Mit dem Freundschaftspass zum Pajares-Pass (8/15) (Reiseberichte)

Bahne aus Leidenschaft, Dienstag, 18.06.2024, 19:33 (vor 553 Tagen)

Am Ende des letzten Teils habe ich Spanien morgens verlassen und bin jetzt auf der französischen Seite des Baskenlands unterwegs:
https://www.ice-treff.de/index.php?id=700482
Die Serie von Bergbahnen aus den letzten beiden Teilen wird auch in diesem Bericht anhalten. Von dem Fischerstädtchen Saint-Jean-de-Luz werde zur dritten Bergbahn des Urlaubs aufbrechen, jedoch mit mehr Höhenmetern als die beiden baskischen und mit Zahnrad statt Standseil. Das zweite Bergbähnchen wird dafür umso kleiner sein. Für den Rest der Berichtreihe werde ich nun bis auf einen kurzen Abstecher in Frankreich bleiben.

Tag 14: (San Sebastian – ) Hendaye – Saint-Jean-de-Luz – La Rhune – Bayonne
Saint-Jean de-Luz ist eine schöne Kleinstadt im französischen Baskenland und ein beliebter Ferienort. Bedeutendster Moment in seiner Geschichte war vermutlich 1660 die Hochzeit des Sonnenkönigs Ludwig XIV. mit der spanischen Infantin Maria Teresa in der Hauptkirche der Stadt. Durch den kinderlosen Tod ihres durch Inzucht geschwächten jüngeren Bruders Karl II. im Jahr 1700 bekam diese Hochzeit geopolitische Bedeutung. Im folgenden Spanischen Erbfolgekrieg erkämpfte Ludwig XIV. für den gemeinsamen Enkel bis 1714 den spanischen Thron gegen den habsburgischen Kandidaten aus Österreich. Als Philipp V. begründete dieser die bis heute amtierende Linie der spanischen Bourbonen.

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Eine schöne Markthalle gibt es auch, …

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… einen Hafen …

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… und einen langen breiten Strand.

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Für einen längeren Strandbesuch habe ich jetzt keine Zeit. Eigentlich schlage ich nur die Zeit Tod, bis mein Bus abfährt. Ein wenig mit den Füßen gehe ich dann doch rein.

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Mit dem Bus Richtung Sare fahre ich auf den Col de Saint-Ignace. Dass ich immer noch im Baskenland bin, ist an den zweisprachigen Schildern leicht zu erkennen. Hier scheinen baskische Nationalisten am Werk gewesen zu sein.

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Mein Ziel hier oben ist der Train de la Rhune. Zur Abwechslung mal keine Standseilbahn, sondern eine Zahnradbahn. Kurz nach Abfahrt ist ein Blick ins Depot möglich.

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Die kleine Bahn bewältigt seit 1924 in gut vier Kilometern über 700 Höhenmeter bis zum Gipfel der Rhune auf 888 m ü. NN. Der Betrieb ist penibel durchorganisiert. Meine Ticket mit Reservierung habe ich schon am Vortag online gebucht und muss deshalb noch auf die nächste Abfahrt warten.
Für den 40-min-Takt werden zwei Garnituren benötigt, die sich in der Mitte kreuzen.

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Zum Glück ist heute ein Bombenwetter und die Aussicht ist blendend. Nach einigen Minuten fährt mein Zug zurück.

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Im Hintergrund an der Küste müsste Saint-Jean-de-Luz liegen.

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Der Berggipfel ist vermutlich durch den konstanten Wind vom Atlantik baumfrei. Nur wilde Pferde grasen hier oben in der rauen Umgebung.

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Ziemlich genau in Bildmitte kreuzen unten gerade kaum zu erkennend die beiden Garnituren.

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Den nächsten Zug nehme ich aus größerer Entfernung auf.

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Der Südhang gehört schon zu Spanien. Aus dieser Richtung bin ich heute morgen gekommen.

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Nochmal 40 Minuten später muss ich wieder runterfahren. An der Talstation kann ich einen Blick in den Motorraum der Lok werfen.

