Russenerlebnisse, Kap. 3: Widrige Russenrückreise (T1) (Reiseberichte)

Krümelmonster, München, Dienstag, 31.03.2020, 19:27 (vor 2085 Tagen)

Hallo liebes Forum ;-)

Was bisher geschah: Klick mich ;-)
Nun also die Rückreise.

Da ich ja nicht nur neue Bahnstrecken sammle, sondern in erster Linie Länder, wollte ich auch Weißrussland nicht auslassen.
Dieser Bericht enthält durchaus viele Fotos aus Weißrussland, wohl mehr als ich aus einem anderen Land an dieser Stelle zeigen würde. Denn Fotos aus Weißrussland sieht man nicht alle Tage. In Weißrussland ist es verboten, so ziemlich alles zu fotografieren, das gilt für Bahnhöfe natürlich im Besonderen. Bitte verzeiht daher die nicht immer optimale fotografische Qualität oder gelegentliche Finger auf dem Bild (das Handy war neu und noch entsprechend ungewohnt) und seid froh, dass ihr die Bilder überhaupt sehen könnt und ich nicht ins Gulag gesteckt wurde.
Falls ich mich in nächster Zeit nicht mehr melde, hat mich wohl der KGB geschnappt. :-/

Problematisch ist bereits die Reiseroute nach Weißrussland. Denn an der russisch-weißrussischen Grenze gibt es keine Kontrollen. Das heißt, es stempelt auch niemand die Visa. Als Ausländer darf man diese Grenze theoretisch also nicht überqueren. In der Praxis sollen die Weißrussen das Thema zwar nicht ganz so eng sehen wie die Russen, aber mit mauen Russisch-Kenntnissen wollte ich das ganze nicht ausprobieren. Es braucht ja bloß die Situation zu entstehen, dass ein Beamte irgendwo im Land mir was Schlechtes möchte (selbst wenn es nicht berechtigt ist), dann hat er auf Grundlage einer illegalen Einreise ziemlich viele Möglichkeiten dazu. Die Grenze im Flugzeug zu überqueren, ist übrigens auch keine Lösung, da die Flüge nach Weißrussland in Russland ab den Inlandsterminals starten – selbes Problem also wie bei der Einreise auf dem Landweg. Bleibt nur, „außen rum“ zu fahren: über Lettland oder die Ukraine. Beides ist ziemlich teuer.
Ich wählte die südliche Variante über die Ukraine.

Ebenfalls absichtlich kompliziert ist die Visa-Vergabe: Ein Touristenvisum für Weißrussland bekommt man grundsätzlich nur, wenn man die ganze Reise über eine weißrussische Agentur laufen lässt. Oder eine Bestätigung des Hotels im Original samt Unterschrift vorweisen kann (es wird explizit erwähnt, dass eine Bestätigung von booking.com nicht ausreicht). Über eine Agentur wird das ganze reichlich teuer. Für Russland ist es gang und gäbe, dass darauf spezialisierte Agenturen in Deutschland eine Einladung für ein Touristenvisum ausstellen (bei einigen geht das sogar ohne Aufpreis zum Visum), für Weißrussland hingegen ist das nicht möglich. Ohne Kooperation mit einer weißrussischen Agentur geht eben nur ein Transitvisum. Das gilt zwei Tage. Nicht 48 h, sondern zwei Kalendertage.

Eines schönen Sommerabends machte ich mich also auf zum Kursker Bahnhof in der Russenhauptstadt. Mein Zug bestand nur aus mickrigen 10 Wagen – zumindest hing hinter der Lok die Nummer 10, vielleicht hatten die Kurswagen nach Krementschug und Sumy ja abweichende Nummern. Alle Wagen wurden von der ukrainischen Bahn gestellt. Es gibt generell kaum Züge zwischen den beiden Ländern, und zwar aus politischen Gründen. Russland ist nach wie vor der wichtigste Wirtschaftspartner der Ukraine und Heimat der meisten Exil-Ukrainer. Das gefällt den Politikern in Kiew natürlich nicht, man möchte die Zusammenarbeit mit dem Kriegsgegner möglichst gering halten. Deshalb schickt man möglichst wenig Züge dahin (UZ schickt nur ca zehn tägliche Zugpaare pro Tag nach Russland). Die Russen hingegen haben Interesse, die Ukraine wirtschaftlich auszubluten. Außerdem wollen erheblich mehr Ukrainer in ihr Nachbarland (oder zurück) als Russen. Die Russen können es sich deshalb erlauben, gar keine Züge in die Ukraine zu schicken. Offiziell begründet wird das mit Angst vor Vandalismus-Handlungen (die es während der Euromaidan-Proteste an russischem Wagenmaterial tatsächlich gab, heute wirkt das aber wie ein vorgeschobener Grund). Lediglich ein einziges russisches Zugpaar durch die Ukraine gibt es, ich glaube es fährt nicht einmal täglich: Transnistrien ist eben doch zu wichtig, um die Ukrainer zu ärgern. ;-) Noch mehr: Es gibt auch keine Flüge zwischen den beiden Ländern. Das ist mittlerweile das Geschäftsmodell von Belavia. ;-) Zumindest für russische Staatsbürger, ukrainische Staatsbürger stehen wohl vor demselben Problem wie ich. Aeroflot fliegt selbst bei Flügen nach Istanbul (!) außen um die Ukraine herum. Daher vermute ich, dass russische Airlines generell keine Überflugrechte für die Ukraine haben. Russland lässt sich Überflugrechte ja üppig bezahlen, anders rum müsste es also eher klappen. Dann regelt eben das Angebot die Nachfrage: Von Moskau nach Charkow liegt der reguläre Preis bei über 100 € im Kupé (4er-Abteil, die mittlere der drei Komfort-Kategorien). Man bedenke, dass das nach damaligem Stand gut 40 % eines durchschnittlichen ukrainischen Monatseinkommens war. Für die Züge ist eine Online-Buchung bei der RŽD nicht möglich, da die Züge nicht von der RŽD betrieben werden. Bei der UZ ist eine Online-Buchung möglich, wenn man das Ticket an einem ukrainischen Schalter abholt – finde den Fehler… Für einen Kauf am Schalter hielt ich meine Russisch-Kenntnisse nicht für gut genug, deshalb kamen beim Kauf über eine einschlägige Agentur nochmal mittlere zweistellige Zuschläge dazu.
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1 Der Kursker Bahnhof am Abend
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2 Die Haupthalle des Kursker Bahnhofs. Zugang ist beliebig oft möglich, auch ohne Fahrkarte, aber nur mit kurzer Sicherheitskontrolle.
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3 Die kyrillische Version der Abfahrtstafel zeigt die russischen Namen. In der lateinischen Variante hingegen stand dort tatsächlich der ukrainische Name Kharkiv – hätte ich nicht erwartet!

