Wilde Wüste, Wahnsinns-Wodka, Wunderlicher Winter: Kap. 1/4 (Reiseberichte)
Die Renne hatte planmäßig 8 min Aufenthalt in Samarkand. Natürlich warteten wir so lange, bis sie weiterfuhr. Danach waren wir als einzige Menschen auf dem Bahnsteig und hatten Probleme, hier wegzukommen. :D Denn das Ausgangstor war mittlerweile verriegelt. Man stelle sich vor: Wir waren natürlich immer noch übermüdet (in Deutschland war es gerade mal frühmorgens), standen allein auf einem abgesperrten Bahnhof in einer völlig fremden Kultur, und diverse Taxifahrer auf der anderen Seite des Tores buhlten brüllend um unsere Gunst. :D Ein des Englischen mächtiger Usbeke auf der anderen Seite rief: „Wo möchtet ihr hin? Ich bin Touristenführer, ich kann euch hier rausholen.“ Ich war in der Situation nicht eloquent genug, mehr als das Offensichtliche auszusprechen: „Nun, zunächst möchten wir hier raus.“ Er holte tatsächlich jemanden, der das Tor öffnete. „Ich kann euch die Stadt zeigen. Kein Problem, ihr zahlt einfach danach.“ – „Wir möchten gern mit der Tram in die Stadt fahren.“ (Es handelt sich um das einzige Tram-System des Landes.) – „Die Tram fährt nicht“ – „Aber da steht doch eine!“ – „Sie fährt nicht in die Innenstadt. Außerdem sind Bauarbeiten.“ Später stellten wir fest: Er hatte Recht... Letztlich hat er das Gefecht der Taxifahrer gewonnen und fuhr uns zu unserem Hotel. Während der Fahrt zeigte er uns seinen „originalen“ usbekischen Touristenführer-Ausweis. :D
78 Die einzige Tram des Landes bietet auch keine Anbindung an die Innenstadt^^
79 Straßenszene (Die Sekunden-Anzeige der Ampel ist nur Entscheidungshilfe. Wer bei nur noch 5 sek Rot nicht fährt, hört häufiger die Hupe als bei normalem Verkehr :D)
Wir verhandelten um den Preis für die Stadtführung. 60 € für uns beide für den ganzen Tag inkl. Umherfahren fanden wir kein Wahnsinns-Angebot, aber es war ok. Wir willigten ein. Auch wenn Mahmud ein dermaßen ausgefuchstes Schlitzohr war, bin ich v. a. im Nachhinein schon froh, dass wir einen Guide hatten. Denn die Sehenswürdigkeiten in Samarkand liegen durchaus weit auseinander (wir hätten sonst also jedes Mal neu um den Taxi-Preis verhandeln müssen – als Tourist nicht schön^^), und Leute, die Englisch können, sind in Usbekistan schwer zu finden. Für das Mittagessen brachte er uns in ein landestypisches, überhaupt nicht touristisches Restaurant am Stadtrand, wo wir sehr guten Plov aßen. Das ist das usbekische Nationalgericht, ungefähr Reis mit Reis, nochmal Reis, ein paar wenige Früchte obendrauf und – wenn man Glück hat – ein Hauch von Fleisch. Wahrscheinlich fand ich’s so gut, weil wir es erst zum zweiten Mal aßen, aber nachdem wir das Gericht als das einzige genießbare des Landes auserkoren hatten und es auch die nächsten fünf Tage aßen, konnten wir es irgendwann nicht mehr sehen. :D Bloß eine Fahrt mit der Tram gelang uns wegen der Stadtführung nicht.^^ Durchaus schwierig fanden wir es anfangs, unseren Guide wiederzufinden. Denn wir waren immer noch leicht benebelt vom Jetlag & Kulturschock, und diese Asiaten schauen tatsächlich alle ziemlich ähnlich aus. Immer, wenn wir vom Fotografieren zurückkamen, standen da mindestens fünf Asiaten vor uns, und wir rätselten, welcher von ihnen denn unserer war, bis er einen Schritt auf uns zuging.^^ Bald fiel uns zum Glück auf, dass Mahmud anders als die meisten Usbeken keine solch fancy Fellmütze trug und sogar (richtig exotisch^^) Turnschuhe einer westlichen Marke an hatte. Bis zum Nachmittag hatten wir auch sein Gesicht drauf. :D
Samarkand (mit einer guten halben Million EW heute die zweitgrößte Stadt des Landes) liegt an der Alten Seidenstraße und gehört zu den drei wichtigsten Touristen-Zielen in Usbekistan. Im Mittelalter war es als Hauptstadt des Timuridenreiches unter Amir Timur die bedeutendste Stadt Zentralasiens und fast schon Weltstadt. In der Stadt finden sich viele grandiose Relikte aus vergangenen Epochen:
80 Der Gur-Emir-Mausoleum ist die letzte Ruhestätte von Amir Timur
81 Das prächtige Eingangsportal
82 Im Inneren
83 Karger Plov
84 – 85 Die Chidr-Moschee und rechts daneben ein kleineres Mausoleum, …
86 …wo der verehrte ehemalige Diktator Karimov († 2016) beigesetzt ist. Es lagen frische Blumen davor.