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Mit der nächsten Bergfahrt fährt gefühlt die halbe Belegschaft des kleinen Betriebs nach oben.

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Der Betrieb hier ist zwar sehr touristisch und stramm durchgetaktet, die Besuchermassen kommen zu Recht. Die Mitfahrt hat mir ausgezeichnet gefallen.
Zurück geht es wieder mit dem Bus nach Saint-Jean-de-Luz. Über dem Hafen thront in einiger Entfernung die markante Rhune, auf der ich noch kurz zuvor oben war.

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Nachdem ich die spanischen Sicherheitskontrollen an den Bahnhöfen für diesen Urlaub hinter mir gelassen habe, werde ich hier in einem Messergeschäft bei einem Männerspielzeug fündig, das ich mir schon länge gewünscht habe: das Austern-Opinel für unterwegs.

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Für die letzte Etappe für heute nach Bayonne nehme ich einen TER. Dieser ist ein Regiolis und in keinem vorzeigbaren Zustand.
Mit einem abendlichen Blick über den Adour zur Festung von Bayonne beende ich diesen Tag. Viele Kilometer habe ich heute zwar nicht gemacht, aber sehr spannende und im Nachhinein bin ich froh, dass die Reisekette mit den verschiedenen Beförderungsmitteln so gut funktioniert hat.

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Tag 15: Bayonne – Pau – Lourdes
Auch heute mach ich nicht besonders viele Kilometer. In allen drei Städte, die ich heute besuche, war ich bislang noch nie und deshalb will ich nicht hetzen müssen. Da mein IC nach Pau erst gegen 11 Uhr fährt, habe ich noch fast den ganzen Tag Zeit, mich hier in Bayonne
umzuschauen. Nachdem gestern Nachmittag in Saint-Jean-de-Luz die Markthalle schon zu hatte, führt mich der wichtigste Gang des Vormittags zur Markthalle, um mir ein paar Austern zu kaufen, um meine Neuerwerbung zu testen. Praktischerweise liegt die Markthalle mitten in der Altstadt.

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In der Kathedrale fällt mir mal dieses martialische Fensterbild auf.

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Nach einem vergleichsweise entspannten Vormittag ruft der Bahnhof.

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Ich fahre mit einem Triebwagen-IC nach Pau. Vor der Abfahrt will ich beim Zugbegleiter die für übermorgen wichtige Frage klären, ob in diesen Zügen Reservierungspflicht besteht. Mein Wissenstand ist nein, die Railplanner-App von Interrail behauptet doch. Er behauptet auch, dass Reservierungspflicht besteht. Heute ist mir das egal, da ich mit einem normalen Ticket unterwegs bin.

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Entlang des Adour führt die fahrt ins Landesinnere.

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Nach der Ankunft in Pau investiere ich etwas Zeit, um am Schalter nach der Reservierungspflicht zu fragen. Auch hier wird mir versichert, dass Reservierungspflicht besteht. Da die Reservierung nicht teuer ist (1,50 €, wenn ich mich nicht täusche), kaufe ich für die folgende Woche eine Reservierung von Bordeaux nach Nantes. Mein Wunschzug für übermorgen ist jedoch ausgebucht.
Die Altstadt liegt oberhalb des Bahnhofs im Tal der Ousse. An ihrer Spitze liegt das Residenzschloss.

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Über die Brücke im Hintergrund führt die Bahnstrecke Richtung Oloron-Sainte-Maire und Bedous. Ob es von hier in einigen Jahren vielleicht wieder bis Canfranc und weiter nach Zaragoza gehen wird?

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Die Serie mit den Bergbahnen reißt auch heute am 4. Tag nicht. Vom Bahnhofsvorplatz führt eine kleine kostenlose Funiculaire hoch in die Altstadt.

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Ich bin zwar wegen des Schlosses hier, aber so lange es noch nicht zu spät ist, suche ich mir ein Mittagsmenu. Das Schloss hat eh noch Mittagspause. Heute gibt es bei mir Andouilette, die französische Kuttelwurst. Eigentlich hätte ich passend zur Hauptstadt des Béarn etwas mt Sauce Béarnaise nehmen sollen.