Der große Nachteil, wenn man unten schläft, ist eben, dass man nicht selbst entscheiden kann, wann man schlafen geht. Denn wenn die Mitreisenden noch putzmunter auf dem Bett sitzen, wo man selber gerade liegen möchte, ist das suboptimal.^^
Am nächsten Morgen stand ich relativ knapp vor Erreichen des Grenzbahnhofs auf und schaffte es nicht mehr rechtzeitig vor Erreichen des Bahnhofs zum WC, das während des Aufenthaltes auf Bahnhöfen stets verschlossen ist. Deshalb präsentierte ich mich dem russischen Zoll reichlich zerknautscht.^^ In Belgorod stand der Zug 60 min für die russische Grenzkontrolle. Während der Zeit wurde auch von der russischen auf eine ukrainische Lok gewechselt. Man durfte während der Zeit nicht einmal das Abteil verlassen… Der russische Zoll war nicht groß um Freundlichkeit bemüht, hat mir aber nichts abgenommen. Ich glaube, zu mir waren sie etwas freundlicher als zu den Ukrainern...
Ausgerechnet auf dem grenzüberschreitenden Abschnitt lief jemand durch den Zug und verkaufte Krimskrams. :D Vor der Grenze wurde nur gehupt, zwar ein bisschen runtergebremst, aber dahinter nicht wieder beschleunigt. Laut Openrailwaymap lässt der ukrainische Abschnitt überwiegend 120 km/h zu. Die Grenze ist „nur“ durch einen kleinen Stacheldrahtzaun erkennbar. Nachdem der Zug Charkow, die zweitgrößte Stadt der Ukraine, erreicht hatte, fand die ukrainische Grenzkontrolle direkt im Zug statt, bevor man aussteigen durfte. In meinem Abteil waren zwei junge Männer mit ukrainischem Pass und ein älterer Herr mit russischem Pass (sie schienen sich nicht zu kennen, aber trotzdem war keinerlei Feindseligkeit zwischen ihnen erkennbar), letzterer wurde gleich herausgezogen und woanders gesondert kontrolliert. Selbst die Zöllner sprach nicht die Amtssprache der Ukraine. :D Sie hatten sogar ein Wauzi dabei und präsentierten es stolz, indem es bestimmt 5 x durch den ganzen Wagen und zurück latschen musste...^^ Ich dachte erst, mit meinem Pass gäbe es ein Problem, weil die Beamten ihn ewig lange begutachtet haben. Ich meinte dann, schaun se mal, ich war mit dem Ding schon mal in der Ukraine. Sie: „Ja, wissen wir. Aber wir sehen solche Pässe so selten.“ Dann blätterten sie weiterhin fasziniert meinen Pass durch. :D Fragen zu meinem Reiseverlauf gab es interessanterweise überhaupt keine. Man hat sich zwar über mein weißrussisches Visum gewundert, aber nicht nachgefragt. Ich hätte eher erwartet, dass die Ukrainer fragen: „Warum kommst du erst nach Russland, dann zu uns, dann zu den Weißrussen? Bist du ein Spion?“ Letztlich war die Grenzkontrolle nicht anders als an einer anderen ukrainischen Außengrenze – außer vielleicht für den Herrn mit russischem Pass, das kann ich nicht wissen. Zwar war der Zug mit – 6 eingetroffen, aber erst eine halbe Stunde später durfte ich aussteigen. Ich ging runter in die Unterführung und wurde dort nochmal von einem Polizisten angesprochen, der kurz meinen Pass kontrollierte. Am Ende wünschte er mir „Good Luck“. :D
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4 Die Russenlok…
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5 …zieht ukrainische Wagen
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6 Foto vom Gang
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7 Angekommen in Charkow
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8 Der Bahnhof von Charkow leider ziemlich überbelichtet
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9 Blick von der Brücke auf den Bahnhof
Eine interessante Eigenschaft der Tram Charkow: Haltestellen sind nicht immer gekennzeichnet. Mir ist die Menge Leute, die einfach am Straßenrand gewartet haben, aufgefallen, und ich hab gefragt, ob hier die Haltestelle ist. Ist sie. Hatte mich schon gewundert, dass der Weg zur Haltestelle so weit ist. Wahrscheinlich bin ich an dreien vorbei gelatscht... :D Die Trams sind innen teilweise noch auf Tschechisch beschriftet. Der Streckenzustand ist ähnlich desolat wie in Lemberg, teilweise denkt man, man ist auf einem Schiff bei rauer See.
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10 Blaue Tatra
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11 Rote Tatra
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12 Tatra vor Kirche
Gibt es eigentlich noch irgendwo eine Region in Europa, wo im täglichen Umgang miteinander absolut jeder eine Sprache spricht, die nicht Amtssprache ist? Russisch ist weder auf regionaler noch auf lokaler Ebene offiziell. Ukrainisch habe ich den ganzen Tag über in Charkow genau einmal gehört: in den automatischen Ansagen in der Metro. Diese Ansagen sind tatsächlich einsprachig, die Beschriftungen sogar auf Ukrainisch & Englisch, aber nicht auf Russisch. Es gibt Taktfrequenzen von über 6 min (in Moskau ist 4 – 5 min spätabends das Seltenste). Wenn die Fahrzeuge in Moskau antiquiert sind, sind sie hier vorsintflutlich. Aber genauso proppenvoll... -.-
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13 – 14 Metro-Station Botanitschnyj Sad (natürlich sind die Stationsnamen auf Ukrainisch)
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15 Der Takt! :-O
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16 Sieht bequemer aus als es ist (nämlich ungefähr so bequem wie eine Holzbank^^)
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17 Gedränge an der Station Istoritschnyj Musej
Charkow ist nicht spektakulär. Wahrzeichen der Stadt ist der gigantische Freiheitsplatz (der hieß schon immer so), einer der größten Plätze der Welt. Z. B. auf Wikipedia ist er als Luftbild gut erkennbar, doch wenn man da unten lang läuft, kommt einem das eher vor wie ein Park. Das riesige Ensemble nimmt man gar nicht so als solches war, es ist einfach zu weitläufig. Dort gab es ein Protestcamp gegen den Krieg, der nur zwei Zugstunden entfernt ist. Keine 200 km entfernt liegen Slowjansk und Kramatorsk, manchen noch bekannt als Orte eines anhaltenden Krieges, über den in unseren Medien fast gar nicht mehr berichtet wird, gut 300 km sind es bis Donezk, einst drittgrößte Stadt des Landes, heute liegen weite Teile von ihr in Schutt und Asche... Es herrscht keine offensichtliche Armut, doch man merkt, der Wohlstand ist hier noch nicht angekommen... So sah ich der Metro einen Mann, der ein T-Shirt trug mit der Aufschrift „Schulten Gebäudereinigung“. Die Firma kommt aus Remscheid. Wahrscheinlich ist das Shirt bei uns im Aktkleidercontainer gelandet oder wurde gespendet...
Nun zu angenehmeren Eindrücken:
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18 Die prächtige Mariä-Verkündigungs-Kathedrale
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19 Unabhängigkeitsdenkmal
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20 Wer sich über militärische Erziehung der Kinder aufregt, möge sich mal das hier geben…
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21 So hässlich, dass es schon wieder faszinierend ist…
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22 Da ist der Blick in die andere Richtung doch deutlich schöner
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23 Patriotismus wird zur Schau gestellt, auch wenn hier alle Russisch sprechen
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24 – 25 Kleines Protestcamp gegen den Krieg. Allzu auffällig wollte ich aber nicht stehen bleiben zum Fotografieren, deshalb ist leider ein Finger ins Bild gerutscht.
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26 Ein kleiner Ausschnitt vom riesigen Freiheitsplatz in Charkow. Ist das etwa noch eine Pionierparade?
Abends war ich noch im Gorki-Park, dort war mir irgendwie unwohl. Ich setzte mich für einige Minuten in den Schatten und wusch mein Gesicht mit kaltem Wasser, danach ging es wieder. Ich führte es darauf zurück, dass ich, während ich auf die Tram gewartet hatte, fast eine Viertelstunde bei 30 ° in der prallen Sonne saß. Jetzt war ja alles wieder ok, ich dachte mir nichts dabei… Ob es die beste Idee war, danach mit einer Seilbahn zu fahren?^^ Zum Abendessen war ich in einem Shopping Center am nördlichen Stadtrand, ich wollte mir mal die Station mit dem Namen „Helden der Arbeit“ anschauen – passend zum heutigen Fronleichnam, von dem ich profitieren konnte. :p
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27 Talstation der Seilbahn
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28 Blick auf die Hochhäuser
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29 Die Strecke ist lang
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30 Tatra am Abend ist erquickend und labend
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31 Metro-Station Herojiw Pratsi (Helden der Arbeit)
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32 Der Bahnhof am Abend
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33 Blick von der Brücke Richtung Bahnsteige (selbe Perspektive wie am Morgen)

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Russenerlebnisse, Kap. 3: Widrige Russenrückreise (T2)

Krümelmonster, München, Dienstag, 31.03.2020, 19:28 (vor 2085 Tagen) @ Krümelmonster

Morgens wachte ich auf und fühlte mich irgendwie unwohl. So wie am Vorabend im Gorki-Park, bloß schlimmer. Mit meinem Programm blieb mir allerdings nichts anderes übrig, als erstmal in den Zug nach Kiew zu steigen – alle anderen Züge waren angeblich ausgebucht. Der koreanische Triebwagen schafft die über 450 km in die Hauptstadt in gut 4,5 h. Zu Beginn der Fahrt fühlte ich mich immer schlechter. Als irgendwann mein Bauch grummelte, meinte ich hastig zum Typen neben mir: „Извините! Ich muss hier raus!“. Er schaute mich entsprechend verwundert an, ich hastete zum WC und stürzte mich auf das mit dem grünen Licht. Später lernte ich: grün = besetzt, rot = kaputt, farblos = frei. Kann man sich auch nicht ausdenken. :D Da ich beim grünen Licht eben erfolglos war, blieb mir nichts anderes übrig, als den Bereich direkt neben der Zug-Tür zu dekorieren. (Falls jemand Restaurant-Tipps für Charkow braucht: Ich kenne nur einen Schuppen, den ich nicht empfehlen kann! ;-) ) An dieser Stelle möchte ich nochmal die phänomenale Hilfsbereitschaft des Zugpersonals hervorheben! Sie kümmerten sich äußerst fürsorglich um mich, versorgten mich mit Wasser & Kohletabletten und stellten sicher, dass es mir langsam besser ging, auch wenn sie kaum besser Englisch sprachen als ich Russisch. Eine eigene Putzfrau im Zug (liebe DB, schau her, das ist mal ein Premiumprodukt!) konnte die gröbsten Spuren beseitigen. Zurück am Platz ließ der Sitzabstand leider sehr zu wünschen übrig, zumindest wenn man groß ist, sich nicht gut fühlt und eigentlich schlafen will. Die 2-3-Bestuhlung machte die Sache nicht besser. Auf den Bildschirmen über dem Gang wurden kurze Filme (Infotainment oder für Kinder) abwechselnd mit Werbespots gezeigt. Oben in der Mitte die aktuelle Geschwindigkeit, rechts daneben die Außentemperatur, ganz rechts Datum & Uhrzeit. Die erste Ansage kam immer bereits ca. 10 min vor dem Halt, etwas ausführlicher auf Ukrainisch, die wichtigsten Infos auch auf Englisch. Alle Ansagen vom Zub, nicht automatisch. Müßig zu erwähnen, dass es keine russischen Ansagen gab.^^ In der Ukraine gibt es keine klare Sprachgrenze wie in Belgien oder der Schweiz, sondern je weiter man Richtung Osten oder Richtung Schwarzes Meer kommt und je größer die jeweilige Stadt ist, desto höher ist der Anteil an Russischsprachigen. Der Osten ist komplett russischsprachig. Der erste Zwischenhalt erfolgte erst nach anderthalb Stunden in Poltawa (ab dort Richtung Westen beginnt langsam der Übergang von russischer zu ukrainischer Sprache), der nächste eine knappe Stunde später in Mirhorod, von dort sprintete der Zug fast 2 h nonstop bis Darnytsja (Kiew-Ost), schließlich noch 14 min bis Kiew. Die Geschwindigkeit war sehr unterschiedlich: An schnelle Strecken mit über 120 km/h schlossen sich manchmal Bahnhofsdurchfahrten mit 40 km/h an. Also der Zug war eigentlich fast permanent am Beschleunigen oder Abbremsen – unschön, wenn man eh Probleme mit dem Magen hat...^^ Die Bildschirme bestätigten, dass die Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h durchaus über längere Abschnitte gehalten wurde. Die Ankunft in Darnytsja war mit + 4 :-O, in Kiew mit + 2.
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34 IC+
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35 – 36 Bilder von einem anderen IC+ in Kiew
Ich fühlte mich einfach nur mies und total schlapp, wollte aber noch herausfinden, ob ich abends für den internationalen Zug, der nicht mehr auf ukrainischem Gebiet hält, vorab am Gleis sein müsste (lt. Tripadvisor nämlich schon). Zunächst hatte kein Schalter geöffnet, die tatsächlichen Öffnungszeiten schienen relativ unabhängig von den angeschriebenen Pausenzeiten zu sein. Nachdem ich mein Gepäck abgegeben hatte, war ein Schalter geöffnet, und zu meinem Glück stand vor mir jemand mit einem deutschen Namen auf der Kreditkarte – erleichtert ließ ich ihn das Fragen übernehmen (er sprach erheblich besser Russisch^^) und erfuhr, dass ich 30 min vor Abfahrt da sein müsste. Ich war sehr froh, dass ich mich in Kiew auskannte und ein Hotel mit englischsprachigem Personal keine 10 min Fußweg vom Bahnhof wusste. Für ein Tageszimmer bis 18 Uhr zahlte ich den halben Preis, also glorreiche 13 €. :D Dort schlief ich mich erstmal aus.
Danach ging es mir zwar nicht gut, aber besser als vorher.^^ Ich fuhr mit der Breitspur-Tatra (das hatte beim letzten Mal nicht geklappt) und stellte fest, dass auch das Netz in Kiew in einem völlig desolaten Zustand ist. Ob des allgemeinen Chaos auf der Straße (ich vermute irgendwo einen Tram-Unfall) endete die Fahrt nach Ewigkeiten Stillstand plötzlich mitten auf einer Kreuzung, die Türen öffneten sich und alle stiegen aus. :D Da es noch nicht dunkel war, blieben die Fontänen am Maidan leider aus. Das Banner mit der Aufschrift „Freedom is our Religion“ war nun weg, der Wiederaufbau des Hauses dahinter (rechts auf Bild 39, mit ein paar Gerüsten) fast abgeschlossen.
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37 Tram Kiew
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38 – 39 Am Maidan
Ich war zwar trotzdem eine Stunde vorher am Bahnhof, aber bis ca. 20 min vor Abfahrt stand noch nicht mal das Gleis fest… -.- Bereits am Zugang zum Bahnsteig erfolgte eine Passkontrolle. Der Zug hatte sogar eigene Wagen für die Strecke. Für Premium-Züge gibt es sowas öfter mal, Kiew – Odessa habe ich auch schon gesehen. Die junge Provodniza trug zu meiner Verwunderung eine ukrainische Uniform, dabei wurde der Zug doch von der weißrussischen Bahn betrieben… :-s Sie war sogar um Freundlichkeit bemüht und konnte etwas Englisch. :-O Vor Einstieg gab es nochmal eine Passkontrolle (das ist normal, auch bei inländischen Strecken, zum Abgleich mit der bei Buchung angegebenen Passnummer), und die Provodniza kontrollierte auch gleich, ob ich ein weißrussisches Visum hatte. Im Gang lief laut russische Musik... War bestimmt Propaganda von Lukaschenko, Shazam kannte es zumindest nicht. Zur Abfahrtszeit passierte erstmal gar nichts, irgendwann kam noch der ukrainische Zoll durch. Er bat mich bloß, meinen Rucksack zu öffnen, und schaute dann, dass mein Notizblock leer war. Mein wirklich großer Koffer wurde hingegen überhaupt kontrolliert... :D Wegen der späten Gleisbekanntgabe und langen Zollkontrolle fuhr der Zug letztlich mit + 25 ab – und das im sonst so pünktlichen Breitspurland. Trotzdem war er lt. Google Zeitachse bereits mit – 2 in Tschernihiw, dort wurde auf Diesellok gewechselt. Da es mir immer noch nicht gut ging, konnte ich wenigstens durchschlafen.^^
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40 Kostenpflichtige (!) WCs am Hbf Kiew. Nicht dass ich mit etwas Besserem gerechnet hätte, die kostenfreien hatten bloß gerade Pause^^
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41 – 42 Auf geht’s in die letzte Diktatur Europas (Liechtenstein zählt nicht, zu klein :p) [Hier scherzte ich noch, das sollte mir bald vergehen]
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43 Bild vom Gang
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44 Der Fahrplan

