Mit dem Freundschaftspass zum Pajares-Pass (3/15) (Reiseberichte)

Bahne aus Leidenschaft, Freitag, 24.05.2024, 18:38 (vor 562 Tagen)
bearbeitet von Bahne aus Leidenschaft, Freitag, 24.05.2024, 18:43

Im letzten Teil bin ich in Arles angekommen, das wegen Fahrplanzwängen und hohen Ho(s)telpreisen in Marseille aufgrund der Rugby-WM in die Reiseplanung gerutscht war: https://www.ice-treff.de/index.php?id=699391
In diesem Teil werde ich nach einer Übernachtung in Marseille Frankreich vorerst schon wieder gen Spanien verlassen.

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Tag 5: Arles – Marseille

Wegen den teuren Regionalzugtarifen ist die Fahrt nach Marseille im Intercité günstiger. Der einzige Intercité des Tages mit Halt in Arles fährt aber erst nach 13 Uhr. Also habe ich noch den ganzen Vormittag Zeit in Arles und darum bin ich im Nachhinein ganz froh. Das gemütliche Arles ist sehr sehenswert und dabei deutlich entspannter als das schmutzige laute Marseille. Zudem war ich schon in Marseille erst 2021, in Arles dagegen nur kurz auf Durchreise im Familienurlaub 2007.
Hinter der Jugendherberge führt die stillgelegte Bahnstrecke nach Port-Saint-Louis-du-Rhône an der Rhônemündung entlang und wird als Trampelpfad genutzt. Diese ist schon seit 1932 ohne Personenverkehr. Der Güterverkehr ruht auch schon seit Jahren.

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Etwas später führt dann ein ausgeschilderter Weg über die Trasse, die hier die Autobahn und einen Kanal überquert.

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Das Ziel meines Morgenspaziergangs ist die hölzerne Klappbrücke über diesen Kanal, die der in Arles wohnende Vincent van Gogh mehrfach malte. Der Weg zieht sich aber stärker als gedacht und ist auch nicht besonders ansprechend durch ein Gewerbegebiet, weshalb ich umdrehe.
Dann starte ich mein Besischtigungsprogramm. Erstes Ziel ist in der Nähe der Jugendherberge das antike Gräberfeld Alyscamps. Entlang der damaligen Ausfallstraße Richtung Marseille. Inst war sie noch deutlich länger, wurde dann aber beim Bau der Bahnstrecke nach Marseille unterbrochen.

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Es folgt das Amphitheater von innen.

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Einer der Türme an der Außenmauer dient als Aussichtsturm. In Blickrichtung Norden ist links die Rhone, rechts am Horizont die Hügel um Baux-de-Provence zu sehen.

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Zeitsprung von der Antike ins Hochmittelalter: die romanische Kathedrale Saint-Trophime mit besonders reich verziertem Portal

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Arles blieb nach dem Ende des Römischen Reichs ein bedeutendes Zentrum und wurde Krönungsort des hochmittelalterlichen Königreichs Burgund, dass sich von der heutigen Westschweiz über Savoyen und das rechte Rhôneufer bis in die Provence ans Mittelmeer erstreckte. Nach Aussterben des Königsgeschlechts, Welfen wie der in der heutigen Boulevardpresse beliebte Ernst August von Hannover, wurde das Königreich in Personlaunion mit dem Heiligen Römischen Reich vereinigt, geriet jedoch über die Jahrhunderte immer stärker unter französischen Einfluss. Als letzter römisch-deutscher Kaiser ließ sich 1365 Kaiser Karl IV. hier in Arles zum König von Burgund krönen.
Da es seit der Völkerwanderungszeit verschiedene Staatsgebiet an völlig verschiedenen Orten gab (das Burgundenreich aus dem Nibelungenlied um Worms, das hier angesprochene hochmittelalterliche Königreich, das Herzogtum im Gebiet des heutigen Gebiet, etc.), wird in der Geschichtsforschung zur Vermeidung von Missverständnissen für dieses Königreich wegen der Bedeutung von Arles sogar häufig der Begriff „Königreich Arelat“ verwendet.
Ihrer Bedeutung gemäß besitzt die Kathedrale eine gut gefüllte Reliquienkammer. Es gibt sogar eine kleine Reliquie des 2005 verstorbenen Papstes Johannes Paul II.

