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333 Dieser moderne Zug verließ den Startbahnhof mit + 17, ausgerechnet zum einsetzenden Gesang des Muezzins. Seine Reise ins nur gut 300 Straßenkilometer entfernte Bihać wird ob der desolaten Infrastruktur planmäßig fast 8,5 h dauern, tatsächlich wahrscheinlich länger – planmäßige Ankunft nach Mitternacht…
So viel als Einleitung zum Bahnwesen in Bosnien.
Bereits am Vortag hatten wir die Tickets nach Čapljina gekauft, was beim Bahnhofspersonal für etwas Verwirrung sorgte.^^ So sehr mir die Stadt gefallen hat, aber der Bahnhof von Sarajevo war wohl der hässlichste der Reise (Beograd Centar läuft außer Konkurrenz :p). Natürlich haben die beiden Entitäten des Landes ihre eigene Bahngesellschaft, durchgehenden Verbindungen ist das aber nicht hinderlich. ŽFBH, die Bahngesellschaft der Föderation, hat bereits seit geraumer Wagen von Talgo im Fuhrpark, die aber erst seit 2016 eingesetzt werden. Die Loks dazu wurden in Kroatien produziert, wo auch sonst? ;-) Die Züge schaffen theoretisch bis zu 220 km/h – eine Geschwindigkeit, die freilich nirgendwo in Europa südöstlich von Wien erreicht werden kann. Die elektronischen Außenanzeigen waren auf Spanisch, aber da stand auch viel Schmarrn, bei Destino stand z B irgendwas mit Wifi.^^ Theoretisch sind die Züge reservierungspflichtig. Praktisch hatten wir 2.-Klasse-Tickets und reservierte Plätze in Wagen 3 – Wagen 3 war aber 1. Klasse. :D Im Zug ging es recht international zu. Was mich tatsächlich faszinierte, war, dass das Rauchverbot im Zug eingehalten wurde. Auf dem Deckenbildschirm war noch das Logo von Renfe. :D Es gab auch einen Bar-Wagen, dort war aber kein Mensch vom Personal. :D Das verrückteste jedoch war, dass für den Fahrgastwechsel immer nur eine einzige Tür freigegeben wurde. :D
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334 Wunderschöner Bahnhof
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335 Bahnhofshalle von Sarajevo
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336 – 337 Unsere Tickets und Reservierungen
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338 Bosnischer Talgo
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339 Ob hier das Urheberrecht beachtet wurde? :-s
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340 Unser Zug kommt. Man beachte das Männchen an der Lok, das einfach zu faul war von der Abstellanlage zum Bahnsteig zu laufen. :D Hier wurde einfach nur ein fertiger Zug in Fahrtrichtung bereit gestellt, ohne Richtungswechsel oder sonstige Rangiermanöver. :p
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341 Des Gefährtes Innenleben
Unsere Fahrt startete mit 13 min Verspätung. Das ist auch ein Hinweis auf den Zustand des bosnischen Bahnwesens. Selbst in Serbien sind die Züge wenigstens am Startbahnhof pünktlich. In Bosnien war jeder Fahrplan von Anfang an Makulatur. Zunächst zuckelten wir lt. Anzeige mit 40 – 50 km/h durchs ländliche Bosnien. Als es bergab ging, fing der Zug an leicht zu beschleunigen: nun wurden 54 km/h angezeigt.^^ Bald erreichten wir die spektakuläre Bergstrecke. Im Licht des späten Nachmittags gelangen durch die Glasscheiben leider nicht allzu tolle Bilder. Vor Konjić folgte eine herrliche Abfahrt. Als wir langsam eine Stelle mit schöner Aussicht passierten, rief ein junger deutscher Tourist in pikiertem Tonfall: „Der hätte ja ruhig mal kurz stehen bleiben können, damit man die Aussicht genießen kann.