Mut zur langen Fahrtzeit im Nachtverkehr? (Allgemeines Forum)

gnampf, Donnerstag, 27.02.2020, 16:44 (vor 1514 Tagen) @ J-C

Wenn es Menschen gibt, die bereit sind, solche langen Distanzen zu fliegen, warum dann nicht auf der Schiene?

Weil sie auf der Schiene nicht 18h dafür brauchen, sondern noch viiieeeel länger, wenn es überhaupt möglich wäre. Damit wäre das nur dann eine Überlegung wenn es sich um eine Urlaubsfahrt handelt und als Teil des Urlaubs angesehen wird. Das wird aber bei eher wenigen der Fall sein, und hauptsächlich dann wenn das Angebot entsprechend komfortabel ausgestaltet ist... damit aber nichts mehr für den Studenten sondern für jemanden der schon genug Kohle nach Hause bringt.

Es ist in Russland und in Südosteuropa sogar ganz normal, dass eine Zugfahrt auch mal 16 Stunden oder gar mehr dauern kann, die RŽD ist bekanntlich ein Meister darin, lange Strecken durchgehend anzubieten - auch in Mitteleuropa, etwa mit dem Nachtzug Moskau - Nizza.

Tja, wenn fliegen mit Glück eine kleine Propellermaschine für viel Geld bedeutet... oder gar nicht möglich ist mangels Lande/Startmöglichkeiten. Oder wenn es wie oben beschrieben eben Teil des Urlaubs ist. Geschäftlich wird sich das da auch keiner antun.

Es heißt bei Nachtzügen der ÖBB mehr oder weniger, man könne das nur über den Nachtsprung realisieren. Einerseits kratzen Züge wie die von Berlin nach Wien und von Brüssel nach Wien stark an dieser Grenze, andererseits scheint ja eine immer höhere Bereitschaft zu bestehen, den Zug zu nutzen.

Für die Nacht, klar. Wenn es weiter gehen muß, was spricht dagegen dann umzusteigen in den Tagzug? Der zusätzliche Platz im Nachtzug müsste sonst ja tagsüber auch bezahlt werden.

Und daher frage ich mich: wäre es nicht an der Zeit, dass wir anfangen, wieder längere Linienläufe zu nehmen? Man hat ja im Nachtzug auch Sitzwagen, kann also auch Teilstrecken gut damit mitnehmen. Damit können Tagesrandverbindungen geschaffen werden, zur Hauptverkehrszeit könnten solche Züge das Angebot verstärken. Die Reisezeit am Tag kann ja super als Arbeitszeit genutzt werden. Die Schlafwagenabteile könnten um einen Arbeitsplatz erweitert werden, ein am-Platz-Service mit warmen Mahlzeiten könnte das Angebot abrunden. Eben die Annehmlichkeiten eines Langstreckenfliegers auf die Schiene bringen.

Auch Sitzwagen? Also nachts schlafe ich in der Koje, tags wechsel ich in den Sitzwagen? Und nachts ist der dann wiederum leer, damit ich tags da sitzen kann? So oder so ist der halbe Zug immer toter ungeutzter Ballast? Sinn macht das doch maximal wenn man den Schlafbereich umbauen und somit Tag und Nacht nutzen kann, so wie bei den alten Liegewagen oder Schlafabteilen. Ansonsten halt einfach umsteigen in den Tagzug. Für den Geschäftsmann spielt das doch eh keine Rolle, sofern die Anschlüsse sicher sind.
Arbeitsplatz im Schlafwagen... aber was soll man da arbeiten? Die Internetverbindung ist jetzt nicht wirklich zuverlässig, je weiter und abgelegener du unterwegs bist, desto schlechter wirds noch. Im Flieger dagegen ist das zwar teuer, aber dank Satellit zumindest theoretisch durchgehend verfügbar.

Die Arbeitswelt ist im Wandel, der klassische Arbeitsplatz im Büro scheint an Bedeutung zu verlieren. Ich glaube, es entsteht für genau solche Reisen durchaus ein Markt.

Ja, so wie auch Datenschutz... der würde nämlich so manchem verbieten in der Öffentlichkeit z.B. eines Sitzwagens zu arbeiten. Interessiert aber heute in der Tat schon viel zu wenige. Trotzdem wird sich wohl kaum einer dann freiwillig zig Tage in den Zug setzen, wenn er genauso gut 70% der Zeit noch zu Hause bei der Familie arbeiten und dann die Strecke fliegen (und auch da arbeiten) kann. Da müsste der Chef dann schon aufgrund Finanzen dazu drängen... sehr unwahrscheinlich, da er sich auf die Produktivität im Zug wie im Flieger wohl nicht verlassen kann, die Zeit aber trotzdem zahlen muß. Im Zweifel selbst wenn derjenige nichts macht.

Klar kann man sagen, man könnte auch Hochgeschwindigkeitsstrecken im Nachtverkehr nutzen, doch werden diese nicht nur in Deutschland bereits rege vom Güterverkehr genutzt - als solche erhöhen sie ja auch die Lebensqualität entlang der Strecken, wo die Güterzüge sonst fahren würden und deswegen fahren die Nightjets ja auch nicht auf Schnellfahrstrecken wie Hannover - Würzburg.

sie fahren da nicht weil sie keine Trasse da bekommen. Ansonsten würden sie wohl auch lieber da fahren, je weniger km desto günstiger dürfte es bei den Trassen werden.

Mag sein, dass das nicht für jeden Anwendungsfall eine Lösung ist, aber ich bin davon überzeugt, dass es einen Markt dafür geben kann, der profitabel ist.

einen Markt für Luxus-Urlaubszüge gibts bestimmt. Groß ist er aber nicht, und eher saisonal. Für Geschäftsleute sehe ich da nichts in der Hinsicht. Der klassische Nachtzug ja, aber nicht tagelange Zugfahrten.


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