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Russenerlebnisse, Kap. 3: Widrige Russenrückreise (T3)

Krümelmonster, München, Dienstag, 31.03.2020, 19:28 (vor 2085 Tagen) @ Krümelmonster

Nachts um drei, wirklich fit bin ich immer noch nicht. Die Provodniza – nun in weißrussischer Uniform – geht durch, weckt alle und sagt, in 15 min ist die weißrussische Grenzkontrolle. Mit – 5 ging’s über die Grenze. Der Sheriff poltert ins Abteil, herrscht mich rüde an: „Was willst du in Weißrussland!?“ Ich antworte in meinem meisterhaften Russisch (andere Sprachen wurden ja nicht gesprochen): „Ein Tag Minsk. Zweiter Tag Brest.“ Sheriff sagt grimmig, dass das nicht geht, mit einem Transitvisum müsse ich das Land so schnell wie möglich verlassen. Ich sagte: „Nein, das Visum gilt zwei Tage.“ Er erzählt mir irgendwas, was ich nicht verstanden habe, und schaut mich fragend an. Ich wusste nichts anderes zu antworten als: „Нет“ Der Sheriff geht weg. Ich dachte: ‚Scheiße, was passiert jetzt!?‘
Nun kam der Zoll-Mensch (der einzige entspannte Offizielle, den ich während meines Aufenthaltes in dem Land erlebt habe), ich sollte meinen Koffer aufmachen. Oben drauf lag die Schmutzwäsche, damit durfte ich meinen Koffer gleich wieder zumachen. :D Dann folgte eine grimmige Pass-Kontrolleurin. Immerhin stellte sie mir keine inquisitiven Fragen. Stattdessen hielt sie jede verdammte Seite von meinem Pass gegens Licht und prüfte mit einer Lupe die Wasserzeichen. Das werden die Botschafts-Menschen sicherlich schon gemacht haben, als sie das Visum da eingeklebt haben, aber egal. Sie war ungelogen fast 10 min mit meinem Pass beschäftigt! In meinem Abteil war noch eine ältere Frau, die, so wie ich das verstanden habe, sowohl einen ukrainischen Pass als auch einen weißrussischen Pass hatte – ihre Kontrolle hat keine 2 min gedauert. Das ganze Prozedere diente einzig dazu, mir zu zeigen, wie willkommen ich in dem Land bin. Wenn die Weißrussen Touristen so wenig mögen, sollen sie halt wie Saudi-Arabien gar keine Visa ausstellen. Schlussendlich klatschte Frau Finster mir mit Krawumms den belorussischen Stempel in den Pass. Übrigens: Wer per Flugzeug aus Mitteleuropa einreist, darf fünf Tage visafrei im Land bleiben, dies wurde mittlerweile sogar auf 30 Tage ausgedehnt – was auch immer da der Hintergrund ist. Nach Abschluss der Kontrolle und Eintreffen des Gegenzuges verließen wir den Grenzbahnhof mit – 2. Ich schlief wieder durch und verpasste sogar den gut halbstündigen Aufenthalt in Gomel, der zweitgrößten Stadt des Landes, komplett.
Bei der Einfahrt in Minsk fotografierte ich aus dem Abteilfenster, die Frau in meinem Abteil sagte nichts – ich weiß nicht, ob das ein gutes oder schlechtes Zeichen war. In Weißrussland darf man halt ungefähr nichts fotografieren. Die Ankunft in der Drehscheibe des Diktators war auf die Minute pünktlich. Minsk hat ein sehr modernes Bahnhofsgebäude, die Beschilderung ist komplett auf Weißrussisch & Englisch, ebenso die Ansagen. Ich brachte mein Gepäck ins nahe Hotel, richtig nobel ins Hampton by Hilton (es war das einzige Hotel halbwegs in Bahnhofsnähe, wo in den Bewertungen stand, dass Englisch gesprochen wird^^), mit gut 60 € gehörte es auf jeden Fall zu meinen teureren Übernachtungen. Interessant war auch die Bestätigung von booking.com, auf der stand: „Sie zahlen in der Landeswährung: US$“. Abgebucht wurde von meiner Kreditkarte aber in Weißrussischen Rubeln. Bei MTS wurde sogar Englisch gesprochen. :-O Eine SIM-Karte bekam dort ich für sagenhafte 1,30 € – galt zwar nur zwei Tage, aber mit einem Transitvisum reicht das ja.^^ In Osteuropa muss man beim Kauf einer SIM-Karte generell den Pass vorzeigen. Wenn der KGB (so heißt der Geheimdienst des Landes bis heute offiziell!) prüft, was ich mit dieser Karte gemacht habe, darf ich da nie wieder ausreisen. Allein deshalb kann ich nie wieder nach Weißrussland reisen! :D Wenn man beim Fotografieren erwischt wird und Glück hat, wird – solange man keinen Widerstand leistet – nur die komplette Speicherkarte gelöscht. Ebenfalls im rechtlichen Rahmen ist aber auch die Konfiszierung der Kamera bzw. des Handys. Was passiert, wenn die Staatsgewalt feststellt, dass man die Bilder verschickt hat, weiß ich nicht – wahrscheinlich wandert man dann direkt ins Gulag…
Heute, um knapp zwei Jahre Reiseerfahrung reicher, würde ich mich in Weißrussland gewiss auch anders verhalten. Aber so seht ihr wenigstens die Bilder. ;-)
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45 Neubauviertel in Minsk
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46 – 47 Einfahrt in den Bahnhof (ich frage mich bis heute, warum ich an dieser Stelle im Gang offen sichtbar fotografiert habe und v. a. wie das gutgehen konnte…^^)
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48 Angekommen. Das Prozedere, dass die ziehende Diesellok von einer E-Lok weggeschleppt wird, war mir bis dahin noch nirgendwo untergekommen. Flirts gibt’s hier übrigens auch, links im Bild.
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49 Der Bahnhof wirkt sehr modern. Wer investiert dort?
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50 Russenlok mit weißrussischen Wagen
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51 Das moderne Bahnhofsgebäude
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52 Blick von der Seite auf die Bahnsteige
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53 Sowjet-Architektur par excellence auf dem Bahnhofsvorplatz
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54 Obus
Die Stimmung in Minsk wirkte allgemein etwas gespannt. Klar, die Ukrainer sind etwas südländischer drauf, aber selbst das Riesenmolloch Moskau war lockerer. In anderen Ländern als Weißrussland sieht man öfter Menschen lachen… Die Altstadt von Minsk ist ein bisschen nett. Sonst ist die Stadt jetzt auch nicht völlig hässlich, aber definitiv grau & gesichtslos. Morgens hatte ich mich noch nicht getraut, am Lenin-Platz (dem größten Platz der Stadt, offiziell heißt er angeblich schon längst anders, aber sogar die Metro-Station trägt noch den alten Namen) auffällig zu fotografieren. Abends fragte ich dort den grimmigen Sheriff, ob ich fotografieren dürfte. Er begann erstmal, mir irgendwas zu erzählen, was ich nicht verstand. Ich unterbrach ihn: „Да? Нет?» Er, noch grimmiger: „Да» Und laberte weiter. Ich habe mein Foto gemacht und ihn einfach stehen lassen :D Vergleichbar rüde Behandlung durch Offizielle erlebte ich in Weißrussland regelmäßig – man will halt in Ruhe Diktatur machen und nicht von Touristen dabei gestört werden… Auch viel mehr „normale“ Leute als anderswo waren genervt, dass ich kaum Russisch konnte. Apropos Sprachen: Gesprochenes Weißrussisch habe ich nur in den automatischen Ansagen im Bahnhof und in der Metro gehört. Wobei ich mich irren könnte, zumindest vom Klang her scheint es näher an Russisch dran zu sein, als es Ukrainisch ist. Allerdings waren sämtliche offizielle Beschilderungen in der Stadt mindestens zweisprachig, teils auch nur auf Weißrussisch. Geschrieben kann man es leicht auseinander halten, da die unbetonten Os, die auf Russisch als kurzes A gesprochen werden, auf Weißrussisch gleich als A geschrieben werden. Zudem verwenden die Weißrussen teilweise einen anderen Buchstaben fürs i.
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55 Das Denkmal am Lenin-Platz
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56 – 59 Der Lenin-Platz
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60 Der Monolog des Offiziellen führte immerhin zu einem Ergebnis…
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61 Blick über den Leninplatz
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62 Szenerie am Unabhängigkeitsboulevard
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63 Was zum Geier!? :D
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64 Hier „störte“ ich das Fotoshooting eines Hochzeitspaares (nun ja, ich war zuerst da). Ich hoffe inständig, dass, sollte ich mal heiraten, meine Fotos vor einer schöneren Kulisse entstehen…
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65 Hässliche Architektur am Fluss
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66 Die Altstadt sieht ja tatsächlich ganz nett aus
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67 Man nehme das Innere einer evangelischen Kirche und gestalte es orthodox :D
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68 Das Rathaus
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69 Es war Schwedentag, daher der hohe Besuch mit den Elchen. Weißrussen können es nicht gewesen sein, denn sie sangen auf Englisch :p
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70 Engels-Straße. Sozialistisches Erbe ist in Weißrussland allgegenwärtig.
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71 – 72 Der Palast der Republik
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73 Lt. Google das Haus der Offiziere. Rechts daneben das passende Vehikel…
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74 – 75 Der Siegesplatz (gefeiert wird der Sieg über die Faschisten)
Lt. Tripadvisor war erst zwei Wochen zuvor das Foto-Verbot in der Metro aufgehoben worden. Ich fragte sicherheitshalber nochmal nach. Im Nachhinein finde ich, dass das nicht mutig, sondern schon dumm war – wenn ein Sheriff gekommen wäre, hätte ich dem nicht erzählen brauchen, der da oben hat’s aber erlaubt, bzw wenn doch wäre es egal gewesen. Und ich glaube, die Sheriffs sind dort noch weniger zimperlich als in Russland… Die Beschilderung ist auf der einen Seite auf Weißrussisch, auf der anderen auf Russisch. Anders als in Petersburg/Moskau/Kiew, aber ähnlich wie in Charkow waren die Stationen sehr nah an der Oberfläche. Sa Abend 18 Uhr war die Taktfrequenz ca. 4 – 5 min. Die Ansagen waren auf Weißrussisch und Englisch mit (weiß-)russischem Akzent. An einer Station folgte nach der Ansage etwas wahrscheinlich Russisches, das wie Werbung klang – könnte natürlich auch Propaganda sein. ;-)
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76 – 77 Zug der Metro Minsk
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78 – 79 Metro-Station Siegesplatz
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80 Die Beschriftung auf der einen Seite auf Russisch…
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81 …und auf der anderen Seite auf Weißrussisch
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82 Metro-Station Oktjabrskaja (ich richte mich mal nach der Sprache, die alle hier sprechen). Ich gehe davon aus, dass mit dem Namen nach wie vor die Oktoberrevolution gemeint ist.
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83 Die Inschriften dort
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84 – 85 Hammer und Sichel an der Station Leninplatz
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86 Die Nase ist so kahl. Ob es Glück bringt, wenn man ihm an die Nase packt? Kommt wahrscheinlich darauf an, wie man „Glück“ definiert… :-s Wahrscheinlich wird man dafür selbst gepackt.
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87 Akku-Obus aus einheimischer Produktion. Übrigens: 2014 übernahm Stadler Rail das Trolleybusgeschäft von Belkommunmasch.
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88 Ich bekam ein schickes Zimmer im 9. Stock mit Blick Richtung Bahnhof (schön) und Stadt (nicht schön). Leider hatte ich wenig davon, denn ich ging gleich schlafen.