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Ins Schloss von Pau wollte ich schon seit vielen Jahren mal. Hier wurde der erste französische König aus dem Haus der Bourbonen Heinrich IV. geboren.

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Gefühlt gibt es keinen Raum ohne mindestens ein Bild oder eine Statue des berühmtesten Sohns der Stadt. Heinrich erbte von seiner Mutter Jeanne d’Albret das Königreich Navarre oder zumindest den Titel. Den Großteil des Landes auf der Südseite der Pyrenäen um Pamplona verloren seine Vorfahren im Jahr 1512 an Aragon, weshalb es heute zu Spanien gehört. Übrig blieb ein kleines Territorium im Norden der Pyrenäen. Außer Navarra gehörten zum Familienbesitz noch weitere deutlich größere Adelsherrschaften in Südfrankreich, darunter auch das Béarn mit dessen Hauptstadt Pau. Dadurch avancierte er in den französischen Religionskriege zum Anführer des protestantischen Lagers.
Über seinen stammte er zudem in direkter männlicher Linie von König Ludwig IX. dem heiligen, französischem König aus der Dynastie der Kapetinger im 13. Jh., ab. Zum Zeitpunkt seiner Geburt erschien das aber von geringer Relevanz, da der König von Frankreich aus dem entfernt verwandten Haus der Valois vier Söhne hatte. Drei von ihnen wurden nacheinander König. Als 1589 der letzte von ihnen, Heinrich III., von einem radikal-katholischen Mönch ermordet wurde und wie seine Brüder keinen ehelichen männlichen Erben hinterließ, trat der unwahrscheinliche Fall tatsächlich ein und der Prinz aus dem Béarn wurde König von Frankreich. In Bezug auf seine dafür notwendige Konvertierung zum Katholizismus stammt von ihm das Zitat: „Paris ist eine Messe wert.“ Dem ehemaligen Hugenotten gelang es den mit dem Toleranzedikt von Nantes tatsächlich die Religionskrieg in Frankreich zu beenden und er wurde einer der beliebtesten Könige der französischen Geschichte.

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In diesem Kaminzimmer ist der Schildkrötenpanzer ausgestellt, der als Wiege für den kleinen Heinrich diente. Im Falle eines Brandes im Schloss ist bei der Feuerwehr Pau festgeschrieben, dass ihre Rettung ausnahmslos oberste Priorität hat.

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Nach der Schlossbesichtigung fahre ich wieder mit der Standseilbahn zum Bahnhof runter.

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Auch Pau hat wieder eine schöne kleine Bahnhofshalle. Die letzten Kilometer des Tages über die Grenze zwischen Aquitanien und Okzitanien fahre ich mit einem OMNEO der zweiten Region.

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Die Bahnstrecke, die seit Bayonne mit einigem Abstand zu den Pyrenäen verläuft, macht für Lourdes einen Schlenker durch ein Tal näher an die Berge.

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Nach einer halben Stunde bin ich schon angekommen.

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Genau wie das Schloss Pau gehört Lourdes zu den Zielen in Frankreich, wo ich schon seit Jahren mal hin wollte. Über dem Ort thront eine Burg.

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Die Burg ist zwar ganz nett, aber deshalb fahren natürlich nicht alle älteren Frauen aus meinem Ort ganze Sonderzüge aus Polen in das Pyrenäenstädtchen. Ihr wisst es natürlich warum. Sie pilgern zum Marienheiligtum.

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In dieser Grotte außerhalb des Orts unter der Wallfahrtskirche soll 1858 dem Hirtenmädchen Bernadette Soubirous wiederholt die heilige Jungfrau Maria erschienen sein.

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Für das arme Provinzstädtchen begann damit ein unvergleichlicher Aufschwung. Dabei muss ich aber jetzt den Moralapostel spielen: Die Ladenbesitzer um das Heiligtum und ihre Kunden scheinen die Bibelstelle, in der Jesus die Händler aus dem Tempel vertrieben hat, nicht gelesen zu haben.
Morgen werde ich noch den ganzen Tag haben, um die Stadt und Umgebung zu erkunden, bevor ich Richtung Nordosten weiterfahre.