Die Flucht in die Geborgenheit (m. 2 B.) (Reiseberichte)

J-C, Da, wo ich grad gedanklich nicht bin., Mittwoch, 16.12.2020, 14:29 (vor 1199 Tagen)
bearbeitet von J-C, Mittwoch, 16.12.2020, 14:34

Wien, 15. November 2020 13:30, am Institut der Uni

Beim Massentest ist eine Person, die in meinem Heim wohnt, positiv getestet worden. Sie muss die Zeit bis Weihnachten in Quarantäne verbringen...

Ich nahm an einer Studie teil zum Thema Kartographie. 20 Minuten nahm es in Anspruch. Es war eine schöne Zeit. Die Studie sollte Teil einer Doktorarbeit werden, ich bin mir sicher, sie wird großartig. Selbstverständlich trägt man den Mund-Nasenschutz, muss sich beim Eintritt registrieren, hat die Hygienemaßnahmen und den Abstand einzuhalten. Das klappte auch sehr gut. Und es war ein positives Erlebnis. Die 2 Bonuspunkte für die Lehrveranstaltung thematische Kartographie hab ich also drin.

Wien, 17 Uhr. Zu Hause.

Warum müssen PCR-Tests so viel kosten? Warum verdienen sich ausgerechnet jetzt die Labore eine goldene Nase, schrecken Leute ab, die auf Nummer sicher gehen wollen oder vielleicht Weihnachten bei ihrer Familie verbringen im Ausland wollen, aber sich den teuren Test nicht leisten können (er kostet in Wien 120€, die Regierung denkt gar nicht daran, den Preis zu deckeln, die Opposition interessiert's offenbar auch nicht) und deswegen Weihnachten alleine in der kleinen Wohnung verbringen müssen? Wieso wird denen, die in Quarantäne müssen, nicht bestmögliche Unterstützung gewährt? Die Informationen zur Verpflegung lassen die, die keine Freunde oder Verwandte in der Nähe haben, zu Bittstellern werden. Das ist doch nicht in Ordnung!

Endlich! Alles ist gepackt und wenig ist es nicht, meine Tragekapazitäten sind voll ausgeschöpft und so geht es zum letzten Mal in diesem Jahr raus aus der Wohnung, später raus aus Wien und raus aus Österreich, hin zu meiner Familie. Da bereite ich mich wesentlich mehr vor als früher, als Corona noch kein Thema war und eine Reise nach Tschechien alltäglich für mich.

Wien, 17:25, U1 Hauptbahnhof/Südtiroler Platz
151 Todesfälle an einem Tag in Österreich. Und Rudi Anschober findet, dass es nicht auf die paar Wochen ankommt, wenn es um die Impfung geht...
Die U-Bahn war knallvoll. Und der Fahrstuhl war natürlich außer Betrieb. Also rauf auf die volle Rolltreppe. Na ganz toll -.-

Wien 17:50, Wien Hauptbahnhof Bahnsteig 9

Ich bin's einfach nicht gewohnt. Ich ging gegen 10 vor 6 nach oben zum Bahnsteig. Zum Bahnsteig 11/12. Da steht der ICE aus Berlin. Nett. Aber ich sollte den Bahnsteig nebenan ansteuern. Gut, dass ich mir so viel Zeit eingeplant habe.

Also rauf auf Bahnsteig 9. Auf dem Bahnsteig 9 steht drauf, der Zug führe nach Katowice. Aber das tat er laut Fahrplanauskunft und der Beschilderung im Zug nicht, er endet in Bohumin. Na gut, dass ich eh nicht weit muss.

Wien 18:10, EuroCity 100 Moravia
Meine Fahrkarte stimmt, ich habe ordnungsgemäß schon letzte Woche das Einreiseformular abgeschickt. Alles ist gut.
Die Reservierung war wohl das Unnötigste bei nur 3 Fahrgästen - mit mir zusammen gezählt - im Großraumwagen. Noch dazu war der Wagen ein anderer als der, den ich in der grafischen Reservierung in der ČD-App wählte. In den 3 Wagen der zweiten Klasse befanden sich dann insgesamt 16 Fahrgäste, im Bordrestaurant hatten die Kellner im WARS keine Maske. Da sehe ich von einem Besuch des Bordrestaurants dann doch ab.

Grenze Österreich/Tschechien 18:59

Ist es ein Traum, ist es real? So unspektakulär...

Die Grenze nach Tschechien wird überschritten, wenig später die Ansage über die Ankunft. Die Zugbegleiterin sagte als Anschluss den EuroCity nach Prag an. "Planmäßige Abfahrtzeit 19:24". Huh? Es gab doch keine Fahrplanänderung. Abfahrt ist doch immer zur Minute 07!
Breclav, 19:04

Tschechieeeeeeeeeeeen!!! Wie habe ich das vermisst...
Es war natürlich eine Verspätung, so durfte man - und das war wieder so bekannt, so vertraut - den verspäteten EuroCity aus Budapest abwarten.

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Kurz mal auf den Bahnsteig und die Maske gehoben um endlich mal tschechische Luft zu schnuppern. Es ist so surreal...

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Es steht dann noch was aus Österreich rum... so nah und jetzt doch so fern...

Nach 10 Minütiger Verspätung geht es weiter. Vor meinem Ziel packe ich meine Sachen, gehe zur Tür raus... und bin... da.

Während des Lockdowns träumte ich davon, jetzt bin ich endlich da. Es wird etwas Zeit brauchen, dass ich endlich auch mental ankomme...

Aber ich bin da, nicht mehr einsam. Jetzt ist alles, was ich mir wünschte, in Erfüllung gegangen.

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Reisehäppchen für zwischendurch gefällig?
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(Bildquelle: ČD)


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