Grachten, Wattenmeer und Hühner an Christi Himmelfahrt (2/2) (Reiseberichte)

Bahne aus Leidenschaft, Samstag, 05.10.2024, 16:27 (vor 440 Tagen)
bearbeitet von Bahne aus Leidenschaft, Samstag, 05.10.2024, 16:29

Im ersten Teil bin ich aus Karlsruhe nach Groningen angereist und am folgenden Morgen weiter nach Harlingen gefahren: https://www.ice-treff.de/index.php?id=705325

[image]
Tag 2: (Groningen - Harlingen -) Leeuwarden - Groningen
Von dort muss ich jetzt wieder nach Groningen zurück. Auf dem Rückweg schaue ich mir die friesische Hauptstadt Leeuwarden an. Auch hier ist das historische Bahnhofsensemble gut gepflegt.
44
[image]

45
[image]

Leeuwarden hat ähnlich wie Groningen eine schöne Altstadt mit einigen Grachten.
46
[image]

Erfreut stelle ich fest, dass Markttag ist. Und besorge mir eine Portion Kibbeling.
47
[image]

Nachdem ich nicht mal so wenig Käse erworben habe, genehmige ich mir noch ein Brodje mit Hollands Nieuwe Haring.
48
[image]

Für den Rückweg von Leeuwarden nach Groningen gibt es eigentlich nur einen sinnvollen Weg, den gleichen, den ich schon heute Morgen genommen habe. Beim Blick in die NS-App wurde ich bei der Buchung meiner Rückfahrt aber schwach und tatsächlich ist der IC Richtung Rotterdam ein DDZ. Diese Baureihe fehlt mir noch in meiner Sammlung und wer weiß, wie lange sie noch fahren wird.
49
[image]

Die bronzenen Türknaufe an den Glastüren wirken recht rustikal und ähneln Traubenklötzen. Hat irgendwie etwas von 70er-Jahre Weinstuben in der Pfalz.
50
[image]

Ich nehme im einstöckigen Triebkopf Platz. Wobei der Fahrgastraum in diesen recht hoch über der Technik liegt. Ich finde die Strecke nach Meppel recht sehenswert. Über eine längere Strecke verläuft direkt sie parallel zur Bahn ein Kanal. Kurz vor Herrenveen kommt dann noch eine Windmühle dazu.
51
[image]

An dieser Stelle verlaufen sogar auf beiden Seiten Kanäle.
52
[image]

Für die Fahrt mit dem Sprinter von Meppel nach Groningen erwarte ich eigentlich einen modernen Triebwagen von CAF. Stattdessen kommt zu meiner Überraschung aber ein weiterer DDZ, hier nach Ankunft in Groningen.
53
[image]

Während der Fahrt füllt sich der Zug mit ersten Fußballfans. Bis zum Spiel am Abend sind es zwar noch einige Stunden, aber in diesem geht es um sehr viel. Der FC Groningen spielt im direkten Duell gegen Roda Kerkrade um den direkten Aufstieg und muss gewinnen. Später wird gute Stimmung in der Stadt sein, denn der FC gewinnt tatsächlich und steigt auf.
Nur wenige Minuten nach meinem Sprinter kommt der IC an, wieder in Form eines Koplopers.
54
[image]


Tag 3: Winsum, Uithuizen
Nach einem Treffen mit einigen Kommilitonen am Freitagabend mit Verkostung einiger lokaler Brauereiprodukte gehen wir den heutigen Morgen eher gemütlich an. Mein Schulfreund versichert mir dass weder Eemshaven noch Delfzijl, die beiden Endpunkte der Nebenbahnen im Norden von Groningen, nicht besonders sehenswert sind und schlägt stattdessen einen kleinen Ausflug nach Winsum an der Bahnstrecke nach Eemshaven vor. Von Groningen Noord – kein schöner Bahnhof – sind das nur 10 Minuten. Kurz nach Fahrtbeginn wird der Van Starkenborhkanaal überquert. Im Hintergrund ist die lokale Windmühle zu erahnen.
55
[image]