“ Klar, am besten neun Mal, damit jeder Wagen was davon hat. Gut, es waren nicht alle Wagen besetzt (man wollte ja nicht zu weit weg von der einzigen Tür sein :D), aber weil die Stelle recht zugewachsen war, hätte man mehrmals pro Wagen halten müssen… Bloß der Typ hatte das ernst gemeint! Irgendwie war die Panoramastrecke kürzer als erhofft. Bald kreuzten wir die Wege des Gegenzuges in Konjić, wo nicht wenige Einheimische zustiegen. Dann führte die Strecke entlang an einem großen Stausee und schließlich in der Dämmerung durchs Tal der Neretva. Dort schaffte die Schildkröte unvorstellbarerweise 101 km/h! In Mostar fand viel Fahrgastwechsel statt, zahlreiche europäische Touristen stiegen aus, dafür kamen viele Lateinamerikaner dazu. Der deutsche Tourist fragte extra bei uns nochmal nach, ob das hier Mostar ist, er war bestimmt ganz verwirrt, dass wir sitzen blieben. :p Am dritten und letzten Zwischenhalt in Žitomislići hingegen fand kaum Fahrgastwechsel statt. Vor den Halten machte der Zub tatsächlich kurze Ansagen auf Bosnisch. Unser Wagen hatte konstant ca. 60 % Auslastung, da er am nächsten an der Tür war, würde ich daraus aber nicht auf die Auslastung des gesamten Zuges schließen. ;-) Pünktlich zur planmäßigen Ankunftszeit gingen die Bildschirme über dem Gang aus (sie hatten vorher einen Spielfilm gezeigt), und auf der Anzeige wechselte die Zugnummer. Dass wir eine halbe Stunde Verspätung hatten, war Wurscht.^^ Čapljina wurde mit + 27 erreicht, planmäßig dauert die 160 km weite Fahrt knapp 2½ h. Mit einer planmäßigen Durchschnittsgeschwindigkeit von knapp 72 km/h war das die zweitschnellste Fahrt seit Przemyśl. ;-) Weiter über die kroatische Grenze geht es seit Ende 2013 nicht mehr im PV. Ein paar Jahre später hat Bosnien ja jeglichen grenzüberschreitenden PV eingestellt – daher unsere Einreise per Bus.
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342 Bosnisches Landleben
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343 – 346 Über die Brücken der spektakulären Bergstrecke ging es hinab nach Konjić
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347 – 348 Abends im Tal der Neretva
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349 Bahnhof Čapljina
Ich dachte vorher, es könne ja nicht so schwer sein, hier ein Taxi zur Grenze zu finden. Deshalb fragte ich gleich den ersten Fahrer. Er telefonierte und meinte, in ca. 15 min kommt jemand für uns, das würde 15 Mark kosten. Als nach über 30 min keiner kam und in der Zwischenzeit auch keine anderen Taxis zu sehen waren, fragte ich mal beim Busbahnhof, dort sprach man zum Glück Englisch. Es gab nur einen Minibus, die Dame konnte nicht reservieren, weil sie nicht wusste, ob er noch Plätze frei hat. Etwas später kam der besagte Minibus, wir stürzten uns auf ihn mit Gebrüll. Es war noch genug frei. Der Bus kostete auch nur 6 Mark für beide zusammen für eine 20 min lange internationale Fahrt.^^ Ich versuchte, im dunklen Bus meinen Koffer nach hinten zu bewegen, irgendwie klappte das nicht. Als ich es geschafft hatte und selber durchwollte, schmerzte es an meinem Bein. Seitdem ist mein Koffer noch lädierter, und meine Hosennaht hat ein Loch.^^ Für die Einreise in die EU wurden wieder nur die Pässe vorgereicht. Niemand musste aussteigen, es wurde nicht mal das Licht im Bus angeknipst.^^ Das Hotel hatte schon auf uns gewartet. Just nachdem wir die kroatische Grenze passiert hatten, rief mich die Rezeption an, zum Glück nicht früher.^^ Es war ein durchaus gutes Hotel im kroatischen Grenzort Metković nahe der Mündung der Neretva, wo es natürlich nichts zu sehen gab.
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Was Du suchst, ist in Dir. Ansonsten ist es im Kühlschrank. Oder in der Kekspackung. :)
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