme ich den ICE als vergleichsweise geräumiger war. Die eigentliche Frage ist dann jedoch, wie unkomfortabel ist dann erst der Ouigo?

Lohnt sich eigentlich - im Vergleich - die erste Klasse im TGV? Und ist dessen Zweierbestuhlung im Vergleich zur Viererbestuhlung, gemessen am "Beinraum", relativ geräumiger?

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Die Bar hingegen wirkt hingegen schon gesellig, wieder einmal grüßt der iDTGV. Selbst wenn man(n) in Begleitung reist, kann man - für alle Seiten ungestört und diskret - noch jemand anderen treffen. Das gefällt mir persönlich sehr gut! So ein bisschen wie eine Cocktailparty.

Inspiriert von Deinem Reisebericht, auch ein (verlinkter) Filmtipp, der mir vor allem, wenn auch nur mitunter, durch seine Landschaftsaufnahmen sehr gut gefallen hat.

Aufgefallen ist mir auch das Revival vom (Niederflur-)Straßenbahnen in Frankreich.

OT: Hier scheint mir mit einem richtigen Konzept gearbeitet zu werden. Als Negativbeispiel fällt mir da vor allem Bonn ein, auch wenn andere Städte natürlich auch ihre Tücken haben. In Beuel z. B. fehlt es an barrierfreien Bahnsteigen, u. a. am dortigen Bahnhof. Der Ausbau der Bahnsteige zwischen Ramersdorf und der Stadtgrenze zu Königswinter stockt an Überlegungen hinsichtlich Hoch- und Tiefbahnsteige (= eine mögliche Lösung wäre für mich eine Linie 62 ab/bis Ramersdorf oder die Wiedereinführung der Linie 64 - als reine Hochflurbahn von Bad Honnef über Beuel zum Hbf; in Köln z. B. ist es, bspw. für Hochflurbahnen aus Riehl kommend, wie früher üblich, am Ebertplatz zu (w)enden, wenn ein barrierefreie Ausstieg gewünscht ist. Auch ist es mir unverständlich, warum am Bonner Hbf endende Straßenbahnen oberirdisch (und Mitten auf der Straße!) (w)enden, wenn das ohne Probleme auch unterirdisch geht (= von dort führt ein Ausgang auch bequem zur Thomas-Mann-Straße).

OT: Normierte Sitzabstände in verschieden BRn des ICE?

Tobs, Region Köln/Bonn, Donnerstag, 24.04.2025, 21:13 (vor 241 Tagen) @ Tobs

Hallo,

eine, ganz allgemeine Folgefrage, die mir jetzt so, aufgrund dieses Beitrags, in den Sinn kommt. Ich verstehe "Zugtyp" als (ICE-)Baureihe. Wenn die also, wie dort dargelegt nur uneingeschränkt ausgetauscht werden können - so verstehe ich es, Anzahl der Waggons (und damit der Sitzplätze) außen vor -, interpretiere ich dann richtig, dass die Sitzabstände zwischen den einzelnen Baureihen variieren?

Sicherlich mag meine Frage naiv erscheinen, aber bin wenig technisch interessiert (und versiert) und war bislang der festen Überzeugung, dass das natürlich normiert sei. Der zitierte Beitrag ließ mich da soeben aufhorchen.

OT: Normierte Sitzabstände in verschieden BRn des ICE?

Berliner65, Berlin, Freitag, 25.04.2025, 10:29 (vor 241 Tagen) @ Tobs

... interpretiere ich dann richtig, dass die Sitzabstände zwischen den einzelnen Baureihen variieren?

Ja.

... war bislang der festen Überzeugung, dass das natürlich normiert sei.[/size]

Warum sollte sich ein Gesetzgeber dafür interessieren, was privatwirtschaftliche Unternehmen ihren Kunden als 1. oder 2. Klasse verkaufen?

Die jüngere Geschichte zeigt, dass die Sitzabstände von ICE-Generation zu ICE-Generation immer kleiner werden. Der Sitzabstand in der heutigen 1. Klasse (ca. 1000mm) entspricht ungefähr dem, was in den Neunzigern beim ICE1 in der 2. Klasse üblich war (1025mm).