Unterwegs gibt es noch mehr Kühe zu sehen.
56
[image]

Winsum ist in der Tat ein sehr schöner mit nicht nur einer, sondern gleich zwei Windmühlen, die beide besichtigt werden können.
57
[image]

Inzwischen ist es schon 13 Uhr und auf Wunsch meines Kollegen kehren wir ein. Ich entscheide mich für die Bitterballen, die hier deutlich besser sind, als die Imbissversionen, die bisher probiert hatte.
58
[image]

Auf den beiden Strecken nördlich von Groningen verkehren Stadler GTW. Etwas westlich des Bahnhofs bietet sich dieses nette Motiv mit Zug auf Brücke.
59
[image]

Während mein Schulfreund etwas schlapp ist und nach Groningen zurück fährt, fahre ich noch ein Stück weiter nach Uithuizen. Dort gibt es ein Wasserschloss.
60
[image]

Ein besseres Bild davon kann ich nicht bieten, da ich keinen Eintritt für den Schlossgarten zahlen wollte. Erfreulicher war dagegen der kleine Markt im Zentrum, wo ich noch mehr Gouda und erneut Kibbeling erwerben konnte.
Mal zur Abwechslung auf dem Rückweg keine Kühe, sondern Schafe.
61
[image]

Statt bis zum Nordbahnhof fahre ich auf dem Rückweg zwecks Streckenkunde durch bis zum Hauptbahnhof Groningen.
62
[image]


Tag 4: Schiermonnikoog
Für den Sonntag hat mein Kollege vorgeschlagen, nach Schiermonnikoog zu fahren. Zum Fährhafen Lauwersoog führt leider keine Bahnstrecke, sondern nur eine Buslinie, aber das klingt trotzdem ansprechend. Da meine Ausflugsidee, die Museumsbahn nach Stadskanaal, wegen einer Sonderveranstaltung am heutigen Muttertag mit Reservierungspflicht nicht möglich ist, nehme ich den Vorschlag gerne an. Bis Winsum fährt der Bus weitgehend parallel zur gestrigen Bahnstrecke. Während der Fahrt sind mehrere Windmühlen zu sehen.
63
[image]

Nach gut einer Stunde ist Lauwersoog erreicht. Bus und Fähre sind gut aufeinander abgestimmt und so geht es nach kurzer Umsteigezeit aufs Wattenmeer raus. Die Fährroute führt in einem ziemlichen Umweg an Untiefen herum zur Insel. Kurz vor der Ankunft passieren wir eine Robbe oder einen Seehund, der sich auf einer Sandbank ausruht.
64
[image]

Am Fähranlager mieten wir uns zwei Fahrräder, die hier in rauen Mengen zur Verfügung stehen. Der Südosten der Insel an der Küste zum Wattenmeer ist großflächig als Vogelschutzgebiet ausgewiesen.
65
[image]

An der Nordküste ist ein schier endloser herrlicher Strand. Da es noch recht frisch ist, gehen wir nur mit den Füßen ins Wasser.
66
[image]

67
[image]

68
[image]

Unterwegs sehen wir mehrere Fasane.
69
[image]

Die Insel war im 2. Weltkrieg teil von Hitlers Atlantikwall, wovon im Norden des Orts noch mehrere Bunker übrig sind.
70
[image]

Da soll noch mal einer sagen, die Radwege in den Niederlanden seien viel besser als in Deutschland. ;-)
71
[image]

Nach einer Mitttagpasuse im Ort mit – so langsam wird’s fast langweilig, aber trotzdem lecker – Kibbeling und Matjes fahren wir zum Weststrand. Dieser ist faszinierend breit, so breit, dass und bis wir zu Fuß am Meer sind, fast die Zeit ein wenig knapp wird. Hier kommen wir uns ein wenig vor wie in der Sahara. Da es inzwischen wärmer als am Vormittag ist, gehe ich noch ein wenig ins Wasser. Das Wasser enthält hier viele Schwebstoffe, vermutlich aus dem Watt. Der Nordstrand wäre wohl die bessere Wahl zum Baden gewesen.
72
[image]

