Zwei Thermodynamiker sammeln Verspätung im IR Traianus (9/9) (Reiseberichte)

Bahne aus Leidenschaft, Sonntag, 09.02.2025, 22:45 (vor 310 Tagen)

Willkommen zum letzten Teil meines zum Ende tschechienlastigen Reiseberichts! Am Ende des letzten Teils bin ich in Český Krumlov/Krumau angekommen: https://www.ice-treff.de/index.php?id=710484

Tag 14: (Pilsen – Budweis – ) Krumau – Budweis
Jetzt gehe ich in die Stadt. Schon von Weitem ist das langgezogene Schloss zu sehen.
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Die Altstadt liegt in einer engen Moldauschleife.
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Das Schloss gehörte verschiedenen reichen Adelsfamilien, die aber nie wirklich ins Scheinwerferlicht der Geschichte traten. Eine Besichtigung reizt mich deshalb nicht so. Dafür sieht es von außen sehr eindrucksvoll aus.
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Ziemlich ungewöhnlich ist diese mehrstöckige Brücke zum Schlosstheater und -garten.
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Die Farbe des Grubenwassers aus diesem Stollen legt nahe, dass hier zumindest unter anderem Eisenerz abgebaut wurde.
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Gegen 15 Uhr bin ich am Bahnhof zurück.
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Wie erwartet kommen sowohl der Zug von aus als auch der nach Budweis als 628.
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Einige Stationen vor Budweis kreuzt überraschend ein RegioSprinter. Offensichtlich gibt es für einen nachmittäglichen Verstärker einen dritten Umlauf auf der Strecke. Eine mögliche Rückleistung kann ich aber leider erst morgen am frühesten Morgen finden. Irgendwie ärgerlich, aber die Fahrplanlage am Nachmittag wäre für mich auch sehr ungünstig gewesen.
Der 628 wurde umfangreich modernisiert und bekam auch eine behindertengerechte Toilette.
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Den restlichen Tag verbringe ich mit Kaffee und Kuchen, einem kleinen Einkauf und einer Pause im Hostel. Zum letzten Abendessen des Urlaubs wähle ich ein Restaurant mit lokalen Produkten aus. Vorneweg gibt es Rindertartar mit einem Wachtelei.
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Als Hauptspeise nehme ich frittierten Silberkarpfen. Ein Speisefisch, den ich vorher weder probiert hatte, noch überhaupt von ihm wusste.
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Bei Nacht wirkt der Markt heute deutlich ansprechender als bei grauem Wetter am Vormittag.
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Tag 15: Budweis – Klattau – Bayerisch Eisenstein – Karlsruhe
Anders als gestern bleibt mir heute Morgen keine Wahl mehr: Ich muss heimfahren. Dazu begebe mich um 8 Uhr zum Bahnhof. Erstmal geht es eine Stunde mit dem schon von gestern bekannten Rozmberk bis Horažd’ovice zurück. Vielleicht kam mein Silberkarpfen gestern aus einem der diversen Teiche entlang der Strecke.
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Leider führt der Zug heute keine 1. Klasse. Andererseits weiß ich nicht, ob der Komfortunterschied zum leeren 2. Klasse-Abteil so groß wäre. Als kleine Entschuldigung bekomme ich von der Zugbegleiterin einen Gutschein für die mobile Bordverpflegung. Ich kaufe dem netten Herrn einen Tee und eine Kofola ab.
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Unterwegs ruft plötzlich Jonas an. Das lässt nichts Gutes erwarten. Diese Woche hat die Vorlesungszeit wieder begonnen und ich halte eine Hörsaalübung. Eigentlich dachte ich, ich müsste erst in der folgenden Woche beginnen. Dummerweise habe ich dabei geflissentlich übersehen, dass da Allerheiligen ist. Das heißt, dass ich morgen, statt gemütlich wieder in die Arbeit zu starten, direkt morgens um 8 Uhr einen Kaltstart vor über 100 Studenten hinlegen darf. Naja, es gibt Schlimmeres.
In Horažd‘ovice wartet schon der Regioshuttle von GW als Anschluss nach Klattau. Mein Interrailpass gilt dort wie erwartet nicht, aber das ist keine große finanzielle Belastung.
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In Nemilkov kreuzt der Gegenzug.
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Leider ist die Sicht heute Morgen durch tiefhängende Wolken und Nebel ziemlich schlecht.
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Der Bahnhof von Klatovy/Klattau musste nach dem 2. Weltkrieg neu gebaut werden und ist ein wenig wie eine Zeitkapsel aus den 50er-Jahren.
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Mein Anschluss wird schon angezeigt.
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Der Regionalzug nach Zelezna Zuda wird mit einem RegioNova-Duo gefahren. Mit so einer modernisierten Brotbüchse bin ich bisher noch nicht gefahren.
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In Nýrsko kreuzt der Berounka. Wäre ich gestern direkt von Pilsen hochgefahren, hätte mich seine Hinleistung zur Grenze gebracht.