Das sagt die DB zum Thema:
https://www.bahn.de/service/zug/ice-sitzplaetze

Hierzuforum wurden die Abstände bereits 2012 thematisiert:
https://www.ice-treff.de/index.php?mode=thread&id=171819

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Mit Interrail unterwegs ab 03.07.!

OT: Normen vs. Gesetze

gnampf, Freitag, 25.04.2025, 10:49 (vor 241 Tagen) @ Berliner65

... war bislang der festen Überzeugung, dass das natürlich normiert sei.[/size]


Warum sollte sich ein Gesetzgeber dafür interessieren, was privatwirtschaftliche Unternehmen ihren Kunden als 1. oder 2. Klasse verkaufen?

OT: Normierung hat nichts mit dem Gesetzgeber zu tun. Normen werden von entsprechenden Gremien, Organisationen, ... erlassen, wie dem VDE etc. Die entstehen also in der Privatwirtschaft, und sind erstmal auch nicht rechtlich bindend, sondern gelten nur als "Stand der Technik".
Der Gesetzgeber kann in Gesetzen dann auf Normen verweisen und sie damit Teil eines Gesetzes machen. In dem Fall müssen die Normen dann auch frei verfügbar sein, während sie ansonsten vielfach nur kostenpflichtig erhältlich sind.

Danksagung, Rückfrage(n) und Filmtipp :)

Bahne aus Leidenschaft, Donnerstag, 24.04.2025, 22:58 (vor 241 Tagen) @ Tobs

Gefühlt jedenfalls nehme ich den ICE als vergleichsweise geräumiger war. Die eigentliche Frage ist dann jedoch, wie unkomfortabel ist dann erst der Ouigo?

Lohnt sich eigentlich - im Vergleich - die erste Klasse im TGV? Und ist dessen Zweierbestuhlung im Vergleich zur Viererbestuhlung, gemessen am "Beinraum", relativ geräumiger?

Ich bin auch kein Fan vom TGV Duplex. Rein konstruktiv ist es dort ziemlich eng und das Design finde ich ziemlich muffig. Zwischen Karlsruhe und Paris bevorzuge ich den ICE. Wenn der TGV günstiger oder in passenderer Zeitlage liegt, hat das aber Priorität. Ich denke, beim TGV wurde der Fokus auf möglichst hohe Packungsdichte gelegt und wenn die Fahrten wie oft in Frankreich unter 3 h dauern, erträgt man das auch. Die Verbindung von Frankfurt nach Marseille dürfte eine der längsten Fahrzeiten eines TGV-Zuglaufs sein. Da merkt man die Enge dann natürlich schon.

Ich finde die 1. Klasse mit 2+1- Bestuhlung lohnt schon im Vergleich zur 2. Klasse. Da der Anteil der 1. Klasse im Zug höher ist als bei der DB, ist der Aufpreis zur 1. Klasse oft auch nicht so hoch. Bei uns waren es 60 € vs. 48 €.

Inspiriert von Deinem Reisebericht, auch ein (verlinkter) Filmtipp, der mir vor allem, wenn auch nur mitunter, durch seine Landschaftsaufnahmen sehr gut gefallen hat.

Muss ich mir mal anschauen.

Aufgefallen ist mir auch das Revival vom (Niederflur-)Straßenbahnen in Frankreich.

Ja, da hat sich in Frankreich in den letzten 30 Jahren viel getan, nachdem vorher ein sehr radikaler Kahlschlag war. Zu den nur drei überlebenden Netzen in Lille, Marseille und Saint-Etienne sind seitdem 24 neue Betriebe dazugekommen. Aktuell scheint aber zumindest bei neuen Netzen eine gewisse Sättigung eingetreten zu sein. Seit der Tram in Avignon 2019 kam kein neuer Betrieb mehr dazu. Die bestehenden Netze expandieren aber immer noch recht dynamisch, auch die von Lyon und Montpellier.

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