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Was Du suchst, ist in Dir. Ansonsten ist es im Kühlschrank. Oder in der Kekspackung. :)

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Russenerlebnisse, Kap. 3: Widrige Russenrückreise (T4)

Krümelmonster, München, Dienstag, 31.03.2020, 19:29 (vor 2085 Tagen) @ Krümelmonster

Als ich aufwachte, merkte ich, dass es mir schon wieder nicht gut ging. Diesmal war nicht der Magen das Problem, sondern ein Organ weiter. -.- Dabei hatte ich mir am letzten Abend mit Rücksicht auf meinen Magen nur eine Pizza in einem Einkaufszentrum geholt… Ich fühlte mich wieder total schlecht, überlegte ernsthaft weiterzuschlafen und später nach Brest zu fahren, hatte aber Angst, dass der Fahrkartenkauf ohne ausreichende Sprachkenntnisse meinerseits & ohne Kooperationsbereitschaft auf der anderen Seite nicht erfolgreich sein würde. Letztlich checkte ich wie geplant aus und nahm den gebuchten Zug um 6:50 Uhr. Eine russische Lok zog weißrussische Wagen von Moskau nach Brest. Erst seit Ende 2018 werden auch an der russisch-weißrussischen Grenze bei fast allen Zügen die Loks gewechselt. Der Provodnik war erwartungsgemäß einer von der weniger herzlichen Sorte, eher so Militär. Ich wollte einmal Platzkartnyj fahren, im Nachhinein war es an diesem Tag natürlich keine gute Wahl. Platzkartnyj ist der rollende Schlafsaal: links sind Betten quer zur Fahrtrichtung, quasi wie Abteile, aber ohne Tür, rechts sind Betten entlang des Ganges längs zur Fahrtrichtung, alles als Stockbetten (je zwei übereinander). Morgens schliefen manche noch in ihrem Bettzeug, sie waren wohl aus Moskau gekommen. Aber irgendeiner raschelte bzw. wuselte immer rum, ruhig war es nie… Der Typ im Bett gegenüber von mir ließ bestimmt fünf Mal laut sein Telefon klingeln und es störte ihn nicht, dass ich ihn jedes Mal böse anschaute. Ich weiß gar nicht mehr, ob ich überhaupt Bettwäsche bekommen habe, ich glaube ich hatte nur eine Matratze. Der Preis wäre online bei der BČ ca. 4,20 € gewesen, leider hatte ich meiner buchenden Agentur gesagt, dass ich auch diese Fahrt brauche, und der Agentur-Mensch meinte: „Nur die komplizierten Sachen soll ich Ihnen besorgen? Nee, mach ich nicht! Ich besorge Ihnen alles!“ Ich habe keine Aufstellung bekommen, für welche Fahrt er wie viel „Bearbeitungsgebühr“ genommen hat, am Ende waren es für die vier Tickets 120 € oder 150 € reine „Bearbeitungsgebühr“. Laut Openrailway ist auf der Strecke, sobald man den Großraum Minsk verlassen hat, eine Geschwindigkeit von 120 km/h möglich, hinter Baranowitschy sind sogar 140 km/h drin. Nach 1:45 h gab es den einzigen Zwischenhalt eben in Baranowitschy, von dort noch 2 h bis Brest. Ich wollte kurz aussteigen (4 min Halt), habe aber mega Anschiss vom Provodnik bekommen. Kurz darauf hat er mich angefaucht, das Benutzen der Matratze ist verboten (im Schlafwagen!), dann habe ich von den Mitreisenden gegenüber auch noch Mecker bekommen, weil ich lag, obwohl die Betten über mir nun belegt waren. Dabei sagten die Leute über mir, dass sie gar nicht unten sitzen wollten, für sie war es in in Ordnung. Ich fühlte mich im Laufe der Fahrt immer schlechter. Ich möchte bitte: A Dieses Land verlassen. Und B Wieder einen vollumfänglich funktionsfähigen Verdauungstrakt... Die Ankunft war pünktlich, bloß hatte man beim Abbremsen den Eindruck, wir würden mit einem anderen Zug zusammenprallen, mehrere Reisende fielen hin.
Ich gab meinen Koffer ab und ging zu einer Apotheke, die sonntags geöffnet hatte. Vorher schaute ich schnell noch, wie der Flotte Otto auf Russisch heißt. Die Apothekenfrau laberte mich voll. Ich: ¯\_(ツ)_/¯. Apothekenfrau: „Du sprichst kein Russisch, oder?“ Ich: „Wenig…“ Apothekenfrau: „Was sprichst du dann?“ Ich: „Englisch? Deutsch?“ Sie: „Also Polnisch hätte ich noch gekonnt, aber sowas nicht!“ Naja, auch nicht besser… Auf jeden Fall habe ich irgendwann kapiert, dass sie mir zwei Mittel gegeben hat: das eine für normalerweise, das andere, wenn es besonders schlecht ist. Zu einem mehr oder weniger symbolischen Betrag. Ich ging raus und dachte: ‚Ich Fuchs – ich nehme gleich beide auf einmal!‘ Naja. Ich hatte schon fuchsigere Ideen. Es hat mich aber wirklich ganz weit weg gebeamt. Ich musste mich hinsetzen und mich mit beiden Händen am Bordstein festhalten… Da sah ich ein, dass die Sache heute wieder ziemlich zwecklos war, und suchte ein Hotel. Dazu ging ich zunächst zum Bahnhof, dort hatte ich irgendwelche Schilder gesehen. Die Beschilderung übrigens wieder komplett auf Weißrussisch und Englisch. Ich fand aber nichts Genaueres. Dann irrte dann durch die Stadt, um nach einer guten Stunde (davon knapp die Hälfte am Bahnhof) schließlich ein Hotel zu finden – und als ich am Nachmittag raus ging, entdeckte ich: es war genau gegenüber der Apotheke… Die Besitzerin sprach zum Glück Englisch. Ich fragte nach einem Tageszimmer, so etwas hatte sie nicht. Sie sagte, ich könne bis 12 Uhr am nächsten Tag bleiben. Es war mittags halb eins… Ich sagte, ich brauche nur ein Zimmer bis 18 Uhr, um Mitternacht läuft mein Visum aus, um viertel vor zehn abends fährt eh mein Zug. Sie sagte, Tageszimmer gibt’s nicht, ich müsste den regulären Preis bezahlen. Mit nicht ganz 30 € war es sicher erschwinglich, aber trotzdem unverständlich. Das Hotel war schlecht ausgelastet. Aber sie sah halt, dass ich mich kaum auf den Beinen halten konnte. Kapitalismus: kann sie! Ich zahlte notgedrungen und ging schlafen. Bisher hatte ich eigentlich immer einen Schweinemagen (außer im Arabischen Raum), aber diesmal hat mich das Glück verlassen. :-/
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89 Die Russenlok…
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90 …zieht weißrussische Wagen
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91 Rollender Schlafsaal
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92 Raffiniert: Dieser Tisch lässt sich so umklappen, dass er die Liegefläche des Bettes komplettiert.
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93 Bahnhof Brest aus Richtung Westen
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94 Hier fährt etwas weg
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95 Da kommt etwas Neues
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96 Schwups, da ist es
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97 Bahnhofsgebäude aus Richtung Osten
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98 – 99 Auf dem mittleren Gleis wird gerade wieder ein Zug bereitgestellt. Dort war ich angekommen.
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100 – 102 Blick von der Brücke Richtung Nordwesten auf den Bahnhof
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103 Von der Brücke in die andere Richtung
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104 Diesel-„Elektritschka“
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105 Diesellok
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106 – 107 E-Lok
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108 Das westliche Gleisvorfeld