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Zu der Kathedrale gehört ein sehr sehenswerter Kreuzgang.

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Am Rand des römischen Forums ist unter der Altstadt ein unterirdischer Bogengang, der Kryptoportikus, erhalten.

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Dann habe ich noch Zeit für ein Mittagessen in der Altstadt. Es gibt sehr leckere Linguine mit Meeresfrüchten.

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Nachdem ich meinen Rucksack aus der Jugendherberge geholt habe, muss ich zum Bahnhof, den mein Intercité kommt bald. Dieser kommt aus bordeaux und hält wie schon erwähnt als einziger Zug des Tages dieser Linie in Arles.

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Bilder der Fahrt gibt es keine wegen praller Mittagssonne und spiegelnden Scheiben in den Corailwägen. Bei der Ankunft in Marseille stelle ich fest, dass ein ehemaliger Wagen aus der Normandie eingereiht ist.

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Unsere Zuglok muss irgendwann eine neue Nase bekommen haben. Vielleicht war die alte ja tatsächlich gebrochen. ;-)

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Am TER Richtung Nizza wartet eine Nez-Cassé-Kollegin mit dem Wappen von Pierrefitte. Wenn damit der Ort bei Paris gemeint ist, hat es sie ganz schön weit in den Süden verschlagen.

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Heute Nachmittag möchte ich das Cosquer-Museum am Hafen besuchen. Auf dem Weg vom Hostel Hostel zum Hafen genehmige ich mir aber erstmal im Altstadtviertel Panier einen lokalen Pastis bei dem sommerlichen Herbstwetter.
Das Cosquer Mediterranée zeigt einen Nachbau der Cosquer-Unterwasserhöhle mit prähistorischen Höhlenmalereien. Während der Eiszeit lag der Eingang zur höhle 80 m über dem Meeresspiegel und versank beim Ende der Eiszeit im Meer. Da die Höhle nach dem Eingang ansteigt, liegt die höhergelegenen Teile im Trockenen. 1985 entdeckte der Taucher Henri Cosquer den Eingang zur Höhle. Mit dem steigenden Meeresspiegel sind die noch erhaltenen Malereien oberhalb des Meeresspiegels von der Überschwemmung und damit ihrer Zerstörung bedroht.
Das Museum hat erst 2022 aufgemacht und existierte somit bei meinem letzten Besuch in Marseille 2021 (https://www.drehscheibe-online.de/foren/read.php?030,10538737) noch nicht.

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Die Nachbildung der Höhle ist faszinierend detailgetreu und aufwändig, was sich auch am Eintrittspreis wiederspiegelt. Im Gegensatz zu anderen Höhlen mit Höhlenmalereien kann Cosquer mit Darstellungen von Robben und Riesenalken (Pinguinen) aufwarten. Als Besucher fährt man in einem Wagen wie durch eine Geisterbahn. Ich bin mir sicher, dass die Technik dafür bei einem Hersteller von ebensolchen gekauft wurde. Innen ist Fotografierverbot und außerdem wäre es auch sehr dunkel zum Fotografieren.
Gegenüber ist die Kathedrale von Marseille aus dem 19. Jh.

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Den Sonnenuntergang betrachte ich am Hafen.

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Dies war mein vorerst letzter Abend in Marseille. Morgen werde ich sehr viele Kilometer machen.

Tag 6: Marseille – Madrid – León

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Heute Morgen muss ich früh los, habe es aber zum Glück nicht weit zum Bahnhof. Ich habe nämlich ein Ticket für den AVE nach Madrid. Heute Abend will ich in León sein, um mich mit Thomas zu treffen. Leser meiner früheren Berichte kennen ihn bereits.
Kurz vor 8 Uhr bin ich am Gleis meines AVE.

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Bei meiner Fahrt von Lyon nach Barcelona Anfang 2022 fuhr der AVE noch als Kooperationszug mit der SNCF. Nach dem Ende der Kooperation existierte die Verbindung in der ersten Jahreshälfte 2023 bis zur Zulassung der RENFE in Frankreich nicht. Somit habe ich mit meiner Reiseplanung ziemliches Glück, dass die Verbindung wieder existiert.
Viele los ist noch nicht, bis zu zur Fahrt über die Grenze wird es sich aber gut füllen. Auch innerfranzösische Reisende nutzen den Zug, da RENFE ziemlich günstige Tickets anbietet. Bei dem Füllungsgrad ab Marseille sich nicht nur als Kampfpreis sinnvoll zur Auslastungssteigerung.

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Am Nachbargleis steht der wenig später abfahrenden TGV nach Frankfurt. Dies ist also vermutlich sowohl der interantionaslte Bahnsteig des Bahnhofs als auch die internationalste Viertelstunde.

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Bei Orgon überquere wir die Durance.

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Die gleichen Felsen habe ich hier zwei Tage zuvor auf dem Weg von Marseille nach Avignon auf Bild 70 aus kürzerer Entfernung passiert.

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Bei Avignon wird die Rhône überquert.

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Beim Etang de Salses zwischen Narbonne und Perpignan ist Spanien schon nicht mehr weit. Hier war ich 2021 mit Thomas ein Wochenende lang unterwegs ( https://www.drehscheibe-online.de/foren/read.php?030,10534479 ).

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Schon nach dem Grenztunnel durch die Pyrenäen entsteht dieses Bild.

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Bei Tarragona kommt die Strecke und auch in diesem Urlaub ein letztes Mal dem Mittelmeer ganz nahe. Dort war ich 2022 bei Thomas zu Besuch ( https://www.drehscheibe-online.de/foren/read.php?030,10621212 ).

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Hinter Camp de Tarragona liegt ein großer Petrochemiestandort von Repsol.

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Danach durchquert die Strecke die Berge …

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… und passiert kurz darauf Montblanc. Auch dort war ich 2022 zu Fuß und im Regionalverkehr unterwegs ( https://www.drehscheibe-online.de/foren/read.php?030,10640570 ).

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Keine zweieinhalb Stunden später kommt mein AVE in Madrid Puerto de Atocha an.

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Zeit für eine verspätete Mittagspause: Wie schon 2022 mit Thomas hole ich mir ein Boacadillo mit frittierten Calamares gegenüber des Bahnhofs, das uns seine Bekannte aus Madrid empfohlen hatte. Auf der Baguettetasche, die ich immer noch besitze, wird es ganz bescheiden als bestes Bocadillo de Calamares von Madrid bezeichnet.

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Bei den Bahngesellschaften am Bahnhof ist seit meinem letzten besuch eine neue dazu gekommen: Iryo, Tochter von Trenitalia. Wenn ich jetzt noch wüsste, welche Form das Logo darstellen soll …

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Mit der S-Bahn wechsle ich den Bahnhof nach Chamartín.

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Dort wird gebaut an was auch immer.

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Durch die Pfeiler kommt ein Ouigo Espana aus dem erst ein Jahr zu vor eröffneten Fernverkehrstunnel aus Richtung Puerto de Atocha. Dort kann jedoch aktuell noch nicht gehalten werden.

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Chamartín würde ich als markant beschreiben, jedoch nicht direkt als schön.

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Die restliche Stunde verbummele ich bei einem Bierchen auf der Terasse der Bahnhofsbar. Dan muss ich zu meinem Alvia. Dieser verkehrt als umspurbarer Treibwagen der Baureihe 121 von CAF und Alstom und ist die erste neue Baureihe für mich in diesem Urlaub.

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Kurz nach Madrid wird die Sierra de Guardarrama gequert.

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Danach passieren wir Segovia. Da war ich mal 2008 mit der Familie, aber wäre auch mal wieder einen Besuch wert.

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Nach Palencia auf der Fahrt durch die kastilische Hochebene geht die Sonne unter.

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Bei der Ankunft im Tunnelbahnhof León ist hier richtige Rushhour mit meinem Alvia Richtung Ponferrada rechts und dem nach Asturien links.

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Nach 13 Stunden und gut 1.500 habe ich damit die mit Abstand längste Etappe des Urlaubs geschafft. Hier treffe ich mich mit Thomas, der schon einige Stunden vor mir aus Tarragona angekommen ist, jedoch mit dem Alvia über die Nordroute via Pamplona und Burgos. In Leon werden wir zwei Nächte bleiben. Wohin wir dann weiterfahren, könnt ich euch bei meinem Titel wahrscheinlich schon denken.

Mit dem Freundschaftspass zum Pajares-Pass (3/15)

Tobs, Region Köln/Bonn, Samstag, 25.05.2024, 10:23 (vor 561 Tagen) @ Bahne aus Leidenschaft

Hallo Eric,

wieder mal ein sehr gelungener und schöner Bericht - Danke für´s Mitnehmen. :)
(Wenn natürlich auch die Beiträge über Céline wohl kaum zu toppen sind. -;))

Eine Anmerkung und eine Frage:

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Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass man ungenutzte Bahnstrecken einfach zu verkommen lässt, statt sie umzuwidmen (z. B. als Rad- und/oder Fuß-/Wanderweg).

Dafür, dass diese Strecke schon seit Jahren ungenutzt zu sein scheint, ist sie zumindest - meines Erachtens nach - gut in Schuss. Auch der "Kompromiss" sie jetzt als Weg zu nutzen, und später ggf. für den (Güter-)Verkehr zu reaktivieren, ist kaum von der Hand zu weisen.

Bei den Bahngesellschaften am Bahnhof ist seit meinem letzten besuch eine neue dazu gekommen: Iryo, Tochter von Trenitalia. Wenn ich jetzt noch wüsste, welche Form das Logo darstellen soll …

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Gibt es in der Gegend irgendeine Insel? Sieht - für mich - weniger wie eine Provinz aus, hat aber bestimmt irgendeinen regionalen Bezug, mutmaßlich eher spanisch als italienisch. Dennoch habe ich - rein - auf Grund der Form irgendwie zunächst an Zypern gedacht, was dann spätestens auf den zweiten Blick unpassend ist.

Mit dem Freundschaftspass zum Pajares-Pass (3/15)

delphi_02, Montag, 27.05.2024, 18:22 (vor 559 Tagen) @ Tobs

Das Logo ist vermutlich eine stilisierte und um 90 ° gedrehte Darstellung der spanischen Levante

https://de.wikipedia.org/wiki/Levante_(Spanien)

Iryo-Logo

Norddeich, Montag, 27.05.2024, 17:27 (vor 559 Tagen) @ Bahne aus Leidenschaft
bearbeitet von Norddeich, Montag, 27.05.2024, 17:31

Bei den Bahngesellschaften am Bahnhof ist seit meinem letzten besuch eine neue dazu gekommen: Iryo, Tochter von Trenitalia. Wenn ich jetzt noch wüsste, welche Form das Logo darstellen soll …

Für mich sieht das wie ein rotes Tuch im Wind aus, insbesondere bei den älteren Logoversionen: [image]

Iryo : nouvelle marque de Trenitalia en Espagne

Iryo-Logo

Bahne aus Leidenschaft, Montag, 27.05.2024, 22:10 (vor 559 Tagen) @ Norddeich

Ach Gott, darauf wäre ich nicht gekommen. In der Version sieht es aber sehr danach aus.

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