Dann müssen wir auch schon langsam zurück zur Fähre. Versorgt mit zwei weiteren Matjesbrötchen aus dem Inselort treten wir die Rückfahrt an. Kurz vor Ende der Überfahrt kommt uns das zumindest äußerlich baugleiche Schwesterschiff entgegen.
73
[image]

Abends besorge ich mir in Groningen bei der Frittenbude noch eine Portion Fritjes mit Erdnusssauce, Majo und Zwiebeln.
74
[image]


Tag 5: Groningen – Leer – Oldenburg – Karlsruhe
Am Montagmorgen ist mein Besuch schon zu Ende. Ich müsste erst am späten Vormittag los, aber da mein Kollege wieder an die Arbeit muss, fahre ich gerne schon am Morgen los und lasse mir unterwegs bis Osnabrück noch mehr Zeit.
Wegen der leidigen jahrelangen Sperrung der Friesenbrücke wäre die schnellste Verbindung nach Leer der Schnellbus über die Autobahn. Mein Ziel ist aber natürlich, möglichst viel mit dem Zug zu fahren, was zudem noch 5 € spart. Der Zug zum Grenzbahnhof Bad Nieuweschans ist ein dreiteiliger GTW.
75
[image]

Diese müssen früher eine inzwischen deklassierte 1. Klasse gehabt haben. Dazu sage ich nicht nein, passt es doch perfekt zur weiteren Reise im Netz der DB. Dort werde ich heute nämlich auch in der 1. Klasse fahren, weil ich einige Bonuspunkte loswerden musste.
76
[image]

Auch diese Strecke quert mehrmals einen Kanäle.
77
[image]

Neben fährt nur ein weiterer Fahrgast bis Bad Nieuweschans und steigt auf den Linienbus nach Leer um. In diesem Jahr erfolgt der Umstieg schon hier statt in Weener, da der weitere Abschnitt wegen Bauarbeiten gesperrt ist. Kurz nach dem Bahnhof sind diese Bauarbeiten dann auch deutlich sichtbar. Etwas östlich des Baggers ist das Gleis komplett abgeräumt. Ob die Bauarbeiten aber wirklich 10,5 Monate Sperrung von Februar bis Fahrplanwechsel im Dezember rechtfertigt?
78
[image]

An der Grenze wartet die Bundespolizei zur Grenzkontrolle. Bei zwei Fahrgästen geht diese aber zum Glück schnell. Die Frage nach deklarierungspflichtigen Waren kann ich verneinen. Für meine Antwort „nur Gouda“ ernte ich einen müden Lacher.
Der Umstieg in Leer Richtung Oldenburg würde recht knapp, aber ich möchte mir sowieso noch ein wenig sie Stadt anschauen.
79
[image]


Nach einer Stunde fahre ich mit dem RE 1 weiter nach Oldenburg, womit ich auch die letzte Großstadt im Netz der DB bereist habe. Der Bahnhof überrascht mich positiv. So eins chönes Reisezentrum habe ich noch nicht oft gesehen.
80
[image]

81
[image]

Da ich genug Zeit habe, nehme ich nicht den direkten Weg nach Osnabrück, sondern fahre über Bremen und dann über die Nebenstrecke via Vechta. Hier quere ich innerhalb kurzer Zeit zum zweiten Mal die Weser.
82
[image]