Nachmittags wollte ich wenigstens ein bisschen was von der Stadt sehen, zudem wenn ich die ganze Zeit geschlafen hätte, wäre es im Nachtzug ziemlich langweilig geworden.^^ Am liebsten wäre ich überhaupt nicht Bus gefahren (bis dato gab es kein Land, wo ich mich aufgehalten habe, aber weder Bus noch Minibus noch PKW gefahren bin – inzwischen erfüllen wenigstens der Vatikan und Monaco diese Kriterien :D), aber dafür fühlte ich mich nicht gut genug. Weißrussland war in so einigen Disziplinen eh schon einzigartig, allerdings nirgendwo in positiver Hinsicht.^^ Die Ansagen im Bus waren auf Weißrussisch und teilweise – wie in Minsk – gefolgt von etwas, das ich anfangs für Werbung hielt. Bis dabei plötzlich die russischen Worte "deutsche Kanzlerin Merkel" fielen, den Rest hab ich leider nicht verstanden. Vielleicht doch Propaganda? Irgendwie hatte ich Angst, dass ich irgendwann aufwachte und vom KGB gefoltert wurde… Ich fuhr zur Heldenfestung. Sachlich historisch betrachtet war die zwar gar nicht so heldenhaft, aber sowas ist in Weißrussland egal. Die gigantischen Statuen waren schon imposant, aber sonst gab es offenbar nur Museen in Schabracken. Da alles nur auf Russisch ausgeschildert war, verzichtete ich auf einen Museumsbesuch. Zurück in der Innenstadt fing es, just als ich das Lenin-Denkmal passierte, an zu regnen – erst zum zweiten Mal auf der Reise (das erste Mal war am letzten Nachmittag der Kreuzfahrt folgenlos^^). Ich ging dann nochmal ins Hotel, und aus Frust über den vollen Preis für einen Viertel Tag ging ich ausgiebig duschen. :p Dann nochmal in die Hauptfußgängerzone, dort war zwar nicht ganz wenig los, aber auch hier fiel auf, dass die Leute alle irgendwie wenig entspannt wirkten.
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109 – 110 Gigantische Skulpturen an der Heldenfestung Brest
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111 Du schon wieder…
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112 Am Rande der Innenstadt
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113 Obus
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114 Sowjet-Straße
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115 Eine offenkundig neue Kirche
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116 – 117 Die Fußgängerzone war immerhin nicht ganz so leer, wie man es anhand dieser Fotos vermuten würde
Offensichtlich gibt es keine Möglichkeit zu erkennen, ob ein RŽD-Zug Verspätung hat, außer direkt im Bahnhof zu schauen. Bei einer kleinen Verspätung hätte ich nochmal schlafen können. Aber bei einer größeren Verspätung hätte ich einen anderen Weg finden müssen, das Land zu verlassen. Um Mitternacht musste ich raus sein, egal wie. Der Grenzübergang ist für Fußgänger nicht geöffnet, man kann sich höchstens jemanden suchen, der einen mitnimmt. Um 8 Uhr checkte ich aus und begab mich zum Bahnhof. Ich holte meinen Koffer und wollte herausfinden, wo die Zollkontrolle war. Vor dem Zollsaal war der internationale Fahrkartenschalter. Ich versuchte nachzufragen, wann der Zollsaal geöffnet wird. Nachdem ich es geschafft, den Damen begreiflich zu machen, dass ich bereits eine Fahrkarte nach Berlin hatte, schafften sie es, mir begreiflich zu machen, dass die Zollkontrolle im Zug stattfindet. Allerdings hat jener nur 8 min Aufenthalt in Brest, und der Zoll darf doch unmöglich nach Polen fahren. :-s Ein Mehrschienengleis habe ich nicht entdeckt, es gab entweder nur Breitspur oder nur Normalspur. Die Ansagen hier waren nun überwiegend Russisch, manchmal auch Weißrussisch (die Wörter für „Minute“ unterscheiden sich, so kann man es leicht erkennen). In Minsk gab es keine russischen Ansagen… Muss man nicht verstehen.^^ Kurz vor Eintreffen meines Zuges erschien eine riesige Horde Zoll auf dem Bahnsteig, sodass ich das Fotografieren einstellen musste. Der Provodnik (immerhin im internationalen Zug nach Berlin) konnte standesgemäß kein Wort Englisch oder Deutsch. In Schrittgeschwindigkeit ging es los Richtung Westen. Als wir knapp außerhalb des Bahnhofs standen (die letzten Wagen konnten wenn dann nicht weit weg vom Bahnsteig sein, ich war ganz vorne), zischte und ruckelte es von unten, kurz darauf dockte vorne eine neue Lok an. Langsam, immerhin etwas schneller als zu Fuß ging es dann Richtung EU. Nun begann die Grenzkontrolle. Das wurde ja immer besser: Der weißrussische Zoll behauptete, das Transitvisum wäre nur für die Fahrt nach Russland gültig. Das ist so ziemlich die einzige Einreisevariante, die nicht geht. Andersrum geht theoretisch auch nicht, praktisch angeblich deutlich entspannter. Alles andere geht selbstverständlich! Ich habe gar nicht groß diskutiert (selbst wenn ich es auf Russisch gekonnt hätte), sondern auf meinem Standpunkt beharrt. Irgendwann hat der Zöllner aufgegeben. Ich wüsste gern, ob er bestochen werden wollte, oder ob er als Staatsmacht möglichst schlecht in Erinnerung bleiben wollte – letzteres wäre gar nicht nötig gewesen. :p Meine größte Angst während der Kontrolle war ja, dass die Zöllner mein Handy begutachten würden… Irgendwann fragte der Provodnik, ob alle ihre Pässe wiederbekommen haben. Die Russen bejahten alle. Ich meinte: „Moment, ich habe meinen Pass nicht wieder!“ Er drehte sich weg und ging. „Danke für nichts!“ Irgendwann gab es doch den Pass mit dem ersehnten Ausreisestempel. Jetzt fahr endlich über diese verdammte Brücke! -.- Geschlagene 38 min nach Abfahrt in Brest fuhr der Zug endlich über diese verdammte Brücke…
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118 – 122 Nochmal über die Brücke zum Bahnhof
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123 Der Zug von Bild 122 in Groß
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124 Die Anzeige ist auf Weißrussisch
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125 – 126 Noch ein Dieselzug, wie schon Bild 104 im nördlichen Teil des Bahnhofs
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127 Dort liegt offensichtlich Normalspur
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128 – 130 Die Fotos sind nicht gut, aber der ein oder andere kann sicher meine Erleichterung nachvollziehen ;-)
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131 – 132 Mauersegler am polnischen Grenzbahnhof Terespol
In Terespol kam der polnische Zoll ins Abteil und plapperte auf Polnisch los: „Guten Abend. Sie haben Weißrussland verlassen. Ich führe die polnische Zollkontrolle durch. Bla bla. Haben Sie irgendwas dabei, Alkohol, Zigaretten. Bla… Bla bla.“ Er stockte und fragte auf Polnisch: "Verstehen Sie mich?" Die Russen in meinem Abteil nur: "Нет". Dann wiederholte er das ganze Gesums auf Russisch. Ich dachte ‚Ich bin nicht verpflichtet, Polnisch oder Russisch zu beherrschen. Er sieht, dass ich einen deutschen Pass in der Hand halte. Ich sage jetzt einfach mal gar nichts :D‘. Die Kontrolle war äußerst lasch, ich hatte – natürlich legalerweise – eine Flasche Wodka und mir noch nicht mal Mühe gemacht, sie zu verstecken, und dennoch hat er sie nicht gesehen. :D Der slowakische Zoll hat damals meinen kompletten Koffer durchwühlt und alles, was nicht bei Drei auf den Bäumen war, einfach auf den Boden geschmissen...^^ Letztlich hat der Zoll doch überall die Aufgabe, einen möglichst schlechten Eindruck zu hinterlassen, um zu sagen: Leg dich bloß nicht mit uns an! In Terespol war trotz leicht verspäteter Ankunft nach der übermäßig langen weißrussischen Kontrolle ausreichend Zeit, denn die polnische Grenzkontrolle war schnell beendet.
Der Russentalgo bestand aus zwanzig Wagen, im ersten und letzten ist nur Technik untergebracht. Aufgrund der geringen Wagenlänge haben die 2.-Klasse-Wagen (vergleichbar mit Kupe) nur je fünf Abteile. Der Talgo ist von der Laufruhe her gut, aber im Technikschrank direkt neben mir hinter der Abteilwand brummte irgendwas die ganze Zeit urst laut... Die Dosierung der weißrussischen Medikamente ist offensichtlich nicht für Menschen, sondern für Pferde: Bereits am Abend hielt mein Bauch dicht.^^ Die Russen in meinem Abteil starteten immerhin dreimal den Versuch, sich mit mir zu unterhalten, aber es klappte einfach nicht. :D In Warschau (1:45 h hinter Terespol) waren wir kurz nach Mitternacht und fuhren mit + 10 ab. Da 2018 die zentrale Strecke durch Polen gesperrt war, machte der Zug in Warschau Kopf und fuhr bis Iława im Nordosten Polens, wo er nachts gegen 2 Uhr abermals Kopf machte und über Posen nach Berlin fuhr. Morgens um kurz nach sechs fuhr er pünktlich über die Oder, danach bleib der Russentalgo mit Polenlok am deutschen Brückenkopf erstmal stehen.^^ Frankfurt/Oder wurde mit + 8 verlassen. Auffällig in Deutschland war wieder der schlechte Mobilfunkempfang – selbst westlich von Erkner gab es noch Funklöcher! Wegen der Verspätung entfiel der 10-minütige Betriebshalt in Erkner (lt. DSO-NZ-Übersicht), es ging nonstop zum Ostbhf., Ankunft dort auf die Minute pünktlich.
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133 Geil, das Verbot der Waffenmitnahme gilt offenbart nur vom 25.05. - 25.07. wegen der WM. Sonst darf die Russkij Mafia ihre Knarren mitbringen oder was!? :D Darüber der Fahrplan.
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134 Der Technik-Wagen
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135 Der Gang wirkt deutlich anders als in den bisherigen Zügen ;-)
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136 Spiegelung
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137 Angekommen
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138 Hier geht es sehr international zu
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139 – 141 Oioioioi – die Russen kommen. На здоровье, und schon sind sie da! ;-)
Ich fuhr mit einem Regio zum Mehdornium, wo ich noch 2 h vertrödeln durfte (mit schwerem Koffer kein Spaß^^). Aus Angst, der deutsche Zoll könnte den Zug mal so richtig auseinandernehmen, hatte ich entsprechend Puffer eingebaut, das Journey Continuation Agreement gilt nicht für Russland/Weißrussland (dort haben die Züge ja auch fast nie Verspätung, aber es zählt ja der Beförderer). DB Fernverkehr begrüßte mich mit: „Bitte beachten Sie die geänderte Wagenreihung: Abschnitt A - F Wagen 1 - 14.“ Sehr aufschlussreich, wie sollte es auch anders sein? Die 1. Klasse war ganz hinten – genau dort, wo dank der überaus hilfreichen Information zahlreiche Klassenfahrt-Gruppen standen. Der Zug wurde natürlich wieder ohne Reservierungsanzeigen bereitgestellt, die Schülergruppen trugen nicht gerade zu einer Reduzierung des Chaos bei. Wenigstens erschienen bei Abfahrt die Reservierungsanzeigen. Ich habe mich zum ersten Mal komforteingecheckt. Es gab prompt Mecker von der DB-Provodniza, weil ich anschließend mit einer amerikanischen Touristin den Platz getauscht hatte, damit sie am Fenster sitzt...^^ Die Fahrt war unspektakulär, Ankunft in München mit + 2, dank der umgekehrten Wagenreihung hab ich noch eine U-Bahn verpasst.
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142 Alter Mann
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143 Die Korrespondenz in Erfurt funktioniert – ui, wie exotisch!
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144 Vorbei…