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Im Vergleich zum Berounka habe ich im RegioNova keine 1. Klasse, aber dafür Übersetzfenster, auch nicht schlecht. Bei der Fahrt in den Böhmischen Wald ist ein Stausee zu sehen.
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Wunder geschehen immer wieder: Eine Viertelstunde vor der Grenze reißt der Himmel auf.
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Mit einigen Minuten Verspätung ist der Grenzbahnhof Zelezna Ruda/Bayerisch Eisenstein mit seinem riesigen binationalen Empfangsgebäude mitten im Nirgendwo erreicht.
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Der Anschluss nach Plattling ist da leider schon wie befürchtet weg. Kein Problem, das nimmt mir nur die Entscheidung, ob ich meine Stunde Puffer hier verbringe oder mit einem Abstecher von Zwiesel nach Bodenmais. Jetzt bleibt mir genug Zeit, meinen Zug aus Klattau zu fotografieren.
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Im Empfangsgebäude ist neben dem Infozentrum zum Nationalpark Bayerischer Wald ein kleines kostenloses Grenzmuseum untergebracht. Vor 1989 wäre an meine heutige Fahrt nicht im Traum zu denken gewesen.
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Hinter dem Grenzort Bayerisch Eisenstein ist der Große Arber zu sehen.
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So sieht die neue Wirklichkeit im Schengenraum aus. Genauso wenig wie am Bahnhof kontrolliert wurde, ist aber auch die Grenzkontrolle besetzt.
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Das kleine Bahnmuseum am Bahnhof hat heute Ruhetag.
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Bekannt ist der Bahnhof für seine Lage genau auf der Grenze zwischen Deutschland und Tschechien. Die Railpanner-App von Interrail scheint kurioserweise nicht zu wissen, dass Zelezna Ruda - Alzbetin und Bayerisch Eisenstein ein und derselbe Bahnhof sind und Bahnverbindungen zwischen den beiden Stationen kann sie auch nicht kennen. Deshalb werden keine Verbindungen über diesen Grenzübergang angezeigt. Stattdessen will mich die App von Klattau über Pilsen und Furth im Wald schicken.
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Inzwischen ist der hintere gelbe RegioNova allein nach Klattau zurückgefahren.
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Am anderen Ende des Bahnhofs wartet meine Waldbahn nach Plattling.
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Eine Station später stiegt eine stark pubertierende Schulklasse auf dem Rückweg von einer Wanderung zum Schullandheim ein. Von der Klassenfahrt in den Bayerischen Wald scheinen die Großstadtmädels aus Nürnberg überhaupt nicht begeistert zu sein („Schau mal hier leben tatsächlich Menschen. Die Armen!“, „Voll die Bauernstimme (die elektronische Stationsansage) ! Bestimmt kann die nicht mal Englisch.“).
Hier wird der Regen überquert.
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Nach Regen verlassen wir das Regental.
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Nach drei Tagen bekomme ich wieder die Donau zu Gesicht. Mit dem blauen Himmel war es das für heute leider.
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Der schnellste Weg von Plattling zurück würde über München führen. Umleitungsbedingt ginge das heute sogar von Plattling nach München im Railjet. Ich will aber lieber mit dem ICE-T über Nürnberg und Frankfurt fahren, der mir am ersten Reisetag auf dem Hinweg nach Wien nicht vergönnt war. Stellvertretend sei der Gegenzug gezeigt.
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Warum habe ich jetzt nochmal genau reserviert? Auf der graphischen Sitzplatzanzeige sah es deutlich voller aus, was mich bei der hohen Auslastung der Wien-ICE zum Kauf einer Reservierung verleitet hat. Was ich dabei nicht beachtet habe, ist dass der hintere Zugteil erst in Passau begonnen hat.
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Fast 15 Uhr und seit dem Frühstück nichts mehr gegessen, Zeit für die Bordgastronomie. Ich bestelle das Chili con Carne an den Platz, was zwar nicht ganz den Charme der Mahlzeiten bei der MAV während der letzten Tage hat, aber trotzdem wie immer mundet.
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Nach Regensburg wird ein letztes Mal für den Urlaub die Donau gequert.
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Danach erklimmt die Strecke nach Nürnberg entlang des Naabtals die Frankenalb.
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Hiermit endet mein Bericht nach 15 ereignisreichen Tagen. Die restliche Fahrt verläuft unaufgeregt mit einem Umstieg in Frankfurt.
Mir hat die Bahnreise wie üblich sehr viel Freude bereitet, aber was ist mit dem „Neuling“ Jonas? Ein Bahnfreak wurde Jonas durch den Urlaub nicht. Eine weitere internationale Bahnreise plant er vorerst nicht, aber gefallen hat es ihm trotzdem auch ihm. Ich hoffe, ich konnte wieder euer Interesse finden und freue mich schon auf die nächste berichtwürdige Reise.