87 Blick von dort auf die Bibi-Chanum-Moschee
88 Im Hof der Bibi-Chanum-Moschee
89 In Deutschland: Sonderangebot bei Aldi. In Samarkand: Letzter Basar-Tag vor dem Neujahrsfest. :D
90 – 91 Die prächtigen Mausoleen der Totenstadt Shohizinda
92 Deckenverzierung
93 Das schaut so aus, als würde das rechte Kind das linke verkloppen. :D (Die Schilder scheinen mir exakt die gleichen zu sein wie in Russland.)
94 – 95 Winterdeko mit Kamelen :D
96 Hinterhältiges Orakel -.-
97 Mal wieder Amir Timur (hier in der Rückansicht), auch er wird beschenkt
Die bedeutendste Sehenswürdigkeit in Samarkand hatte ich bisher noch nicht gezeigt. Dies ist der Registan-Platz, an dem sich gleich drei Madrasas (Koran-Schulen) mit prachtvollen Aiwans (Portalen) erheben. Deren älteste, linkerhand, entstand im 15. Jahrhundert, die anderen beiden im 17. Jahrhundert.
Der Zugang zum Platz selbst ist kostenpflichtig. Tickets können in kleinen Boxen beim Haupt-Zugang gekauft werden und gelten den ganzen Tag, hatte uns Mahmud erklärt. Wir gingen am Morgen des zweiten Tages unseres Aufenthaltes dorthin und betraten vom Hotel aus kommend den Platz von der Seite. Die Polizisten, die den Zugang an der Seite bewachten, konnten etwas Englisch, und meinten, sie würden uns das Ticket gleich im Innenhof einer der Madrasas verkaufen. Dort bezahlten wir die umgerechnet 4 € pro Person. Wir erkundeten den Platz und die prächtigen Innenhöfe und gingen dann einmal nach draußen, wo sich ein öffentlich zugängliches Aussichtspodest befindet. Als wir von dort wieder auf den Platz wollten (Eintritt hatten wir doch bezahlt), wurden die Polizisten etwas nervös und schauten, dass wir möglichst unbemerkt reinkamen. Wir fragten uns, wie das ohne Zettelchen mit dem ganztägigen Eintritt funktionieren sollte. Erst in dem Moment wurde uns bewusst, dass wir keinen Eintritt gezahlt hatten, sondern freundlicherweise die Polizisten unterstützt hatten. ;-)
Anbei die Fotos vom wahrscheinlich bekanntesten Architektur-Ensemble Usbekistans:
98 Der Registan mittags
99 – 100 Der Registan morgens
101 Die Ulugʻbek-Madrasa, die älteste am Registan (entstanden 1417 – 1420)
102 Ihr Innenhof
103 Die Sher-Dor-Madrasa (erbaut 1619 – 1636), rechts auf dem Platz
104 – 106 Ihr Innenhof
107 Detailansicht der Tilya-Kori-Madrasa, der mittleren der drei Madrasas auf dem Registan. 1646 – 1660 errichtet ist sie die jüngste.
108 – 109 Und auch hier Bilder vom Innenhof
110 Ihr prächtig vergoldeter Gebetsraum
111 – 112 Der Registan abends
Soweit erstmal für den Einstieg. Demnächst geht es dann weiter aus diesen speziellen Gefilden. ;-)
Solange grüßt
Das Krümelmonster
--
Was Du suchst, ist in Dir. Ansonsten ist es im Kühlschrank. Oder in der Kekspackung. :)
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- Wilde Wüste, Wahnsinns-Wodka, Wunderlicher Winter: Kap. 1/4 -
Krümelmonster,
04.10.2020, 20:33
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Krümelmonster,
04.10.2020, 20:33
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Krümelmonster,
04.10.2020, 20:34
- Wilde Wüste, Wahnsinns-Wodka, Wunderlicher Winter: Kap. 1/4 -
Krümelmonster,
04.10.2020, 20:34
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Alibizugpaar,
04.10.2020, 21:17
- Wilde Wüste, Wahnsinns-Wodka, Wunderlicher Winter: Kap. 1/4 - Krümelmonster, 06.10.2020, 19:32
- Raxmat! - JanZ, 04.10.2020, 21:39
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Alibizugpaar,
04.10.2020, 21:17
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Krümelmonster,
04.10.2020, 20:34
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Krümelmonster,
04.10.2020, 20:34
- WWWWWW -
Sören Heise,
06.10.2020, 21:22
- WWWWWW - Krümelmonster, 08.10.2020, 20:22
- Link zu Kapitel 2 - Krümelmonster, 02.01.2021, 12:11
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Krümelmonster,
04.10.2020, 20:33