Ab Moskau waren es 3.756 km, davon 736 in Russland, 810 in der Ukraine, 689 in Weißrussland, 821 (meiste!) in Polen und 709 in Deutschland. Die planmäßige Fahrtzeit betrug 40:03 h plus 5:12 h Zwischenhalte.

Es grüßt in Freiheit
Das Krümelmonster

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Was Du suchst, ist in Dir. Ansonsten ist es im Kühlschrank. Oder in der Kekspackung. :)

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Russenerlebnisse, Kap. 3: Widrige Russenrückreise (T4)

ktmb, Dienstag, 31.03.2020, 20:18 (vor 2085 Tagen) @ Krümelmonster
bearbeitet von ktmb, Dienstag, 31.03.2020, 20:18

Danke für den Bericht und die vielen Fotos von Bahnhöfen und Zügen! Interessant sind die Variationen beim Weißrussischen zum Russischen: Vuliza --> Uliza
Herzliche Grüße

Russenerlebnisse, Kap. 3: Widrige Russenrückreise (T4)

Krümelmonster, München, Donnerstag, 02.04.2020, 19:57 (vor 2083 Tagen) @ ktmb

Danke für den Bericht und die vielen Fotos von Bahnhöfen und Zügen! Interessant sind die Variationen beim Weißrussischen zum Russischen: Vuliza --> Uliza
Herzliche Grüße

Immer wieder gern! :-)

Neben der russischen Form улица (ulitsa) und der weißrussischen вуліца (vulitsa) gibt es noch die ukrainische вулиця (vulitsja). ;-)

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Дякую/Дзякуй!

JanZ, HB, Dienstag, 31.03.2020, 22:51 (vor 2085 Tagen) @ Krümelmonster

Danke auch für diesen Teil, vor allem, dass du trotz deiner zweifelhaften Verfassung noch so viele Bilder gemacht hast :-)!

Russenerlebnisse, Kap. 3: Widrige Russenrückreise (T4)

Alibizugpaar, Köln (im Herzen immer noch Göttinger), Dienstag, 31.03.2020, 23:02 (vor 2085 Tagen) @ Krümelmonster

Langsam, immerhin etwas schneller als zu Fuß ging es dann Richtung EU. Nun begann die Grenzkontrolle. Das wurde ja immer besser: Der weißrussische Zoll behauptete, das Transitvisum wäre nur für die Fahrt nach Russland gültig ... Meine größte Angst während der Kontrolle war ja, dass die Zöllner mein Handy begutachten würden ... Ich meinte: „Moment, ich habe meinen Pass nicht wieder!“ Er drehte sich weg und ging. „Danke für nichts!“ Irgendwann gab es doch den Pass mit dem ersehnten Ausreisestempel. Jetzt fahr endlich über diese verdammte Brücke! -.- Geschlagene 38 min nach Abfahrt in Brest fuhr der Zug endlich über diese verdammte Brücke

Hand auf's Herz: Hast Du in der Situation nicht gedacht 'ach säße ich jetzt bloß mit dem Quer durchs Land-Ticket in einer kleinen deutschen Nebenbahn-Schaukel und alle Sorgen wären von mir ab'? ;)


Ich habe mich zum ersten Mal komforteingecheckt. Es gab prompt Mecker von der DB-Provodniza, weil ich anschließend mit einer amerikanischen Touristin den Platz getauscht hatte, damit sie am Fenster sitzt

Und so sind die Rollen verteilt: Gerade eben wird der verdächtige Reisende noch von sowjetischen Apparatschiks durchgekaut und sauergekocht. Aber kaum über die Oder gerollt ist er es selber, der das Personal ärgert. Arglistig den Comfortcheck-Sitzplatz tauschen geht ja mal gar nicht.


Eine interessante Reise, zudem mit einer recht frischen und teilweise amüsanten Feder geschrieben. Für solche zweifelhaften Erlebnisse hätte ich inzwischen aber weder das Bedürfnis noch das nötige sprachliche Werkzeug, schon gar nicht aber das Nervenkostüm. Und erst recht nicht den erforderlichen feuerfesten Magen-Darm-Trakt. Nachdem Du beide Medikamente eingenommen hattest fing es direkt auch bei mir unten an zu grummeln...

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Gruß, Olaf

"Die Reise gleicht einem Spiel; es ist immer Gewinn und Verlust dabei und meist von der unerwarteten Seite."

Goethe an Schiller 1797

Russenerlebnisse, Kap. 3: Widrige Russenrückreise (T4)

JanZ, HB, Dienstag, 31.03.2020, 23:06 (vor 2085 Tagen) @ Alibizugpaar

Für solche zweifelhaften Erlebnisse hätte ich inzwischen aber weder das Bedürfnis noch das nötige sprachliche Werkzeug, schon gar nicht aber das Nervenkostüm. Und erst recht nicht den erforderlichen feuerfesten Magen-Darm-Trakt.

Geht mir alles genauso, wobei es mit der Sprache noch am ehesten klappen würde.

Nachdem Du beide Medikamente eingenommen hattest fing es direkt auch bei mir unten an zu grummeln...

Bei mir schon vorher. Zum Glück habe ich meine Russlandreise ohne derartige Vorkommnisse absolviert.

Russenerlebnisse, Kap. 3: Widrige Russenrückreise (T4)

Krümelmonster, München, Donnerstag, 02.04.2020, 19:57 (vor 2083 Tagen) @ Alibizugpaar

Hand auf's Herz: Hast Du in der Situation nicht gedacht 'ach säße ich jetzt bloß mit dem Quer durchs Land-Ticket in einer kleinen deutschen Nebenbahn-Schaukel und alle Sorgen wären von mir ab'? ;)

Ehrlich gesagt dachte ich einfach nur: ‚Wenn er jetzt mein Handy sehen möchte, bleibe ich an mein Lebensende in diesem Land. Zwar nicht lange, aber auch nicht schön…‘


Eine interessante Reise, zudem mit einer recht frischen und teilweise amüsanten Feder geschrieben. Für solche zweifelhaften Erlebnisse hätte ich inzwischen aber weder das Bedürfnis noch das nötige sprachliche Werkzeug, schon gar nicht aber das Nervenkostüm. Und erst recht nicht den erforderlichen feuerfesten Magen-Darm-Trakt. Nachdem Du beide Medikamente eingenommen hattest fing es direkt auch bei mir unten an zu grummeln...

Danke für die lobenden Worte, auch den Verfassern der anderen Antworten!
Ursprünglich kam bei mir einfach nur der Gedanke auf, dass mir in Europa doch gar nicht mehr so viele Länder fehlen. ;-) Deshalb habe ich erstmal fleißig Routen geplant und mich erst kurz vorher mit den Ländern im Detail befasst, als es eh kein Zurück mehr gab. ;-) Das erklärte die Punkte Bedürfnis & Nervenkostüm.
In neue Sprachen kann ich mich schnell hineinfinden, gerade wenn ich schon eine ähnliche Sprache kann. Selbst wenn nicht fallen mir die Floskeln anfangs relativ leicht.