In Osnabrück soll ich bei pünktlicher Ankunft 63 Minuten Umsteigezeit haben. Da ich schonmal dort war, würde ich eine Verspätung meines ICE durchaus begrüßen, die groß genug ist, um die 7 min Umsteigezeit in Mannheim unrealistisch zu machen und damit meine Zugbindung aufzuheben, damit ich den ICE eine Stunde früher ohne Umstieg nach Karlsruhe nehmen dürfte. Ich glaube zwar nicht an Karma, aber mein niederträchtiger Wunsch wird umgehend bestraft. Etwa eine Dreiviertelstunde vor Osnabrück wird der frühere ICE als Ausfall gemeldet und kurz darauf bekommt mein gebuchter über 90 Minuten Verspätung. Wie ich mit der Zeit herausbekomme, ist die Rollbahn zwischen Hamburg und Bremen gesperrt und mein ICE wird über Hannover umgeleitet.
Während ich mich schon länger in Osnabrück stranden sehe, finde ich den um eine halbe Stunde verspäteten ICE 756 mit dem ungewöhnlichen Laufweg von Berlin nach Aachen über Osnabrück. Wenn er seine Verspätung hielte und meine RB pünktlich bliebe, hätte ich eine Minute Umsteigezeit um von Osnabrück Hbf tief nach Hbf oben zu kommen. Kurz vor Ankunft wird die Verspätung um 2 Minuten nach unten korrigiert. Mist!
Nach Ankunft sprinte ich trotzdem nach oben und der ICE fährt gerade erst ein. Hallelujah! Da die Versorgungspause in Osnabrück nun ausgefallen ist, entere ich das Bordrestaurant. Die Kühlung im Bordrestaurant ist ausgefallen, dass Bier demnach warm. Wieso dann kein Rotwein, der darf ja lauwarm sein und als Freigetränk macht mir auch der Preis nichts aus. Erfreulicherweise bekomme ich das letzte Chili con Carne, leider ohne Crème Fraîche.
83
[image]

Nachdem ich ausgetrunken habe, steige ich in Essen Richtung Mannheim um. Bei der Linie Dortmund – Stuttgart kam in schon vor dem Umstieg Hoffnung auf einen ICE 3neo auf und es fährt dann tatsächlich ein solcher ein. Jackpot! Da die BR 408 planmäßig nicht nach Karlsruhe verkehrt, ist mir bis jetzt noch keine Mitfahrt mit der neuesten ICE-Baureihe gelungen. Mir gefällt der Zug sehr gut. Bei einem Ausflug zum Bordrestaurant habe ich auch in der 2. Klasse Probe gesessen und fand den Sitzabstand und -komfort sehr ordentlich.
84
[image]

Zwei Stimmungsbilder vom ICE 3 neo im Mannheimer Sonnenuntergang:
85
[image]
86
[image]

Die 10 Minuten Verspätung bei Abfahrt in Essen bauen wir auch auf der KRM nicht ab, wo das Tachometer nie über 250 km/h schreitet und so verpasse ich leider meinen Anschluss in Mannheim. Für den ausgefallenen ICE ab Hamburg verkehrt ab Köln ein Ersatzzug, jedoch mit einiger zunehmender Verspätung. Das finde ich aber nicht schlimm, denn so bleibt mir endlich Zeit, die neue Mannheimer Lounge zu besuchen. Seit dem Umzug war ich entweder mit dem Deutschlandticket in Mannheim oder ich habe „leider“ keinen Anschluss verpasst. Obwohl mir die alte Lounge schon gut gefallen hat, begeistert mich die neue erst recht. Diese ist deutlich größer und sehr ansprechend mit schöner Aussicht auf den Vorplatz.
87
[image]

Obwohl ich nur im 2. Klassebereich bin, bekomme ich zwei sehr schmackhafte Focaccia angeboten. Die Vorräte müssen vor Feierabend aufgebraucht werden. Da sage ich nicht nein.
Gegen viertel vor 10 komme ich dann in Karlsruhe an, nicht viel aber doch einige Minuten vor meiner gebuchten Verbindung. Mein eigentlich gebuchter ICE 615 erst bei Dortmund. Nachdem ich schon seit Stunden daran gezweifelt habe, dass dieser es wie angegeben in 8 Minuten von Hannover nach Osnabrück schaffen kann, bekam ich um 20.50 Uhr in Mannheim endlich die Meldung, dass die Verspätung nochmal gut 1,5 h höher geworden ist und er eben erst in Osnabrück abgefahren ist. Ein Glück sitze ich nicht in dem.
Mit Blick auf dieses Chaos hatte ich mal wieder mehr Glück als Verstand oder wie wir in der Pfalz sagen: „Die dümmschde Baure hann die dickschde Grumbeere.“


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum