Vive Lyon! Von Traboules, Bouchons und Mâchons - 4/11 (Reiseberichte)

Bahne aus Leidenschaft, Samstag, 02.09.2023, 11:52 (vor 837 Tagen)

Willkommen zurück zu Teil 4 meines Lyon-Reiseberichtes! Hier geht es zu den vorhergehenden Teilen:

Teil 1: https://www.ice-treff.de/index.php?id=684925
Teil 2: https://www.ice-treff.de/index.php?id=685060
Teil 3: https://www.ice-treff.de/index.php?id=685249

Nachdem ich die vielen Besuche und meine erste Prüfung im Oktober schadlos überstanden habe, nutze ich in diesem Teil die Allerheiligenferien für eine kleine Rundreise über Marseille, Nîmes, die Cevennen und Paris.
Los geht es am Freitagmorgen ausnahmsweise nicht in Part-Dieu sondern in Perrache. Für die Fahrt nach Marseille habe ich einen Ouigo gebucht, der nicht in Part-Dieu abfährt. Der Nachteil an der Sache ist, dass ich einmal quer durch die Stadt muss anstatt des kurzen Weges nach Part-Dieu.
Perrache ist aber noch das geringere Übel. Viele Ouigo aus Paris halten in Lyon am Flughafenbahnhof Saint-Exupéry. Passt man bei der Buchung nicht auf, geht dann ein großer Teil des gesparten Geldes wieder für den unverschämt teuren Rhônexpress vom Flughafen in die Stadt drauf.
Da dies meine erste Fahrt mit einem Ouigo ist, bin ich ein bisschen gespannt. Als Fazit kann ich sagen, dass ich wieder Ouigo fahren würde. Der Komfort ist eingeschränkt, aber auch nicht so viel schlimmer als im normalen TGV Duplex. Auf das kleine Bistro im TGV kann ich bei den kurzen Fahrzeiten auch gut verzichten.
Blöd ist die fehlenden Durchbuchbarkeit bei Nahverkehrsvor- und -nachlauf, aber daran hakt es bei der SNCF leider generell. Aufpassen sollte man vor allem, dass man auch wirklich eine Fahrt zum gewünschten Bahnhof bucht und nicht in einen Vorortbahnhof wie Marne-la-Vallée oder Lyon Flughafen.
Schon kurz nach 9 Uhr morgens komme ich in Marseille an. Mein Ouigo nach der Ankunft in Marseille Saint-Charles:

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Leider ist kein gutes Wetter für Marseille gemeldet. Bei meiner Ankunft regnet es gerade, weshalb ich erstmal noch einen Tee in der Lounge trinke, bis der Regen endet.

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Vor dem Bahnhof bietet sich ein weiter Ausblick über Marseille bis zur Wallfahrtskirche Notre-Dame.

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Da es wieder regnet besichtige ich als Regenprogramm das kostenlose Museum für Stadtgeschichte. Starexponate sind die Reste von Schiffen die hier bei Bauarbeiten im verlandeten antiken Hafenbecken gefunden wurden.

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Dann endet der Regen und ich beschließe, eine Bootsfahrt in die Bucht zu machen. Die Schiffe fahren das berühmte Château d’If und die Frioul-Inseln an. Leider kann das Château d’If heute wegen schwerer See nicht angefahren werden. Im Hafen merkt man von nichts von hohem Wellengang. Hier verlassen wie den Hafen:

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Somit sehe ich das Château nur im Vorbeifahren. Wie unschwer zu erkennen ist, ist hier außerhalb des Hafenbeckens tatsächlich raue See mit hohem Wellengang.

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Das Château d’If wurde bekannt als Gefängnis des Grafen von Monte-Cristo, der in dem Roman von Alexandre Dumas von hier nach jahrelanger Haft ausbrechen kann.
Außer mir ist noch eine Schulklasse mit Gepäck auf dem Boot. Während ich mit steigendem Wellengang das Außendeck verlasse und rein gehe, bleiben einige von ihnen draußen. Über zwei Mädels bricht dann eine Welle und eine Kerl verliert seine Kopfhörer. Vom Kapitän bekommen sie dafür einen gehörigen Anschiss.
Den Aufenthalt auf der Insel nutze ich für eine kleine Wanderung durch die Felsenlandschaft, Calanques.

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Leider fängt es unterwegs kräftig an zu regen. Naja, es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung.

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Links sieht man das Château d’If. Marseille im Hintergrund erkennt man vor lauter Regen kaum.

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Bis ich wieder auf dem Boot bin, bin ich trotz Regenkleidung naß bis auf die Knochen. Zurück im Hostel bin ich erstmal für längere Zeit damit beschäftigt, mich trocken zu bekommen. Zum Glück kann ich mir einen Fön ausleihen.
Abends am Hafen denke ich erst, ich sehe ein besonders schönes Abendrot, aber als es einfach nicht verschwinden will bekomme ich starke Zweifel und einen Verdacht. Morgen wird er sich bestätigen.

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Zum Abendessen gibt es standesgemäß die Marseiller Fischsuppe Bouillabaise.

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Am nächsten Morgen ist zum Glück besseres Wetter. Direkt am Morgen steige ich den Hügel hinauf zu Notre-Dame.

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Von hier oben hat man einen Rundumblick auf Marseille und Bucht. Auf dem zweiten Bild sieht man das Frioul-Archipel, wo ich gestern nass geworden bin.

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Wieder unten am alten Hafen komme ich am Fischmarkt vorbei.

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Bei bestem Wetter komme ich zum Bahnhof Saint-Charles. Hier nochmal die gleichen Bilder wie gestern bei blauem Himmel:

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Mein heutiges Tagesziel Nîmes ist nicht besonders weit entfernt. Ich habe aber einen kleinen Umweg vor. Statt mit einem der direkten IC oder TER fahre ich erstmal an der Côte Bleue entlang. Als TER nach Miramas steht ein X72500 bereit, für mich eine Premiere.

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Über die Bucht fällt der Blick zurück auf Marseille.

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Danach wird es industrieller. Hier im Westen Marseilles sind große Hafenanlagen und eine Raffinerie. Mein Verdacht zu dem komischen Abendrot von gestern Abend bestätigt sich hier. Die Raffinerie hat eine große Fackel, die im Dunkeln vermutlich bis Marseille zu sehen ist. Bei Martigues führt die Strecke über eine große Drehbrücke, während die parallele Straße eine Hochbrücke hat.

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Nach Martigues fahren wir an einem See mit rötlicher Farbe entlang.

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Nach nicht ganz eineinhalb Stunden ist Miramas erreicht.

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Von hier nehme ich einen sehr vollen TER, der über die Hauptstrecke aus Merseille kommt. Wie die TER an dem Wochenende im September mit Thomas ist es wieder ein AGC der Region Okzitanien in wenig fotogenem Zustand. Der Bahnhof Nîmes nimmt am römischen Amphitheater der Stadt Vorbild.

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Hier das Original. Besichtigen werde ich es nicht. 2007 war ich schon mal mit der Familie in Nîmes und im Amphitheater und dieses Mal ist eine sehr lange Schlange am Schalter. Wie ich später erfahre, ist heute (31. Oktober) auf mittelfristige Zeit der letzte Öffnungstag wegen eines Betreiberwechsels zum Monatswechsel.

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Auch der gut erhaltene römische Tempel, die Maison Carrée, ist wegen Sanierrung geschlossen.

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Dann schaue ich mir ebnen was anderes an. Ein wenig über der Stadt auf einem Hügel steht die Tour Magne, ein Rest der römischen Stadtmauer.

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Von oben bietet sich eine schöne Aussicht über die Stadt Richtung Meer.

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Unterhalb des Turms liegt ein Quelltopf mit römischem Quellheiligtum.

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Am Rand der römischen Stadt findet sich für mich als Abkömmling einer Klempnerfamilie ein absolutes Highlight: das römische Wasserschloss. Hier kam der Aquädukt, der über den berühmten Pont du Gard wenige Kilometer nordöstlich der Stadt führt, an und wurde in mehrere Wasserleitungen verteilt.

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Zum Abendessen gibt es gegenüber der Arena Gardianne de Taureau, Stiergulasch.

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In Nîmes habe ich nicht ohne Hintergedanken übernachtet. Von hier starte ich am Morgen von Allerheiligen mit der Cevennebahn nach Norden. Dieser AGC der Region Auvergne wird mich in den nächsten 5 h nach Clermont-Ferrand befördern.

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Bald nach Nîmes wird die Strecke landschaftlich interessant, richtig spannend wird es aber erst nach Alés. Nach etwa einer Stude kommt mit dem Viaduc de Chamborigaud das erste Highlight.

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Die Strecke gewinnt stetig weitere Höhenmeter in die Cevennen hinein. Kurz nach Villefort überqueren wir den gleichnamigen Stausee.

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Wie man am zweisprachigen Bahnhofsschild von Langogne erkennen kann, bin ich in Okzitanien unterwegs.

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Hier sind wir schon im Tal des Allier, dem die Strecke für den Großteil der restlichen Strecke folgen wird. Vor Langogne führt die Strecke auch für einige Kilometer durch das meines Wissens einzige französische Festlanddépartement ohne planmäßige Personenzughalte. Leider wird dieses sehr sehenswerte Département, abgesehen von Museumsstrecken, nur an den Rändern von Bahnstrecken tangiert. Neben der Cevennebahn ohne Halt in der Ardéche ganz im Südwesten gibt es nur die rechte Rhônestrecke ohne Personenverkehr ganz im Osten. Tournon-sur-Rhône, wo Chris und ich im letzten Teil mit dem Zug waren, liegt zwar in Ardèche der Bahnhof auf der anderen Flussseite in Tain-l’Hermitage dagegen nicht mehr.
Hier kommt ein erstes Bild des Allier:

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Bald wird die Schlucht tiefer und enger. Gerne wäre ich auch an einem der Unterwegshalte ausgestiegen, verzichte wegen des überschaubaren Fahrplans.

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Der Zug kriecht hier in quälend langsamer Geschwindigkeit durch die Schlucht. Für mich ist das natürlich super zum Rausschauen, aber wer soll sich das als „normaler“Fahrgast antun? Dafür ist der Zug aber überraschend gut gefüllt. Viele Fahrgäste fahren die komplette Strecke durch.
Kurz vor diesem Bild haben wir in Monistrol-d’Allier gehalten. Hier bin ich schon mal 2018 durchgekommen, aber zu Fuß auf dem Jakobsweg.

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Ein paar Minuten später passieren wir ohne Halt Saint-Arcons-d’Allier.

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Als nächstes passieren wir die Burg von Domeyrat.

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Kurz vor Clermont-Ferrand ist der Puy-de-Dôme zu sehen. Da war ich mal 2010 mit der Familie droben. Damals war gerade das Zeitfenster, als man zu Fuß hoch wandern musste, weil die Straße schon gesperrt war zum Bau der Zahnradbahn, aber diese noch nicht fertig.

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Hier mache ich einen Schnitt. Im nächsten Teil werde ich kurz Clermont-Ferrand erkunden und dann nach Norden mit zwei Unterbrechungen bis Paris weiterfahren.


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