Generell hat die Region meines Erachtens nicht den Ruf, besonders häufig Verdauungsprobleme zu verursachen. Das hört man ja eher aus dem Arabischen Raum. ;-)
Wahrscheinlich hatte ich bloß einmal Pech, aber wenn dann richtig. :D

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Russenerlebnisse, Kap. 3: Widrige Russenrückreise (T4)

Veit, Mittwoch, 01.04.2020, 00:56 (vor 2085 Tagen) @ Krümelmonster

Danke fürs das mit auf die Reise nehmen.

Auf den Bildern 6, 43 und 135 sind verschiedene Gestaltungen von Gangfenstern,
bei denen das Geländer Umwege läuft, oder unterbrochen ist.
Sind das Notausstiegsfenster?

Russenerlebnisse, Kap. 3: Widrige Russenrückreise (T4)

ArbitroCollina, Donnerstag, 02.04.2020, 09:49 (vor 2084 Tagen) @ Veit

Hallo Veit

Ich denke bei den Talgofenster (Bild 135) trifft das mit den Notausstiegsfenstern zu. Bei den anderen Wagen ist mir bei den bisherigen Reisen nichts dergleichen aufgefallen.

Gruss
Christian

Russenerlebnisse, Kap. 3: Widrige Russenrückreise (T4)

Krümelmonster, München, Donnerstag, 02.04.2020, 19:58 (vor 2083 Tagen) @ Veit

Danke fürs das mit auf die Reise nehmen.

Auf den Bildern 6, 43 und 135 sind verschiedene Gestaltungen von Gangfenstern,
bei denen das Geländer Umwege läuft, oder unterbrochen ist.
Sind das Notausstiegsfenster?

Ich finde es immer interessant, worauf andere achten. Das wäre mir nie aufgefallen! :D

Leider kann ich auch in der Vergrößerung der Original-Bilder nicht die Schilder über den Fenstern erkennen oder ob es solche Schilder auch über anderen Fenstern gibt.
Ob das Notausgänge sind, kann ich also wirklich nicht sagen. Vielleicht gibt es ja hier einen Spezialisten aus der Region? ;-)

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Russenerlebnisse, Kap. 3: Widrige Russenrückreise (T4)

Yassakka, München, Montag, 04.05.2020, 20:50 (vor 2051 Tagen) @ Krümelmonster

Danke für diesen kurzweiligen aber sehr interessanten Bericht aus einer für mich sehr inbekannten Ecke.
Auch wenn ich zugeben muss, dass ich mich unangemessener Weise stärker über deine Medikationsexperimente amüsiert habe, als ich hätte sollen. :)

Solange alles am Ende gut ausgeht ist es eine gelungene Reise! ;)

Russenerlebnisse, Kap. 3: Widrige Russenrückreise (T4)

Krümelmonster, München, Donnerstag, 07.05.2020, 20:05 (vor 2048 Tagen) @ Yassakka

Danke für diesen kurzweiligen aber sehr interessanten Bericht aus einer für mich sehr inbekannten Ecke.
Auch wenn ich zugeben muss, dass ich mich unangemessener Weise stärker über deine Medikationsexperimente amüsiert habe, als ich hätte sollen. :)

Solange alles am Ende gut ausgeht ist es eine gelungene Reise! ;)

Die Medikamente hebe ich auf jeden Fall auf! So wirkungsvoll, wie die waren, können die sich in dieser Region immer als nützlich erweisen. ;-)

Es grüßt
Das Krümelmonster

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Russenerlebnisse, Kap. 3: Widrige Russenrückreise (T3)

Alibizugpaar, Köln (im Herzen immer noch Göttinger), Dienstag, 31.03.2020, 22:04 (vor 2085 Tagen) @ Krümelmonster
bearbeitet von Alibizugpaar, Dienstag, 31.03.2020, 22:04

eine grimmige Pass-Kontrolleurin ... Stattdessen hielt sie jede verdammte Seite von meinem Pass gegens Licht und prüfte mit einer Lupe die Wasserzeichen ... Sie war ungelogen fast 10 min mit meinem Pass beschäftigt ... Das ganze Prozedere diente einzig dazu, mir zu zeigen, wie willkommen ich in dem Land bin.

Ja tüllich, da machen auch uniformierte Frauen einen auf dicke Eier. Habe mich bei den Zeilen direkt gefragt wie sie wohl reagiert hätte, wenn Du statt ihrem dargebotenen Staatszirkus aufmerksam zu folgen eher demonstrativ gelangweilt in einem Buch geblättert hättest von wegen 'mir egal, ob sie nun 5 oder 55 Minuten mit ihrer Dienstlupe prüft'.

:D

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Gruß, Olaf

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Goethe an Schiller 1797

Russenerlebnisse, Kap. 3: Widrige Russenrückreise (T3)

Krümelmonster, München, Donnerstag, 02.04.2020, 19:58 (vor 2083 Tagen) @ Alibizugpaar

Ja tüllich, da machen auch uniformierte Frauen einen auf dicke Eier. Habe mich bei den Zeilen direkt gefragt wie sie wohl reagiert hätte, wenn Du statt ihrem dargebotenen Staatszirkus aufmerksam zu folgen eher demonstrativ gelangweilt in einem Buch geblättert hättest von wegen 'mir egal, ob sie nun 5 oder 55 Minuten mit ihrer Dienstlupe prüft'.

:D

Allzu fit war ich ja nicht zu dem Zeitpunkt. Zudem gibt man seinen Pass ungern aus der Hand, wenn man ohne ihn nicht einmal bis zum nächsten Konsulat käme.
Nachts um drei ein Buch aufzuschlagen, wäre wohl nicht sonderlich glaubwürdig. ;-)

Aber man wird ja ält, ääh besser und damit auch erfahrener. ;-)

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Russenerlebnisse, Kap. 3: Widrige Russenrückreise (T1)

martarosenberg, Dienstag, 31.03.2020, 23:36 (vor 2085 Tagen) @ Krümelmonster

Von Moskau nach Charkow liegt der reguläre Preis bei über 100 € im Kupé (4er-Abteil, die mittlere der drei Komfort-Kategorien).

Ach, ich habe vergangenen Sommer auf der Rückfahrt vom Байкал dann für das kurze Stück in die Ukraine gemacht:

Moskva -> Brjansk: Binnenzug der RZD.
Brjansk (RU) -> Konotop (UA): Den CFM-Zug Moskva -> Chisinau.
In Konotop erstmal ins Bahnhofszimmer.

Preis weiß ich nicht mehr, aber deutlich unter Deinem.

Sitzwagen + Platskartny.

Alles Tagesfahrt.

Der Zug nach Chisinau war abends in Konotop und währe grob Mitternacht rum (etwas eher) in Kyiv gewesen.

Alles buchbar über pass.rzd.ru.

Ohne Stückeln wäre es teurer gewesen, um die 8000 Rubel.

Russenerlebnisse, Kap. 3: Widrige Russenrückreise (T1)

Sören Heise, Region Hannover, Mittwoch, 01.04.2020, 09:25 (vor 2085 Tagen) @ martarosenberg

Moin,

falsch angängt, aber egal. Erstmal dankeschön für den Bericht.
Zur Sprachensituation in der Ukraine hast Du ja selbst was geschrieben. Charkiv/Charkov gehört zu den Regionen, in denen die Menschen russisch sprechen. Dennoch hatten da die grünen Männchen keinen Erfolg. Derzhprom am Freiheitsplatz war Dir offenbar kein Bild wert?

Direkte Zugfahrten zwischen Moskau und Polen (beide Richtungen) sind im Normalfall problemlos möglich, Du darfst halt keinen Aufenthalt in Belarus einlegen und musst einen umsteigefreien Zug nutzen. Transitvisum für die Fahrt zwischen der Ukraine und Polen war ein wenig seltsam, weil es da eine direkte Grenze gibt.

Brest und auch Grodno kann man von Polen aus übrigens auch visumfrei besuchen. Der Zug nach Grodno fährt sogar im Takt: Alle 24 Stunden. ;-)
Ich empfand sowohl die polnische als auch die weißrussische Kontrolle in Terespol bzw. Brest als absolut korrekt, aber wir hatten ja auch kein Visum. Das schrägste war noch der Hinweis in der Ausreisehalle in Brest, dass man im Pass kein Geld deponieren darf. ;-)

Viele Grüße
Sören

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Verstehen Sie Bahnhof!
Europa: Linkliste Fahrplantabellen und mehr

Russenerlebnisse, Kap. 3: Widrige Russenrückreise (T1)

Krümelmonster, München, Donnerstag, 02.04.2020, 19:58 (vor 2083 Tagen) @ Sören Heise

Moin,

Direkte Zugfahrten zwischen Moskau und Polen (beide Richtungen) sind im Normalfall problemlos möglich, Du darfst halt keinen Aufenthalt in Belarus einlegen und musst einen umsteigefreien Zug nutzen. Transitvisum für die Fahrt zwischen der Ukraine und Polen war ein wenig seltsam, weil es da eine direkte Grenze gibt.

Genau, praktisch soll es inzwischen ganz gut gehen.
Trotzdem würde ich persönlich versuchen es zu vermeiden, einfach weil es dem Gesetz nach illegal ist und es einem schlecht genaunten Beamten (dessen Laune womöglich einen völlig anderen Grund hat) reichlich Möglichkeiten gibt, dem Reisenden den Tag zu vermiesen. Oder das Jahr. ;-)


Brest und auch Grodno kann man von Polen aus übrigens auch visumfrei besuchen. Der Zug nach Grodno fährt sogar im Takt: Alle 24 Stunden. ;-)
Ich empfand sowohl die polnische als auch die weißrussische Kontrolle in Terespol bzw. Brest als absolut korrekt, aber wir hatten ja auch kein Visum. Das schrägste war noch der Hinweis in der Ausreisehalle in Brest, dass man im Pass kein Geld deponieren darf. ;-)

Viele Grüße
Sören

Für mich waren das definitiv die strengsten Kontrollen. Als korrekt empfand ich jedes Mal die Ukrainer!
Ich hege den Verdacht, dass mein Beamter gern einen Schein im Pass gesehen hätte. :p

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Was Du suchst, ist in Dir. Ansonsten ist es im Kühlschrank. Oder in der Kekspackung. :)

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Russenerlebnisse, Kap. 3: Widrige Russenrückreise (T1)

Krümelmonster, München, Donnerstag, 02.04.2020, 19:58 (vor 2083 Tagen) @ martarosenberg

Von Moskau nach Charkow liegt der reguläre Preis bei über 100 € im Kupé (4er-Abteil, die mittlere der drei Komfort-Kategorien).


Ach, ich habe vergangenen Sommer auf der Rückfahrt vom Байкал dann für das kurze Stück in die Ukraine gemacht:

Moskva -> Brjansk: Binnenzug der RZD.
Brjansk (RU) -> Konotop (UA): Den CFM-Zug Moskva -> Chisinau.
In Konotop erstmal ins Bahnhofszimmer.

Preis weiß ich nicht mehr, aber deutlich unter Deinem.

Sitzwagen + Platskartny.

Alles Tagesfahrt.

Der Zug nach Chisinau war abends in Konotop und währe grob Mitternacht rum (etwas eher) in Kyiv gewesen.

Alles buchbar über pass.rzd.ru.

Ohne Stückeln wäre es teurer gewesen, um die 8000 Rubel.

Stimmt, stückeln mit Fahrtunterbrechung wäre natürlich auch eine Option. Aber die Umsteigezeiten sind wahrscheinlich nicht gerade kurz. ;-)
In meinem Fall fand ich die Fahrt nach Charkow statt Kiew (wesentlich teurer) ganz praktisch, denn man fuhr abends ab und kam morgens an (21:45 – 08:51) und die Grenzkontrolle findet zu einer akzeptablen Zeit statt (06:30 – 07:30). Nach Kiew ist man deutlich länger unterwegs, und durch den größeren ukrainischen Anteil sind die Grenzkontrollen (dort ja dann beide) immer zur Unzeit.

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Russenerlebnisse, Kap. 3: Widrige Russenrückreise (T1)

ArbitroCollina, Mittwoch, 01.04.2020, 10:31 (vor 2085 Tagen) @ Krümelmonster

Hallo!

Besten Dank für den interessanten Reisebericht, den Du trotz der widrigen Umstände mit vielen Bildern garnieren konntest. Mich würde so eine kleine Tour durch Weissrussland ebenfalls reizen (evtl. mit einem Visum) und ist durch deine Ausführungen ein Stück weit wahrscheinlicher geworden ;-) ausserdem kann ich mir nun aufgrund der jetzigen Situation voraussichtlich drei Wochen an Ferien aufsparen, für die ich sicher gut Verwendung finde.

Interessanterweise habe ich mal gelesen, dass Weissrussisch am meisten dem Ukrainisch ähnelt (vom Vokabular her) finde jetzt auf die Schnelle allerdings die Quelle nicht.

Viele Grüsse
Christian

Russenerlebnisse, Kap. 3: Widrige Russenrückreise (T1)

Krümelmonster, München, Donnerstag, 02.04.2020, 19:58 (vor 2083 Tagen) @ ArbitroCollina

Hallo!

Besten Dank für den interessanten Reisebericht, den Du trotz der widrigen Umstände mit vielen Bildern garnieren konntest. Mich würde so eine kleine Tour durch Weissrussland ebenfalls reizen (evtl. mit einem Visum) und ist durch deine Ausführungen ein Stück weit wahrscheinlicher geworden ;-) ausserdem kann ich mir nun aufgrund der jetzigen Situation voraussichtlich drei Wochen an Ferien aufsparen, für die ich sicher gut Verwendung finde.

Aufgrund meiner Erfahrungen rate ich dir davon ab. Ich verstehe aber die Faszination an der Sache, solange man es nicht selbst gesehen hat. ;-)
Sprichst du denn solide Russisch?


Interessanterweise habe ich mal gelesen, dass Weissrussisch am meisten dem Ukrainisch ähnelt (vom Vokabular her) finde jetzt auf die Schnelle allerdings die Quelle nicht.

Genau, Weißrussisch ist Ukrainisch am ähnlichsten und umgekehrt. Gerade beim Wortschatz sollen die Unterschiede zwischen Weißrussisch und Russisch aber nicht so groß sein wie zwischen Ukrainisch und Russisch.
Für einen normalen Weißrussland-Besuch wirst du allerdings kein Weißrussisch brauchen. In den Städten wird überwiegend, wenn nicht ausschließlich Russisch gesprochen, selbst auf dem Land müssten es alle zumindest als Fremdsprache problemlos beherrschen. Es ist auch offizielle Amtssprache neben Russisch.

Hier steht im Abschnitt Talk: ;-)

There is little practical point in learning Belarusian, unless you want to impress the cultural elite or join the political opposition (which is highly inadvisable).

--
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Russenerlebnisse, Kap. 3: Widrige Russenrückreise (T1)

ArbitroCollina, Freitag, 03.04.2020, 11:20 (vor 2083 Tagen) @ Krümelmonster

Hallo!

Besten Dank für den interessanten Reisebericht, den Du trotz der widrigen Umstände mit vielen Bildern garnieren konntest. Mich würde so eine kleine Tour durch Weissrussland ebenfalls reizen (evtl. mit einem Visum) und ist durch deine Ausführungen ein Stück weit wahrscheinlicher geworden ;-) ausserdem kann ich mir nun aufgrund der jetzigen Situation voraussichtlich drei Wochen an Ferien aufsparen, für die ich sicher gut Verwendung finde.

Aufgrund meiner Erfahrungen rate ich dir davon ab. Ich verstehe aber die Faszination an der Sache, solange man es nicht selbst gesehen hat. ;-)
Sprichst du denn solide Russisch?

Hehe, ja vielleicht brauch ich auch erst noch genau solch einen Schockmoment um davon abgehalten zu werden ;)
Ich habe es mal angefangen und denke, dass ich mich zumindest notdürftig artikulieren kann sowohl auf Russisch als auch auf Ukrainisch. Müsste mich da allerdings sicherlich nochmal vertiefen.

Interessanterweise habe ich mal gelesen, dass Weissrussisch am meisten dem Ukrainisch ähnelt (vom Vokabular her) finde jetzt auf die Schnelle allerdings die Quelle nicht.

Genau, Weißrussisch ist Ukrainisch am ähnlichsten und umgekehrt. Gerade beim Wortschatz sollen die Unterschiede zwischen Weißrussisch und Russisch aber nicht so groß sein wie zwischen Ukrainisch und Russisch.
Für einen normalen Weißrussland-Besuch wirst du allerdings kein Weißrussisch brauchen. In den Städten wird überwiegend, wenn nicht ausschließlich Russisch gesprochen, selbst auf dem Land müssten es alle zumindest als Fremdsprache problemlos beherrschen. Es ist auch offizielle Amtssprache neben Russisch.

Hier steht im Abschnitt Talk: ;-)

There is little practical point in learning Belarusian, unless you want to impress the cultural elite or join the political opposition (which is highly inadvisable).

Vielen Dank dafür!

Russenerlebnisse, Kap. 3: Widrige Russenrückreise (T1)

kllaas, Mittwoch, 01.04.2020, 15:28 (vor 2084 Tagen) @ Krümelmonster

Hallöchen,

Da hoffe ich auf 2021, dass mit dem preiswerteten E-Visum für Russland es keine Probleme mehr mit einem selbst gewählten Reiseweg gibt. Egal ob mit oder ohne Weißrussland.

Abwarten und Caj trinken … Kristian

Russenerlebnisse, Kap. 3: Widrige Russenrückreise (T1)

Krümelmonster, München, Donnerstag, 02.04.2020, 19:58 (vor 2083 Tagen) @ kllaas

Hallöchen,

Da hoffe ich auf 2021, dass mit dem preiswerteten E-Visum für Russland es keine Probleme mehr mit einem selbst gewählten Reiseweg gibt. Egal ob mit oder ohne Weißrussland.

Abwarten und Caj trinken … Kristian

Ui, ist denn schon sicher, dass das E-Visum nächstes Jahr für alle Regionen Russlands kommt? Bzw. war es sicher, bevor das Virus anrückte?

Und kann man damit dann auch per Zug einreisen? Aktuell ist das ja nicht möglich.

Es grüßt
Das Krümelmonster

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Russenerlebnisse, Kap. 3: Widrige Russenrückreise (T1)

ICE277, Dienstag, 05.05.2020, 10:00 (vor 2051 Tagen) @ Krümelmonster

Hallo Krümelmonster, vielen Dank für deinen tollen Reisebericht. Ich habe im Sommer 1997 eine ähnliche Erfahrung gemacht, bin allerdings nicht so weit wie du gereist. Platzkartnij von Moskau nach Nishnij Nowgorod, also im rollenden Herbergssaal, war am günstigsten, 30 DM. Was mir heute noch in guter Erinnerung geblieben ist, war die wahnsinnige Hilfsbereitschaft der Mitreisenden beim Bettenmachen. Ich weiß nicht, ob die Strecke heutzutage ausgebaut ist, damals ging es mit etwa Tempo 50 Richtung Osten, knappe neun Stunden für 450 Kilometer.
Gruß
ICE277

Russenerlebnisse, Kap. 3: Widrige Russenrückreise (T1)

Krümelmonster, München, Donnerstag, 07.05.2020, 20:05 (vor 2048 Tagen) @ ICE277

Hallo Krümelmonster, vielen Dank für deinen tollen Reisebericht. Ich habe im Sommer 1997 eine ähnliche Erfahrung gemacht, bin allerdings nicht so weit wie du gereist. Platzkartnij von Moskau nach Nishnij Nowgorod, also im rollenden Herbergssaal, war am günstigsten, 30 DM. Was mir heute noch in guter Erinnerung geblieben ist, war die wahnsinnige Hilfsbereitschaft der Mitreisenden beim Bettenmachen. Ich weiß nicht, ob die Strecke heutzutage ausgebaut ist, damals ging es mit etwa Tempo 50 Richtung Osten, knappe neun Stunden für 450 Kilometer.
Gruß
ICE277

Hallo ICE277,

die Strecke müsste heute erheblich besser ausgebaut sein. Immerhin fahren dort mittlerweile Sapsan & Strizh (mit letzterem bin ich ja von Brest nach Berlin gefahren), in diesen Zügen dauert die Reise je nach Halteschema nur noch zwischen 3,5 und 4h.
Eine Reise im Platskartnyj empfinde ich tagsüber auch nicht als "schlimm", es ist ja letztlich nichts anderes als ein Großraum-Wagen. ;-) Aber da es permanent laut ist, wäre es nachts nichts für mich.^^

Es grüßt zurück
Das Krümelmonster

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